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Die Schiffsmuhle Westerhusen war eine Schiffsmuhle auf der Elbe in Westerhusen heute ein Stadtteil von Magdeburg Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Technik 2 Geschichte 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLage und Technik BearbeitenDie Schiffsmuhle befand sich einige Meter sudlich der Fahre Westerhusen Eine aus grossen Feldsteinen errichtete Kaimauer ragte hier rechtwinklig zum Ufer in den Strom hinein und bildete so einen kleinen Muhlenhafen Der recht tiefe Hafen zog sich fast bis zur Gartenmauer hin am Fuss der Mauer verlief ein etwa ein bis anderthalb Meter breiter Weg Zwei grosse Eisbrecher sorgten dafur dass das Eis zersplitterte oder auf das Ufer glitt Die Schiffsmuhle lag vor dem Hafen in der Elbe und war vom Ufer aus uber einen kleinen Steg zu erreichen Die Schiffsmuhle bestand dabei aus zwei Schwimmkorpern den sogenannten Schiffen Auf dem uber den Steg zu erreichenden Hausschiff befanden sich die Mahlgange Muhlsteine und sonstigen Utensilien Hier war auch eine kleine beheizbare Stube mit Fenster untergebracht in der der Schiffsmuller wohnen konnte Das Hausschiff bestand dabei aus einer mit Satteldach versehenen Fahre Weiter im Strom schwamm das Wal oder Wellenschiff an dem sich das Muhlrad befand das uber eine eiserne Welle mit dem Hausschiff verbunden war Jeweils vor der Winterzeit wurde das Muhlrad abgebaut und beide Schiffe in den Hafen gezogen Stromaufwarts befand sich ein grosser Stromanker zur Sicherung gegen das Abwartstreiben mit der Stromung stromab zwei Windanker Geschichte BearbeitenWahrend des Dreissigjahrigen Kriegs wurden neben einer in Westerhusen bestehenden Windmuhle auch die Schiffsmuhlen auf der Elbe zerstort Die Bewohner Westerhusens mussten daher langere Zeit die Dienste der Muller in den benachbarten Orten Beyendorf Sohlen und Salbke in Anspruch nehmen Am 8 Oktober 1711 begab sich der Westerhuser Schoppe Martin Bockelmann zum mit ihm befreundeten Domvoigt Joh Brauns und beklagte dass die Westerhuser immer hinter den einheimischen Mehlkunden der anderen Muller zuruckstehen mussten Er schlug daher die Begrundung einer Schiffsmuhle in Westerhusen vor Er gab auch an dass er bereits zwei Mullermeister fur diese Aufgabe begeistern konnte und man bereit sei jahrlich einen Wispel Roggen an die Aufsichtsbehorde abzugeben Um die Muhle wirtschaftlich betreiben zu konnen sei es jedoch notig die Gewohnheiten der Mehlkunden zu verandern und Sorge dafur zu tragen dass die Westerhuser dann auch bei der neuen Muhle einkauften Am 9 November 1711 kam es zum Abschluss eines Kontrakts Der Domvoigt hatte neben Bockelmann auch die beiden von ihm benannten Salbker Mullermeister Kaspar Wieblitz und Hans Schultze geladen In den 4 und 5 sah der Kontrakt vor dass es zukunftig Mullern aus Sohlen Beyendorf und Salbke verboten war nach Westerhusen zu kommen um das Korn ihrer Kunden abzuholen Bockelmann der auch als Dorfpolizist fungierte war berechtigt bei Zuwiderhandlungen die Kornkarren zu beschlagnahmen 1712 entstand auf Veranlassung des Schoppen Martin Bockelmann dann der Neubau der Schiffsmuhle Heftigen Widerstand gab es durch den Muller der Salbker Klostermuhle Nikolaus