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Shaun Greenhalgh 21 Juni 1960 in Bolton 1 ist ein britischer Maler Bildhauer und Kunstfalscher Uber einen Zeitraum von 17 Jahren zwischen 1989 und 2006 produzierte er eine grosse Zahl gefalschter Skulpturen Gemalde und Zeichnungen darunter angeblich eine Zeichnung von Leonardo da Vinci Er verkaufte seine Falschungen an Kunstmuseen uber Auktionshauser und an Privatleute Die lupenreine Provenienz lieferten seine Eltern George und Olive Greenhalgh die in den Schwindel mit einbezogen waren 2007 wurde Shaun Greenhalgh zu 4 Jahren und 8 Monaten Haft verurteilt Greenhalgh war als Falscher ausserordentlich vielseitig Er falschte Gemalde Zeichnungen Aquarelle und Porzellan war Bildhauer stellte Plastiken aus Ton her und goss antike Gebrauchsgegenstande und kunstgewerbliche Stucke aus Metall Der Zeitraum der Falschungen erstreckt sich von agyptischer 1350 1334 vor Chr und assyrischer Kunst ca 700 vor Chr uber die Renaissance bis zur klassischen Moderne mit Falschungen von Brancuși Degas Otto Dix Barbara Hepworth Paul Gauguin Thomas Moran Samuel Peploe Man Ray und die Gegenwartskunst im Fall von L S Lowrey Greenhalgh falschte bis auf wenige Ausnahmen keine Signaturen Zuschreibungen erfolgten durch Experten Vom 23 Januar bis 7 Februar 2012 zeigte das Victoria und Albert Museum in London in einer Ausstellung eine Auswahl seiner Falschungen Prasentiert wurde die Ausstellung von der Art and Antiques Unit der Metropolitan Police 2 Inhaltsverzeichnis 1 Fruhe Jahre 2 Arbeiten fur den Antikmarkt und den Kunsthandel 3 Werkstatt und Vertrieb 4 Ermittlungen und Verurteilung 5 Kunstmarkt 6 Film 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseFruhe Jahre BearbeitenShaun Greenhalgh wurde 1960 als sechstes von sieben Kindern des Ehepaars George und Olive Greenhalgh geboren Die Familie lebte in Bolton in einer kommunalen Wohnung und in bescheidenen Verhaltnissen Er besuchte die Eagley Junior School in Bolton und die Turton Comprehensive School in Bromley Cross Greater Manchester die er im Alter von 16 Jahren verliess Wie er in seinem Buch schreibt war er seit seiner Kindheit ein auffallend guter Zeichner nach seinen Aussagen hat sich seine Fertigkeit im Zeichnen seit seinem 11 Lebensjahr nicht mehr verbessert 3 Ausser in der Schule hat er niemals Kunstunterricht erhalten Er ist Autodidakt Seine Kenntnisse uber Kunst und Kunstgeschichte erarbeitete er sich aus Buchern Auktionskatalogen und bei seinen regelmassigen Besuchen im Boltoner Museum der Museumsbibliothek und der John Rylands University Library in Manchester Als Teenager machte er seine erste Reise nach Rom wo er neben dem Petersdom vor allem Fresken und Bilder von Renaissance Kunstlern Raffaels Stanzen besichtigte und zum ersten Mal Skulpturen von Giambologna und Bernini in originaler Grosse sah 4 nbsp Pfeifenkopf mit dem Portrat von William Ewart Gladstone 1850 1900 The Portable Antiquities Scheme Der Darstellung in seiner Autobiographie zufolge stellte er schon wahrend seiner Schulzeit Objekte fur den lokalen Antikmarkt her Viktorianische Pfeifenkopfe die zum Beispiel als Portrats von Politikern ausgeformt waren und glasierte Topfdeckel aus Keramik ebenfalls viktorianisch die er einem kunstlichen Alterungsprozess unterzog und fur die es damals einen Sammlermarkt gab verhalfen ihm zu einem guten Einkommen mit dem er seine autodidaktische Ausbildung Material und Werkzeug finanzieren konnte 5 In dem Jahr als er die Schule verliess stellte er einige Arbeiten in einer lokalen Kunstausstellung aus Der Burgermeister von Bolton kaufte ein Aquarell fur 20 und bat ihn seine Ruskin Bilder zu kopieren da er die Originale im Safe sichern wollte Die Kopien brachten ihm 400 ein Durch seinen Erfolg ermutigt zeichnete er sechs Skizzen im Stil von Degas versah sie mit Signaturen und schickte Fotografien zu Christie s in London Christie s lud ihn zu einer Begutachtung der Zeichnungen ein und gab sie dann in die Auktion wo sie fur 10 000 versteigert wurden In der John