www.wikidata.de-de.nina.az
Robert Reitzel 27 Januar 1849 in Weitenau 31 Marz 1898 in Detroit war deutscher Schriftsteller Journalist und Herausgeber der Zeitschrift Der arme Teufel Reitzel wirkte hauptsachlich in Nordamerika Robert Reitzel Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben und Werk BearbeitenRobert Reitzel wuchs im sudbadischen Weitenau heute Ortsteil von Steinen auf Wahrend sein Vater der Volksschullehrer und Mundartdichter Reinhard Reitzel 1812 1889 1 kein Fortschrittsmann war stand seine Mutter eine gebildete Frau engagiert auf Seiten der Revolutionare von 1848 Sie war es die den Sohn nach Robert Blum dem Ende 1848 in Wien standrechtlich erschossenen Helden der gescheiterten Revolution benannte Reitzel besuchte erst das Mannheimer Lyzeum dann das Karlsruher Gymnasium scheint sich aber schwer in die Disziplin dieser Anstalten gefugt zu haben so dass er 1869 zwei Monate vor dem Abitur aus nichtigem Anlass relegiert wurde Sein Vater war daruber sehr betrubt Das Traurigste ist nicht das dass er nichts geworden ist sondern dass er nichts werden will Ein nachgeholtes Abitur und ein abgebrochenes Theologiestudium von denen in Berichten uber Reitzel oft die Rede ist liessen sich bisher nicht belegen 2 Vielmehr beschloss Reitzel bald nach Amerika auszuwandern Bereits im Juli 1870 traf er in New York ein In Amerika schlug Reitzel sich zunachst als Tramp und Wanderarbeiter durch bis er Anfang 1871 zum Prediger einer sezessionistischen Glaubensgemeinde avancieren konnte Seine Erfahrungen mit den Glaubigen ebenso seine Auseinandersetzung mit den Glaubenslehren uber die er predigte machten ihn jedoch bald zu einem entschiedenen Feind der Kirchen Obwohl er seit 1872 eine Familie zu ernahren hatte strebte er deshalb danach seinen einkommlichen Posten zu verlassen Weil er bei seiner Predigertatigkeit ein enormes rhetorisches Talent entdeckt bzw entwickelt hatte war er bald ein gefragter Redner der im ganzen Land bei den zahlreichen deutschen Arbeiter und Burgervereinen in denen viele Forty Eighters die revolutionaren und liberalen Ideale der niedergeschlagenen Revolution noch hoch hielten ein Tatigkeitsfeld fand das ihm auch ein Auskommen sicherte Themen uber die er immer wieder sprach waren neben Religionskritik und Antiklerikalismus Fragen der Gesellschaftskritik sozialistische und anarchistische Wege zur Uberwindung des kapitalistischen Elends Uber diese Themen veroffentlichte er unter anderem in der Zeitschrift Der Sozialist In den Jahren als Redner vor freisinnigen Versammlungen entstand bei Reitzel der Plan einer eigenen Zeitung Einen Namen hatte er schon lange bevor er in der Lage war die Zeitung zu grunden Der arme Teufel Dies sei der richtige Name fur eine Publikation welche die Welt im Sinne eines unverfalschten Menschen auffasst Reitzel konnte seinen Plan erst 1884 mit Hilfe eines mazenatischen Gesinnungsfreundes verwirklichen und es gelang ihm die Zeitung zum weitestverbreiteten deutschsprachigen Literatur Journal das jemals in Amerika erschien 3 zu entwickeln Sie erschien als Wochenblatt durchgehend bis zu Reitzels Tod und wurde von Freunden noch einige Jahre weitergefuhrt sechzehn Jahrgange mit insgesamt 822 Ausgaben Max Nettlau der Polyhistor des Anarchismus urteilte uber Reitzel als dem Hauptautor seiner Zeitung Er wendete sich allem Schonen und frei Gedachten in der deutschen und internationalen Literatur zu und gelangte in einigen Jahren zu einem undogmatischen Anarchismus Der Arme Teufel ist eine Schatzgrube ernst und liebenswurdig freiheitlichen und rebellischen Fuhlens und Denkens und