Nikolai der seine wirtschaftlichen Interessen durch die neue Konkurrenz beeintrachtigt sah Er beschwerte sich beim einflussreicheren Propst des Klosters Unser Lieben Frauen und hielt sich nicht an das Verbot woraus sich langere Streitigkeiten ergaben Im Marz 1715 kam der Salbker Mullersjunge mit dem Pferdekarren eingesammelten Korns gerade zu dem Zeitpunkt am Westerhuser Gemeindekrug vorbei als dort Wieblitz Bockelmann und weitere Gaste beim Dammerschoppen erregt diese Frage diskutierten Bockelmann stoppte daraufhin den Karren stiess den Mullersjungen herunter und beschlagnahmte die Fuhre Der Mullersjunge lief weinend nach Salbke Nicolai begab sich am nachsten Tag zum Propst und Kurator des Klosters Unserer Lieben Frauen und schilderte dass er bei Verlust seiner Westerhuser Kunden in seiner Existenz bedroht sei und seine Pacht nicht werde entrichten konnen Der Propst fuhrte daraufhin beim Domkapitel Beschwerde uber Bockelmann die Mullermeister und Brauns Zum letztendlichen Verhandlungstermin vom 8 Februar 1716 im sich anschliessenden Prozess erschienen die Westerhuser nicht obwohl eine Strafe von zehn Goldgulden angedroht war Im Urteil vom 5 Dezember 1716 erhielt der Klostermuller recht Es wurde ihm erlaubt Ware auch bei den Westerhuser Kunden abzuholen Zugleich wurde den Westerhusern verboten die Pfandung entsprechender Fuhren vorzunehmen In der Praxis gingen die Westerhuser Kunden allerdings letztlich doch dauerhaft zur Schiffsmuhle uber so dass sich der Streit erubrigte Der insgesamt gestiegene Bedarf machte schnell eine Erweiterung der Kapazitat erforderlich wobei sich jedoch Wieblitz und Schultze hierzu nicht einigen konnten Schultze wollte nicht weiter investieren und stieg daher als Teilhaber aus dem Projekt aus Der von der Salbker Vikarienmuhle stammende Kaspar Wieblitz ubernahm bereits 1715 bei Zahlung einer Abfindung von 460 Talern das alleinige Eigentum an der Muhle 1716 durfte Wieblitz zur Deckung des gestiegenen Bedarfs eine Windmuhle im Dorf bauen Diese Muhle wurde spater als Bockelmannsche Windmuhle bezeichnet Im Jahr 1735 ubergab Wieblitz beide Muhlen an seinen Sohn Peter Wieblitz 14 Januar 1712 in Salbke 7 Januar 1765 1 der zuvor seinen Vater beim Betrieb der Muhlen unterstutzte und auf eigener Wanderschaft zuvor moderne Muhlen kennengelernt hatte Kaspar Wieblitz der bis dahin vermutlich auf dem heutigen Grundstuck Alt Westerhusen 31 lebte verzog dann wieder nach Salbke wo er am 6 Juni 1756 verstarb Am 13 Januar 1777 ereignete sich ein schwerwiegendes Ungluck Bei Hochwasser der Elbe wurde die Ankerkette der im Muhlhafen gelegenen Schiffsmuhle zerstort Die Muhle trieb daraufhin schnell ab und riss in Buckau eine weitere Schiffsmuhle mit Beim Aufprall an der Strombrucke Magdeburg wurde das Dach der Muhle zerstort Die Schiffsmuhle wurde dann beim Fort Preussen mit grosser Wucht auf uberwinternde Kahne geschleudert 47 grosse Elbkahne 50 Zollkahne und acht Strommuhlen erlitten Beschadigungen oder wurden zerstort Der Gesamtschaden betreug 100 000 Taler Spater wurde Georg Wallstab Muller auf der Schiffsmuhle Nach seinem Tod fuhrte seine Ehefrau Marie Elisabeth Wieblitz geborene Kleinau die Muhle mit ihrem zweiten Ehemann Johann Daniel Wieblitz weiter