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Der Multiple Schlaflatenztest MSLT ist ein Verfahren der apparativen Leistungsdiagnostik in der Schlafmedizin und wird im Original auch Multiple Sleep Latency Test genannt Er dient bei der Diagnose von Schlafstorungen zur Erfassung der Tagesschlafrigkeit und bei der Narkolepsie zum Feststellen von verfruht auftretendem REM Schlaf Sleep Onset REM Perioden SOREMP Der Patient oder Proband liegt wie bei der nachtlichen Polysomnographie uber mehrere Elektroden an Messgerate angeschlossen in einem ruhigen abgedunkelten Raum und soll einschlafen Sensoren registrieren dabei ob er einschlaft Der Vorgang besteht aus vier oder funf Durchgangen mit einer Dauer von je 20 Minuten im zwei Stunden Intervall Inhaltsverzeichnis 1 Durchfuhrung der Untersuchung 1 1 Vorbereitung 1 2 Messung 1 3 Feststellung von SOREM im Schlaf 1 4 Auswertung 1 5 Rahmenbedingungen bei der Durchfuhrung 1 6 Unterschiede zum Multiplen Wachbleibetest 2 Anwendung 3 Alternativen 4 Geschichte 5 EinzelnachweiseDurchfuhrung der Untersuchung BearbeitenZur Durchfuhrung dieser Untersuchung gibt es Empfehlungen 1 die der einheitlichen Anwendung und Vergleichbarkeit dienen 2 Die Untersuchung wird wegen der benotigten Messtechnik in einem Schlaflabor durchgefuhrt Der MSLT soll nach den Empfehlungen aus funf Durchgangen im Zwei Stunden Intervall bestehen und 90 bis 180 Minuten nach Beendigung der nachtlichen Polysomnographie beginnen Die Durchfuhrenden sollten Erfahrungen mit diesem Test haben Zur Beurteilung des Schlaf Wach Rhythmus wird fur den Zeitraum von einer Woche vor dem MSLT ein Schlaftagebuch benotigt Dem Test muss unmittelbar eine einzelne grosse Schlaf Periode vorangegangen sein die bei der Diagnostik der Narkolepsie mindestens eine Schlafdauer von 6 Stunden umfassen soll Die verkurzte Version des MSLT mit vier Durchgangen ist fur die Diagnose der Narkolepsie nur aussagekraftig wenn dabei schon mindestens zwei SOREMP aufgetreten sind Vorbereitung Bearbeiten Stimulanzien und den REM Schlaf unterdruckende Medikamente sollten in Absprache mit dem Arzt zwei Wochen vor dem MSLT abgesetzt werden Bei Medikamenten sind deren stimulierende oder sedierende Eigenschaften zu berucksichtigen Ein leichtes Fruhstuck mindestens eine Stunde vor dem ersten Durchgang wird empfohlen Ein leichtes Mittagessen nach Beendigung des zweiten Durchgangs ist vorgesehen Stimulierende Aktivitaten wirken sich auf das Ergebnis aus Deshalb sollte das Rauchen innerhalb von mindestens 30 Minuten vor jedem Durchlauf und der Konsum koffeinhaltiger Getranke ganz unterlassen werden Anstrengende korperliche Aktivitat sollte wahrend des Tages ganz vermieden werden auch andere anregende Aktivitaten des Patienten sollten spatestens 15 Minuten vor jedem Durchgang enden und eine ungewohnliche Exposition gegenuber Sonnenlicht soll vermieden werden Standardisierte Testbedingungen sind entscheidend fur valide Ergebnisse Der Schlafraum sollte wahrend der Messung vollstandig abgedunkelt und ruhig die Raumtemperatur auf das Wohlbefinden des Patienten abgestimmt sein Messung Bearbeiten Um Ablenkungen klein zu halten sind insbesondere alle Handlungen der Durchfuhrenden und die Anweisungen an den Probanden standardisiert Der Proband wird vor jedem Durchgang gefragt ob noch ein Gang zur Toilette notig sei oder Anpassungen fur sein Wohlbefinden notig waren Danach wird eine Kalibrierungen der Sensoren durchgefuhrt und dazu der Proband aufgefordert bestimmte Bewegungen mit den Augen vorzunehmen Zu Beginn der Messung wird der Proband aufgefordert eine bequeme Position einzunehmen ruhig zu liegen die Augen geschlossen zu halten und zu versuchen nun einzuschlafen Das Ausschalten des Lichts signalisiert den Beginn der Messung Die ubliche Aufzeichnung