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Als Schaltverluste englisch switching losses versteht man in der Elektronik speziell in der Leistungselektronik und der Digitaltechnik jene elektrischen Leistungen die bei einem Halbleiterschalter wahrend des Einschaltens und des Ausschaltens an diesem umgesetzt werden und somit als Verluste anfallen Zusammen mit den Durchlassverlusten jene Stromwarmeverlustleistung die wahrend der leitenden Phase des elektronischen Schalters auftritt ergeben die Schaltverluste die gesamte Verlustleistung die an einem Halbleiterschalter auftritt Inhaltsverzeichnis 1 Ursache und Auftreten 2 Mathematische Beschreibung 2 1 Abschaltvorgang eines MOSFETs an einer ohmschen Last 2 2 Abschaltvorgang eines MOSFETs an einer induktiven Last 3 Reduzierung der Schaltverluste 4 Siehe auch 5 Literatur 6 WeblinksUrsache und Auftreten BearbeitenDie elektrische Leistung ist als das Produkt von Strom und Spannung definiert Befindet sich ein Halbleiterschalter im sperrenden Zustand so ist zwar die Spannung welche an diesem abfallt maximal der Strom durch den Schalter jedoch aufgrund des sperrenden Zustands null Dementsprechend wird im Schalter selbst keine Leistung umgesetzt Befindet sich der Schalter im leitenden Zustand so ist der Strom der durch den Schalter fliesst maximal die am Schalter anfallende Spannung jedoch minimal im Idealfall null Somit wird auch im leitenden Zustand am Schalter nahezu keine Leistung umgesetzt Die Leistung die aufgrund der minimalen Restspannung am Halbleiterschalter im eingeschalteten Zustand auftritt entspricht den Durchlassverlusten Zwischen diesen beiden Verlustleistungsminima also in jener Zeit in der der Halbleiterschalter weder vollstandig sperrt noch vollstandig leitet ist weder die Spannung am Schalter noch der Strom durch den Schalter null womit wahrend des Umschaltvorgangs eine erheblich hohere Leistung im Schalter umgesetzt wird Da alle elektronischen Schaltelemente wie beispielsweise Bipolartransistoren Feldeffekttransistoren Dioden oder Thyristoren eine endliche Umschaltzeit aufweisen also nicht augenblicklich vom leitenden in den sperrenden Zustand ubergehen konnen und umgekehrt wird beim Umschalten zwangslaufig jener Bereich durchlaufen in dem sowohl die Spannung als auch der Strom nicht null sind und Verlustleistung umgesetzt wird Die Ursache wieso die Schaltzeit von elektronischen Schaltern endlich ist ist vielseitig So muss beispielsweise bei Feldeffekttransistoren erst die Gatekapazitat umgeladen werden ehe der Transistor schaltet Bei Bipolartransistoren und Dioden wiederum mussen beim Abschalten Ladungstrager ausgeraumt werden wodurch der Abschaltvorgang verzogert wird Schaltverluste treten also nur wahrend des Umschaltens auf und spielen somit nur eine wichtige Rolle wenn Halbleiterschalter haufig umgeschaltet werden also mit einer hohen Schaltfrequenz betrieben werden Dies ist speziell bei Gleichspannungswandlern der Fall da hier eine hohe Frequenz kleine Bauteile wie Spulen und Kondensatoren ermoglicht Auch in der Digitaltechnik beispielsweise bei Prozessoren werden viele Transistoren mit sehr hoher Frequenz umgeschaltet wodurch die Schaltverluste massgeblich fur die gesamte Verlustleistung des Systems sind Mathematische Beschreibung BearbeitenFur die mathematische Beschreibung der Schaltverluste wird vereinfachend angenommen dass sich der Widerstand des Transistors wahrend des