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Dieser Artikel befasst sich mit dem Verkehrsluftschiff R100 Zu anderen Bedeutungen siehe R 100 Die R100 damalige Schreibweise R 100 war ein britisches Verkehrsluftschiff zu Beginn der 1930er Jahre Es sollte gemeinsam mit der R101 dem Gegenentwurf aus dem Wettbewerb um den Bau von Grossluftschiffen unter anderem der Verbindung des Vereinigten Konigreichs mit seinen uberseeischen Kolonien dienen Nach dem Unfall der R101 wurde es ausser Dienst gestellt und abgewrackt R100Land Vereinigtes Konigreich Vereinigtes KonigreichTyp StarrluftschiffKennzeichen G FAAVErstflug 16 Dezember 1929Verbleib 1931 verschrottetMasse und BesatzungLange 216 MeterDurchmesser 40 5 MeterTraggas WasserstoffTraggasvolumen 141 500 m Gaszellen 15Leergewicht 102 TonnenMaximales Gewicht 153 TonnenBesatzung 50AntriebAntrieb sechs BenzinmotorenTreibstoff 30 400 Liter Benzin in 32 TanksMaximale Geschwindigkeit 130 km hTransportkapazitatPassagiere 100Inhaltsverzeichnis 1 Bau 2 Ausstattung 3 Betrieb 3 1 Erste Fahrten 3 2 Transatlantikfahrten 3 3 Abwrackung 4 Technik 5 Fahrten 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBau BearbeitenGeplant und konstruiert unter der Leitung von Barnes Wallis und Mitwirkung von Nevil Shute Norway wurde die R100 parallel zur R101 entworfen war jedoch von vornherein da ein Festpreis vereinbart worden war unterfinanziert Daher waren Sparmassnahmen unerlasslich zum Beispiel wurden nur ein Dutzend Werkzeugmaschinen beim Bau des Luftschiffs verwendet Wahrend bei R101 die Grenzen der Technologie ausgereizt werden sollten und dieses Projekt daher als extravagant und ehrgeizig angesehen wurde war der Entwurf von R100 pragmatischer und konservativer 1 Es gab zudem das Gerucht dass nur das erfolgreichere der beiden Luftschiffe als Modell fur die weitere Entwicklung dienen sollte Daraus resultierte eine Konkurrenz zwischen beiden Schiffen und ihrer Tauglichkeit Shute Norway nahm seine Kritik am R101 Entwurf spater teilweise zuruck 2 Das Gerippe des 216 m langen und auf dem fruheren Luftwaffenstutzpunkt Howden in Yorkshire gebauten Luftschiffs bestand aus Duraluminium Die 15 Ringe mit 16 Langstragern die zumeist aus Dreieckstragern mit etwa 70 cm Querschnittshohe bestanden besassen im Gegensatz zu den Zeppelinen keine Hilfstrager oder Hilfsringe Die Hullenfelder waren daher bis zu 14 8 m gross und gaben da sich das Gerippe stark abzeichnete dem Schiff ein charakteristisches Aussehen Berechnungen hatten gezeigt dass der Luftwiderstand eines Luftschiffs mit sechzehneckigem Querschnitt nur wenig grosser als bei kreisformigem Querschnitt ist Die geringe Anzahl von Langstragern vereinfachte die Berechnungen zur Belastbarkeit der Konstruktion auf die nach dem katastrophalen Verlustes von R38 im Jahr 1921 grosser Wert gelegt wurde Korrosionsgefahr durch Kondenswasser in der ungeheizten Luftschiffhalle zwang zur Lackierung der Aluminiumstruktur Ursprunglich war eine Kombination aus Wasserstoff und Kerosin als Motorentreibstoff geplant Als sich zeigte dass geeignete Motoren nicht rechtzeitig entwickelt werden konnten entschied sich das Luftfahrtministerium fur Dieselmotoren Deren Verwendung sollte Brandkatastrophen wie den Verlust von R38 vermeiden Da sich die Tornado