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Das Soa Becken ist ein Becken westlich des Zentrums der langgestreckten indonesischen Insel Flores Es hat eine Flache von annahernd 200 Quadratkilometern und ist seit langem als palaontologische und archaologische Fundstatte bekannt Das Becken wurde nach der Gemeinde Soa benannt die an seinem westlichen Ende liegt Beispielsweise fand man 1994 und 1997 am Oberlauf des Flusses Ae Sissa im Bereich der Fundstelle Mata Menge Steinwerkzeuge aus dem Altpleistozan die einer Zirkon Spaltspurendatierung zufolge 880 000 70 000 bis 800 000 70 000 Jahre BP alt sind 1 Noch alter sind Steinwerkzeuge aus der Mata Menge benachbarten Fundstelle Wolo Sege die im Jahr 2010 auf 1 02 0 02 Millionen Jahre datiert wurden Diese Funde gelten als Beleg fur eine sehr fruhe Besiedlung der Insel durch Gruppen von Hominini und damit fur eine potentiell mogliche allmahliche Inselverzwergung ihrer Nachkommen auf Flores 2 deren mutmasslich letzte Abkommlinge Homo floresiensis rund 100 Kilometer westlich des Beckens in der Hohle Liang Bua entdeckt wurden 2016 wurde bekannt dass aus der Fundstelle Mata Menge 700 000 Jahre alte hominine Fossilien geborgen wurden die moglicherweise zu den Vorfahren von Homo floresiensis gehorten 3 Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Geologie 2 Geschichte der Erforschung 3 Literatur 4 BelegeLage und Geologie Bearbeiten nbsp Soa Becken Kleine Sundainseln Soa Becken nbsp Fundstelle Wolo SegeDas Soa Becken auf der Insel FloresDas rund 20 10 Kilometer grosse Soa Becken wird heute durch den Ae Sissa genannten Fluss und dessen Zulaufe geformt die nach Nordosten zur Floressee entwassern Oberhalb seines sudwestlichen Endes liegt die Stadt Bajawa sudlich das Ngada Dorf Boawae Das Becken befindet sich auf einer Hohe von bis zu 400 Metern uber dem Meeresspiegel die angrenzenden Hohenzuge reichen bis auf rund 1000 Meter hinauf einige teils noch aktive teils inaktive Vulkane sind mehr als 2000 Meter hoch Im Becken uberragen zahlreiche kleine Hugel das ansonsten recht flache Savannen artige Grasland in das jedoch immer wieder durch die Gewasser tiefe Schluchten eingeschnitten sind 4 Die geologische Schichtung des Soa Beckens besteht aus zwei grossen stratigraphischen Einheiten Zum einen ist dies das Ola Kile Formation genannte Grundgebirge aus andesitischen Brekzien Ablagerungen pyroklastischer Strome und Laharen mit gelegentlich eingebettetem Schluffstein Sandstein und Gestein aus ehemaligen Lavastromen deren Mindestalter 1 86 0 12 Millionen Jahre betragt Uber diesem Grundgebirge liegt die deutlich jungere Ola Bula Formation eine rund 100 Meter dicke Schicht aus wechselnden Anteilen teils vulkanischen Ursprungs teils aus Ablagerungen von Flussen oder Seen stammend 2 Ihr sitzt eine Kappe aus Kalkstein bezeichnet als Gero Limestone auf die sich ebenfalls in einem Gewasser gebildet hat Die Sedimente des Soa Beckens lassen den Schluss zu dass es die meiste Zeit seiner Existenz einen grossen See oder eine Kette kleinerer Seen enthielt die in unregelmassigen Abstanden trocken fielen wenn sich jeweils ein neuer Abfluss in das umschliessende Gebirge eingeschnitten hatte Danach bildete sich wie in der Gegenwart eine Graslandschaft aus die durch Erosion abgetragen wurde wahrend sich in den Gewassern zuvor Sediment abgelagert hatte Geschichte der Erforschung BearbeitenDie ersten grundlegenden Feldstudien im Soa Becken hatte Mitte der 1950er Jahre der katholische Priester Theodor Verhoeven vorgenommen der Alte Geschichte an der Universitat Leiden studiert und fur seine Master Arbeit in Pompeji geforscht hatte Verhoeven war