www.wikidata.de-de.nina.az
Riftia pachyptila ist eine Art aus der Familie der Bartwurmer Siboglinidae alterer Name Pogonophora und die einzige Art ihrer Gattung Die Art hat aufgrund ihrer Grosse ihrer Lebensweise an hydrothermalen Schloten in der Tiefsee Schwarze Raucher und ihrer symbiotischen Lebensweise mit chemoautotrophen Bakterien innerhalb und ausserhalb der Wissenschaft grosse Aufmerksamkeit gefunden Uber Riftia sind mehrere hundert wissenschaftliche Veroffentlichungen und einige Film und Fernsehdokumentationen erschienen Riftia pachyptilaRiftia pachyptilaSystematikStamm Ringelwurmer Annelida Klasse Vielborster Polychaeta Familie Bartwurmer Siboglinidae Gattung RiftiaArt Riftia pachyptilaWissenschaftlicher Name der GattungRiftiaJones 1981Wissenschaftlicher Name der ArtRiftia pachyptilaJones 1981 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Symbiose 3 Fortpflanzung und Entwicklung 4 Okologie 5 Verbreitung 6 Belege 7 Literatur 8 WeblinksMerkmale BearbeitenRiftia lebt innerhalb einer am Meeresboden fest verankerten Rohre die das Tier niemals verlasst Der Korper besteht aus vier deutlich gegeneinander abgesetzten Abschnitten Das Vorderende tragt ein Buschel von lebhaft rot gefarbten Filamenten die teilweise lamellenartig zusammengewachsen sind Die Filamente sind an einer steifen und festen Struktur dem sog Obturaculum befestigt Bei Storungen zieht das Tier die Filamente in die Rohre zuruck die vom Obturaculum als Deckel fest verschlossen wird Auf die Obturacularregion folgt ein muskularer Abschnitt der Vestimentum genannt wird Bei ausgestreckten Filamenten blockiert das Vestimentum den Zugang zur Wohnrohre Hier sitzt das Gehirn des Tiers sein kurzes muskuloses Herz und ein Ausscheidungsorgan Ausserdem sitzen am Vestimentum die Genitalporen und spezielle Drusen die das Material der Wohnrohre abscheiden Auf das Vestimentum folgt eine sehr lange Rumpfregion die aus einem zentralen Hohlraum besteht der von einem Muskelschlauch und einer Aussenhaut Epidermis begrenzt wird Die Epidermis ist von einer glatten Kutikula bedeckt die vor allem aus Fasern des Proteins Kollagen besteht Innerhalb der zentralen Leibeshohle sitzt ein lappenartig gegliedertes Organ der Trophosom in dem die symbiotischen Schwefelbakterien leben die die einzige Ernahrungsgrundlage von Riftia bilden Ausserdem erstrecken sich hier die Keimdrusen Gonaden Das Opisthosom genannte Hinterende besteht aus zahlreichen kurzen gegeneinander abgesetzten Segmenten und tragt Reihen von langen Borsten seine Funktion ist die Verankerung des Tiers in der Wohnrohre Die Wohnrohre von Riftia ist glatt und gerade sie ist am hinteren Ende geschlossen Aufgebaut wird sie aus einem in der Konsistenz flexiblen lederartigen Material das zu grossen Teilen aus Fasern von beta Chitin besteht Die Rohre erlaubt dem Vorderende eine gewisse Beweglichkeit Die Lange der Rohre kann unter Optimalbedingungen eine Lange von zwei Metern noch uberschreiten ist aber in den meisten Populationen erheblich kurzer sie uberschreitet die Lange des lebenden Tiers erheblich Bei den Tieren die auf dem Basaltboden der untermeerischen Rucken leben liegt sie vollig frei und ist nur am Hinterende in einer Felsspalte verankert Bei Tieren die auf Sediment leben kann sie auch teilweise eingegraben sein Symbiose Bearbeiten nbsp Riftia KolonieRiftia lebt in Symbiose mit einer Bakterienart die zu den Gammaproteobacteria gehort Der Wurm kann keine Nahrung aufnehmen weil er weder eine Mundoffnung noch einen Darm besitzt daher ist er fur sein Uberleben von diesem Symbionten vollkommen abhangig Riftia war die erste Art bei der die