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Das Reliquiar von San Nazaro ist ein silbernes Reliquienkastchen des spaten 4 Jahrhunderts aus der Kirche San Nazaro in Mailand Er ist heute im Museo Diocesano in Mailand ausgestellt Kirche San Nazaro Mailand Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 1 Wiederauffindung 1 2 2 Wiederauffindung 1 3 Platzierung der Reliquien und Datierung 2 Das Silberkastchen von San Nazaro 2 1 Beschreibung und Deutung der Szenen 2 1 1 Deckel 2 1 2 Vorderseite 2 1 3 Ruckseite 2 1 4 Linke Seitenwand 2 1 5 Rechte Seitenwand 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten1 Wiederauffindung Bearbeiten Im Jahr 1578 wurden in der Kirche San Nazaro in Mailand wahrend Ausbesserungsarbeiten mehrere Reliquien unter dem Vierungsaltar damals Altar des hl Petrus und unter dem Altar in der Ostapsis aufgefunden Diese bestanden angeblich aus den Gebeinen des hl Nazarius italienisch San Nazaro Venerius Glycerius Marolus Lazarus sowie den Gebeinen Unbekannter und einigen Gegenstanden Diese Gegenstande waren ein Silberkastchen mit figurlichem Dekor und eine silberne Kugel mit einem eingeschlossenen Knochen Die Auffindung wird bezeugt von Carlus a Basilica Carlo Bascape und Giovanni Pietro Giussano Der damalige Erzbischof Carlo Borromeo sah in dem Silberkastchen ein Zeugnis der Apostel und nahm dabei Bezug auf einen Bericht des Paulinus von Mailand welcher uberlieferte wie Reliquien darunter Gebeine des hl Petrus unter Simplicianus aus Rom mitgebracht wurden Anfang Mai 1579 wurden anlasslich der 5 Provinzialsynode die Reliquien unter dem neu errichteten Altar im Ostarm von San Nazaro erneut bestattet 1 2 Wiederauffindung Bearbeiten Am 8 Mai 1894 fuhrte der damalige Hauptpfarrer von San Nazaro Padre Pozzi eine erneute Offnung des Reliquiendepots durch Dies geschah im Zuge der 1500 jahrigen Wiederkehr des Tages der Translation der Gebeine des hl Nazaro nach San Nazaro Hierbei sollte den Glaubigen die Reliquien zur Verehrung offengelegt werden Bei der Offnung wurde ca 1 m unter dem Altar eine romische Graniturne mit schwerem Steindeckel gefunden Darin befand sich eine Pluviale liturgisches Gewand aus roter Seide mit Goldverzierung vier kleinere Bleiurnen ein Silberkastchen eine silberne Kugel mit eingeschlossenem Knochen und ein wahrscheinlich zum Kastchen gehorendes Schloss sowie eine Metallplatte mit der Aufschrift Reliquae SS Apostolorum Das Ganze ruhte auf einem starken Gitterwerk aus Eisen Im Kastchen selbst befanden sich Haarstrahnen und viele Tuchlein die man als brandea Beruhrungsreliquien deuten kann Auf den Bleiurnen fanden sich zudem Inschriften laut derer sich in den Urnen die Gebeine des hl Nazarius sowie der Mailander Bischofe Venerius Marolus Glycerius und Lazarus befinden 1 Platzierung der Reliquien und Datierung Bearbeiten Laut einem Brief des Ambrosius an seine Schwester Marcellina befanden sich die Reliquien bereits in San Nazaro vor der Weihe von San Ambrogio Damit ist klar vor 386 n Chr Jedoch werden die Reliquien in dem Brief nicht naher benannt Daher kann man nicht sagen welche Reliquien sich vor 386 n Chr in San Nazaro befanden Als weitere literarische Quelle ware Paulin von Mailand zu erwahnen der schildert wie Simplicianus Reliquien aus Rom nach San Nazaro mitgebracht hat Die Datierung fur die Reliquien ist durch