durch den Raja von Nagakeo auf die dort nahe der aufgegebenen Ortschaft Ola Bula durch Erosion zutage tretenden Knochen aufmerksam gemacht worden Das Ergebnis seiner grossflachigen Grabungen vor allem Funde von Stegodon Knochen publizierte Verhoeven erstmals 1958 5 Es folgten ab 1960 geologische Erkundungen durch den Geological Survey of Indonesia deren Ergebnisse 1961 unter anderem die Benennung der beiden Bodenformationen Ola Kile und Ola Bula Formation zur Folge hatten 1963 legte Verhoeven 3 5 Kilometer westlich seiner ersten Grabungsstelle an den Mata Menge und Boa Lesa genannten Fundstellen neben weiteren Stegodon Fossilien erstmals auch Steinwerkzeuge frei unter anderem Chopper und Faustkeile Verhoeven schloss daraus dass Stegodon und fruhe Individuen der Gattung Homo gleichzeitig auf Flores gelebt hatten Weil auf Java nachgewiesen worden war dass dort Homo erectus und Stegodon vor rund 750 000 Jahren koexistierten vermutete Verhoeven zudem dass die Steinwerkzeuge von Flores ahnlich alt seien und Homo erectus demnach auch Flores besiedelt hatte Zwei 1970 gemeinsam mit dem Priester Johannes Maringer publizierte Fundberichte 6 blieben jedoch in Kreisen der Palaoanthropologen unbeachtet weil der Datierung misstraut und unterstellt wurde dass die Steinwerkzeuge zufallig in tiefere Stegodon fuhrende Bodenschichten geraten sein konnten 4 Zudem war Flores selbst wahrend der Eiszeiten vollstandig von Wasser umgeben und man traute dem Homo erectus nicht zu dass er hochseetuchtige Wasserfahrzeuge bauen konnte Ins Blickfeld der Forschung ruckte das Soa Becken erst wieder Anfang der 1990er Jahre als Paul Sondaar 1934 2003 von der Universitat Utrecht ein Schuler von Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald mit speziellem Interesse am Prozess der Inselverzwergung Mata Menge besuchte und in deren Nachbarschaft eine neue Fundstelle Tangi Talo auch Bhisu Sau erschloss wo er Fossilien eines Zwerg Stegodons und einer Riesenschildkrote entdeckte 1985 war Sondaar bei Ausgrabungen in der Grotta Corbeddu auf Sardinien zufallig in Kontakt mit Verhoeven gekommen der langst im Ruhestand die Grabungen besichtigte Dadurch erfuhr Sondaar von der Vermutung dass Homo erectus bereits vor 750 000 Jahren Flores erreicht haben konnte was ihm seinerseits die Vermutung nahelegte dass die Zwerg Stegodons auf Flores infolge der Besiedelung durch Homo erectus ausgestorben sein konnten jungere Stegodon Fossilien waren deutlich grosser als die alteren was auf eine Zuwanderung von grosswuchsigen Individuen nach dem Aussterben der Zwergformen zuruckgefuhrt wurde 1992 und 1994 erbrachten Feldstudien durch Sondaar Fachroel Aziz und andere tatsachlich dass erneut bei Mata Menge geborgene Steinwerkzeuge und Stegodon Knochen rund 730 000 Jahre alt sind 7 doch auch diese Datierung wurde von der Fachwelt zunachst angezweifelt Erst nachdem 1998 eine Altersbestimmung weiterer Funde per Zirkon Spaltspurendatierung in der Fachzeitschrift Nature veroffentlicht worden war 1 wurde die Besiedelung von Flores durch Individuen der Gattung Homo bereits wahrend des Altpleistozans anerkannt Es folgte von 1998 bis 2001 eine vom Australian Research Council geforderte Grabungskampagne unter Leitung von Fachroel Aziz und Mike Morwood in deren Verlauf das Soa Becken neu kartiert und per Luftbildfotografien dokumentiert wurde In dieser Zeit wurden ferner unter anderem 16 Stegodon Fundstatten erschlossen und alle Fossilien Fundstatten radiometrisch datiert Weitere Grabungen fanden zwischen 2003 und 2006 statt die nunmehr vor allem dem Ziel dienten die Siedlungsgeschichte Zuwanderung und Aussterben von Homo