Symbiose mit einem Schwefelbakterium beobachtet worden ist und ist bis heute ein Modellorganismus fur diese Beziehung geblieben Solche Symbiosen sind jedoch mittlerweile als viel weiter verbreitet bekannt als ursprunglich angenommen 1 Obwohl vieles uber die Bakterienart herausgefunden wurde ist es trotz jahrzehntelanger Versuche bis heute nicht gelungen sie zu kultivieren Unter anderem sind grosse Teile des Genoms und Proteoms entschlusselt worden und der Art wurde der provisorische Name Candidatus Endoriftia persephone gegeben 2 Ahnliche Symbiosen mit Gammaproteobakterien wurden bei den Gattungen Oasisia 3 und Tevnia 4 gefunden 5 6 7 8 9 Die symbiotischen Bakterien gewinnen durch die Oxidation von Sulfid Ionen mit dem Sauerstoff des Meerwassers Energie Sulfid ist im freien Wasser nicht bestandig wird aber gemeinsam mit etlichen Metallionen aus hydrothermalen Quellen am Meeresgrund freigesetzt die im Zusammenhang mit der vulkanischen Aktivitat an mittelozeanischen Rucken stehen Hier wird in Spalten versickertes Meerwasser durch in geringer Tiefe liegendes Magma aufgeheizt und mit Mineralien angereichert Andere Bartwurmarten konnen als Sulfidquellen auch sauerstofffreien Schlick oder verrottende organische Substanzen ausnutzen dies ist bei Riftia nie beobachtet worden Die Bakterien oxidieren das Sulfid zu Sulfat wobei Energie frei wird Sie konnen mittels mehrerer Stoffwechselwege ausserdem im Wasser gelostes Kohlendioxid zu organischer Substanz reduzieren Dadurch werden sie fur Riftia nicht nur zur Energie sondern auch zur Kohlenstoff und Biomassequelle Riftia fordert seinen Endosymbionten indem sie standig sulfidreiches Wasser herbeistrudelt das aus den Spalten am Meeresgrund nicht gleichmassig sondern in kleinraumig stark wechselnder Zusammensetzung hervorquillt Ausserdem hilft sie die Assimilation von Kohlendioxid durch einen angepassten pH Wert zu erleichtern und fuhrt schadliche Stoffwechselprodukte wie elementaren Wasserstoff ab Es gibt Hinweise darauf dass Riftia diesen Wasserstoff moglicherweise auch zur Energiegewinnung nutzen kann Moglicherweise kann das Bakterium bei sauerstoffarmen Bedingungen auf Nitratatmung wechseln zumindest kann es Nitrat als Stickstoffquelle aus dem Meerwasser aufnehmen Sulfid ist fur Eukaryoten wie Riftia eigentlich ein Zellgift Die Art hat einen besonderen Weg gefunden diesen fur sie giftigen Stoff dennoch anreichern und ihrem Symbionten liefern zu konnen Sie nutzt dazu eine Form des roten Blutfarbstoffs Hamoglobin 10 der bei ihr nicht in Zellen eingeschlossen sondern frei im Plasma gelost vorkommt Riftia besitzt drei verschiedene Hamoglobinformen deren Globinfraktion zu grossen Teilen ubereinstimmt diese Bausteine aber anders zusammensetzt Das Globin besitzt raumlich voneinander getrennt jeweils eine Bindungsstelle fur Sauerstoff und eine fur Sulfid dessen Bindungsstelle die schwefelhaltige Aminosaure Cystein als funktionalen Bestandteil enthalt Durch den hohen Hamoglobingehalt sind die Tentakel von Riftia rot gefarbt Die Symbionten sind in einem besonderen Organ dem Trophosom und dort innerhalb spezialisierter Zellen der Bakteriozyten eingeschlossen 11 Sie machen aufgrund ihrer geringen Grosse die weit uberwiegende Zellzahl aber nur etwa ein Viertel der Biomasse aus Die Zellen des Trophosoms sind nicht wie fruher angenommen endodermalen sondern mesodermalen Ursprungs Inzwischen ist nachgewiesen dass der heranwachsende Wurm die Bakterien nicht vom Muttertier her mitbringt sondern sie im Laufe der Entwicklung jedes Mal neu aus der Umwelt aufnehmen muss Dort sind sie auch frei lebend nachweisbar 12 Mehrere