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Rinaldo op 50 ist eine Kantate fur Tenorsolo Mannerchor und Orchester von Johannes Brahms 1833 1897 nach einem Text von Johann Wolfgang von Goethe Das Werk wurde 1863 begonnen 1868 vollendet und 1869 in Wien uraufgefuhrt Johannes Brahms um 1866 Inhaltsverzeichnis 1 Textvorlage 2 Entstehung und Urauffuhrung 3 Besetzung und Auffuhrungsdauer 4 Charakterisierung 5 Rezeption 6 Einzelnachweise 7 Literatur 8 WeblinksTextvorlage BearbeitenDie Textgrundlage des Brahms schen Rinaldo stammt von Johann Wolfgang von Goethe der seinerseits auf den 16 Gesang der 1574 vollendeten Dichtung Das befreite Jerusalem von Torquato Tasso zuruckgriff Dieses Epos wurde in der Folge vielfach vertont etwa in der Oper Rinaldo von Georg Friedrich Handel Auch Goethes Verse waren 1811 schon im Hinblick auf eine Vertonung entstanden und fur den Prinzen Friedrich von Gotha der uber eine Tenorstimme verfugte gedacht Diese erste Vertonung nahm Peter von Winter vor Die Dichtung Goethes schildert die Episode in welcher der Kreuzritter Rinaldo sich mit Muhe aus den Verfuhrungen der Zauberin Armida lost denen er auf dem Weg nach Jerusalem erlegen ist Seine Begleiter versuchen ihn wieder zu seinen Pflichten zu rufen und halten ihm einen diamantenen Schild vor in dem Rinaldo sein verweichlichtes Spiegelbild erkennt Rinaldo befreit sich zogernd aus dem Bann und verlasst die als Liebesparadies eingerichtete Insel auf der Armida unterdessen zornig Garten und Palast zerstort hat Entstehung und Urauffuhrung BearbeitenDer Grossteil des Rinaldo entstand im Sommer 1863 in Hamburg Ausloser war ein Kompositionswettbewerb fur sinfonische Mannerchorwerke den die Aachener Liedertafel verbunden mit einem Preisgeld von 300 Talern ausgelobt hatte Der befreundete Geiger und Dirigent Joseph Joachim dem Brahms Teile der Partitur vorgelegt hatte schrieb Anfang August 1863 lobend 1 Ganz ausnehmend gefallt mir die charakteristische Art mit der Du Rinald und den drangenden mahnenden missbilligenden Chor in Kontrast bringst Auch das diamantene Schimmern des Schildes ist aufs wirksamste wiedergegeben mich blendete es formlich bei der Stelle Brahms konnte den Schlusschor bis zum Einreichtermin des Wettbewerbs am 1 Oktober 1863 jedoch nicht fertigstellen und legte die Komposition fur mehrere Jahre beiseite Erst im Sommer 1868 nach der Urauffuhrung des Deutschen Requiems in damals noch sechssatziger Fassung komponierte Brahms in Bonn zu seiner Kantate den Schlusschor hinzu Das in Goethes Dichtung vermittelte Bild der Losung von der beengenden Bindung an eine Frau wird zuweilen in autobiographische Zusammenhange geruckt die Brahms zum Griff nach diesem Text mit veranlasst haben konnten 1859 hatte der zeitlebens unverheiratet gebliebene Brahms seine Beziehung zu Agathe von Siebold gelost Anfang der 1860er Jahre bestand eine freundschaftliche Beziehung zur Sangerin Ottilie Hauer 1863 1864 erteilte Brahms der jungen hochmusikalischen Elisabeth von Stockhausen spatere Frau Heinrich von Herzogenbergs Klavierunterricht 2 Die Urauffuhrung fand am 28 Februar 1869 im Grossen Redoutensaal der Wiener Hofburg mit dem Wiener Hofopernorchester dem Akademischen Gesangverein Wien und dem Tenor Gustav Walter unter Leitung des Komponisten statt Der Erstdruck des Rinaldo erschien 1869 als das op 50 von Johannes Brahms im Verlag N Simrock Berlin Besetzung und Auffuhrungsdauer BearbeitenRinaldo ist fur Tenorsolo 4 stimmigen im Schlusschor bis zu 8 stimmigen Mannerchor Tenor I II Bass I II und Orchester gesetzt Die Orchesterbesetzung umfasst Piccoloflote 2 Floten 2 Oboen 2 Klarinetten 2 Fagotte 2 Horner 2 Trompeten 3 Posaunen Pauken und Streicher Die Auffuhrungsdauer betragt etwa 40 Minuten Charakterisierung BearbeitenDie Kantate steht in der Grundtonart Es Dur Der durchkomponierte erste Teil umfasst 1144 Takte der davon abgesetzte nachkomponierte Schlusschor 346 Takte Auf eine Allegro Einleitung des Orchesters folgt unmittelbar der Eingangschor der Gefahrten Rinaldos Zu dem Strande Es schliesst sich ein ausgedehntes Solo des Rinaldo an das uber ein Rezitativ O lasst mich einen Augenblick noch hier und Arioso Ihr wart so schon zu einer zweiteiligen Arie fuhrt Stelle her der gold nen Tage Nach einem erneuten Chorsatz Sachte kommt antwortet Rinaldo mit einer Arie Aber alles verkundet Die Prasentation des diamantenen Schilds Chor Fugato Nein nicht langer ist zu saumen ist durch auffallige Harmoniewechsel Des Dur angedeutet Es folgen Rezitativ und Arioso des sich selbst erkennenden Rinaldo Weh Was seh ich Der