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In der Schrift in der Chirografie Palaografie und in der Mikrotypografie bezeichnet Schaft eine gerade vertikale oder diagonale Linie die Teil eines Schriftzeichens bzw einer Glyphe ist 1 Die meiste Verwendung findet der Begriff bezogen auf Schriften des lateinischen Alphabets Beispiele fur vertikale Schafte Antiqua Beispiele fur diagonale Schafte Antiqua Inhaltsverzeichnis 1 Begriffe und Abgrenzung 2 Variationen der Schafte 2 1 Neigung und Rundung 2 2 Zierabschlusse 2 3 Verdoppelung der Schaftlinie 3 Schafte und Strichstarken 4 Sonstiges 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBegriffe und Abgrenzung BearbeitenEin vertikaler Schaft wird auch Stamm Standstrich Vertikalstrich oder Grundstrich genannt Fur diagonale Schafte wird auch der Begriff Diagonale verwendet 2 Das obere Ende eines Schafts wird Schaftansatz genannt und das untere Ende Schaftfuss Im Unterschied zu den Schaften werden gerade horizontale Linien Balken Querbalken Querstriche oder Arme genannt ein im Inneren des Schriftzeichens liegender Balken auch Innenbalken und der obere Balken beim T und Z auch Deckstrich Gerundete Linien werden je nach Art und Lage Bauche Bogen Kurven Kurvenbalken oder Schultern genannt 3 Es gibt ausserdem eine Vielzahl spezieller Bezeichnungen fur bestimmte Linien wobei sich oft der Sprachgebrauch in der Kalligraphie die sich in den letzten Jahrhunderten auf Schreibschriften konzentrierte und in der Typografie die sich auf Satzschriften konzentrierte separat entwickelt hat Variationen der Schafte BearbeitenNeigung und Rundung Bearbeiten nbsp Die Buchstaben L und l in lateinischer Schreibschrift Die Schafte sind geneigt und gekrummtBei der palaographischen Untersuchung von Schriften findet man oft charakteristische Veranderungen der Schafte In der Schreibschrift sowohl in der lateinischen Schreibschrift als auch in der deutschen Kurrentschrift werden die Buchstaben in der Regel geneigt Dabei werden auch die vertikalen Schafte schraggestellt Auch in der Satzschrift findet man die Neigung der sonst vertikalen Schafte in der Kursivschrift und in Oblique Schriften Ausserdem werden gerade Linien sehr oft zu Kurven So sind etwa in der irischen Schrift die Schafte mehrerer Buchstaben stark ausgebogen etwa das T zum Ꞇ Man findet Schafte oft mit einem leichten S formigen Schwung als sogenannte Flammenlinien gezogen seltener auch umgekehrt in einer geschwungenen Form 4 In der Schreibschrift aber auch in den Grossbuchstaben mancher Drucktypen finden sich oftmals kurvige Schwunge und Schnorkel Zierabschlusse Bearbeiten nbsp Quadrangel in der Textura rote Pfeile nbsp Bei den Versalien der Old English Blackletter sind viele Rundungen Schaftverdoppelungen und Zierabschlusse zu erkennen Quadrangel sind bei den Minuskeln zu sehen z B unten bei t und oben bei u ausserdem unten bei den Ziffern 1 und 4 Hauptartikel Abschluss Typografie An den Schaftansatzen und Schaftfussen konnen je nach Schriftart Zierabschlusse sein Haufige Zierabschlusse bei Antiqua Schriften sind die Serifen Andere sind etwa spachtelformige Schaftansatze bei den insularen Schriften oder spitz verlangerte Enden sogenannte Sporen In gebrochenen Schriften gibt es an den Schaftansatzen und Schaftfussen Quadrangel wortlich Vierecke Quadrangel sind auf die Spitze gestellte Rauten oder Parallelogramme am oberen oder unteren Ende des Schaftes Meist wird das Quadrangel mit dem Grundstrich so verbunden dass von den vier Ecken nur drei Ecken sichtbar sind siehe Pfeile in der Abbildung Am Ubergang zum dickeren Quadrangel ist der Schaft gebrochen Noch deutlicher wird die Brechung der Schrift wenn alle vier Ecken des Quadrangels sichtbar sind In der Abbildung ist dies im oberen Bereich des Kleinbuchstabens r zu sehen Neben dem direkt auf dem Schaft sitzenden und mit ihm verbundenen Quadrangel erscheint die nach rechts weisende Fahne des r als abgesetztes Quadrangel mit vier Ecken In der Schreibschrift wird fur eine hohere Schreibgeschwindigkeit in der Regel auf Zierabschlusse verzichtet Verdoppelung der Schaftlinie Bearbeiten Bei den kalligrafisch ausgeformten Versalien mancher gebrochenen Schriften etwa bei der Textura formata und der Rotunda finden sich Zierstriche Manche dieser Zierstriche sind vertikal und verdoppeln einen Schaft Beim Hinzufugen der Zierstriche wie beim abgebildeten Blackletter M wird teilweise bewusst vermieden den weissen Spalt zwischen den beiden Linien des Schafts mit einer anderen Linie zu kreuzen wodurch die beiden Linien einschliesslich des Spalts klarer als ein zusammengehorendes Objekt erscheinen nbsp Verdoppelung von Schaften in einem Blackletter M nbsp Rotunda Verdoppelung des Schaftes beim ersten BuchstabenSchafte und Strichstarken Bearbeiten