Dieselmotoren von Beardmore aber als zu schwer erwiesen wurden schliesslich sechs rekonditionierte Condor Benzinmotoren von Rolls Royce eingebaut Ausstattung BearbeitenDie Passagiere waren im Inneren des Rumpfes auf drei Stockwerken ahnlich wie spater im LZ 129 Hindenburg untergebracht R100 und R101 waren die ersten Luftschiffe die diese Form der Fahrgastunterbringung besassen Der Aufbau der Fahrgastanlage war bei beiden Schiffen allerdings unterschiedlich Alle Decks waren miteinander uber ein Treppenhaus verbunden das sich im Design an den Treppenhausern der damaligen Transatlantikliner orientierte 3 Auf dem oberen Deck waren acht Zwei und zwolf Vierbettkabinen fur 64 Passagiere vorhanden Zwischen den rumpfseitigen Kabinen befand sich beiderseits ein Korridor der den Zugang zu Balkonen oberhalb der Promenaden auf dem mittleren Deck ermoglichte Im Innenbereich mittig befand sich eine Galerie mit Blick auf den unterhalb gelegenen Speisesalon sowie mehreren Sitzgelegenheiten 3 Das mittlere Deck beherbergte den hauptsachlich als Speisesaal dienenden und 56 Personen Platz bietenden Salon mit elektrischem Kamin und der dem Treppenhaus gegenuberliegenden elektrischen Kuche sowie je vier Zweibett Dreibett und Vierbettkabinen fur weitere 36 Passagiere Durch die grossere Deckenhohe ergab sich hier ein weiteres Raumgefuhl Auch hier boten Korridore Zugang zu den Promenadendecks mit grossen Aussichtsfenstern an den Rumpfseiten Hinter dem Treppenhaus lagen die Waschraume fur die Passagiere sowie Ankleidezimmer fur Damen 3 nbsp Die backbordseitige Promenade des Schiffes mit Blick zur BugspitzeIm unteren Deck ging das Treppenhaus in den zur Bugspitze des Schiffes fuhrenden Kielgang uber Weiterhin befanden sich hier eine Leiter in die Fuhrergondel Quartiere fur Kapitan und 24 Mannschaftsmitglieder sowie Sanitaranlagen der Navigationsraum und die Funkstation Zudem gab es eine Speisekammer die uber eine Leiter in die Kuche fuhrte und einen Tisch fur die Mahlzeiten der Crew und Freizeitbeschaftigungen 3 Aus Grunden der Gewichtsersparnis waren die Kabinen vergleichsweise spartanisch eingerichtet Sie entsprachen in ihrer Ausstattung etwa den Kabinen des spateren deutschen LZ 129 Buchbar waren eine Zweibett Dreibett oder Vierbett Konfiguration Alle Kabinen verfugten uber elektrisches Licht die rumpfseitigen Kabinen uber ein auf die Balkone bzw die Promenadendecks blickendes Bullauge Das Gepack wurde ublicherweise unter dem Bett verstaut Von den Korridoren abgetrennt waren die Kabinen durch einen Vorhang Angesichts der recht sparlichen Einrichtung wurde erwartet dass die Fahrgaste einen Grossteil ihrer Fahrt in den offentlichen Bereichen verbringen wurden und die Kabinen hauptsachlich zum Schlafen nutzen wurden 3 Betrieb BearbeitenR100 fuhrte nur zehn Fahrten durch obwohl es seine Lufttuchtigkeit unter Beweis stellte und keine gravierenden Fehler oder Konstruktionsmangel aufwies Allerdings war die Tragfahigkeit wie auch beim Konkurrenzentwurfs R101 geringer als die des kleineren LZ 127 Seine Kennung lautete G FAAV Erste Fahrten Bearbeiten Die erste Fahrt fand am 16 Dezember 1929 statt und fuhrte von Howden uber York nach Cardington in Bedfordshire Die zweite Fahrt am folgenden Tag sollte nach London gehen jedoch loste sich