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Als Rumpfgeschwindigkeit wird die Geschwindigkeit eines Schiffes bezeichnet bei der die Wellenlange der Bugwelle die wellenbildende Lange 1 des Schiffes erreicht und infolgedessen der Stromungswiderstand stark ansteigt Boote und Schiffe mit Verdrangerrumpfen konnen selbst mit erhohter Leistung diese Geschwindigkeit kaum uberschreiten 2 Die Hochst geschwindig keit bei Verdranger rumpfen hangt nicht von der Motor leistung sondern von der Lange der Wasserlinie ab Inhaltsverzeichnis 1 Erklarung 2 Praktische Berechnung und Bedeutung 3 Hintergrund 4 Uberschreiten der Rumpfgeschwindigkeit 5 Literatur 6 EinzelnachweiseErklarung BearbeitenMit steigender Geschwindigkeit eines Schiffes in Verdrangerfahrt wachst die Wellenlange der Bugwelle Wenn sich bei Erreichen der Rumpfgeschwindigkeit Bug und Heckwelle konstruktiv uberlagern kommt das Heck des Schiffs in das daraus gebildete Wellental und sinkt ab Damit wachst der zu uberwindende Stromungswiderstand bei weiterer Geschwindigkeitserhohung stark an Praktische Berechnung und Bedeutung BearbeitenDie Rumpfgeschwindigkeit v m a x displaystyle v mathrm max nbsp errechnet sich aus der Quadratwurzel der Lange der Wasserlinie l w l displaystyle l mathrm wl nbsp des Schiffes multipliziert mit 1 25 m 1 2 s displaystyle 1 25 mathrm frac m frac 1 2 s nbsp 2 v m a x l w l m 1 25 m s l w l m 4 50 k m h l w l m 2 43 k n displaystyle v mathrm max approx sqrt frac l mathrm wl mathrm m cdot 1 25 mathrm m s approx sqrt frac l mathrm wl mathrm m cdot 4 50 mathrm km h approx sqrt frac l mathrm wl mathrm m cdot 2 43 mathrm kn nbsp Die Rumpfgeschwindigkeit v m a x displaystyle v mathrm max nbsp steigt daher mit der Lange der Wasserlinie l w l displaystyle l mathrm wl nbsp l w l 10 m displaystyle l mathrm wl 10 mathrm m nbsp ergibt v m a x 7 7 k n 14 k m h displaystyle v mathrm max approx 7 7 mathrm kn approx 14 mathrm km h nbsp l w l 100 m displaystyle l mathrm wl 100 mathrm m nbsp ergibt v m a x 24 k n 44 k m h displaystyle v mathrm max approx 24 mathrm kn approx 44 mathrm km h nbsp Die relative Geschwindigkeit v r e l v v m a x displaystyle v mathrm rel frac v v mathrm max nbsp gibt fur jedes Boot bei gegebener Geschwindigkeit v displaystyle v nbsp an wie nah es seiner Rumpfgeschwindigkeit v m a x displaystyle v mathrm max nbsp ist die relative Geschwindigkeit betragt hochstens v r e l 1 displaystyle v mathrm rel 1 nbsp 3 Der kubische Zusammenhang zwischen Antriebsleistung und Geschwindigkeit fuhrt zu der Faustregel dass bei Verdrangerrumpfen Geschwindigkeiten oberhalb von v 2 l w l k n displaystyle v 2 cdot sqrt l mathrm wl mathrm kn nbsp bzw relative Geschwindigkeiten von v r e l gt 0 82 displaystyle v mathrm rel gt 0 82 nbsp durch den hohen Treibstoffverbrauch als unwirtschaftlich gelten das entspricht Geschwindigkeiten oberhalb von etwa 80 der Rumpfgeschwindigkeit nbsp Um trotz geringer Antriebs leistung nahe an die Rumpf geschwindig keit zu kommen werden beim Einer extrem schlanke Rumpf formen verwendetBei Verdrangerbooten hangen Wellenbildung und Wasserwiderstand nicht von der Lange der Wasserlinie sondern von der Breite unter Wasser ab Verdranger die nur mit geringer Energiemenge angetrieben werden besitzen deshalb moglichst schmal gebaute Rumpfe dadurch vermindert sich die Wellenamplitude Beispiele hierfur sind Kanus Katamarane oder Einer Die erreichbare Maximalgeschwindigkeit ist dagegen ebenso hoch wie bei einem breiteren Rumpf gleicher Wasserlinienlange Eine Steigerung der Rumpfgeschwindigkeit ist nur uber eine langere Wasserlinie erreichbar Die Tatsache dass die Rumpfgeschwindigkeit nur von der Lange der Wasserlinie abhangt ist der Grund warum langere Schiffe bei entsprechend starkem Antrieb in Verdrangerfahrt hohere Geschwindigkeiten erreichen konnen als kurzere Schiffe Dies spiegelt sich in der Redewendung Lange lauft wider Im modernen Schiffbau spielt der Begriff der Rumpfgeschwindigkeit allerdings keine Rolle mehr er wurde von geeigneteren Kenngrossen wie Langen Breitenverhaltnis und Froude Zahl abgelost In der Freizeitschifffahrt wird allerdings fur die Angabe des Geschwindigkeitspotentials eines Bootes nach wie vor die Rumpfgeschwindigkeit verwendet Hintergrund BearbeitenBei Schiffen steigt der Wellenwiderstand ab einer Froude Zahl um 0 35 sehr stark an Dies liegt daran dass