des MSLT umfasst Elektroenzephalografie EEG Elektrookulografie EOG fur beide Augen Elektromyografie EMG und Elektrokardiogramm EKG Nach einem Durchgang soll der Patient das Bett verlassen Bis zum nachsten Durchgang sollte er am Schlafen gehindert werden was in der Regel eine kontinuierliche Beobachtung durch die Labor Mitarbeiter erfordert Feststellung von SOREM im Schlaf Bearbeiten Hauptartikel Sleep Onset REM Periode Eine der Hauptaufgaben des MSLT besteht bei der Diagnostik der Narkolepsie im Auffinden von SOREMP REM Schlaf tritt ublicherweise erst gegen Ende des ersten Schlafzyklus auf Mit REM Latenz wird allgemein die Zeit zwischen dem Einschlafen und dem Beginn der ersten REM Phase bezeichnet Ist diese REM Latenz stark verkurzt so spricht man von SOREMP Auswertung Bearbeiten nbsp Hypnogramm eines MSLT Durchgangs hier folgte nach kurzem Wachliegen W und mehrmals kurzem Leichtschlaf N1 mit erneutem Erwachen Schlaf im Stadium N2 und nur kurz auch Tiefschlaf N3 REM Schlaf blieb aus die Einschlaflatenz ist zusatzlich als SL eingetragen nbsp Hypnogramm eines MSLT Durchgangs mit Auftreten von SOREM hier folgte auf vier Minuten Wachliegen W und drei Minuten Leichtschlaf N1 sogleich REM Schlaf R aus dem dann kurz aufgewacht wurde Zusatzlich sind Einschlaflatenz SL und REM Latenz RL eingetragenDie Auswertung der wahrend des MSLT aufgezeichneten Messungen erfolgt wie in der Polysomnographie ublich in 30 Sekunden Epochen gerechnet ab dem Beginn der jeweiligen Aufzeichnung bei Licht aus Als Schlafbeginn gilt die erste Epoche in der mehr als 15 Sekunden Schlaf kumulativ beliebige Schlafstadien festgestellt werden Falls kein Schlaf auftritt endet der Durchgang nach 20 Minuten Als Einschlaflatenz gilt die Zeit bis zum Schlafbeginn Bei ausgebliebenem Schlaf werden 20 Minuten in der Berechnung des Mittelwerts aller Durchgange angesetzt Fur die Beurteilung des Auftretens von REM Schlaf wird der klinische MSLT nach den Empfehlungen der AASM fur 15 Minuten im Anschluss an die erste Schlaf Epoche fortgesetzt Diese Dauer richtet sich nur nach der Uhrzeit unabhangig von Schlafstadien REM Latenz ist die Zeit vom Beginn der ersten Schlaf Epoche bis zum Beginn der ersten Epoche REM Schlaf unabhangig von den dazwischen liegenden Schlafstadien oder moglichem Aufwachen 1 Zum Ergebnis gehoren folgende Angaben je Durchgang Uhrzeit von Beginn und Ende Einschlaflatenz die gesamte Schlafdauer und die in den Durchgangen erreichten Schlafstadien die Anzahl der SOREMP sowie die mittlere Einschlaflatenz als arithmetischer Mittelwert der funf Durchgange Abweichung vom Standard Protokoll und Besonderheiten sollen ebenfalls dokumentiert und bei der Interpretation berucksichtigt werden Anschaulich werden die Ergebnisse in Form eines Diagramms als jeweils ein Schlafprofil Hypnogramm je Durchgang dargestellt Rahmenbedingungen bei der Durchfuhrung Bearbeiten Die Aktivitat von Patienten und Probanden zwischen den Tests hat erhebliche Auswirkungen auf die gemessene Einschlaflatenz da die physiologische Erregung den Drang einzuschlafen in der Messung maskieren kann Untersuchungen zeigten dass die Einschlaflatenz nach funf Minuten Gehen direkt vorm Test gegenuber 15 Minuten Fernsehen direkt vorm Test im Schnitt um knapp sechs Minuten verlangert war 3 Unterschiede zum Multiplen Wachbleibetest Bearbeiten Hauptartikel Multipler Wachbleibetest Wesentliche Unterschiede zum Multiplen Wachbleibetest MWT bestehen in der Korperhaltung des Probanden hier liegend gegenuber sitzend der Unterstutzung fur die Haltung des Kopfes hier auf Kissen liegend gegenuber einer Nackenrolle den Augen hier geschlossen gegenuber offen der Helligkeit im Raum hier Abdunkelung gegenuber Dammerlicht sowie der Vorgabe hier einschlafen gegenuber wach bleiben 4 Die Fahigkeit