Mannerchor treibt zum Aufbruch Zuruck nur Rinaldo zogert erneut in der Arie Zum zweitenmale seh ich und reagiert in der folgenden Arie Und umgewandelt seh ich die Holde erschrocken auf Armidas damonische Verwandlung Der Mannerchor ermuntert den Saumigen erneut Geschwinde geschwind Der in A Dur stehende optimistische Schlusschor Segel schwellen scheint das Spiel der Wellen und der besungenen Delphine zu malen Der 1 Tenor wird hier bis zum b1 gefuhrt Der Rinaldo klingt in den Choren gelegentlich an den Fliegenden Hollander von Richard Wagner an Max Kalbeck verweist auch auf Beruhrungspunkte mit dem damals noch unaufgefuhrten Tristan mit dem sich Brahms im Zusammenhang mit den zahllosen letztlich erfolglosen Proben in Wien 1863 eingehend befasste 3 Wenn auch das Werk entsprechend dem ursprunglichen Kompositionsanlass eindeutig als Kantate angelegt ist sehen manche Autoren im Rinaldo den Versuch von Brahms sich dem Musiktheater zu nahern Brahms komponierte zeitlebens keine Oper trotz mehrfacher Anlaufe ein geeignetes Libretto zu finden 4 Rezeption BearbeitenBrahms war mit der Urauffuhrung sehr zufrieden und berichtete an Fritz Simrock 5 war sie so gut wie ich es nicht leicht wieder erlebe Walter schwarmte fur seine Partie und sang sie ausserordentlich schon Der Chor 300 junge Leute war vortrefflich Die Resonanz war allerdings verhalten und Brahms fuhr dementsprechend fort Ihnen ware nun wohl Publikum und Kritik das Wichtigste aber da ist wie gewohnlich nicht so viel Ruhmliches zu vermelden von einem Erfolg kann ich wohl auch nicht sprechen Und diesmal horten die Kritiker vom Blatt und schrieben denn auch gehorig was zusammen So hoffte man denn diesmal jedenfalls ein Crescendo des Requiems und bestimmt eine schon aufgeregte geile Venusberg Wirtschaft bei der Armida usw Auch Clara Schumann fragte im Hinblick auf eine Veroffentlichung Ist dieses Werk nach dem Requiem bedeutend genug Der Wiener Musikkritiker Eduard Hanslick ausserte 6 Fur das ganze Werk vermag ich mich offen gestanden nicht zu erwarmen Der Grund des Ubels liegt zunachst in dem Goetheschen Gedichte In der Tat bietet die Textvorlage wenig dramatische Momente da sie teils als ruckblickende Reflexion angelegt ist zudem ist Armida als handelnde Figur nur indirekt prasent Rinaldo zahlt bis heute zu den am seltensten aufgefuhrten Werken von Brahms was auch auf die ungewohnlich schwierige Ausgestaltung des Soloparts zuruckgefuhrt wird Die Tenorstimme bleibt fast standig in der Passaggio bzw der hohen Lage muss immer wieder in unbequemer Lage piano pianissimo singen sowie ungewohnliche Intervallsprunge bewaltigen 7 Es liegen jedoch mehrere Einspielungen unter Dirigenten wie Giuseppe Sinopoli Helmuth Rilling Bertrand de Billy oder Gerd Albrecht vor Einzelnachweise Bearbeiten zit n Hubert Karl Boos In Programmheft Konzert 31 Oktober 1987 BASF Feierabendhaus Ludwigshafen Gachinger Kantorei u a RSO Stuttgart Helmuth Rilling Carol A Hess Some Autobiographical Overtones in Brahms s Rinaldo In The Rosaleen Moldenhauer Memorial Hrsg Music History From Primary Sources A Guide to the Moldenhauer Archives Library of Congress Washington DC 2000 ISBN 0 8444 0987 1 S 156 160 Digitalisat PDF 275 kB Max Kalbeck Johannes Brahms Band II Neudruck Breitkopf amp Hartel Tutzing 1921 1976 ISBN 3 7952 0187 X S 68 69 Wolfgang Sandberger Hrsg Brahms Handbuch Gemeinschaftsausgabe J B Metzler sche Verlagsbuchhandlung und Barenreiter 2009 ISBN 978 3 476 02233 2 Barenr S 283 284 zit n Max Kalbeck Johannes Brahms Band II Neudruck Breitkopf amp Hartel Tutzing 1921 1976 ISBN 3 7952 0187 X S 70 71 Beides zit n Wolfgang Sandberger Hrsg Brahms Handbuch Gemeinschaftsausgabe J B Metzler sche Verlagsbuchhandlung und Barenreiter 2009 ISBN 978 3 476 02233 2 Barenr S 282 Michael Lewin CD Beitext OC 673 OehmsClassics Brahms Rinaldo u a Bertrand de Billy Vienna Radio SO Johan Botha Tenor Literatur BearbeitenWerner Oehlmann Reclams Chormusikfuhrer 2 Aufl Philipp Reclam jun Stuttgart 1976 ISBN 3 15 010017 8 S 461 462 Wolfgang Sandberger Hrsg Brahms Handbuch Gemeinschaftsausgabe J B Metzler sche Verlagsbuchhandlung und Barenreiter 2009 ISBN 978 3 476 02233 2 Barenr S 282 284 Guadalupe Rivera jr Making an unknown choral orchestral work accessible Performing chorusses from Brahms cantata Rinaldo Diss Univ Arizona 2010 1 Weblinks BearbeitenRinaldo Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project Erstausgaben Partitur Klavierauszug von Rinaldo beim Brahms Institut der Musikhochschule Lubeck Abgerufen 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