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Der Scheitelfaktor oder Crestfaktor englisch crest factor beschreibt in der Elektrotechnik das Verhaltnis von Scheitelwert zu Effektivwert einer Wechselgrosse 1 und ist immer grosser oder gleich eins Anwendung findet er in Bereichen der elektrischen Messtechnik Nachrichtentechnik Tontechnik und Akustik Er dient wie der Formfaktor oder der Klirrfaktor als Kennwert zur groben Beschreibung der Kurvenform einer Wechselgrosse Das Quadrat des Scheitelfaktors wird als englisch Peak to average power ratio PAPR bezeichnet und druckt das Verhaltnis von Spitzenleistung zu der mittleren Leistung eines Signals aus Der PAPR wird ublicherweise als logarithmisches Mass in Dezibel angegeben Er dient unter anderem bei Funkempfangern zur Gewinnung eines Steuersignals zur automatischen Verstarkungsregelung AGC Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Praktische Bedeutung 3 PAPR 4 Scheitelfaktor Werte Beispiele 5 Literatur 6 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenDer Scheitelfaktor k s displaystyle k text s nbsp der Grosse X displaystyle X nbsp ist definiert als k s X max X eff displaystyle k text s frac X text max X text eff nbsp Beispiel Wenn wie die Netzspannung in Europa eine sinusformige Wechselspannung einen Effektivwert von 230 V aufweist betragt der Spitzenwert ca 325 V Der Scheitelfaktor k s displaystyle k text s nbsp ist in diesem Fall 2 1 414 displaystyle sqrt 2 approx 1 414 nbsp Praktische Bedeutung BearbeitenMessgerate fur Wechselstrom und spannung mit Effektivwertmessung mussen Momentanwerte um den Spitzenwert des Messsignales herum ausreichend schnell verarbeiten konnen Einfache elektronische Stromzahler und Strommessgerate arbeiten bei hohen Scheitelfaktoren daher oft ungenau da sie entweder einen zu geringen Dynamikumfang haben und oder eine zu geringe Abtastrate Hohe Scheitelfaktoren des aufgenommenen Stromes von netzbetriebenen Geraten bedeuten einen hohen Anteil von Oberschwingungen im Stromnetz es entstehen aufgrund des Innenwiderstandes des Stromnetzes daraus auch Verzerrungen der Sinusform der Spannung Verbraucher mit hohen Scheitelfaktoren bei der Stromaufnahme verursachen eine hohe Verzerrungsblindleistung Typische Beispiele sind Schaltnetzteile Stromrichter und Frequenzumrichter ohne Leistungsfaktorkorrektur Der Effektivstrom ist hoher als der fur die aufgenommene Leistung zu erwartende Strom Der Nullleiter im Drehstromnetz kann trotz symmetrischer Belastung mit einphasigen Verbrauchern mit verzerrter Stromaufnahme einen stark erhohten Strom fuhren der ihn uberlastet obwohl in den Aussenleitern kein Uberstrom herrscht Hohe Scheitelfaktoren sind daher unerwunscht Sie werden durch die Leistungsfaktorkorrektur vermieden Auch Netztransformatoren werden durch angeschlossene Gleichrichter und Siebkondensatoren weit hoher belastet als bei einer ohmschen Last da der Strom zum Nachladen des Kondensators nur wahrend des Stromflusswinkels fliesst Thyristorsteller und Dimmer haben bei Teillastbetrieb eine stark verzerrte impulsformige Stromaufnahme Der von ihnen aufgenommene Strom hat teilweise einen sehr hohen Scheitelfaktor von bis uber 10 In der Akustik bzw Tontechnik sind hohe Scheitelfaktoren des Signales als auch der Hullkurve typisch und bestimmen die erforderliche Aussteuerbarkeit von Verstarkern Lautsprechern Mikrofonen und Tontragern Aussteuerungsanzeigen berucksichtigen das durch das sogenannte True Peak Meter das es dem Tonmeister ermoglicht die Aussteuerung zuruckzunehmen um Verzerrungen vorzubeugen Gute Tontechnik muss hohe Scheitelfaktoren verarbeiten konnen ohne zu ubersteuern Dynamikkompression kann das zwar ebenfalls vermeiden fuhrt jedoch zu einem