eines Probanden sich rasch zu entspannen kann dazu beitragen schneller einzuschlafen Bei Gesunden kommt es vor dass diese beim MSLT regelmassig auch mit kurzer Latenz einschlafen und beim MWT wach bleiben konnen 5 Anwendung BearbeitenDer MSLT zahlt zu den gangigen apparativen Verfahren der Leistungsdiagnostik in der Schlafmedizin weltweit Er wird zur Diagnose bei Narkolepsie zur Objektivierung von Hypersomnien bei der Diagnostik anderer Schlafstorungen mit erhohter Tagesschlafrigkeit und auch zur Kontrolle des Therapieerfolges eingesetzt Er dient der Bestimmung des Schweregrades der Tagesschlafrigkeit nicht jedoch zur Ausschlussdiagnostik bei Narkolepsie Untersucht werden tonische Aktivierung Einschlaflatenz Einschlafneigung und REM Latenz Die Beurteilung der Tagesschlafrigkeit soll nicht allein auf der Einschlaflatenz im MSLT basieren sondern auch auf der klinischen Information 6 Das Auftreten von SOREMP ist ein Diagnosekriterium der Narkolepsie 7 SOREM ist jedoch auch bei obstruktiver Schlafapnoe und anderen Storungen mit vermindertem REM Schlafanteil nach dem Absetzen REM Schlaf unterdruckender Medikamente sowie bei aufgestautem Schlafdefizit zu beobachten Erholungsschlaf fuhrt dann zum sogenannten REM Rebound Bei den anderen Hypersomnien zentralnervosen Ursprungs findet sich keine erhohte Anzahl von SOREMP 6 Bei Patienten mit chronischen Zirkadianen Schlaf Wach Rhythmusstorungen ist bei der Interpretation zu berucksichtigen ob sie wahrend der Stunden getestet wurden in denen sie in der Regel schlafen wurden 8 Sekundenschlaf Microsleep wird im Standard Protokoll des MSLT nicht nachgewiesen da Episoden unter 15 Sekunden bei der Auswertung in den vorgesehenen 30 Sekunden Epochen nicht ausgewiesen werden 8 Der MSLT wird direkt und in abgewandelter Form regelmassig in der Schlafforschung eingesetzt Alternativen BearbeitenZur Bestimmung der Schwere der Tagesschlafrigkeit werden in der Schlafmedizin und anderen Bereichen je nach Fragestellung eine Vielzahl von Verfahren eingesetzt Zur apparativen Diagnostik zahlt der Multiple Wachbleibetest MWT zur nichtapparativen Diagnostik die Epworth Sleepiness Scale ESS die Stanford Sleepiness Scale SSS und viele weitere Fragebogen 9 Die Verfahren berucksichtigen in unterschiedlichem Umfang jeweils Teilaspekte der Tagesschlafrigkeit 10 In der Literatur bestehen Kritikpunkte am MSLT schon dahingehend dass die bei der Entstehung des Tests als Grenze fur pathologische Schlafrigkeit gewahlten Werte nur als rule of thumb Faustregel festgelegt wurden und nicht auf der Bestimmung eines Referenzbereichs mit Mittelwert und Standardabweichung basieren Die Ergebnisse von Gesunden lagen beim Auswerten mehrerer Untersuchungen zum Teil in Bereichen die nach der Faustregel schon als pathologisch gelten 11 Uberdies waren die Resultate nicht unbedingt auf andere Situationen im taglichen Leben ubertragbar fur die der Grad von Schlafrigkeit eigentlich interessiert Bei der Einschlaflatenz im MSLT erfolgt die Messung nach dem Hinlegen in einem ruhigen abgedunkelten Schlafraum und der Aufforderung einzuschlafen wodurch viele Faktoren ausgeschaltet sind die das tatsachliche Einschlafen noch beeinflussen 11 Geschichte BearbeitenDer MSLT wurde Anfang der 1970er Jahre von den Schlafforschern William C Dement und Mary Carskadon entwickelt 12 Dies stand im Zusammenhang mit Untersuchungen zum Schlaf in der Mitte der 1970er Jahre bei denen der sogenannte 90 Minuten Tag bei dem experimentell ein Ablauf aus jeweils 30 Minuten Schlaf und 60 Minuten Wachheit besteht betrachtet wurde Es ergaben sich Aufschlusse uber die zu Grunde liegende Rhythmik und eine Verteilung des REM Schlafs die nicht am einzelnen Schlafzyklus hangt Das noch immer verwendete Zwei Stunden Intervall der Durchlaufe hatte