schneidendster Sozialkritik und Zerzausung der Autoritat in all ihren offenen und verhullten Formen 4 Reitzel selbst sah sich im Programm seiner Zeitung in freundschaftlich ironischer Distanz zu anarchistischen Zeitgenossen Ich uberlasse es meinen Freunden Tucker und Most auszufechten wer den wahren Anarchismus vertritt ich bin nur ein armer Teufel der sich uber die Gesellschaft der Zukunft gar keine Gedanken macht der jeden Zwang jedes Unrecht bekampft jeder Wahrheit zujubelt und ware sie noch so schmerzlich und es so weit fertig gebracht hat trotz Staat Kirche und der ehrbaren offentlichen Meinung unabhangig zu leben 5 Schriften BearbeitenDer Arme Teufel Wochenschrift Detroit 1884 1900 digitalisiert von Google Das Reitzel Buch Einem Vielgeliebten zum Gedachtnis Detroit 1900 im Internet Archive Ausgewahlte Schriften Erste Folge Abenteuer eines Grunen Chicago 1902 im Internet Archive Des Armen Teufels gesammelte Schriften in drei Banden Hrsg v Reitzel Club Detroit 1913 ca 1500 S Ich will nur auf einem Ohre schlafen damit ich keinen Weckruf zur Freiheit verpasse Textauswahl hrsg von Manfred Bosch Karin Kramer Verlag Berlin 2004 ISBN 3 87956 292 X Literatur BearbeitenGustav Landauer Zu Robert Reitzels Gedachtnis In Der Sozialist Berlin 7 Mai 1898 Nachdruck bei Ulrike Heider Der arme Teufel Robert Reitzel Vom Vormarz zum Haymarket Elster Verlag Buhl Moos 1986 ISBN 3 89151 033 0 S 191 192 Albert Weidner Robert Reitzel In Sozialistische Monatshefte 5 Jg 1 Bd Heft 6 Juni 1901 S 424 430 Digitalisat der Friedrich Ebert Stiftung Ludwig Julius Frankel Reitzel Robert In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 53 Duncker amp Humblot Leipzig 1907 S 296 300 Paul Eberhard Werckshagen Robert Reitzel Seine Persoenlichkeit und seine Weltanschauung University of Illinois 1908 im Internet Archive Adolf E Zucker Robert Reitzel Philadelphia 1917 im Internet Archive Ulrike Heider Der arme Teufel Robert Reitzel Vom Vormarz zum Haymarket Elster Verlag Buhl Moos 1986 ISBN 3 89151 033 0 im Internet Archive ausleihbar Oliver Benjamin Hemmerle Der arme Teufel Eine transatlantische Zeitschrift zwischen Arbeiterbewegung und bildungsburgerlichem Kulturtransfer um 1900 LIT Munster 2002 ISBN 3 8258 5849 9 Randall P Donaldson The literary legacy of a poor devil the life and work of Robert Reitzel Peter Lang New York u a 2002 ISBN 0 8204 3466 3 Manfred Bosch Immer ein Werdender Nachwort zu R R Ich will nur auf einem Ohre schlafen damit ich keinen Weckruf zur Freiheit verpasse Textauswahl hrsg von Manfred Bosch Karin Kramer Verlag Berlin 2004 ISBN 3 87956 292 X S 241 269Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Robert Reitzel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von Robert Reitzel im Projekt Gutenberg DE Robert Reitzel im Internet Archive Detailliertes Inhaltsverzeichnis von HemmerleAnmerkungen Bearbeiten Reinhard Reitzel Wikisource Bosch 2004 S 245 Bosch 2004 S 255 Max Nettlau Geschichte der Anarchie Band III Bremen o J Nachdruck S 389 Zit n Oliver Hemmerle Der arme Teufel Eine transatlantische Zeitschrift zwischen Arbeiterbewegung und bildungsburgerlichem Kulturtransfer um 1900 Munster 2002 S 185Normdaten Person GND 118814575 lobid OGND AKS LCCN n86033769 VIAF 74649793 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Reitzel RobertALTERNATIVNAMEN Der arme TeufelKURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller in NordamerikaGEBURTSDATUM 27 Januar 1849GEBURTSORT WeitenauSTERBEDATUM 31 Marz 1898STERBEORT Detroit USA Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Robert Reitzel amp oldid 222720046