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Der Name Religionsgeschichtliche Schule steht fur eine Gruppe von deutschen evangelischen Theologen die sich um 1890 vorwiegend in Gottingen habilitierten Ihr Kreis bestand aus Bernhard Duhm 1873 Albert Eichhorn 1856 1926 1886 Hermann Gunkel 1888 Johannes Weiss 1888 Wilhelm Bousset 1890 Alfred Rahlfs 1891 Ernst Troeltsch 1891 William Wrede 1891 Heinrich Hackmann 1893 sowie den spater habilitierten Rudolf Otto 1898 Hugo Gressmann 1902 und Wilhelm Heitmuller 1902 Gedanklich verwandt zahlten zu ihrem Umfeld Carl Mirbt 1888 Carl Clemen 1892 Heinrich Weinel 1899 und zumindest in jungen Jahren der Schweizer Paul Wernle 1897 Zunachst beeinflusst von Albrecht Ritschl vollzogen sie bald bewusst die Abkehr von dessen auf dogmatischen Uberlegungen fussender historisch kritischer Bibelexegese Unter Aufnahme auch von philologischen und altertumswissenschaftlichen Ansatzen traten die Mitglieder jener Schule fur einen radikalen Historismus in der theologischen Forschung ein der die Bibel und zeitgleich entstandene urchristliche Zeugnisse in einen universalen geistes und kulturgeschichtlichen Zusammenhang stellte Dabei wurde versucht judische babylonische persische und hellenistische Einflusse auf das entstehende Christentum nachzuweisen Konsequent fuhrte dieser Ansatz zu einer verstarkten Beschaftigung mit fremden Religionen Ein Vergleich der verschiedenen Religionen miteinander wurde jedoch nicht angestrebt das Bemuhen galt allein dem Verstehen der Entstehung des Christentums durch Untersuchung der in ihm nachweisbaren ausseren Einflusse Die Bedeutung der Religionsgeschichtlichen Schule reichte nun aber weit uber den innertheologischen Bereich hinaus Konstitutiv wurde das Bestreben ihrer Vertreter die teilweise revolutionaren Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit einer moglichst breiten Offentlichkeit zuganglich zu machen Dem lag die Uberzeugung zugrunde dass die populare Vermittlung ihrer theologischen Forschungsergebnisse zu einer Erweiterung des religiosen Bewusstseins in breiten Bevolkerungsschichten fuhren musse So entwickelten sie eine rege Vortragstatigkeit Ihre popularwissenschaftlichen Publikationen Buchreihen wie die Religionsgeschichtlichen Volksbucher die Lebensfragen die Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments FRLANT oder das Gottinger Bibelwerk aber auch ihr grosses Lexikonwerk Die Religion in Geschichte und Gegenwart RGG fanden nach der Jahrhundertwende regen Absatz Die Abkehr vom Historismus in der evangelischen Theologie fuhrte nach dem Ersten Weltkrieg zum Niedergang der Religionsgeschichtlichen Schule zumal mehrere ihrer fuhrenden Vertreter fruh verstorben waren Doch von ihnen entwickelte und in der Theologie etablierte Begriffe wie Traditionsgeschichte Formgeschichte Sitz im Leben Spatjudentum Hellenistische Gemeinde verweisen auf eine immer noch andauernde Wirkungsgeschichte Bedingt durch eine vorsichtige Ruckbesinnung auf die Fragestellungen des theologischen Historismus in der heutigen postdialektischen Phase der deutschen Theologie finden jedoch die Forschungsansatze der Religionsgeschichtlichen Schule wieder verstarktes Interesse Literatur BearbeitenCarsten Colpe Die religionsgeschichtliche Schule Darstellung und Kritik ihres Bildes vom gnostischen Erlosermythus Gottingen 1961 Gerd Ludemann Martin Schroder Die religionsgeschichtliche Schule in Gottingen Gottingen 1987 Gerd Ludemann Hrsg Die Religionsgeschichtliche Schule Facetten eines theologischen Umbruchs Frankfurt am Main u a 1996 Gerd Ludemann Alf Ozen Art Religionsgeschichtliche Schule in Theologische Realenzyklopadie 28 1997 S 618 624 Gerhard Wolfgang Ittel Urchristentum und Fremdreligionen im Urteil der Religionsgeschichtlichen Schule Inaugural Dissertation der phil Fakultat Erlangen 1956 Weblinks BearbeitenArchiv Religionsgeschichtliche Schule Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Religionsgeschichtliche Schule amp oldid 207402401