praktische Grunde da in der damaligen Forschung dazwischen zusatzliche Untersuchungen stattfanden Uberdies sollte so vermieden werden dass die Resultate durch einen ultradianen 90 Minuten Rhythmus des Schlafes uberschattet wurden Die 20 Minuten fur jeden Durchlauf sollten zunachst einfach lange andauernde und langweilende Tests vermeiden 13 Der MSLT wurde ab 1976 zunachst im experimentellen Umfeld zur Erforschung von Schlafrigkeit und der Tendenz zum Einschlafen verwendet 14 Es zeigte sich bald dass damit Sleep Onset REM Perioden nachgewiesen werden konnen was im Zusammenhang mit der Narkolepsie bedeutsam ist 15 Einzelnachweise Bearbeiten a b Michael R Littner et al Standards of Practice Committee of the American Academy of Sleep Medicine Practice Parameters for Clinical Use of the Multiple Sleep Latency Test and the Maintenance of Wakefulness Test In Sleep Vol 28 Nr 1 2005 S 113 121 PMID 15700727 englisch Donna Arand Michael Bonnet Thomas Hurwitz et al The Clinical Use of the MSLT and MWT In Sleep Vol 28 Nr 1 2005 S 123 144 PMID 15700728 englisch Michael H Bonnet Donna L Arand Sleepiness as Measured by Modified Multiple Sleep Latency Testing Varies as a Function of Preceding Activity In Sleep Vol 21 Nr 5 1998 S 477 483 PMID 9703587 englisch Murray W Johns Sensitivity and specificity of the multiple sleep latency test MSLT the maintenance of wakefulness test and the Epworth sleepiness scale Failure of the MSLT as a gold standard In Journal of Sleep Research Vol 9 Nr 1 2000 S 5 11 doi 10 1046 j 1365 2869 2000 00177 x PMID 10733683 englisch Cornelia Sauter Heidi Danker Hopfe Multiple Sleep Latency Test In Somnologie 2013 doi 10 1007 s11818 012 0598 1 englisch a b S3 Leitlinie Nicht erholsamer Schlaf Schlafstorungen der Deutschen Gesellschaft fur Schlafforschung und Schlafmedizin DGSM In AWMF online Stand 2009 S1 Leitlinie Narkolepsie der Deutschen Gesellschaft fur Neurologie DNG In AWMF online Stand 2008 a b Shannon S Sullivan Clete A Kushida Multiple Sleep Latency Test and Maintenance of Wakefulness Test In Chest Vol 134 Nr 4 2008 S 854 861 doi 10 1378 chest 08 0822 englisch Azmeh Shahid Kate Wilkinson Shai Marcu Colin M Shapiro STOP THAT and One Hundred Other Sleep Scales Springer New York 2012 ISBN 978 1 4419 9892 7 doi 10 1007 978 1 4419 9893 4 Murray W Johns Daytime sleepiness snoring and obstructive sleep apnea The Epworth Sleepiness Scale In Chest Vol 103 Nr 1 1993 S 30 36 doi 10 1378 chest 103 1 30 englisch a b Murray W Johns Sensitivity and specificity of the multiple sleep latency test MSLT the maintenance of wakefulness test and the Epworth sleepiness scale Failure of the MSLT as a gold standard In Journal of Sleep Research Band 9 Nr 1 2000 S 5 11 doi 10 1046 j 1365 2869 2000 00177 x PMID 10733683 englisch Mary A Carskadon Wiliam C Dement Sleep tendency an objective measure of sleep loss In Sleep Research Vol 6 Nr 1 1977 S 200 207 englisch Lamia Afifi Clete A Kushida Clinical Neurophysiology of Sleep Disorders Hrsg Christian Guilleminault Handbook of Clinical Neurophysiology Elsevier New York 2005 ISBN 978 0 444 51517 9 Multiple sleep latency test S 51 57 Mary A Carskadon William C Dement Merrill M Mitler Thomas Roth Philip R Westbrook Sharon Keenan Guidelines for the multiple sleep latency test MSLT A standard measure of sleepiness In Sleep Band 9 Nr 4 1986 S 519 524 PMID 3809866 englisch Merrill M Mitler Johanna Van den Hoed Mary A Carskadon Gary Richardson Richard Park Christian Guilleminault William C Dement REM sleep episodes during the multiple sleep latency test in narcoleptic patients In Electroencephalography and Clinical Neurophysiology Vol 46 Nr 4 1979 S 479 481 doi 10 1016 0013 4694 79 90149 4 englisch Dieser Artikel behandelt ein 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