Umschaltens linear andert Daruber hinaus werden die Durchlassverluste wie im Diagramm eingezeichnet nicht berucksichtigt Alle Bauteile ausgenommen der MOSFET werden als ideal angenommen Die Einschaltverluste konnen nach denselben Uberlegungen berechnet werden Die Addition der Einschaltverluste und der Ausschaltverluste ergeben die gesamten Schaltverluste des Halbleiterschalters Abschaltvorgang eines MOSFETs an einer ohmschen Last Bearbeiten nbsp Schaltung eines MOSFETs mit ohmscher Last nbsp Darstellung der Strom Spannungs und Leistungsverhaltnisse bei Abschalten eines MOSFETs mit ohmscher LastDie Spannung am Transistor wahrend des Abschaltens in Abhangigkeit von der Zeit ergibt sich zu u U t t off 1 t off 2 t off 1 displaystyle u U cdot dfrac t t text off 1 t text off 2 t text off 1 nbsp Hierbei ist der Zeitpunkt des Beginns der Abschaltung mit t off 1 displaystyle t text off 1 nbsp und der Zeitpunkt des Endes der Abschaltung mit t off 2 displaystyle t text off 2 nbsp bezeichnet Der Strom durch den Transistor wahrend des Abschaltens in Abhangigkeit von der Zeit kann folgendermassen angegeben werden i I Ton I Ton t t off 1 t off 2 t off 1 displaystyle i I text Ton biggl I text Ton cdot dfrac t t text off 1 t text off 2 t text off 1 biggr nbsp Die wahrend des Abschaltens am Transistor umgesetzte Leistung in Abhangigkeit von der Zeit ergibt sich zu p u i U I Ton t t off 1 t off 2 t off 1 1 t t off 1 t off 2 t off 1 displaystyle p u cdot i U cdot I text Ton cdot dfrac t t text off 1 t text off 2 t text off 1 cdot bigg 1 dfrac t t text off 1 t text off 2 t text off 1 bigg nbsp Wahrend der Zeit des gesamten Abschaltvorgangs ergibt sich somit folgende im Transistor umgesetzte Energie t off 1 t off 2 p d t U I Ton t off 1 t off 2 t t off 1 t off 2 t off 1 1 t t off 1 t off 2 t off 1 d t U I Ton 6 t off 2 t off 1 displaystyle int t text off 1 t text off 2 p mathrm d t U cdot I text Ton cdot int t text off 1 t text off 2 dfrac t t text off 1 t text off 2 t text off 1 cdot bigg 1 dfrac t t text off 1 t text off 2 t text off 1 bigg mathrm d t dfrac U cdot I text Ton 6 cdot t text off 2 t text off 1 nbsp Wird der Transistor nun mit der Schaltfrequenz f geschaltet so ergeben sich die Ausschaltverluste zu P S off U I Ton 6 t off 2 t off 1 f displaystyle P text S off dfrac U cdot I text Ton 6 cdot t text off 2 t text off 1 cdot f nbsp Abschaltvorgang eines MOSFETs an einer induktiven Last Bearbeiten nbsp Schaltung eines MOSFETs mit induktiver Last und Freilaufdiode nbsp Darstellung der Strom Spannungs und Leistungsverhaltnisse bei Abschalten eines MOSFETs mit induktiver LastDie Spannung am Transistor wahrend des Abschaltens in Abhangigkeit von der Zeit ergibt sich zu u U t t off 1 t off 2 t off 1 displaystyle u U cdot dfrac t t text off 1 t text off 2 t text off 1 nbsp Da sich der Strom durch eine Induktivitat aufgrund der lenzschen Regel nicht schlagartig andern kann fliesst dieser auch wahrend des Abschaltvorgangs solange in nahezu gleicher Hohe durch den Transistor weiter bis die Spannung am Transistor Versorgungsspannungspotenzial annimmt Ab diesem Punkt beginnt die Freilaufdiode zu leiten und der Strom kommutiert vom Transistor zur Diode Fur diese Betrachtung wird vorausgesetzt dass die Induktivitat und somit die beim anfanglichen Strom gespeicherte Energie im Verhaltnis zur Energie die wahrend des Schaltvorgangs umgesetzt wird sehr gross ist Somit andert sich