Rylands Library hatte sich Greenhalgh mit einer jungen Bibliotheksangestellten angefreundet Finanziert durch den Erlos der Degas Falschungen unternahm er mit ihr eine ausgedehnte Kunstreise nach Italien und besuchte Florenz Borgo San Lorenzo und Carrara Kurz nach ihrer Ruckkehr aus Italien starb seine Freundin an einem Tumor Nach ihrem Tod unternahm er mit dem verbliebenen Geld Reisen nach Griechenland Agypten und Spanien und fuhr insgesamt siebenmal nach Rom Seinen Lebensunterhalt verdiente er in einem Boltoner Supermarkt Spater nahm er einen Job bei einem Restaurator an An den Wochenenden durfte er die Werkstatt selbst benutzen fing an Artefakte spater auch auf Bestellung eines Handlers herzustellen und musste feststellen dass seine Arbeiten als Originale mit Provenienz Signaturen Stempeln etc versehen in den offenen Kunsthandel gelangten Die Werkstatt in der er arbeitete nahm auch Restaurierungsauftrage von Londoner Museen an Hier lernte er wie er in seinem Buch schreibt auf was die Experten achten 6 Nachdem er langere Zeit dem Handler zugearbeitet hatte stellte er ein Olgemalde in der Manier des schottischen Malers Samuel Peploe her Der Vater bot es dem Londoner Galeristen Peter Nahum zusammen mit einer stimmig wirkenden Herkunftsgeschichte an und konnte es fur rund 20 000 verkaufen 7 Da Nahum Zweifel an die Echtheit des Bildes kamen informierte er die Abteilung Art and antiques von Scotland Yard der Hinweis lief aber ins Leere 8 Mit tatkraftiger Unterstutzung durch seinen Vater der die passenden Provenienzen beschaffte arbeitete er ab diesem Zeitpunkt professionell als Kunstfalscher Arbeiten fur den Antikmarkt und den Kunsthandel Bearbeiten nbsp Shaun Greenhalgh The Faun1994 wurde seine Plastik Der Faun als eigenhandiges Werk von Paul Gauguin bei Sotheby s an die Kunsthandler Howie amp Pillar fur 20 700 verkauft 1997 erwarb das Art Institute of Chicago den Faun fur eine nicht genannte Summe Spekulationen uber den Preis lagen bei 125 000 9 Das Art Institute bezeichnete sie als eine der bedeutendsten Erwerbungen der letzten 20 Jahre 10 Fur zehn Jahre wurde der Faun im Museum gezeigt und er war eine der Attraktionen der Gauguin Ausstellung 2002 im van Gogh Museum in Amsterdam Erst bei dem Prozess gegen Greenhalgh stellte sich heraus dass der Faun eine Falschung ist Im Oktober 2007 entfernte das Museum die Figur aus der Ausstellung und meldete Schadensersatz an sowohl bei Sotheby s als auch bei dem Verkaufer der die Figur in Auktion gegeben hatte 11 Eine seiner spektakularsten Falschungen war ein Torso aus Alabaster den er 1999 nach dem Vorbild einer Figur aus der Amarna Zeit die sich in der Sammlung des Louvre befindet anfertigte Experten identifizierten sie als Bildnis einer Enkeltochter von Tutanchamun 2003 kaufte das Bolton Museum die Statue fur 440 000 nachdem sowohl Christie s als auch das British Museum das Alter der Figur 3 300 Jahre und ihre Echtheit bestatigt hatten 12 Im Laufe des Prozesses wurden 44 Falschungen identifiziert und diskutiert von 120 weiteren Objekten ist der Standort bekannt Wie viele Falschungen sich aber ausserdem in privater Hand oder in offentlichen Sammlungen befinden beziehungsweise im Kunsthandel unterwegs sind bleibt bis dato unbekannt In seiner Autobiographie A Forger s Tale behauptet Greenhalgh der Autor der Zeichnung La Bella Principessa zu sein die von einzelnen internationalen Leonardo Spezialisten darunter Martin Kemp von der Universitat Oxford als Leonardos eigenhandiges Werk begutachtet wurde La Bella Principessa wurde 1998 bei Christie s in New York fur 19 000 US Dollar versteigert 13 14 Werkstatt und Vertrieb BearbeitenAls Werkstatt diente ein Schuppen im Garten des Hauses wahrend sich der Garten selbst zu einem Materiallager entwickelte Greenhalgh deponierte dort vielversprechendes Material aus Abbruchvillen wie zum Beispiel seltenen weissen und roten Marmor Porphyr Kalk und Sandsteine Metalle sowie vielerlei Holzer die er fur seine Arbeit zu verwenden gedachte Der Schuppen selbst enthielt neben