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Die Schlafforschung studiert das Verhalten und samtliche korperliche Prozesse und Bewusstseinsvorgange wahrend des Schlafs sowie die Wechselwirkung zwischen Schlafen und Wachen und dem Schlaf und der Umwelt Es gibt Grundlagenforschung Chronobiologie Stoffwechselvorgange Gehirnaktivitat Traumen Lernprozesse Klinische Forschung Schlafstorung und angewandte Forschung Schichtarbeit Somnologie ist ein allgemeinerer Begriff und bezeichnet die Lehre vom Schlaf wozu neben der Schlafforschung auch die Schlafmedizin gehort Ein Wissenschaftler der sich mit diesem Gebiet beschaftigt wird Somnologe genannt Normaler nachtlicher Schlafablauf mit REM PhasenDie Schlafforschung als Wissenschaft ist ein relativ junges Teilgebiet der Medizin Sie entstand erst nachdem in den 1950er Jahren die REM Phase Rapid Eye Movement beim Schlaf des Menschen entdeckt wurde Die Weltgesundheitsorganisation unterscheidet in ihrer Internationalen Klassifizierung von Krankheiten 88 verschiedene Schlafstorungen Diese sind neben den Grundlagen der Schlaf Wach Regulation Untersuchungsgegenstand der Schlafforschung So wurde beispielsweise entdeckt dass Menschen ahnlich reagieren wenn sie in der REM Phase Traumschlaf geweckt werden Sie sind je nach Trauminhalt rasch wach und konnen sich an einen Traum erinnern Bei Weckungen aus dem Tiefschlaf dagegen fallt das Erwachen schwer und die Probanden konnen sich nicht so haufig an Trauminhalte erinnern Heute ist bekannt dass sowohl die NONREM als auch die REM Schlaf Phasen massgeblich an der Langzeitspeicherung von Gedachtnisinhalten beteiligt sind Die verschiedenen Schlafphasen erkennt man indem man die Gehirnstrome Muskelaktivitat und die Augenbewegung misst und diese visuell oder rechnergestutzt analysiert Der REM Schlaf ist gekennzeichnet durch schnelle salvenartige horizontale Augenbewegungen eine Lahmung der Muskulatur Bewegungsunfahigkeit hohe Gehirnaktivitat und gelegentliche Zuckungen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Ernst Otto Heinrich Kohlschutter 1837 1905 Untersuchungen zur Schlaftiefe uber die Weckschwelle 1862In der Spatantike wurde der Schlaf als Ausgleich des Wachzustandes im Rahmen der bei der diatetisch und hygienischen Lebensfuhrung zu beachtenden sex res non naturales angesehen Im Mittelalter wurde in den Vorschriften zu einer gesunden Lebensweise Regimen sanitatis dann auch die Beziehung des Schlafes zur Ernahrung und Verdauung betrachtet Auch spatere physiologischen Vorstellungen vom Schlaf gehen vorwiegend auf Vorstellungen von Aristoteles und Galenos zuruck 1 Uber lange Zeit hinweg wurde davon ausgegangen dass Schlaf eine Erholungsphase sei bei der das Gehirn einfach abgeschaltet ware Folglich hielt man den Schlaf fur homogen und nahere Betrachtungen erschienen uninteressant 2 In der Mitte des 19 Jahrhunderts anderte sich das Gerausche konnten Schlafende wecken also konnte das Gehirn nicht vollig abgeschaltet sein Die Versuche zur Bestimmung der Schlaftiefe aus den Anfangen der quantitativen Erforschung des Schlafes sind mit dem Namen Ernst Kohlschutter und seiner Veroffentlichung zur Messung der Festigkeit des Schlafes verbunden 3 Seine Weckreizmethode aus dem Jahr 1862 wahlte die Starke des Reizes die zum Erwachen fuhrt und als Weckschwelle bezeichnet wird zum Mass fur die Schlaftiefe Die Weckreizmethode verwendet einen Pendelhammer der gegen eine dicke Schieferplatte schlagt als akustischen Weckreiz 4 Kohlschutters Schlaftiefenkurve zeigte eine zunehmende Schlaftiefe am Anfang des Schlafes uber die Periode die nach neuerer Sicht dem ersten Schlafzyklus entspricht und eine Abnahme der Schlaftiefe ab dann bis gegen Morgen 5 nbsp Hans Berger 1873 1941 Entwickler der Elektroenzephalographie EEG Weitergehende Untersuchungen des Schlafes ermoglichte die Entwicklung der Elektroenzephalografie EEG mit der Hans Berger Leiter der