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Sarvastivada Sanskrit सर व स त व द sarvastivada tibetisch in Umschrift nach Wylie thams cad yod par smra ba ist der Name einer dem Zweig der Sthaviravada zugehorigen Schule des fruhen indischen Buddhismus die sich nach dem 3 Konzil von Pataliputta heute Patna ca 253 v Chr aufgrund von Meinungsverschiedenheiten u a uber das Verstandnis des Abhidhamma Abhidharma von der Schule der Vibhajjavada trennte Der Sarvastivada war die bedeutendste der sogenannten Hinayana Schulen des fruhen Buddhismus und vor allem in Zentral und Nordwestindien heute Pakistan verbreitet wobei sich seine Wirkung auch auf Indonesien China Tibet und Japan erstreckte Einen wesentlichen Beitrag leistete er auch zur Entstehung und Entwicklung des Mahayana Die Schule wurde mit der islamischen Eroberung Zentralasiens und Indiens im 11 Jahrhundert stark geschwacht und ging schliesslich unter Inhaltsverzeichnis 1 Lehrtexte Quellen 2 Philosophie 3 Literatur 4 WeblinksLehrtexte Quellen BearbeitenDie Schule des Sarvastivada verfugte uber eine eigene vom Pali Kanon abweichende Sanskrit Fassung der Lehrreden des Buddha Sutra Pitaka sowie uber eine eigene Sanskrit Fassung des Abhidharma die zwar wie die Theravada Version des Pali Abhidhamma ebenfalls aus insgesamt sieben Buchern bestand dabei jedoch erhebliche inhaltliche Abweichungen von den Pali Schriften aufwies Sangitiparyaya Dharmaskandha Prajnaptisastra Dhatukaya Vijnanakaya Prakaranapada JnanaprasthanaIhre endgultige Form fand sie im Abhidharmakosha Schatzkammer des Abhidharma ein von Vasubandhu im 5 Jh n Chr zusammengestelltes Kompendium Samtliche Sarvastivada Schriften sind heute nur noch fragmentarisch in Sanskrit erhalten der grosste Teil liegt jedoch in tibetischer und chinesischer Ubersetzung vor Es existieren zudem zwei um das 1 Jh v Chr entstandene aus der Sicht des Sarvastivada verfasste Kommentare zum Abhidharma die Vasubandhu als Vorlage dienten das Vibhasha etwa ausfuhrliche Erlauterung und das Mahavibhasha grosse ausfuhrliche Erlauterung zum Jnanaprasthana die den Anhangern des Sarvastivada ihren Beinamen Vaibhashika einbrachten Die Sarvastivadin von Mathura nannten sich Mulasarvastivada tibetisch gzhi thams cad yod par smra ba Ihre weiterentwickelte Lehre stellt einen Ubergang zwischen hina und mahayanistischem Buddhismus dar Philosophie BearbeitenIm Rahmen ihrer Epistemologie widmeten sich die Sarvastivadin einer umfangreichen Analyse der in der Abhidharma Literatur dargelegten Grundbausteine der Wirklichkeit den Daseinsfaktoren skandhas Nach ihrer Auffassung war es moglich alle Daseinsfaktoren unmittelbar und direkt wahrzunehmen bahya pratyaksha Sie verfochten dementsprechend einen pluralistischen Realismus und unterschieden vier Stadien die jene Faktoren im Prozess der Verganglichkeit durchlaufen Entstehung jati Dasein sthiti Verfall jarata und Zerstorung vyaya Da die Existenz der Daseinsfaktoren also aufgrund dieser Ubergangsphasen mehrere Augenblicke andauerte mussten diese auch durch Vergangenheit Gegenwart und Zukunft hinweg existent sein daher der Name Sarvastivada Sanskrit sarvam asti alles existiert Bestimmte Bedingungen so argumentierten die Sarvastivadin die in der Vergangenheit aufgetreten sind sind Voraussetzungen fur den jetzigen Zustand und die