ein Streifen Gewebe von der unteren Leitwerksflosse und man unternahm nur eine Rundfahrt uber Bedfordshire bei der die Steuerung getestet wurde Bis zum 11 Januar 1930 wurden Modifikationen der Bespannung vorgenommen Am 16 Januar 1930 erreichte das Luftschiff eine Geschwindigkeit von 131 2 km h 4 bei einer dritten Fahrt auf der man feststellte dass die wegen grosser Spannweiten zwischen den Befestigungen flatternde Bespannung stehende Wellen ausbildete Dies wurde wahrend der vierten Fahrt am 20 Januar gefilmt Nach einer weiteren kurzen Fahrt am selben Tag unternahm R100 vom 27 bis 29 Januar eine Dauerfahrt uber mehr als 53 Stunden 5 Danach wurden Arbeiten an der Hulle vorgenommen und die Condor IIIA Motoren gegen Condor IIB Motoren getauscht Als das Luftschiff am 24 April aus der Halle getragen wurde beschadigte eine durch Wind verursachte Kollision mit dem Tor das Leitwerk Die Reparaturen dauerten bis zum 21 Mai danach fand eine 24 stundige Testfahrt statt Transatlantikfahrten Bearbeiten Als Teil seiner Testfahrten unternahm R100 auch Langstreckenfahrten Ursprungliches und vertraglich vereinbartes Ziel war Indien jedoch wurde wegen der Verwendung von Benzin als Treibstoff und der damit verbundenen Brandgefahr eine Fahrt in die Tropen als zu riskant angesehen so dass am 29 Juli 1930 nach Austausch der beschadigten kegelformigen Schwanzspitze gegen ein halbkugelformiges Teil eine Transatlantikfahrt nach Kanada begann Die Fahrt zum Flughafen Saint Hubert in Quebec dauerte etwa 78 Stunden Eine 24 stundige Fahrt mit Passagieren fuhrte von dort nach Toronto und zu den Niagarafallen Die schnellere Ruckfahrt nach England begann am 13 August Nach 57 Stunden wurde Cardington erreicht Dies entsprach einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 128 km h Nachdem das Schiff am 17 August zuruck in die Luftschiffhalle gebracht und vorerst ausser Betrieb genommen worden war konzentrierte man sich auf die Inspektion des Schiffes nach der langen Fahrt und begann sich auf die bevorstehende Fahrt von R101 zu konzentrieren die fur das Jahresende gedacht war Ein grosser Teil der Besatzung fuhr auf beiden Schiffen und wechselte jetzt in die R101 Mannschaft Abwrackung Bearbeiten Nach dem Ungluck von R101 am 4 Oktober 1930 wurde entschieden die Fahrten von R100 zunachst zu stoppen Am 11 Dezember wurde das Schiff in der Halle aufgehangt und das Traggas abgelassen Im Mai 1931 berieten das britische Parlament und die Regierung uber das weitere Schicksal und auch uber die weiteren Kosten die das Schiff verursachen wurde R100 stellte den Hohepunkt konventioneller britischer Luftschiff Technologie dar Von der US Regierung bestand sogar das Angebot im Austausch gegen britische Technologie das Luftschiff sehr gunstig wenn nicht sogar kostenlos mit Helium zu fullen Es wurden verschiedene Vorgehensweisen diskutiert Weiterfuhrung des Projekts starke Reduzierung des Projektumfangs und Nutzung fur wissenschaftliche und technische Forschung Einstellung des ProjektsNach langen Diskussionen und Auseinandersetzungen kam die britische Regierung vor dem Hintergrund der Depression und dem gewaltigen finanziellen Aufwand fur das Luftschiffprojekt zu dem Ergebnis das Luftschiff zu verschrotten Im November 1931 entschied das britische