Informationsverlust bzw zu verminderter Musikqualitat PAPR BearbeitenDas Verhaltnis von Spitzenleistung zu der mittleren Leistung eines Signals englisch Peak to Average Power Ratio und abgekurzt PAPR ist P A P R k s 2 X max 2 X eff 2 displaystyle mathrm PAPR k text s 2 frac X text max 2 X text eff 2 nbsp Logarithmisch ausgedruckt ist dies P A P R d B k s d B 2 10 lg X max 2 X eff 2 d B displaystyle mathrm PAPR mathrm dB k text s mathrm dB 2 10 cdot lg frac X text max 2 X text eff 2 mathrm dB nbsp Scheitelfaktor Werte Beispiele BearbeitenFolgende Tabelle zeigt die Scheitelfaktoren und PAPR fur verschiedene einfache Signalformen und einige in der Nachrichtentechnik ubliche Modulationsverfahren Bei den angefuhrten Modulationsverfahren modulierte HF Signale bezieht man den Scheitelfaktor auf das leistungsstarkste Symbol Ein frequenzmoduliertes Signal beispielsweise besitzt eine konstante Hullkurve und damit einen Scheitelfaktor von 1 Eigenschaften unterschiedlicher Schwingungsformen Schwingungsart Schwingungsform Gleichrichtwert durch Scheitelwert Formfaktor Effektivwertdurch Gleichrichtwert Scheitelfaktor Scheitelwert durch Effektivwert PAPRd B displaystyle mathbf dB nbsp Sinusschwingung nbsp 2 p 0 637 displaystyle frac 2 pi approx 0 637 nbsp p 2 2 1 11 displaystyle frac pi 2 sqrt 2 approx 1 11 nbsp 2 1 414 displaystyle sqrt 2 approx 1 414 nbsp 3 01 d B displaystyle 3 01 mathrm dB nbsp Volle Schwingung gleichgerichteter Sinus nbsp 2 p 0 637 displaystyle frac 2 pi approx 0 637 nbsp p 2 2 1 11 displaystyle frac pi 2 sqrt 2 approx 1 11 nbsp 2 1 414 displaystyle sqrt 2 approx 1 414 nbsp 3 01 d B displaystyle 3 01 mathrm dB nbsp Halbschwingunggleichgerichteter Sinus nbsp 1 p 0 318 displaystyle frac 1 pi approx 0 318 nbsp p 2 1 571 displaystyle frac pi 2 approx 1 571 nbsp 2 displaystyle 2 nbsp 6 02 d B displaystyle 6 02 mathrm dB nbsp Dreieckschwingung nbsp 1 2 0 5 displaystyle frac 1 2 0 5 nbsp 2 3 1 155 displaystyle frac 2 sqrt 3 approx 1 155 nbsp 3 1 732 displaystyle sqrt 3 approx 1 732 nbsp 4 77 d B displaystyle 4 77 mathrm dB nbsp SymmetrischeRechteckschwingung nbsp 1 displaystyle 1 nbsp 1 displaystyle 1 nbsp 1 displaystyle 1 nbsp 0 d B displaystyle 0 mathrm dB nbsp UnsymmetrischeRechteckschwingung PDM Signal nbsp t 1 T displaystyle frac t 1 T nbsp T t 1 displaystyle sqrt frac T t 1 nbsp T t 1 displaystyle sqrt frac T t 1 nbsp 10 lg T t 1 d B displaystyle 10 cdot lg frac T t 1 mathrm dB nbsp Frequenz oder Phasenmodulation z B GMSK bzw QPSK 1 displaystyle 1 nbsp 0 d B displaystyle 0 mathrm dB nbsp 2 4 Bit Quadratur Amplituden modulation 16 QAM 9 5 displaystyle sqrt frac 9 5 nbsp 2 6 d B displaystyle 2 6 mathrm dB nbsp 2 6 Bit Quadratur Amplituden modulation 64 QAM 7 3 displaystyle sqrt frac 7 3 nbsp 3 7 d B displaystyle 3 7 mathrm dB nbsp 2 Literatur BearbeitenRene Flosdorff Gunther Hilgarth Elektrische Energieverteilung Teubner 2003 ISBN 3 519 26424 2 Tony J Rouphael RF and Digital Signal Processing for Software Defined Radio 1 Auflage Newnes 2008 ISBN 978 0 7506 8210 7 Jurgen Nitsch Uwe Knauff Mathias Magdowski Einfuhrung in die Elektrotechnik 2 Auflage Shaker 2011 ISBN 978 3 8322 7684 3 Einzelnachweise Bearbeiten IEC 60050 siehe DKE Deutsche Online Ausgabe des Internationalen Elektrotechnischen Worterbuchs a b c R Wolf F Ellinger R Eickhoff Mobile Lightweight Wireless Systems Second International ICST Conference Mobilight 2010 May 10 12 2010 Barcelona Spain Revised Selected Papers Hrsg Periklis Chatzimisios Christos Verikoukis Ignacio Santamaria Massimiliano Laddomada Oliver Hoffmann Springer Science amp Business Media 2010 ISBN 978 3 642 16643 3 S 164 englisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Scheitelfaktor amp oldid 233381192