Neurologie am Landeskrankenhaus Jena 1924 eine wichtige Grundlage fur die Somnologie lieferte 6 Mittels EEG wurden in neurologischer Forschung und medizinischer Diagnostik Messungen der elektrischen Aktivitat des Gehirns durch Aufzeichnung der Spannungsschwankungen an der Kopfoberflache moglich was im Zusammenhang mit Schlafstadien entscheidend ist Zusammen mit weiteren Verfahren ist das EEG Teil der umfangreichsten Untersuchungsmethode im Schlaflabor der Polysomnographie Ein wesentlicher nachster Schritt war die Beschreibung von Schlafstadien mittels EEG Schlafforscher um Alfred Lee Loomis klassifizierten Schlafstadien damals als A bis E bezeichnet anhand der im EEG gefundenen Merkmale wie Schlafspindeln Die Beschreibung der Merkmale ist noch immer Grundlage der Einteilung der Schlafstadien A und B entsprechen dem was derzeit als Schlafstadium N1 bezeichnet wird C ist nun N2 D und E sind nun N3 REM Schlaf wurde nicht beschrieben 7 Diese Einteilung wurde spater mehrmals angepasst erstmals durch die Erganzung um den REM Schlaf 8 Eugene Aserinsky ein Doktorand bei Nathaniel Kleitman an der Universitat Chicago konnte Abschnitte im Schlaf mit schnellen Augenbewegungen und hoherer Gehirnaktivitat im EEG aufzeigen in denen Traume auftraten Damit war der REM Schlaf entdeckt Aserinsky und Kleitman veroffentlichten 1953 daruber in der Zeitschrift Science 9 10 Kurz zuvor hatte sich William C Dement an der Universitat von Washington als Assistent von Kleitman in dessen Experimente zur Schlafforschung einspannen lassen Dement sollte spater wesentliche Impulse fur die Schlafwissenschaft und in der Behandlung von Schlafkrankheiten insbesondere in den USA geben Er half bei der Entwicklung des Multiplen Schlaflatenztestes der die Mudigkeit einer Person beurteilen lasst und wirkte seit 1975 wesentlich an der Standardisierung der diagnostischen Klassifizierung im Bereich der Schlafprobleme mit In seinem Buch The Promise of Sleep A Pioneer in Sleep Medicine Explores the Vital Connection Between Health Happiness and a Good Night s Sleep 11 von 1999 fasst er funfzig Jahre Schlafforschung allgemeinverstandlich zusammen Er kritisiert dass auch heute noch viel zu wenige Arzte hinreichendes Wissen uber die Pathologie des Schlafes haben und deshalb Patienten oft falsch behandeln Ubermassige Mudigkeit wird oft als Symptom statt als Ursache diverser Probleme diagnostiziert Alexander Borbely hat Forschungsergebnisse zu Modellen der Schlafregulierung veroffentlicht Zu den Pionieren der Schlafrhythmusforschung gehort auch Theodor Stockmann 1872 1949 der etwa eine Nachtruhe ab 19 Uhr 12 empfahl 13 Der amerikanische Historiker Roger Ekirch gilt als Entdecker des segmentierten Schlafs Seine um das Jahr 2000 veroffentlichten ersten Forschungsergebnisse legen nahe dass es vor der industriellen Revolution in weiten Teilen der Welt vor allem in Europa ublich war in zwei Phasen zu schlafen Der erste und zweite Schlaf mit einer langeren Unterbrechung gegen Mitternacht war ein gangiger Ausdruck in mindestens 13 europaischen Sprachen der mit der Einfuhrung kunstlicher Beleuchtung Gaslampen Gluhbirnen vollig in Vergessenheit geriet Literatur BearbeitenBucherHannah Ahlheim Der Traum vom Schlaf im 20 Jahrhundert Wissen Optimierungsphantasien und Widerstandigkeit Gottingen Wallstein 2018 Geschichte der Schlafforschung Hans Berger Das Elektrenkephalogramm des Menschen Bearb Gerhard Muhlau pmi Verlag Frankfurt am Main 1991 ISBN 3 89119 184 7 Stanislaw Kubicki Hrsg Methoden der Schlafforschung Methods of sleep research Fischer Stuttgart 1985 ISBN 3 437 10950 2 Hans R Machler Die Anfange moderner Schlafforschung Juris Verlag Dietikon 1994 ISBN 3 260 05373 5 zugl Dissertation Universitat Zurich 1994 Peter Spork Das Schlafbuch Warum wir schlafen und wie es uns am besten gelingt Edition Anaconda Koln 2011 ISBN 978 3 86647 578 6 Jurgen Staedt Dieter Riemann Diagnostik und