Am 22 Marz 1837 ereignete sich erneut ein Ungluck die Muhle sank 1839 erwarb Andreas Wesche ein Mullermeister aus Grunewalde die noch erhalten gebliebenen Teile der Muhle Er heiratete am 15 Oktober 1839 die Tochter des Schiffers Johann Christoph Meinecke Die Familie lebte im Haus Alt Westerhusen 163 2 Er betrieb die Schiffsmuhle bis 1855 Mit dem Tode seiner Frau ubertrug er die Muhle auf die voreheliche Tochter seiner Frau Luise Sophie Dorothee Meinecke die am 21 Marz 1859 den Mullermeister Andreas Curio Sohn des Gastwirts Jakob Curio heiratete Dieser war der letzte Muller der Schiffsmuhle Westerhusen und betrieb sie von 1859 bis 1873 3 Mit Grundung der Koniglich preussischen Elbstrom Bauverwaltung 1865 wurde der Fluss in sechs Zustandigkeitsbereiche sogenannte Baukreise eingeteilt Die Westerhuser Schiffsmuhle wurde dem II Baukreis Magdeburg von der unteren anhaltischen Grenze bis zur Einmundung der Ohre bei Rogatz zugeteilt Alle Baumassnahmen an der Muhle auch Besitzerwechsel waren der Baukreisverwaltung bekannt zu geben In einer Ubersicht der vorhandenen Schiffsmuhlen welche die Baukreisverwaltung am 25 Juli 1868 veroffentlichte wurde die Westerhuser Schiffsmuhle im Besitz von Muller Curio als 23 von funfzig aufgelisteten Schiffsmuhlen erwahnt Die an der Elbe vorgenommenen Strombaumassnahmen wirkten sich nachteilig auf die Schiffsmuhlen aus Mit dem Bau der Buhnen verlagerte sich die Stromung des Flusses starker in die Strommitte Um die Muhlen weiter betreiben zu konnen mussten daher auch die Schiffsmuhlen weiter hinaus gelegt werden was jedoch zu einer Behinderung der Schifffahrt fuhrte Dann verkaufte er 1869 die Schiffsmuhlengerechtigkeit gegen eine Abfindung an den Strombaufiskus Der Muller hatte die Muhle abzureissen Mit dem Erlos aus dem Verkauf erwarb Curio bereits 1869 die spater sogenannte Curiosche Windmuhle 1876 erwarb der Schiffer Wilhelm Meinecke den Muhlenhafen und die Wuhne In diesem Zusammenhang wird als letzter Besitzer der Anlage Christian Curio angegeben 4 Literatur BearbeitenFriedrich Grosshennig Ortschronik von Westerhusen im Stadtbezirk Magdeburg SO Manuskript im Stadtarchiv Magdeburg Signatur 80 1035n I Teil Seite 120 ff Karl Jungel Schiffsmuhlen Eine Flotte die fast immer vor Anker lag Hrsg Landschaftsmuseum Dubener Heide Elbe Druckerei Wittenberg Bad Duben 1987 Anlage 4 S 96 Sabine Ullrich Industriearchitektur in Magdeburg Brauereien Muhlen Zucker und Zichorienindustrie Landeshauptstadt Magdeburg 2003 Seite 149 f Die Westerhuser Muhlen und Muller Evangelisches Gemeindeblatt 15 Jahrgang Nr 8 August 1938Einzelnachweise Bearbeiten Die Westerhuser Muhlen und Muller Evangelisches Gemeindeblatt 15 Jahrgang Nr 8 August 1938 Die Westerhuser Muhlen und Muller im Evangelischen Gemeindeblatt 15 Jahrgang Nr 8 August 1938 Friedrich Grosshennig Ortschronik von Westerhusen im Stadtbezirk Magdeburg SO Manuskript im Stadtarchiv Magdeburg Signatur 80 1035n I Teil S 127 Friedrich Grosshennig Ortschronik von Westerhusen im Stadtbezirk Magdeburg SO Manuskript im Stadtarchiv Magdeburg Signatur 80 1035n I Teil S 12852 066104 11 679812 Koordinaten 52 3 58 N 11 40 47 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schiffsmuhle Westerhusen amp oldid 236940007