mangelnde Uberlieferung schwierig Als Beispiel ist hier das Silberkastchen zu nennen welchen entweder ins spate 4 Jh datiert wird gemass dem Brief des San Ambrogio oder ins 16 Jh gemass der Argumentation von Charles Rufus Morey der die figurlichen Szenen auf dem Kastchen stilistisch ins 16 Jh einordnet Die am gangigsten in der Forschungsliteratur vertretene Datierung zielt ins spate 4 Jh 1 Das Silberkastchen von San Nazaro BearbeitenDas Silberkastchen ist wurfelformig mit einer Grundflache von 18 5 cm 18 5 cm und einer Hohe von 17 5 cm Es ist eine Treibarbeit aus ca 2 mm dickem Silberblech Dieses wurde vergoldet Das Kastchen ist figurlich verziert Die Details sind durch Ziselieren ausgearbeitet An der Innenseite des Deckels ist ein aus Goldblech angefertigtes Staurogramm befestigt Vom einstigen Verschluss des Kastchen ist nur noch ein Bugelpaar erhalten Abgesehen davon ist der Erhaltungszustand relativ gut lediglich ein kleiner Riss befindet sich an einer der Randwulsten am Deckel Das Kastchen befindet sich heute im Mailander Domschatz Als Vergleichsobjekte der gleichen Epoche waren hier das Projecta Kastchen und das Silberreliquiar aus Thessaloniki zu nennen 1 Beschreibung und Deutung der Szenen Bearbeiten Zu beachten ist dass die Deutungen fur die Szenen in der Forschung sehr umstritten sind Deckel Bearbeiten Zwei geteilte Szene mit dominierendem oberen Teil mit mittig thronender Figur Diese ist frontal ausgerichtet die Fusse ruhen auf einem Suppedaneum die linke Hand stutzt einen Codex auf das linke hochgestellte Knie die rechte Hand im Redegestus er hat eine Kurzhaarfrisur einen Nimbus und eine Tunika mit Clavi sowie Pallium und Campagi Links und rechts flankierend zwei Personen in Tunika und Pallium dem thronenden zugewandt Der Linke halt die rechte Hand im Redegestus zum Thronenden hin Der Rechte halt sein Pallium vor der Brust er hat einen Vollbart und Stirnglatze Im Hintergrund neun weitere Personen ebenfalls in Tunika und Pallium Im unteren Teil auf der linken Seite funf Korbe und auf der rechten Seite sechs Kruge Diese Szene kann nach Greaven und Morey u a als lehrender Christus zwischen den Aposteln nach Buschhausen als Christus unter den Aposteln im Typus des vielfigurigen Philosophenbildes nach Brehier als Christus segnet die Brotkorbe und Amphoren nach Wilpert als Harte Rede der Eucharistie nach Grabar als Zugrundeliegendes Epiphaniethema und nach Zovatto und Cuscito als Maiestas Domini gesehen werden 1 Vorderseite Bearbeiten Mittig thronende Figur mit halblangem lockigem herabfallendem Haar einer Tunika mit Orbiculus an der rechten Schulter Chlamys Campagi und einer phrygischen Mutze Sein Gesicht ist dem rechts Flankierenden zugewandt Seine vor der Brust erhobene Hand dreht sich ebenfalls diesem zu Seine linke Hand ruht auf einem auf das hochgestellte Bein liegendem Codex Der rechts Flankierende ist bartig wahrend der links Flankierende bartlos jugendlich wirkt Beide haben die Hande auf dem Rucken Sie tragen jeweils eine kurzgegurtete Tunika und der links Flankierende andeutungsweise Stiefel Jeweils hinter den Flankierenden steht ein Mann in phrygischer Tracht mit engen Beinhosen kurzer Tunika und an den Seiten hochgerafften phrygischen Mutzen Der links Stehende ist bartig Der rechts Stehende dagegen hat halblanges lockiges Haar Von ihnen sind jeweils