Bedingungen die in der Gegenwart zusammentreffen bestimmen den Verlauf der Zukunft Handlungen karma bringen ihre jeweiligen Wirkungen hervor die Fruchte phala dieser Handlungen die ihnen zeitlich vorausgegangen sind Die Sarvastivadin illustrierten diesen Sachverhalt mit der Metapher eines Steines der still auf einem Berggipfel ruht In dieser Position entspricht er einem zukunftigen dharma Gerat der Stein in Bewegung und rollt den Berg hinab wird er zu einem gegenwartigen dharma Am Fuss des Berges zur Ruhe gekommen ist er zu einem vergangenen dharma geworden Es musste nach den Uberlegungen der Sarvastivadin eine direkte kausale Verknupfung zwischen den Daseinsfaktoren der drei Zeitabschnitte geben und diese Verknupfung machten sie an der dauerhaften Eigenexistenz svabhava fest die sie den Daseinsfaktoren zusprachen Die in ihrer Essenz ewig existierenden Faktoren wechseln nach dieser Auffassung durch die jeweils karmisch bedingte Aktivierung aus einem Zustand der Latenz in eine Manifestation uber um in dieser den menschlichen Erfahrungshorizont und die Dinge der Welt zu konstituieren Nachdem die Bindung welche die Daseinsfaktoren fur eine bestimmte Zeit eingegangen sind wieder auseinanderfallt verloschen die Faktoren nicht vollstandig sondern bleiben stets solange in ihrer Potentialitat erhalten bis sie erneut aktiviert werden Erlosung bedeutet im Sarvastivada analog dazu dass keiner der Daseinsfaktoren mehr aktiviert wird der Lebensstrom bhavanga des Erlosten kommt zum Stillstand wird in einen dauerhaften Ruhezustand uberfuhrt Dieser Zustand entspricht dem statischen Nirvana der zu den drei nichtbedingten asamskrta Daseinsfaktoren zahlt die im Sarvastivada zusatzlich zu den bedingten Daseinsfaktoren aufgefuhrt werden aktives Nirvana apratishthita nirvana statisches Nirvana pratishthita nirvana und Raum akasha Jeder Daseinsfaktor verfugt im Sarvastivada uber seine ihm jeweils inharente Eigenschaft svalakshana die ihn von anderen Faktoren unterscheidet Der Same der zu einem Baum heranwachst besitzt in seiner Funktion als Ursache ein charakteristisches Merkmal das ihn mit dieser und nur dieser Wirkung verbindet Die Fahigkeit eine bestimmte Wirkung hervorbringen zu konnen ist somit bereits in der Ursache angelegt Literatur BearbeitenAbhidharma Kosha Bhashyam 4 vols Vasubandhu translated into English by Leo Pruden based on Louis de la Vallee Poussin s French translation Asian Humanities Press Berkeley 1988 1990 L Abhidharmakosa de Vasubandhu Traduit et annote par Louis de la Vallee Poussin Paul Geuthner Paris 1923 1931 vol 1 archive org vol 2 archive org vol 3 archive org vol 4 archive org vol 5 archive org vol 6 archive org Hajime Nakamura Indian Buddhism A Survey With Bibliographical Notes Motilal Banarsidass 1996 ISBN 81 208 0272 1 A K Warder Indian Buddhism Motilal Banarsidass 2000 ISBN 81 208 1741 9 Bibhuti Baruah Buddhist Sects and Sectarianism Sarup amp Son 2008 ISBN 81 7625 152 6 Charles Willemen Bart Dessein Collett Cox Sarvastivada Buddhist Scholasticism Brill 1997 ISBN 90 04 10231 0 Weblinks BearbeitenDavid Bastow The first argument for Sarvastivada Anukul Chandra Banerjee The Vaibhasika School of Buddhist Thought PDF 59 kB thlib org abgerufen am 4 Juni 2011 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sarvastivada amp oldid 230506307