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Der in der Strafrechtswissenschaft intensiv diskutierte Rose Rosahl Fall beruht auf einer Entscheidung des preussischen Obertribunals von 1859 die in Goltdammer s Archiv fur Strafrecht abgedruckt ist 1 Er behandelt die rechtliche Problematik des erroris in persona besonders im Kontext eines Auftragsmordes und die straftatliche Schuld des Auftraggebers PrObTrE 42 36 Inhaltsverzeichnis 1 Sachverhalt 2 Problematik 3 Entscheidung des preussischen Obertribunals 4 Beurteilung 4 1 Meinungen der Rechtswissenschaft 4 2 Hoferbenfall 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseSachverhalt Bearbeiten nbsp Blutstein bei LieskauDer Holzhandler Rosahl aus Schiepzig versprach dem Arbeiter Rose ihn reichlich zu belohnen wenn er den Zimmermann Schliebe aus Lieskau erschiesse Rose legte sich daraufhin am 11 September 1858 gegen 20 Uhr zwischen Lieskau und Schiepzig nahe Halle in den Hinterhalt um Schliebe den er genau kannte aufzulauern In der Dammerung sah er einen Mann des Weges daherkommen den er fur Schliebe hielt In Wirklichkeit war es der 17 jahrige Gymnasiast und Kantorssohn Ernst Heinrich Harnisch Rose schoss Harnisch mit einer Schrotladung nieder und totete ihn dann durch Schlage mit dem Gewehrkolben An der Stelle des Mordes findet sich heute ein Gedenkstein der Blutstein bei Lieskau 2 3 Problematik BearbeitenFraglich ist wie der Irrtum des unmittelbaren Taters Rose uber die Person seines Opfers zu beurteilen ist also ob er wegen Mordes an Harnisch oder wegen fahrlassiger Totung von Harnisch und versuchten Mordes an Schliebe zu bestrafen ist Aus der Sicht des unmittelbaren Taters Rose handelt es sich um einen Irrtum uber die Person des Opfers lat error in persona Das Problem fur das der Rose Rosahl Fall prototypisch ist liegt in den Auswirkungen des Irrtums des Taters Rose auf die Strafbarkeit des Anstifters Rosahl Denn es lasst sich argumentieren aus dessen Sicht liege lediglich ein Fehlgehen des Tatmittels lat aberratio ictus vor Entscheidung des preussischen Obertribunals BearbeitenDer Schwurgerichtshof zu Halle verurteilte Rose am 19 Februar 1859 wegen Mordes an Harnisch zum Tode Der Irrtum uber die Identitat des Opfers der error in persona schliesse den Vorsatz nicht aus Rosahl wurde wegen Anstiftung zum Mord an Harnisch ebenfalls zum Tode verurteilt Nach Auffassung des Gerichts war der error in persona des Taters fur den Anstifter ebenso unbeachtlich Das Preussische Obertribunal billigte am 5 Mai 1859 als Beschwerdegericht die Verurteilungen Beurteilung BearbeitenDie Entscheidung des Preussischen Obertribunals gehorte schon bald zu den stets neu und kontrovers diskutierten Problemen der Allgemeinen Strafrechtslehre Meinungen der Rechtswissenschaft Bearbeiten Die Beurteilung der Auswirkung des erroris in persona des Haupttaters fur den Anstifter ist heute umstritten 4 Die einen verneinen den Vorsatz des Anstifters da ein von seiner Vorstellung abweichender Kausalverlauf sog aberratio ictus vorliegt andere entscheiden weiterhin wie seinerzeit das Obertribunal Wiederum andere wie Wolfgang Mitsch Hermann Blei Gunther Jakobs oder Georg Kupper vertreten die Wesentlichkeitstheorie Irrtum beachtlich wenn wesentliche Abweichung vom Vorsatz Hoferbenfall Bearbeiten Fast eineinhalb Jahrhunderte nach der Entscheidung des Preussischen Obertribunals hatte der Bundesgerichtshof die klassische Konstellation im Jahre 1990 zu entscheiden Der Sachverhalt dieses so genannten Hoferbenfalls 5 war Der Angeklagte hatte sich entschlossen Karl Friedrich M seinen Sohn aus erster Ehe und Hoferben zu toten Es gelang ihm den Mitangeklagten St gegen das Versprechen einer Geldsumme fur die Totung zu gewinnen er selbst fuhlte sich als Vater ausserstande die Tat zu begehen St sollte Karl Friedrich M im Pferdestall toten den dieser bei seiner Heimkehr regelmassig durchquerte das nahere Vorgehen war ihm uberlassen St begab sich darauf am 25 November 1985 zum Hof des Angeklagten und in den Pferdestall St wartete sodann in dem Stall auf das Erscheinen des Opfers Es war dunkel eine gewisse Helligkeit wurde lediglich dadurch erzeugt dass Schnee lag Gegen 19 00 Uhr betrat Bernd Sch ein Nachbar den Hof und offnete die Stalltur Er ahnelte Karl Friedrich M in der Statur und fuhrte in der Hand eine Tute mit sich wie dies auch M zu tun pflegte St nahm deshalb an Karl Friedrich M vor sich zu haben und erschoss den nichtsahnenden Sch aus kurzer Entfernung Das Landgericht Bielefeld verurteilte den Vater nur wegen versuchter Anstiftung zum Mord und entschied somit gegen die Rechtsprechung des Preussischen Obertribunals Der 4 Strafsenat des Bundesgerichtshofs hat in seinem Urteil vom 25 Oktober 1990 6 das Urteil der Vorinstanz teilweise aufgehoben und entschieden dass der Irrtum des Taters uber die Person des Tatopfers fur den Anstifter unbeachtlich ist da die Verwechslung des Opfers durch den Tater innerhalb der Grenzen des nach allgemeiner Lebenserfahrung Voraussehbaren liegt Damit folgt die moderne hochstrichterliche Rechtsprechung im Wesentlichen der im Fall Rose Rosahl vorgezeichneten Linie des Preussischen Obertribunals dessen Entscheidung der Bundesgerichtshof ausdrucklich anfuhrt Siehe auch BearbeitenListe von Fallbeispielen in der Rechtswissenschaft Literatur BearbeitenMatthias J Maurer Tristan Lang Dorte Scheithauer Der Rose Rosahl Fall ISBN 3930195437 Michael Kubiciel Auswirkungen eines erroris in persona beim Haupttater auf die Strafbarkeit des Anstifters Der Hoferben Fall In Juristische Arbeitsblatter 2005 694 Jan Dehne Niemann Yannic Weber Uber den Einfluss des Irrthums im Objekte beim Morde und bei der Anstiftung zu diesem Verbrechen Zum 150 jahrigen des Falls Rose Rosahl In Juristische Ausbildung 2009 373 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Preussisches Obertribunal Rose Rosahl Quellen und VolltexteEinzelnachweise Bearbeiten Goltdammer s Archiv fur Strafrecht 7 S 322 Birk Karsten Ecke Lieskau bei Halle an der Saale Der Blutstein oder der Fall Rose Rosahl In harz saale de 4 Dezember 2012 abgerufen am 29 November 2015 Suhnekreuz Wessels Johannes Beulke Werner Strafrecht Allgemeiner Teil 40 Auflage Rn 577 ff m w N BGHSt 37 214 Wessels Johannes Beulke Werner Strafrecht Allgemeiner Teil 40 Auflage Rn 579 BGHSt 37 214 Az 4 StR 371 90Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rose Rosahl Fall amp oldid 238003869