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Selbstorganisation in der Betriebswirtschaftslehre spezifiziert das allgemeine Phanomen der Selbstorganisation fur die Anwendung in Unternehmen und Organisationen Inhaltsverzeichnis 1 Ziele 2 Voraussetzungen 2 1 Ordnungsprinzipien 2 2 Spontane Ordnung 2 3 Prozessorientierung 3 Vorgehensmodelle 3 1 Ausgestaltung 4 Vor und Nachteile im Unternehmen 4 1 Positive Effekte in der Selbstorganisation 4 2 Negative Effekte in der Selbstorganisation 5 Siehe auch 6 Quellen 7 WeblinksZiele BearbeitenMit der Anwendung von Selbstorganisation als Paradigma fur die Organisation eines Unternehmens werden haufig die folgenden Ziele verfolgt besserer Kundenorientierung gesteigerter Servicequalitat hoherer Geschwindigkeit in der Reaktion auf Anforderungen minderer Friktionen zwischen hierarchischen Ebenen reduzierter Kommunikationskosten durch Entfall von Zentralinstanzen gesteigerter Robustheit durch schnellere Reaktion auf Storungen verbesserter Stabilitat durch Einsatz lokaler KompetenzVoraussetzungen BearbeitenSelbstorganisation ist eine geeignete Organisationsform im Unternehmen Sie stellt jedoch zusatzliche Anforderungen an die Beteiligten und an die ubergeordnete Hierarchie wie auch an die nebengeordneten Organisationseinheiten Selbstorganisation kann nur wirksam werden und erfolgreich sein wenn bestimmte Regeln beachtet werden So darf eine selbstorganisierte Kooperation keine Isolierung gegenuber anderen Teilen eines Unternehmens zulassen Voraussetzung fur den Erfolg solcher Formen fur die Zusammenarbeit ist die Berucksichtigung von Regeln wie sie beispielsweise von Elinor Ostrom fur eine Kooperation beschrieben wurden Ordnungsprinzipien Bearbeiten Die in selbstorganisierenden Systemen herrschende Ordnung kann nicht einfach als Resultat eines gestaltenden Teils verstanden werden Sie entsteht vielmehr ganzheitlich das heisst weder ausschliesslich als Ergebnis individueller Eigenschaften noch durch Tatigkeiten einzelner Personen sondern durch die Interaktionen aller Systemteile Ordnung bedeutet Gesetzmassigkeit die uns erlaubt Fehlendes zu erkennen oder zu erahnen und zu erganzen Fehlerhaftes zu definieren usw Ordnung erlaubt somit Menschen Sinn zu finden gewahrleistet Sicherheit und erlaubt die Aufgaben Kompetenzen und Verantwortlichkeiten einzuordnen Selbstorganisation erzeugt eine gewachsene keine geplante oder bewusst gestaltete Ordnung Sie ergibt sich zwar infolge menschlichen Verhaltens jedoch ohne besondere organisatorische Gestaltungsabsicht Spontane Ordnung Bearbeiten Friedrich A von Hayek bezeichnet eine gewachsene Ordnung auch als spontane Ordnung Spontane Ordnung wird als informales Phanomen angesehen und galt eher als Storquelle da sie von der formalen Organisation die von der Unternehmensfuhrung vorgegeben wird abweichen und eine Eigendynamik entwickeln kann Einer Umorientierung zur Folge wird die Grundvorstellung uber Organisation nicht durch die vom Management geplanten Unternehmensstrukturen bestimmt sondern von denjenigen Strukturen welche sich in Abhangigkeit vom Verhalten vieler Mitarbeiter permanent bilden und verandern Prozessorientierung Bearbeiten Ein wichtiges Merkmal der Selbstorganisation ist ihr prozessualer Charakter Im Vordergrund stehen Prozesse nicht Strukturen Ordnung befindet sich in permanenter Entwicklung Strukturen sind dagegen nur Momentaufnahmen Selbstorganisation bewirkt durch interaktive Selbststrukturierung ausgeloste organisatorische langfristige Veranderung Selbstorganisatorische Systeme bilden ein geschlossenes Ganzes Die Beteiligten lenken ihre Blicke grundsatzlich ins Innere des Systems Selbstorganisation entspringt keinen individuellen oder sonstigen Zwangen sondern stellt generell eine Eigenschaft von Systemen dar Vorgehensmodelle BearbeitenEs ist nicht sinnvoll und weitgehend ausgeschlossen fur die Prozesse in der Selbstorganisation ein detailliertes Regelkonzept oder ein geschlossenes Modell aufzustellen Hingegen sind Vorgehensmodelle sinnvoll welche die Bearbeitung von Aufgaben in Prozessen beschrieben und auf Regeln verweisen Dabei sind die anfangs von Erwin Grochla entworfenen Vorgehensmodelle im Sinne eines agilen Systemansatzes weiterzuentwickeln Ausgestaltung Bearbeiten Nach E Gobel 1 kann zwischen autonomer und autogener Selbstorganisation unterschieden werden Autonome Selbstorganisation liegt dann vor wenn