Bucherregalen und Stapeln von Buchern sein Werkzeug darunter Steinmetzwerkzeuge die schon langer in Familienbesitz waren sowie moderne Geratschaften aus dem Baumarkt Ausserdem deponierte er dort allerhand Material das er beim Trodler gefunden hatte wie Pergament alte Papiere Rahmen oder andere nutzliche Dinge die aus lokalen Versteigerungen stammten Er hatte sich Geratschaften zur Papierherstellungen konstruiert da ihm das originale Papier fur Altmeisterzeichnungen oder Aquarelle aus dem 19 Jahrhundert allmahlich ausging Metall fur kleinere Objekte schmolz er in einem altmodischen kleinen Schmelzofen Grossere Steinmetzarbeiten erledigte er in Abbruchhausern zu denen er durch seine sporadische Tatigkeit fur einen Bauunternehmer Zugang hatte Ab welchem Zeitpunkt dem Vater die Tatsache und das Ausmass der Falschungen seines Sohnes bekannt war blieb auch bei dem Prozess ungeklart Spatestens aber mit dem erfolgreichen Verkauf der Peploe Falschung an die Londoner Galerie ubernahm George Greenhalgh den Vertrieb und war massgeblich am Erstellen passender Legenden zu den Objekten beteiligt Eine seiner Hauptquellen war ein Auktionsverzeichnis das von einer Silverton Park Auktion von 1892 stammte auf der sein Grossvater als Kaufer aufgetreten sein soll Die unscharfen summarischen Beschreibungen des Verzeichnisses dienten unter anderem als Belege fur die Echtheit der Amara Prinzessin Eine andere Quelle fur Provenienzen war der Nachlass einer Verwandten von Olive Greenhalgh die einen Antikhandel betrieben hatte Grundsatzlich hatten alle Kunstwerke die aus Greenhalghs Werkstatt hervorgingen und Experten gezeigt wurden glaubhafte Provenienzen So fertigte er nur nach einer Fotografie einer Gansefigur von Barbara Hepworth die als verloren gilt eine Gans aus Ton die vom Henry Moore Institute in Leeds als echt zertifiziert und fur 3 000 angekauft wurde George Greenhalgh junior war an Finanztransaktionen beteiligt 15 Ermittlungen und Verurteilung BearbeitenAnfang 2006 hatten sich jedoch die Verdachtsmomente bei den zustandigen Polizeibehorden gehauft und Museumsmitarbeitern kamen Zweifel uber die Menge wertvoller Kunstwerke die aus der Gegend um Bolton kamen Ausschlag zur Aufdeckung der Falscherwerkstatt gab schliesslich ein assyrisches Relief das Greenhalgh dem British Museum zur Begutachtung vorgelegt hatte Der zustandige Kurator bemerkte Fehler in der Keilschrift und informierte Scotland Yard Am 15 Marz 2006 durchsuchten Beamte der Serious Organized Crime Unit von Scotland Yard in Erwartung einer hochgerusteten Falscherbande Haus und Garten packten Unterlagen und Dokumente in einen Polizeitransporter und hinterliessen wie Greenhalgh beschreibt ein wahres Chaos Daraufhin beschloss er keine Aussagen zu machen 16 Die Razzien wiederholten sich und wahrend der Durchsuchungen verschwand wertvolles Werkzeug das nie mehr aufgefunden wurde 17 Im November 2007 wurden er und seine Eltern dem Untersuchungsrichter vorgefuhrt Greenhalgh wurde zu 4 Jahren und 8 Monaten Haft verurteilt seine Eltern wurden auf Grund ihres hohen Alters auf Bewahrung freigesprochen Wahrend seiner Haft verfasste Greenhalgh seine Autobiographie A Forger s Tale Kunstmarkt BearbeitenDie vor ihrer Entdeckung als Falschung auf 1 000 000 veranschlagte Amarna Prinzessin wurde im November 2014 auf einer lokalen Versteigerung fur 500 und damit nach Ansicht des Auktionators weit unter Wert verkauft Eine Majolika Arbeit brachte 190 ein und ein weiteres Objekt aus Keramik 800 18 Am 22 November 2017 sind in Bolton drei Bilder Greenhalghs im Stil von L S Lowry durch das Kunstauktionshaus Schlosser versteigert worden Die Bilder sind auf der Ruckseite datiert signiert mit SG und der Anmerkung Shaun Greenhalgh after LS Lowry versehen Der Hammerpreis fur die drei Werke lag zwischen 5 100 und 5 700 19 2016 erreichte das vergleichbare Bild The Beer Seller von Shaun Greenhalgh after LS Lowry einen Preis von 1 300 bei einem Schatzpreis von 500 800 20 Film Bearbeiten2009 strahlte die BBC unter dem Titel The Antiques Rogue