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Speicher Steinzeug ist eine keramische Warenart die im Spatmittelalter und in der Neuzeit im Topferort Speicher in der Sudeifel produziert wurde Das Spektrum der hergestellten Steinzeuggefasse umfasste vor allem einfaches Gebrauchsgeschirr Speicher gehorte neben Binsfeld und Herforst zu den Zentren der Eifelkeramik die zum Rheinischen Steinzeug zahlt Kunsthandwerklich hochstehendes Steinzeug von uberregionaler Bedeutung wie es aus Koln Raeren oder Siegburg bekannt ist wurde in Speicher nicht gefertigt Inhaltsverzeichnis 1 Historische Entwicklung 2 Forschungsgeschichte 3 Literatur 4 EinzelnachweiseHistorische Entwicklung Bearbeiten source source source source source source source source Video Herstellung von Bartmannskrugen in Speicher Eifel 1979Bereits in romischer und frankischer Zeit waren in Speicher Topfer ansassig Im 12 Jahrhundert begann die Produktion von Faststeinzeug Eine erste urkundliche Erwahnung der Speicher Topfer datiert in das Jahr 1293 Ab dem fruhen 14 Jahrhundert begannen Speicher Topfermeister mit der Herstellung von echtem Steinzeug Sie schlossen sich damit der Entwicklung der anderen rheinischen Topferzentren an die in Siegburg und Koln ihren Anfang nahm Charakteristisch fur die teilweise mit einer Salzglasur versehenen Gefasse war ein gelbgrauer Scherben Das Formenspektrum bestand im 14 und 15 Jahrhundert aus einfachem Gebrauchsgeschirr und unterschied sich kaum von den Typen die im ubrigen Rheinland gefertigt wurden Charakteristisch fur mittelalterliche Gefasskeramik aus Speicher ist eine scharfe Lippe spiralformige aussenliegende Drehrillen und ein ausladender Wellenfuss Die fruhen Gefasse hatten noch eine dunkle violettbraune Schlammengobe mit unregelmassiger Salzglasur die bei den Gefassen des 16 und 17 Jahrhunderts gleichmassiger wurde Im 16 und 17 Jahrhundert kam vereinzelt auch eine kobaltblaue Bemalung vor Das Trierer Domkapitel erlaubte 1485 den Topfermeistern von Speicher Binsfeld und Herforst die Grundung einer Zunft die sich Eulner Bruderschaft nannte und dem Heilig Kreuz Altar der Pfarrkirche von Speicher pflichtschuldig war Im 17 Jahrhundert kam es infolge des Dreissigjahrigen Krieges zu einem wirtschaftlichen Einbruch der Topferindustrie in der Sudeifel Mitte des 17 Jahrhunderts waren in Speicher nur noch funf Topfermeister ansassig Wahrend des 18 Jahrhunderts siedelten sich Topfer aus dem Westerwald in der Sudeifel an Das Topferzentrum dehnte sich von Speicher uber Bruch nach Niersbach und Zemmer aus 1722 grundeten die Brucher Topfer eine eigene von der Eulner Bruderschaft unabhangige Zunft Dennoch teilten sie sich weiterhin die Tonlagerstatten Die eingewanderten Topfer brachten ihr technisches Wissen um die Herstellung von blau grauer Ware im Stil des Westerwalder Steinzeugs mit Sie fuhrten die Redtechnik und die kobaltblaue Bemalung ein Dadurch erlebte das Speicher Steinzeug einen neuen Aufschwung der bis ins 19 Jahrhundert anhielt Das Formenspektrum erweiterte sich um Teller Schusseln Flaschen Kannen Butterfasser und andere sonst fur den Westerwald typische Erzeugnisse Gefasse mit kunsthandwerklich hochstehenden Dekoren wurden in der Sudeifel jedoch auch in dieser Zeit nicht hergestellt Im Verlauf des 19 Jahrhunderts ging die Nachfrage nach Steinzeug europaweit zuruck Die Topfer gaben nach und nach auf Ende des 19 Jahrhunderts war lediglich ein Topferbetrieb ubrig Jacob Plein Wagner grundete 1868 die Steinwarenfabrik Jakob Plein Wagner amp Sohne die vor allem Milchsatten Gefasse zum Entrahmen oder Sauern von Milch herstellte 1886 begann Plein Wagner mit der industriellen Herstellung eines Milchentrahmers in Sattenform auf den er ein Patent erhielt und der bis 1910 rund eine Million Mal verkauft wurde 1 Die Firma stellt heute unter dem Namen PLEWA Schornsteinsysteme her und unterhalt ein privates Keramikmuseum mit Exponaten aus der lokalen Steinzeugproduktion aus der Sammlung Jacob Plein Wagner Forschungsgeschichte BearbeitenErstmals veroffentlichte Siegfried Loeschcke 1922 einen Aufsatz zum Speicher Steinzeug in den Trierischen Heimatblattern 2 Zu fachgerechten archaologischen Ausgrabungen ist es bisher in Speicher nicht gekommen Es sind jedoch zahlreiche abgegangene Ofen im Ortsgebiet bekannt die noch nicht untersucht sind 1979 wurden bei Bauarbeiten auf dem Marktplatz in Speicher grossere Scherbenlager entdeckt Einige dieser Funde gelangten ins Rheinische Landesmuseum Trier und wurden 1990 von Peter Seewaldt teilweise vorgelegt 3 Literatur BearbeitenKlaus Freckmann Rheinisches Topferhandwerk Eifel Mosel Hunsruck Nahe Rheinhessen Rheinland Verlag Koln 1977 Barbel Kerkhoff Hader Lebens und Arbeitsformen der Topfer in der Sudwesteifel Ein Beitrag zur Steinzeugforschung im Rheinland Rheinisches Archiv 110 Bonn 1980 Siegfried Loeschcke Tonindustrie von Speicher und Umgebung Trierische Heimatblatter 1 Lintz Verlag Trier 1922 Peter Seewaldt Rheinisches Steinzeug Bestandskatalog des Rheinischen Landesmuseums Trier Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier Nr 3 Rheinischen Landesmuseums Trier Trier 1990 S 21ff Rolf Wihr Die Herstellung salzglasierten Steinzeugs in einer Topferei der Sudeifel Keramos 61 1973 S 49 58 Katalog der Sammlung Jacob Plein Wagner PDF Dokument 658 kB Einzelnachweise Bearbeiten Gregor Brand Jakob Plein Wagner Meistertopfer Unternehmer und Kunstler aus Speicher In Eifelzeitung 4 Mai 2011 abgerufen am 17 Januar 2014 Als wesentliche technische Neuerung gelang ihm 1886 die Entwicklung eines Milchentrahmers in Sattenform Loeschke 1922 Seewaldt 1990 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Speicher Steinzeug amp oldid 219034165