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Sandraudiga inschriftlich Dea Sandraudiga ist der Name einer germanischen Gottin der einzig durch die Inschrift auf einem Votivstein des 2 bis 3 Jahrhunderts aus dem niederlandischen Zundert in der Region Nordbrabant bekannt ist Inhaltsverzeichnis 1 Auffindung und Inschrift 2 Name und Deutung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseAuffindung und Inschrift BearbeitenDer Stein wurde 1812 in der Bauerschaft Tiggelt unweit des Dorfs Rijsbergen in der Richtung nach Zundert beim Bau der Strasse Napoleonsweg entdeckt und befindet sich heute im Rijksmuseum van Oudheden in Leiden Er ist aus Kalkstein gefertigt 139 81 41 cm uber dem profilierten umlaufenden Sockel findet sich die Inschriftentafel daruber ein dem Sockel entsprechendes Gesims mit einem Aufsatz mit Blattwerk oder geschuppt dekorierten Voluten zu beiden Seiten Die Schmalseiten zeigen als Dekor jeweils unterschiedliche Fullhorner Die vierzeilige Inschrift ist geringfugig gestort klar lesbar Das abschliessende A und E des Theonyms ist als Ligatur AE ausgefuhrt Deae Sandraudigae cultores templi 1 Formal zeugt die Inschrift davon das Cultores Kultpersonal oder funktionare den Stein gestiftet haben die mit einem Tempel verbunden sind Als germanische Dedikanten sind nach der Fundregion romanisierte Bataver anzunehmen Die Reste eines moglichen Tempels wurde bei Nachgrabungen beim Fundplatz des Steins in den 1950er Jahren festgestellt Es wurden wandbemalte Mauerreste Ziegelfragmente romische und einheimische Keramik und etliche Eisenprodukte wie Nagel und Haken gefunden die auf die Zeit des 2 Jahrhunderts datierbar sind Unweit des Tiggelter Fundplatzes wurde 1967 bis 1969 in der Rijswijker Gemarkung de Bult eine romerzeitliche germanische Siedlung aus der Zeit Mitte des 2 Jahrhunderts bis Mitte des 3 Jahrhunderts aufgedeckt die aus drei Hofanlagen bestand Name und Deutung BearbeitenDer zweigliedrige Name zeigt in seinen jeweiligen Teilen germanische Lexeme Theodor von Grienberger sieht im ersten Glied die Ableitung Sandr i aus germanisch santh mit grammatischen Wechsel d lt th vorliegen und vergleicht mit den Belegen altnordisch sannr altenglisch sod wahr wirklich Des Weiteren vergleicht er das Glied mit dem westgotischen Personennamen Sandri mer der wahrhaft Beruhmte aus dem fruhen 7 Jahrhundert Das zweite Glied audiga stellt er zu gotisch audags und dazu weitere verwandte Belege in den Altgermanischen Sprachen mit der Bedeutung von reich selig begluckt Richard M Meyer lehnte Grienbergers Erklarungen als zu abstrakt konstruiert ab halt die Anbindung an den Personennamen Sandrimer fur problematisch da das r analog im Theonym stammhaft werden muss Die Kopulation von einem abstrakten Begriff des Wahren mit dem realen des Reichtums ist ungewohnlich fur die Benennung germanischer Gottheiten Meyer sieht in der Gottin eine lokale Sondererscheinung die mit dem Ortsnamen Zundert in Verbindung steht und stellt den Namen aus den Gliedern altsachsisch altenglisch sand Sand und gotisch rauds und altnordisch rauds rotlich rot als Gottin die den Sand rotet dar 2 3 Siegfried Gutenbrunner geht einen anderen Weg mit der Anbindung an germanisch Sundra fur sonder und erwagt einen Bezug zum Namen des Fundorts Zundert als Sundrauda gottliches Sondereigen sodass der Name die wahrhaft Reiche bedeuten konnte Norbert Wagner sieht im Erstglied des Namens eine ra Erweiterung In der Hinzuziehung Grienbergers des Personennamens Sandrimer zum Theonym Sandraudiga sieht er entgegen bei beiden Belegen im d lediglich eine romanische Sonorisierung eine vulgarlateinische Erscheinung wie im Beinamen des Mars Halamardus đ lt th Grienbergers