Rohrenwurmarten konnen dabei denselben Endosymbionten nutzen Fortpflanzung und Entwicklung BearbeitenRiftia ist getrenntgeschlechtlich das Geschlechterverhaltnis vermutlich 1 1 Die mannlichen Tiere geben begeisselte Spermatozoen ins freie Wasser ab die zu den weiblichen Tieren schwimmen und dort die Eier intern befruchten Die befruchteten Eier werden ins Wasser abgegeben Sie entwickeln sich zum typischen Larvenstadium der Anneliden der Trochophora Larve Diese Larven sind auch das wesentliche Ausbreitungsstadium Da die hydrothermalen Quellen an denen die Tiere leben recht kurzlebig sind ihre Lebensdauer ist im Durchschnitt kaum hoher als diejenige der Wurmer sind diese auf einen effizienten Verbreitungsweg unbedingt angewiesen Es wird beobachtet dass neu entstandene Quellen die Hunderte Kilometer von bestehenden entfernt liegen rasch besiedelt werden konnen Aus der Lebensdauer der Larven von etwa 38 Tagen und den typischen Stromungsmustern wurde eine durchschnittliche Verbreitungsstrecke von ca 100 Kilometern abgeleitet 13 Trotz intensiver Suche sind aber bisher noch niemals lebende Larven direkt im Ozean tatsachlich gefunden worden Ist ein gunstiger neuer Lebensraum entdeckt worden wandelt sich die schwimmende Larve in ein bodenlebendes Larvenstadium um In diesem Stadium werden die symbiotischen Bakterien aufgenommen Die Larven wachsen zum ausgewachsenen Wurm aus Damit wird der bei der Larve vorubergehend ausgebildete Darmkanal funktionslos und zuruckgebildet Das Wachstum von Riftia ist aussergewohnlich rasch Misst man die Rohrenlange als Mass fur den Zuwachs so kann diese mit 85 Zentimetern im Jahr fur einen Wirbellosen Rekordwerte erreichen innerhalb einer Rohre von 2 Metern Lange sitzt allerdings ein Wurm von nur etwa 80 Zentimeter Korpergrosse Okologie Bearbeiten nbsp Bathymodiolus thermophilusDie Art besitzt in ihrem Lebensraum die typischen Merkmale einer Pionierart Schnelle Kolonisation sehr rasches Jugendwachstum Aus Beobachtungen an Quellen am Meeresgrund weiss man dass es sich in der Tat um einen Erstbesiedler handelt Experimentell freigekratzte Quellen wurden binnen kurzester Zeit von der Art wiederbesiedelt An langer bestehenden Quellen wird die Art nach und nach durch andere Arten verdrangt Haufig ist die Muschelart Bathymodiolus thermophilus Folgebesiedler Riftia kann in gunstigen Lebensraumen sehr hohe Individuendichten von vielen Hundert Individuen pro Quadratmeter erreichen die einer Biozonose von Aufwuchsarten Lebensraum bieten Generell ist der Lebensraum von Riftia aber ein typisches Extremhabitat in dem nur wenige Arten leben konnen die hier aber extreme Dichten erreichen Erwachsene Bartwurmer besitzen kaum Fressfeinde Die Krabbenarten Bythograea thermydron und Munidopsis subsquamosa wurden beobachtet wie sie Filamente der lebenden Wurmer abweideten Verbreitung BearbeitenRiftia pachyptila lebt ausschliesslich im Pazifik Dort besiedelt sie einen langen Abschnitt des ostpazifischen Ruckens unter Aussparung der polnahen Abschnitte sowie den rechtwinklig davon abzweigenden Galapagos Rucken Hier wurde die Art von dem Meeresbiologen Meredith Jones bei einer Tauchfahrt des Tiefseetauchboots Alvin entdeckt und beschrieben An anderen untersuchten untermeerischen Spreizungszonen wurde die Art nicht gefunden am mittelatlantischen Rucken bis heute keine einzige riftbewohnende Bartwurmart Im mittleren kustennaheren Abschnitt des Ruckens vor der Bucht von Kalifornien wurden Tiere an hydrothermalen Quellen in Sedimentgestein gefunden deren Endosymbionten offenbar etwas von denjenigen der mittelozeanischen Rucken auf Basaltgestein abweichen 