erectus aufzuklaren In dieses gleichfalls vom Australian Research Council finanzierte Projekt wurden auch Ausgrabungen auf Java und in anderen Gebieten von Flores einbezogen so unter anderem in der Hohle Liang Bua in der auch Theodor Verhoeven bereits 1965 Fossilien ausgegraben hatte und in der 2003 die ersten Uberreste von Homo floresiensis gefunden wurden Seit 2010 und bis 2015 lauft die Finanzierung fur eine dritte Grabungskampagne im Soa Becken aus Mitteln des Australian Research Council unter Leitung von Mike Morwood Adam Brumm und Gert van den Bergh die unter anderem darauf abzielt fossile Belege fur die Existenz von fruhen Vertretern der Gattung Homo zu bergen 8 Hierzu wurden unter Einsatz von Planierraupen zunachst insgesamt 2000 Quadratmeter Gelande von Bewuchs und jungeren Erdschichten geraumt danach wurde im Untergrund von mehr als hundert lokalen Helfern systematisch gegraben 9 Nach hunderten Steinwerkzeugen und tausenden Tier Fossilien wurden im Oktober 2014 dann tatsachlich fossile Uberreste von mindestens drei Individuen der Gattung Homo einem Erwachsenen und zwei Kindern geborgen 3 Literatur BearbeitenLost World of the Little People In National Geographic April 2005 Robert G Bednarik The maritime dispersal of Pleistocene humans In Migration and Diffusion Band 3 Nr 10 2002 S 6 33 Belege Bearbeiten a b Mike J Morwood et al Fission track ages of stone tools and fossils on the east Indonesian island of Flores In Nature Band 392 1998 S 173 176 doi 10 1038 32401 a b Adam Brumm Gitte M Jensen Gert D van den Bergh Michael J Morwood Iwan Kurniawan Fachroel Aziz Michael Storey Hominins on Flores Indonesia by one million years ago In Nature Band 464 2010 S 748 752 doi 10 1038 nature08844 Hobbit Vorfahren Vor einer Million Jahren lebten schon Menschen auf der indonesischen Insel Floresheise Auf heise de vom 20 Marz 2010 a b Gerrit D van den Bergh et al Homo floresiensis like fossils from the early Middle Pleistocene of Flores In Nature Band 534 2016 S 245 248 doi 10 1038 nature17999 a b Fachroel Aziz und Michael J Morwood Introduction Pleistocene Geology Palaeontology and Archaeology of the Soa Basin Central Flores Indonesia In Fachroel Aziz Michael J Morwood und Gert D van den Bergh Hrsg Pleistocene Geology Palaeontology and Archaeology of the Soa Basin Central Flores Indonesia Publication of the Centre for Geological Survey Ministry of Energy and Mineral Resources Republic of Indonesia Special Publication No 36 2009 S 1 17 ISSN 0852 873X Theodor Verhoeven Pleistozane Funde in Flores In Anthropos Band 53 1958 S 264 265 Johannes Maringer Theodor Verhoeven Die Steinartefakte aus der Stegodon Fossilschicht von Mengeruda auf Flores Indonesien In Anthropos Band 65 1970 S 229 247 Johannes Maringer Theodor Verhoeven Note on some stone artifacts in the National Archeological Institute of Indonesia at Djakarta collected from the Stegodon fossil bed at Boaleza in Flores In Anthropos Band 65 1970 S 638 639 Paul Yves Sondaar et al Changement de faune au Pleistocene moyen et colonisation de l ile de Flores Indonesie par Homo erectus In Comptes rendus de l Academie des sciences Serie 2 Sciences de la terre et des planetes Band 319 Nr 10 1994 S 1255 1262 ISSN 1251 8050 In search of the first Asian hominins excavations in the Soa Basin of Flores Indonesia Memento vom 6 Marz 2019 im Internet Archive Im Original publiziert auf dem Server der University of Wollongong im September 2011 Ewen Callaway Hobbit relatives hint at family tree In Nature Band 534 Nr 7606 2016 S 164 165 doi 10 1038 534164a Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Soa Becken amp oldid 229651162