zum einen die Amplituden der Querwellen stark ansteigen zum anderen dass sie die Wellen des schiffseigenen primaren Wellensystems ungunstig uberlagern Bei einer Froude Zahl um 0 4 uberlagern sich die Heck und die Bugwelle stets so dass der zweite Wellenberg der Bugwelle auf die Heckwelle trifft Bei einer Froude Zahl um 0 56 trifft das Tal der Bugwelle auf die Heckwelle so dass diese sich in etwa neutralisieren Zu den Zeiten in denen der Begriff der Rumpfgeschwindigkeiten gepragt wurde war dies die Geschwindigkeit die mit damaligen Leistungen und Schiffsformen nicht uberschritten werden konnte Die oben angegebene Formel fur die Rumpfgeschwindigkeit ergibt sich aus der Naherungsformel v g l 2 p displaystyle v approx sqrt g lambda 2 pi nbsp fur die Geschwindigkeit einer Oberflachenwelle in tiefem Wasser Dabei ist v displaystyle v nbsp die Geschwindigkeit der in diesem Fall vom Schiff erzeugten Welle g displaystyle g nbsp die Schwerebeschleunigung an der Erdoberflache 9 81 m s fur mittlere Breiten und l displaystyle lambda nbsp die Wellenlange die bei Rumpfgeschwindigkeit die Wasserlinienlange des Schiffes erreicht Uberschreiten der Rumpfgeschwindigkeit BearbeitenWenn versucht wird ein fur Verdrangerfahrt konzipiertes Boot uber seine Rumpfgeschwindigkeit hinaus zu beschleunigen z B indem man es von einem schnellen Schiff schleppen lasst dann bricht in der Regel die Schlepptrosse oder die Beschlage reissen aus Halt das Material jedoch der Kraft stand dann baut sich eine immer hoher werdende Bugwelle auf Dies fuhrt zu einer immer steileren Lage im Wasser bis entweder die mechanische Stabilitat versagt und das Schiff auseinanderbricht oder aber das Heck unter die Wasseroberflache taucht und das Boot sinkt nbsp Rennboot in GleitfahrtMittels geeigneter Rumpfformen ist es moglich die Rumpfgeschwindigkeit weit zu uberschreiten Solche Wasserfahrzeuge werden als Gleiter bezeichnet und erreichen mit zunehmender Geschwindigkeit einen immer hoheren hydrodynamischen Auftrieb Dadurch heben sie sich aus dem Wasser und der spezifische Wasserwiderstand sinkt stark so dass die obige Formel fur die Rumpfgeschwindigkeit nicht mehr anwendbar ist Bei hinreichend starker Motorisierung konnen sie von Verdrangerfahrt in Gleitbetrieb umstellen und dann schneller als mit Rumpfgeschwindigkeit unterwegs sein Dieses Prinzip gilt auch fur grosse Boote Beispiele fur Gleiter sind praktisch alle Rennboote und die meisten Schnellboote Diesem einfacheren Konstruktionsprinzip folgten in den 1920er und 1930er Jahren im Bereich des militarischen Schiffbaus spezielle Rumpfkonstruktionen fur Zerstorer und Torpedoboote die bei stark gestreckten Rumpfen von 100 bis 130 Metern Lange nur 10 Meter breit waren und Geschwindigkeiten von ungefahr 33 bis 38 Knoten erreichen konnten Die besonders schlanke Form mit einem Verhaltnis von Lange Breite um 10 1 wurde zum einen durch einen langgezogenen Bug erganzt sodass der grosste Spantquerschnitt deutlich hinter der Mitte erreicht wurde zum anderen durch scharfe Abrisskanten am Heck Diese Art der Rumpfe wird heute als Halbgleiter bezeichnet da sie bei geringem Gewicht und starker Motorisierung zumindest mit dem vorderen Teil ins Gleiten kommen konnen Weitere Verbesserungen erzielt der Lurssen Effekt Eine drastische Verkleinerung des Wasserwiderstands kann auch durch Tragflugel auch Hydrofoils genannt erreicht werden Dabei wird der Rumpf durch Tragflugel angehoben so dass er sich uber Wasser befindet Ein Segelboot erreichte damit im November 2011 eine Geschwindigkeit von uber 120 km h 4 Literatur BearbeitenJoachim Schult Segler Lexikon 13 aktualisierte Auflage Delius Klasing Bielefeld 2008 ISBN 978 3 7688 1041 8 Seemannschaft Handbuch fur den Yachtsport 30 Auflage Delius Klasing Verlag Bielefeld 2013 ISBN 978 3 7688 3248 9 Einzelnachweise Bearbeiten Herbert Schneekluth Hydromechanik zum Schiffsentwurf Koehler Herford 1988 ISBN 3 7822 0416 6 a b Rumpffahrt In Joachim Schult Segler Lexikon 13 aktualisierte Auflage Delius Klasing Bielefeld 2008 ISBN 978 3 7688 1041 8 Seemannschaft Handbuch fur den Yachtsport 30 Auflage Delius Klasing Verlag Bielefeld 2013 ISBN 978 3 7688 3248 9 S 148 f Dieter Loibner Fabel Weltrekorde fur Sailrocket 2 In yacht de 19 November 2012 abgerufen am 28 August 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rumpfgeschwindigkeit amp oldid 236993504