Show einen Film uber die Falscher Factory der Greenhalghs aus 21 The Artful Codgers Dokumentarfilm Regie Nick Hornby Produzent Amy Flanagan Ausgestrahlt von BBC Four 11 Juni 2015 22 2019 startete BBC Four die vierteilige Miniserie Handmade in Bolton Regie fuhrte Waldemar Januszczak unter Mitarbeit der Kunsthistorikerin und TV Journalistin Janina Ramirez 23 In jeder Folge wird jeweils die Geschichte und der Herstellungsprozess eines bestimmten Artefakts dokumentiert Die Rock Crystal Bottle im Stil der islamischen Kunst aus dem Zeitalter der agyptischen Fatimiden 10 Jh die Palissy Platte aus Keramik im Stil von Bernard Palissy 15 Jh ein Nottingham Alabaster 15 Jh und eine westgotische Brosche 24 Literatur Bearbeitenzusammen mit Waldemar Januszczak A Forger s Tale Limitierte Erstausgabe ZCZ 2015 ISBN 978 0 9934648 0 5 Shaun Greenhalgh A Forger s Tale Confessions of the Bolton Forger London Atlantic Books 2017 ISBN 978 1 76029 527 1Diese Ausgabe enthalt ein Postscript in dem Greenhalgh detailliert und akribisch den Herstellungsprozess der Zeichnung La Bella Principessa beschreibt die er 1978 geschaffen und im selben Jahr an einen Dealer in Harrowgate fur wenig Geld verkauft habe Noah Charney The Art of Forgery The Minds Motives and Methods of the Master Forgers London Phaidon 2015 ISBN 978 0 7148 6745 8Weblinks BearbeitenAlfie Robinson Confessions of a Forger Shaun Greenhalgh The Cambridge Student 11 Januar 2019 Georges Waser Schone Prinzessin von Coop In NZZ 4 Dezember 2014 Simon Constable What We Can All Learn From An Art Forger ForbesEinzelnachweise Bearbeiten Shaun Greenhalgh A Forger s Tale Confessions of the Bolton Forger Atlantic Books London 2017 Vorwort von S Greenhalgh S 9 BBC news abgerufen am 26 November 2017 Shaun Greenhalgh A Forger s Tale London 2017 S 83 The Bolton News 24 Juli 2017 abgerufen am 22 November 2017 Greenhalgh A Forgers s Tale 2017 S 91 abgerufen am 8 Dezember 2017 I wasn t cock a hoop that I d fooled the experts Britain s master forger tells all The Guardian 27 Mai 2017 abgerufen am 23 November 2017 Tom Hundley A Masterpiece of Deception Chicago Tribune 11 Februar 2008 abgerufen am 24 November 2017 David Pallister The Antiques Rogue Show The Guardian 28 Januar 2008 abgerufen am 24 November 2017 Marik Brown Made in a Bolton shed the fake Gauguin sold for 125 000 The Guardian 13 Dezember 2007 abgerufen am 6 Dezember 2017 Revealed Art Institute of Chicago Gauguin sculpture is fake Memento vom 15 Dezember 2007 im Internet Archive The Art Newspaper 12 Dezember 2007 abgerufen am 8 Dezember 2017 The Art Institute of Chicago Art Institute s Statement regarding Paul Gauguin s The Faun 2007 Fake statue Amarna Princess returns to Bolton Museum BBC abgerufen am 24 November 2017 5 Things to Know About Britain s Most Notorious Art Forger artnet news 1 Mai 2017 abgerufen am 20 November 2017 Stefan Simons Streit um Leonardo Kunstwerk Der 100 Millionen Euro Code Spiegel Online 22 Oktober 2011 abgerufen am 18 November 2017 Cahal Milmo Family of forgers fooled art world with array of finely crafted fakes abgerufen am 8 Dezember 2017 Shaun Greenhalgh A Forger s Tale 2017 S 15 21 Shaun Greenhalgh A Forger s Tale 2017 S 28 Neil Robertson Amarna Princess replica sells for just 500 The Westmoreland Gazette 25 November 2014 abgerufen am 10 Dezember 2017 Master forger Shaun Greenhalgh who conned council out of 400 000 sells Lowry artworks this time legally The Bolton News 22 November 2017 abgerufen am 23 November 2017 Antiques Trades Gazette 10 Februar 2017 abgerufen am 22 November 2017 IMDb BBC Four abgerufen am 4 April 2018 Handmade in Bolton IMDb episode guide BBC abgerufen am 15 Dezember 2020 Normdaten Person GND 1047557703 lobid OGND AKS LCCN no2017123519 VIAF 18150686600212542044 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Greenhalgh ShaunKURZBESCHREIBUNG britischer Maler Bildhauer und KunstfalscherGEBURTSDATUM 21 Juni 1960GEBURTSORT Bolton Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Shaun Greenhalgh amp oldid 240649905