Therapie von Schlafstorungen Kohlhammer Stuttgart 2006 ISBN 978 3 17 019467 0 Jurgen Staedt Yehonala Gudlowski Marta Hauser Schlafstorungen im Alter Rat und Hilfe fur Angehorige Kohlhammer Stuttgart 2009 ISBN 978 3 17 020384 6 Jurgen Staedt Yehonala Gudlowski Schlaf und Gedachtnis oder Schlafen um zu erinnern Kognitive Storungen in Neurologie und Psychiatrie Hrsg Calabrese P amp Markowitsch H J Hippocampus Verlag 2012 Jurgen Zulley Mein Buch vom guten Schlaf Zabert Sandmann Munchen 2005 ISBN 3 89883 134 5 ZeitschriftenSomnologie Schlafforschung und Schlafmedizin Springer Medizin Heidelberg 1997 ff ISSN 1432 9123Weblinks BearbeitenSchlafmedizinisches Zentrum Regensburg Deutsche Gesellschaft fur Schlafforschung und Schlafmedizin DGSM Osterreichische Gesellschaft fur Schlafmedizin und Schlafforschung OGSM Konferenz Schlaf 13 Berliner Kolloquium am 27 Mai 2009 Vortrage Prasentationen Hintergrundinformationen abgerufen am 29 Januar 2013Einzelnachweise Bearbeiten Heinrich Schipperges Schlaf In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte Walter de Gruyter Berlin und New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 1298 William C Dement The study of human sleep a historical perspective In Thorax Vol 53 Suppl 3 1998 S 2 7 PMID 10193352 PMC 1765910 freier Volltext englisch Ernst Otto Heinrich Kohlschutter Messung der Festigkeit des Schlafes In Zeitschrift fur rationelle Medicin Dritte Reihe Nr 17 1863 S 209 253 uni frankfurt de PDF 5 9 MB abgerufen am 29 Januar 2013 Johannes Werner Eine Methode zur weckreizfreien und fortlaufenden Schlaftiefenmessung beim Menschen mit Hilfe von Elektrencephalo Elektrooculo und Elektrokardiographie EEG EOG und EKG In Zeitschrift fur die gesamte experimentelle Medizin Vol 134 Nr 2 1961 S 187 209 doi 10 1007 BF02046290 Mathias Basner Arousal threshold determination in 1862 Kohlschutter s Measurements on the Firmness of Sleep In Sleep Medicine Vol 11 Nr 4 2010 S 417 422 doi 10 1016 j sleep 2009 10 002 englisch Hans Berger Uber das Elektrenkephalogramm des Menschen In Archiv fur Psychiatrie und Nervenkrankheiten Vol 87 Nr 1 1929 S 527 570 doi 10 1007 BF01797193 Alfred Lee Loomis Edmund Newton Harvey and Garret A Hobart Cerebral states during sleep as studied by human brain potentials In Journal of Experimental Psychology Vol 21 Nr 2 1937 S 127 144 doi 10 1037 h0057431 englisch Hartmut Schulz Rethinking Sleep Analysis In Journal of Clinical Sleep Medicine Vol 4 Nr 2 2008 S 99 103 PMID 18468306 englisch Eugene Aserinsky Nathaniel Kleitman Regularly occurring periods of eye motility and concomitant phenomena during sleep In Science Vol 118 Nr 3062 1953 S 273 274 PMID 13089671 englisch Eugene Aserinsky Nathaniel Kleitman Regularly occurring periods of eye motility and concomitant phenomena during sleep Nachdruck In The Journal of Neuropsychiatry and Clinical Neurosciences Vol 15 Nr 4 2003 S 454 455 doi 10 1176 appi neuropsych 15 4 454 PMID 14627774 englisch William C Dement Christopher Vaughan The Promise of Sleep A Pioneer in Sleep Medicine Explores the Vital Connection Between Health Happiness and a Good Night s Sleep Delacorre Press New York NY 1999 ISBN 0 385 32008 6 Auf deutsch erschienen als Der Schlaf und unsere Gesundheit uber Schlafstorungen Schlaflosigkeit und die Heilkraft des Schlafs Ubersetzung von Rudiger Hentschel Monika Noll und Rolf Schubert Limes Verlag GmbH Munchen 2000 ISBN 3 8090 3019 8 Theodor Stockmann Die Naturzeit Der Schlaf vor Mitternacht als Kraft und Heilquelle 3 Auflage Stuttgart 1937 S 53 Florian G Mildenberger Arzt Autor Aussenseiter Kurt Rudiger v Roques 1890 1966 In Medizinhistorische Mitteilungen Zeitschrift fur Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung Band 36 37 2017 2018 2021 S 135 146 hier S 138 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4179661 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlafforschung amp oldid 234667702