der in die Induktivitat eingepragte Strom kaum und kann vereinfacht als konstant angenommen werden i I Ton displaystyle i I text Ton nbsp Die wahrend des Abschaltens am Transistor umgesetzte Leistung in Abhangigkeit von der Zeit ergibt sich zu p u i U I Ton t t off 1 t off 2 t off 1 displaystyle p u cdot i U cdot I text Ton cdot dfrac t t text off 1 t text off 2 t text off 1 nbsp Wahrend der Zeit des gesamten Abschaltvorgangs ergibt sich somit folgende im Transistor umgesetzte Energie t off 1 t off 2 p d t U I Ton t off 2 t off 1 t off 1 t off 2 t t off 1 d t U I Ton 2 t off 2 t off 1 displaystyle int t text off 1 t text off 2 p mathrm d t dfrac U cdot I text Ton t text off 2 t text off 1 int t text off 1 t text off 2 t t text off 1 mathrm d t dfrac U cdot I text Ton 2 cdot t text off 2 t text off 1 nbsp Wird der Transistor nun mit der Schaltfrequenz f geschaltet so ergeben sich die Ausschaltverluste zu P S off U I Ton 2 t off 2 t off 1 f displaystyle P text S off dfrac U cdot I text Ton 2 cdot t text off 2 t text off 1 cdot f nbsp Reduzierung der Schaltverluste BearbeitenBei leistungselektronischen Schaltungen konnen die Schaltverluste in erster Linie durch die Reduktion der Schaltfrequenz reduziert werden In der Praxis soll die Schaltfrequenz nicht hoher als notig gewahlt werden Grundsatzlich gilt dass die Schaltfrequenz maximal so hoch gewahlt werden sollte dass die dadurch verursachten Schaltverluste nicht hoher als die Durchlassverluste sind Eine weitere Moglichkeit die Schaltverluste zu minimieren ist das Minimieren der Schaltzeit Die kann je nach verwendetem Halbleiterschalter durch hohere Ansteuerungsstrome und dementsprechende Leistungstreiber geschehen Dadurch kann speziell bei MOSFETs die Schaltzeit erheblich beeinflusst und reduziert werden Eine geringe Schaltzeit und eine dementsprechend schnelle Stromanderung haben jedoch deutlich schlechtere EMV Eigenschaften zur Folge weshalb in der Praxis teilweise hohere Schaltverluste absichtlich in Kauf genommen werden Weiterhin konnen verschiedene Entlastungsnetzwerke eingesetzt werden die die Strom und Spannungsverhaltnisse wahrend des Schaltvorgangs erheblich verbessern und somit die Schaltverlustleistung reduzieren So kann im einfachsten Fall ein Kondensator parallel zum Transistor geschaltet werden der beim Abschalten den Laststrom ubernimmt wodurch der Transistor stromlos und somit verlustleistungslos abgeschaltet werden kann Um beim Wiedereinschalten des Transistors nun nicht hohere Einschaltverluste in Kauf zu nehmen sind weitaus komplexere Schaltungen notwendig die den Kondensator vor dem Einschalten entladen Umschwingvorgange Bei digitalen Schaltungen werden durch Reduktion der Betriebsspannung kleinere Querstrome erreicht die wiederum eine geringere Verlustleistung wahrend des Umschaltens hervorrufen Siehe auch BearbeitenSnubberLiteratur BearbeitenUlrich Schlienz Schaltnetzteile und ihre Peripherie 3 Auflage Vieweg amp Sohn Verlag GWV Fachverlage GmbH Wiesbaden 2007 ISBN 978 3 8348 0239 2 Franz Zach Leistungselektronik Ein Handbuch 2 Bande 4 Auflage Springer Verlag Wien 2010 ISBN 978 3 211 89213 8 Weblinks BearbeitenN Kaminski Leistungselektronik mit Beschreibung von Entlastungsnetzwerken I Skriptum Universitat Bremen Version 1 16 Marz 2009 Memento vom 16 November 2012 im Internet Archive PDF 1 6 MB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schaltverluste amp oldid 233599548