Annahme eines grammatischen Wechsels sieht er somit nicht gegeben 4 Fur von Grienberger der betonte dass der Stein zu beiden Seiten mit Fullhornern dekoriert ist ist der Name ein Beleg fur eine Gottin der Fulle und Fruchtbarkeit Jan de Vries sieht im Namen ebenfalls eine Gottin der Fulle belegt jedoch sieht er Grienbergers sprachliche Schlusse skeptisch und neigt zu Gutenbrunners Ansatz Rudolf Simek zur Synthese Lauran Toorians leitet den Namen der Sandraudiga von einem keltischen Substrat Orts beziehungsweise einem Stellennamen ab Er sieht konkret in der germanischen Form sand raud iga rotsandig eine Germanisierung des alteren keltischen Ortsnamen sfonda roudo roter Pfahl 5 wobei er die auffallige Apositionierung des Adjektivs nicht erklart 6 Des Weiteren argumentiert er mit dem Hinweis darauf dass der Boden in der Umgebung des Fundorts stark eisenhaltig ist und so eine rote Farbung verleiht die sich ebenfalls in der Farbung der ortlichen Fliessgewasser fortsetzt Somit zeigt der topische Bezug des Namens die Gottin als Beschutzerin des Ortes Siedlung auf Gleichfalls sieht er im Namen von Zundert denselben Vorgang der Anpassung eines keltischen Vorgangernamens durch germanischsprechende Neu Siedler Literatur BearbeitenTheodor von Grienberger Germanische Gotternamen auf rheinischen Inschriften In Zeitschrift fur deutsches Alterthum und deutsche Literatur 35 1891 S 389 391 Siegfried Gutenbrunner Germanische Gotternamen der antiken Inschriften Niemeyer Halle S 1936 S 98 99 Robert Nedoma Personennamen in sudgermanischen Runeninschriften Studien zur altgermanischen Namenkunde I 1 1 Universitatsverlag Winter Heidelberg 2004 Rudolf Simek Lexikon der germanischen Mythologie Kroners Taschenausgabe Band 368 3 vollig uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 2006 ISBN 3 520 36803 X S 360 Lauran Toorians From a red post to Sandraudiga and Zundert In Oudheidkundige Mededelingen 75 1995 S 131 136 Anna Barbara Follmann Schulz Die romischen Tempelanlagen in der Provinz Germania inferior In Wolfgang Haase Hrsg Aufstieg und Niedergang der romischen Welt Band II 18 1 Religion Heidentum Die religiosen Verhaltnisse in den Provinzen de Gruyter Berlin New York 1986 ISBN 3 11 010050 9 S 672 793 hier 762 782 Tafel VIII Jan de Vries Altgermanische Religionsgeschichte Band 2 de Gruyter Berlin New York 3 unverand Auflage Fotomechanischer Nachdruck der 2 vollig neu bearbeiteten Auflage 1957 Reprint 2010 ISBN 978 3 11 002807 2 S 322 323 Weblinks BearbeitenAbbildungen des Votivsteins Eintrag im F E R C A N Projekt Keltische Gotternamen in den Inschriften der romischen Provinz Germania Inferior Einzelnachweise Bearbeiten CIL 13 8774 Richard M Meyer Altgermanische Religionsgeschichte Quelle amp Meyer Leipzig 1910 S 401 Richard M Meyer Beitrage zur altgermanischen Mythologie Dea Sandraudtga In Axel Kock et al Hrsg Arkiv for nordisk filologi ANF Neue Folge Band 19 Band 23 der Gesamtausgabe C W K Gleerups forlag Lund 1907 S 249 250 mehrsprachig runeberg org Norbert Wagner Die Namen von Lakringen Sabalingen und Inkrionen In Historische Sprachforschung 111 1 1998 S 169 176 hier 170 Ders In Vulgarlateinisches in germanischen Namen bei klassischen Autoren In Historische Sprachforschung 116 1 2003 S 132 141 hier 137 Ranko Matasovic Etymological Dictionary of Proto Celtic Brill Leiden Boston 2009 ISBN 978 90 04 17336 1 S 315 334 Arend Quak Lauran Toorians Keltisch en Germaans in de Nederlanden Taal in Nederland en Belgie gedurende de Late IJzertijd en de Romeinse periode Brussel 2000 In Amsterdamer Beitrage zur alteren Germanistik 54 2000 S 208 210 hier 210 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sandraudiga amp oldid 237880972