nbsp nbsp Variation der Strichstarke mit einer Breitfeder links und einer Schwellzugfeder rechts Zwischen verschiedenen Schaften kann die Strichstarke variieren auch innerhalb des gleichen Glyphens etwa bei den vier Schaften des Buchstabens W in einer Antiqua Schrift In der Typografie spricht man bei den dunnsten Linien von einem Haarstrich und bei den dicksten Linien von einem Schattenstrich Die Strichstarke kann sogar innerhalb eines Schafts variieren Historisch haben diese Variationen der Strichstarke ihren Grund im Schreiben von Hand mit traditionellen Schreibgeraten insbesondere Schreibfedern Sie werden aber wegen ihrer asthetischen Wirkung auch in der Satzschrift eingesetzt Beim Schreiben mit dem Federkiel oder der Bandzugfeder ergeben sich verschiedene Strichstarken ausschliesslich aus der Richtung der Linie relativ zur Orientierung der Federspitze auf dem Schreibmaterial Sie entstehen automatisch unvermeidlich und sind unabhangig vom Druck der auf die Federspitze ausgeubt wird 5 Die maximal mogliche Strichstarke entspricht der Federbreite Der Winkel in dem die Federspitze auf den Schreibgrund aufgesetzt wird betragt typischerweise etwa 40 Grad 6 Die breitesten Linien entstehen bei Diagonalen und die dunnsten Linien bei Diagonalen Grossere gezielte Abweichungen davon sind nicht moglich ohne die ubliche Feder und Handhaltung zu verlassen 7 Bei der Schwellzugfeder hangt die Strichstarke hingegen primar vom Druck und nicht zwangslaufig von der Richtung der Linie ab Je mehr Druck auf die dunne gespaltene Federspitze ausgeubt wird um so mehr spreizt sie sich und erzeugt so eine breitere Linie Durch das druckabhangige An und Abschwellen entsteht ein sogenannter Schwellstrich Das bietet dem Schreiber mehr Flexibilitat zur Beeinflussung der Strichstarke Mit einer Schwellzugfeder konnen beispielsweise auch Linien in Richtung dunn sein oder in einer feinen Spitze enden die bei einer Bandzugfeder aufgrund ihrer Richtung breit waren 8 Es gibt jedoch auch bei Schwellzugfedern eine Abhangigkeit der Strichstarke zur Richtung des Strichs Aufstriche konnen nur mit geringem Druck ausgefuhrt werden weil sich sonst die Federspitze im Papier verhakt und sind somit dunn wahrend Abstriche fast automatisch mit hoherem Druck ausgefuhrt werden und damit dickere Linien erzeugen Das ist vom Schriftbild her auch so gewunscht In der Satzschrift ist was Variationen der Strichstarke betrifft grundsatzlich alles moglich In der Praxis orientieren sich die Schriftgestalter aber meistens an den Mustern der von Hand geschriebenen Schrift Bei nichtgrotesken Schriften haben vertikale Schafte in der Regel eine einheitliche Strichstarke wahrend Schafte tendenziell dunn und Schafte tendenziell dick sind siehe Beispielbilder oben rechts In grotesken Schriften wird auf die Variation der Strichstarke bewusst verzichtet bzw geringfugige Variationen der Strichstarke gezielt so eingesetzt dass sie den Eindruck konstanter Strichstarke nicht beeintrachtigen Viele moderne Schreibgerate wie Kugelschreiber oder Filzstift erzeugen eine stets gleiche Strichstarke sowohl unabhangig von der Linienrichtung als auch unabhangig vom Druck Sonstiges Bearbeiten nbsp Schriftbeispiel in einer Textura 1407Mittelalterliche gebrochene Schriften wie die gotische Minuskel oder die Textura betonen besonders die in gleichmassigen Abstanden gesetzten vertikalen Schafte so dass das Schriftbild einem Gitter oder Gewebe ahnelt Das erschwert zwar die Lesbarkeit fuhrt aber zu einem sehr ebenmassigen Textbild Wegen seines Schaftes wird das lange s auch Schaft s genannt Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Schaft Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten The Complete Guide to Digital Type Creative Use of Typography in the Digital Arts Laurence King Publishing 2006 ISBN 978 1 85669 472 8 S 12 f books google de bezogen auf das englische Aquivalent zu Schaft stem Buchstabe In Typolexikon de 2017 typolexikon de Buchstabe In Typolexikon de 2017 typolexikon de Von der Schrift und den Schriftarten Schriftgestaltung Gestaltung Reinhard Welz Vermittler Verlag e K 2006 ISBN 978 3 938622 09 4 S 116 books google de Von der Schrift und den Schriftarten Schriftgestaltung Gestaltung Reinhard Welz Vermittler Verlag e K 2006 ISBN 978 3 938622 09 4 S 110 books google de Schreibanleitung Bandzugfeder In kallipos de Abgerufen am 27 Februar 2018 Von der Schrift und den Schriftarten Schriftgestaltung Gestaltung Reinhard Welz Vermittler Verlag e K 2006 ISBN 978 3 938622 09 4 S 103 books google de Von der Schrift und den Schriftarten Schriftgestaltung Gestaltung Reinhard Welz Vermittler Verlag e K 2006 ISBN 978 3 938622 09 4 S 103 116 books google de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schaft Schrift amp oldid 218511774