14 Belege Bearbeiten eine Ubersicht Nicole Dubilier Claudia Bergin Christian Lott 2008 Symbiotic diversity in marine animals the art of harnessing chemosynthesis Natue Review Microbiology 6 725 740 doi 10 1038 nrmicro1992 NCBI Candidatus Endoriftia genus eine weitere Art ist endosymbiont of Riftia pachyptila species und NCBI endosymbiont of Oasisia alvinae species NCBI endosymbiont of Tevnia jerichonana species Feldman RA Black MB Cary CS Lutz RA Vrijenhoek RC Molecular phylogenetics of bacterial endosymbionts and their vestimentiferan hosts In Molecular Marine Biology and Biotechnology 6 Jahrgang Nr 3 September 1997 S 268 277 PMID 9284565 researchgate net Laue BE Nelson DC Sulfur oxidizing symbionts have not co evolved with their hydrothermal vent tube worm hosts an RFLP analysis In Molecular Marine Biology and Biotechnology 6 Jahrgang Nr 3 September 1997 S 180 188 PMID 9284558 Di Meo CA Wilbur AE Holben WE Feldman RA Vrijenhoek RC Cary SC Genetic variation among endosymbionts of widely distributed vestimentiferan tubeworms In Applied and Environmental Microbiology 66 Jahrgang Nr 2 Februar 2000 S 651 658 doi 10 1128 AEM 66 2 651 658 2000 PMID 10653731 PMC 91876 freier Volltext Nelson K Fisher CR Absence of cospeciation in deep sea vestimentiferan tube worms and their bacterial endosymbionts In Symbiosis 28 Jahrgang Nr 1 2000 S 1 15 elsevier com McMullin ER Hourdez ST Schaeffer SW Fisher CR Phylogeny and Biogeography of Deep Sea Vestimentiferan Tubeworms and Their Bacterial Symbionts In Symbiosis 34 Jahrgang 2003 S 1 41 1 2 Vorlage Toter Link scripts cac psu edu scripts cac psu edu Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven Franck Zal Emmanuelle Leize Francois H Lallier Andre Toulmond Alain Van Dorsselaer James J Childress 1998 S Sulfohemoglobin and disulfide exchange The mechanisms of sulfide binding by Riftia pachyptila hemoglobins Proceedings of the National Academy of Sciences 95 15 8997 9002 Monika Bright amp Angelika Sorgo 2003 Ultrastructural reinvestigation of the trophosome in adults of Riftia pachyptila Annelida Siboglinidae Invertebrate Biology 122 4 347 368 doi 10 1111 j 1744 7410 2003 tb00099 x Tara L Harmer Randi D Rotjan Andrea D Nussbaumer Monika Bright Andrew W Ng Eric G DeChaine Colleen M Cavanaugh 2008 Free Living Tube Worm Endosymbionts Found at Deep Sea Vents Applied and Environmental Microbiology 74 12 3895 doi 10 1128 AEM 02470 07 Adam G Marsh Lauren S Mullineaux Craig M Young Donald T Manahan 2001 Larval dispersal potential of the tubeworm Riftiapachyptila at deep sea hydrothermal vents Nature 411 77 80 doi 10 1038 35075063 Julie C Robidart Annelys Roque Pengfei Song Peter R Girguis Linking Hydrothermal Geochemistry to Organismal Physiology Physiological Versatility in Riftia pachyptila from Sedimented and Basalt hosted Vents PLoS one 6 7 e21692 doi 10 1371 journal pone 0021692Literatur BearbeitenMonika Bright amp Francois H Lallier 2010 The biology of Vestimentiferan tubeworms Oceanography and Marine Biology An Annual Review 48 213 266 Ana Hilario Maria Capa Thomas G Dahlgren Kenneth M Halanych Crispin T S Little Daniel J Thornhill Caroline Verna Adrian G Glover New perspectives on the ecology and evolution of siboglinid tubeworms In PloS one Band 6 Nummer 2 2011 S e16309 doi 10 1371 journal pone 0016309 PMID 21339826 PMC 3038861 freier Volltext Review Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Riftia pachyptila Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Riesen Bartwurm Riftia pachyptila OneZoom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Riftia pachyptila amp oldid 229402509