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Schmackostern in Ostdeutschland ehemals deutschsprachigen Gebieten in Polen Schlesien und Siebenburgen auch Schmagostern Stiepen in Pommern 1 und Stiepern in Norddeutschland ist ein landlicher Brauch zu Ostern der wie das Osterfest selbst einen Bezug zu alten Fruchtbarkeitskulten und Fruhlingsfeiern hat Andere Namen sind Smaganie in Polen Sibacka in der Slowakei und Pomlazka in Tschechien Bei Schmackostern schlagen junge Manner junge Frauen am ersten oder zweiten Ostertag mit der Lebensrute Der Brauch soll das Wiedererwachen der Natur nach dem Winter feiern und die Lebenskraft der Pflanzentriebe auf die Frau ubertragen um bei dieser so fur Jugend Fruchtbarkeit Kraft und Tuchtigkeit zu sorgen 2 Ahnliche Brauche sind auch aus der romischen Antike uberliefert vgl Faunus Inhaltsverzeichnis 1 Namensherkunft 2 Praxis 2 1 Heutige Anwendung 2 2 Ursprungliche Anwendung 3 Kulturelle Rezeption 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseNamensherkunft BearbeitenDie Germanisten und Historiker beschreiben diesen Brauch folgendermassen schmeckostern schmagostern schmigostern Mit einer geflochtenen Weidenpeitsche die Langschlafer am Ostermontage nach uralten Brauche hauen Das Wort ist eine Ableitung aus schmecken schmacken hauen peitschen und kommt ausser Schlesien vor in Nordbohmen der Oberlausitz Oberhessen und Ostpreussen Mit Ostern pascha hat die Ableitungssilbe nichts zu tun 3 In Ost und Westpreussen heisst Schmackostern der Schlag mit der Lebensrute der am Ostermontag selten am Karsamstag oder Ostersonntag erfolgt Das Wort wird von polnisch smigac smagac peitschen oder von niederdeutsch smack Schlag abgeleitet 4 Fur das Schlagen mit der Lebensrute existieren verschiedenste regionale Bezeichnungen wie z B fitzeln frischschlagen fudeln fuen futteln gesundschlagen kindeln pissnen schapen schapruatn zempern Praxis BearbeitenHeutige Anwendung Bearbeiten In Tschechien werden rund um Ostern in vielen Geschaften Ruten pomlazka verkauft die aus geflochtenen Weidenzweigen bestehen an deren Ende mehrere bunte Bander befestigt sind Mit diesen wird die Geliebte teils auf offener Strasse uberrascht und liebevoll verhauen Ursprungliche Anwendung Bearbeiten Ublicherweise wurde das Schmackostern am 2 Ostertag praktiziert Zur Vorbereitung hatte man lange vor Ostern in der warmen Stube lange dunne Wacholderzweige Kaddickhusch beim Schmackostern oder Birkenreiser beim Stiepern zum Grunen gebracht Mit diesen Ruten zog man fruhmorgens von Haus zu Haus und teilte an die einzelnen Hausgenossen leichte Streiche aus Nach Moglichkeit schlich man sich zu den noch Schlafenden hob die Bettdecke hoch und teilte die Hiebe auf den nackten Po So suchten die Kinder speziell ihre Eltern heim und die jungen Manner die jungen Madchen Die regional variierende Praxis des Schmackosterns geht einher mit einer gewissen Vielfalt der sogenannten Heischespruche die dazu aufgesagt wurden Beispiele sind Ostre schmack Ostre gren Ostre fif Flade sesz Eier e Stock Speck denn go ock glik weg Schmack Ostern Grun Ostern funf Eier Stuck Speck vom Kuchen ne Eck n Dittche for Beer dann komm ick nich mehr Schmack Ostern Grun Ostern funf Eier Stuck Speck vom Kuchen eine Ecke eher gehen wir nicht weg Oster Schmackoster Stuck Kuchen paar Eier Stuck Speck sonst gehn wir nicht weg Oster Schmackoster gib Eier und Speck sonst gehn wir nicht weg Oster Schmackoster ist hier Drei Groschen zum Bier drei Bier und ein Stuck Speck dann gehen wir weg Eins zwei drei hier kommt die Futtelei Gibst du mir kein Osterei schlag ich dir das Hemd entzwei Stiep stiep Osterei gibst du mir kein Osterei schlag ich dir das Hemd entzwei Zum Schmackostern komm ich her ich wunsch euch guten Morgen gebt mir die bunten Eier her mag sein wie sie wollen blitzblau donnergrun kreideweiss ich nehm sie all mit Dank und Fleiss Indessen mussten sich die Peiniger beeilen denn Waren die Leute erst einmal aufgestanden entwanden sie die Ruten und schlugen nun ihrerseits auf die Eindringlinge ein Kulturelle Rezeption BearbeitenBezeichnenderweise wird der Brauch in Thomas Manns Erzahlung Die Betrogene geschildert wo die Themen Fruhling und Fruchtbarkeit aber eng mit dem Tod verflochten sind Siehe auch Bearbeitensmigus dyngusLiteratur BearbeitenPaul Sartori schmackostern In Handworterbuch des deutschen Aberglaubens Band 7 Spalte 1234 bis 1236 Volker Schmelzeisen Schmackostern Wort Brauch und Volksglaube In Jahrbuch fur ostdeutsche Volkskunde Band 16 1973 S 104 136 Edward Schroder Schmackostern In Zeitschrift fur deutsches Altertum und deutsche Literatur Band 76 Heft 3 4 1939 S 303f Einzelnachweise Bearbeiten Osterbrauch in Pommern Adolf Gottwald Helmut Rossler Freudenthal und seine Kreisgemeinden Dokumentation eines Landkreises im Ostsudetenland Esslingen 1990 Karl Weinhold Die Verbreitung und die Herkunft der Deutschen in Schlesien Forschungen zur Deutschen Landes und Volkskunde Band 2 Stuttgart 1887 S 157 244 Sartori Spalte 1235 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schmackostern amp oldid 237644791