Ordnung im Unternehmen selbstbestimmt entsteht Ordnung wird dabei als Ergebnis absichtlicher und geplanter Gestaltungshandlungen betrachtet Voraussetzung ist dass die Mitglieder oder Gruppen genugend Handlungsspielraum erhalten um selbst an der sie betreffender Ordnung mitwirken zu konnen Autogene Selbstorganisation bedeutet dass Ordnung aufgrund der Eigendynamik komplexer dynamischer Systeme von selbst entsteht Der autogenen Selbstorganisation liegt demnach kein bewusster Gestaltungsakt zugrunde Vor und Nachteile im Unternehmen BearbeitenPositive Effekte in der Selbstorganisation Bearbeiten MotivationEine verstarkte Selbstorganisation wirkt sich positiv auf die Motivation aus da dabei den eigenen Interessen mehr Bedeutung zukommt Die Arbeit selbst wird bedeutungsvoller und sinnvoller erlebt weil die Aufgaben ganzheitlicher und abwechselungsreicher sind und die Potentiale der Mitarbeiter besser entfaltet werden FlexibilitatDie Anpassungsfahigkeit an unterschiedliche Bedingungen gewinnt immer mehr an Bedeutung Eine Erweiterung des Selbstbestimmungspotentials kann die Erkenntnis von Anpassungsbedarf verbessern da die Mitarbeiter mehr Ubersicht haben und den Bezug zur Umwelt starker aufrechterhalten LenkbarkeitJe komplexer ein Unternehmen ist desto mehr wunscht sich der Manager dass die Mitarbeiter die kooperieren sollen von ihren Fahigkeiten Gebrauch machen und sich nach bestem Wissen und Gewissen selbst lenken und organisieren RessourcenschonungIn Eigenverantwortung und Selbstorganisation genutzte Ressourcen werden schonender belastet als wenn diese scheinbar unbeschrankt bereitgestellt werden Zeitaufwand und KostenDas Motto Zeit ist Geld kommt der Selbstorganisation zugute weil eine schnellere und reibungslosere und daher kostengunstigere Anpassung an veranderte Umstande moglich ist SanktionenDie Gruppe kann in Selbstorganisation fur den Fall von Verstossen gegen Regeln eigene Sanktionen definieren und durchsetzen ohne dass die Fuhrung beteiligt wird Dazu gehort beispielsweise der Ausschluss von der Option der eigenen Entscheidung Sanktionen sind nach Elinor Ostrom Voraussetzung um eine unerwunschte Vorteilsnahme wirksam zu quittieren Negative Effekte in der Selbstorganisation Bearbeiten VorteilsnahmeEs ist durchaus vorstellbar dass Mitarbeiter mit starker Freizeitorientierung lieber ein vorgeschriebenes Pensum erledigen um sich so wenig wie moglich mit dem notwendigen Ubel Arbeit auseinandersetzen zu mussen Sobald solche Einstellung gegen die Prinzipien der von Elinor Ostrom beschriebenen gleichberechtigten und gleichverteilten Zugriffe auf Ressourcen Trittbrettfahrerproblem verstosst sinkt die Effizienz der Gruppe UberforderungDie ungewohnte Freiheit lost bei ungeubten Teilnehmern zu Beginn Angst und Uberforderungsgefuhle aus Sobald solche Angste zu Blockaden fuhren versagt die Selbstorganisation KonflikteDas Konfliktpotential ist grundsatzlich hoher soweit Verteilungs und Kompetenzregelungen fehlen Solche Regeln mussen ebenfalls selbst ausgehandelt werden EskalationWenn die Selbstorganisation versagt muss eine Regel der Eskalation greifen damit die Gruppe einen Ausweg mit Hilfe einer weiteren Instanz finden kann Hohe Anforderung an die FuhrungDurch die Selbstorganisation kann es zu einer Abanderung der offiziellen Regeln und autogen entstehenden Regeln kommen die die Unsicherheit uber die tatsachliche geltende Ordnung erhohen dies fuhrt zu einem Dilemma der Fuhrungskrafte Zeitaufwand und KostenStrukturanderungen welche auch noch konfliktgeladen sind erfordern Zeit Daher kann die Losungs und Entscheidungsfindung in selbstorganisierten Systemen langer dauern als bei klaren Vorgaben von oben wenn sie eine Strukturanderung erfordern Siehe auch BearbeitenArbeitsstrukturierung Kanban Komplexes adaptives System Mikrosoziologie Organisationsentwicklung Organisationstheorie Selbstregulation Systemtheorie Friedrich von HayekQuellen Bearbeiten E Gobel Theorie und Gestaltung der Selbstorganisation Duncker amp Humblot Berlin 1998 Weblinks Bearbeitencalresco org FAQ zu self organizing systems englisch Herbert Horz Selbstorganisation sozialer Systeme Ein Verhaltensmodell zum Freiheitsgewinn Kapitel Verhaltensmodell Self organization auf Scholarpedia geschrieben von Hermann Haken dem Begrunder der Synergetik Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Selbstorganisation Betriebswirtschaft amp oldid 237565413