nur eine Hand und ein Arm zu sehen Der Rest wird verdeckt von den Flankierenden Hinter ihnen jeweils vier weitere Personen in phrygischer Tracht mit gelockten Haaren und Chlamys Diese Szene wird von Hans Graeven und Morey u a als Danielurteil von Aristide Calderini und Wolfgang Fritz Volbach als Joseph und seine Bruder und von Ottino della Chiesa als zwei christliche Martyrer gesehen 1 Ruckseite Bearbeiten Mittig thronend eine Frau mit Fussen ruhend auf Suppedaneum in Tunika und Palla uber Kopf mit einem nackten Kind auf dem Schoss Sie sind bei frontal ausgerichtet Das Kind neigt seinen Kopf jedoch zum rechts Flankierenden hin Die zwei Flankierenden tragen flache Schalen haben wildgelocktes Haar sind bartlos gekleidet in langer Tunika Exomis und haben die Knie gebeugt mit Blick zum Kind hin Dahinter jeweils drei Personen in Chlamys Die Person ganz rechts im Bild tragt andeutungsweise ein Schild Nach Graeven und Morey u a haben wir hier eine Szene der Magieranbetung nach Calderini und Venturi die Anbetung der Hirten nach Giordani Maria und das Jesuskind zwischen Engeln und nach Buschhausen die Auffindung des Moses 1 Linke Seitenwand Bearbeiten Mittig Thronender mit Fussen auf Suppedaneum ist frontal ausgerichtet tragt Tuniks mit Orbiculus Chlamys Campagi Diadem und Zepter Er halt in der linken Hand das Zepter umfasst Die rechte Hand ist offen vor der Brust Vor ihm stehen links und rechts zwei Frauen in Tunika und Palla wobei bei der Rechten die Palla nicht auf dem Kopf ist Beide sind nach vorne geneigt mit dem Armen zu einer in Binden gewickelten Gestalt mittig vor dem Thronenden gestreckt Im Hintergrund sind sechs Personen im Panzer Chlamys und mit Schilden zu sehen Der zweite von rechts halt ein nacktes scheinbar davonschwebendes Kind am Unterarm mit seiner linken Hand fest wahrend er mit einem Schwert in der rechten Hand zum Hieb ausholt Diese Szene wird in der Forschung einstimmig als Urteil Salomos akzeptiert 1 Rechte Seitenwand Bearbeiten Zu sehen sind 4 nahezu frontal stehende Gestalten Sie wirken relativ bewegt Der Erste Zweite und Vierte von links weisen grosse Ahnlichkeit auf da sie alle Stiefel enganliegende Beinhosen eine gegurtete kurze Tunika und phrygische Mutzen tragen Der Zweite und Vierte haben die Arme vor der Brust erhoben Der Dritte tragt eine kurzgegurtete Tunika mit Orbiculus Chlamys und Campagi Er halt die rechte Hand schrag nach unten ins Bild mit Handflache zum Betrachter hin Mit der linken Hand umfasst es das Ende eines vor sich quergestellten Stabes Er hat kurzes lockiges Haar Diese Szene wird in der Forschung nahezu einstimmig als Junglinge im Feuerofen mit dem himmlischen Wesen gedeutet Jedoch sieht Kirsch hier die Drei Magier vor dem Konig Herodes und Mely will hier die Verkundigung an die Hirten sehen 1 Literatur BearbeitenHelmut Buschhausen Die spatromischen Metallscrinia und fruhchristlichen Reliquiare Katalog Wien 1971 Verena Alborino Das Silberkastchen von San Nazaro in Mailand Bonn 1981 Habelts Dissertationsdrucke Reihe Klassische Archaologie Heft 13 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i Verena Alborino Das Silberkastchen von San Nazaro in Mailand Habelts Dissertationsdrucke Reihe Klassische Archaologie Heft 13 Bonn 1981 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reliquiar von San Nazaro amp oldid 201895611