Luftfahrtministerium daher R100 zur Abwrackung zu verkaufen Die Verschrottungsarbeiten begannen am 16 November 1931 und dauerten bis zum Februar 1932 Die Inneneinrichtung und Ausrustung wurde verkauft Fur das Gerippe wurde ein Preis von 450 Pfund erzielt Die Anlagen und die Luftschiffhalle in Cardington sowie ein Grundstamm an Personal von etwa 300 Leuten blieben fur spatere Entwicklungen erhalten Technik BearbeitenLange 216 m Durchmesser 40 5 m Gasvolumen etwa 141 500 m 5 000 000 cft Wasserstoff Masse 102 t Nutzlast 51 t gefordert waren eigentlich 60 t Besatzung 50 Mann 100 PassagiereDie Hochstgeschwindigkeit des Schiffes betrug 130 km h Das Traggas befand sich in 15 Gaszellen Sie wurden von der Berliner Tochtergesellschaft der Luftschiffbau Zeppelin GmbH geliefert Diese Firma lieferte auch die Gasventile Der Antrieb erfolgte mit drei Motorgondeln die je zwei Benzinmotoren beherbergten von denen einer eine Zug der andere eine Druckluftschraube antrieb Die heckseitigen Motoren waren umsteuerbar sie konnten vorwarts und ruckwarts laufen Es wurden gebrauchte Rolls Royce Condor III B Benzin Motoren verwendet Sie wogen je 550 kg hatten eine Leistung von 485 kW und wurden als pannenanfallig beschrieben Versuche die Motoren sowohl mit Wasserstoff als auch mit Kerosin zu betreiben waren nicht erfolgreich An Bord konnte ein Kraftstoffvorrat von 40 m Benzin in 32 Tanks zu je 950 Litern mitgefuhrt werden Der Transport des Kraftstoffes von den Vorratstanks zu den Falltanks uber den Motoren erfolgte unublicherweise mit Handpumpen Fahrten Bearbeiten16 Dezember 1929 Dauer 5 h 47 min Strecke 209 km von Howden uber York nach Cardington 17 Dezember 1929 Dauer 6 h 29 min Strecke 280 km Rundfahrt in der Gegend um Cardington Nach diesen ersten Testfahrten wurde das Schiff in der Luftschiffhalle grundlich inspiziert 16 Januar 1930 Dauer 13 h 36 min Strecke 349 km von Cardington uber Grantham und Spalding wieder zuruck 20 Januar 1930 Dauer 7 h 18 min Strecke 344 km von Cardington uber London Croydon Reading und zuruck 29 Januar 1930 Dauer 53 h 52 min Strecke 2865 km von Cardington uber Sudwest England den Armelkanal die Kanalinseln und zuruck 21 22 Mai 1930 Dauer 22 h 50 min Strecke 1112 km von Cardington und wieder zuruck es wurden Hullentests durchgefuhrt Danach musste die Spitze des Hecks repariert werden 25 26 Juli 1930 Dauer 24 h 16 min Strecke 1296 km von Cardington uber Midlands Wales Kanalinseln und zuruck 29 Juli 1 August 1930 Dauer 78 h 49 min Strecke 5414 km von Cardington nach Montreal 10 11 August 1930 Dauer 25 h 57 min Strecke 1296 km von Montreal nach Quebec und zuruck 13 16 August 1930 Dauer 57 h 56 min Strecke 4756 km von Montreal nach CardingtonDie Gesamtfahrzeit betrug 294 Stunden und 10 Minuten etwas uber 12 Tage dabei wurden 17 920 km zuruckgelegt Siehe auch BearbeitenStarrluftschiffWeblinks Bearbeiten nbsp Commons R100 Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien www aht ndirect co uk airships r100 index html R100 bei Airshipsonline englisch Einzelnachweise Bearbeiten Shute Nevil Slide Rule Autobiography of an Engineer London William Heinemann Ltd 1954 Masefield Peter G To Ride The Storm The Story of the Airship R 101 London William Kimber 1982 ISBN 0 7183 0068 8 a b c d e Welcome Aboard the R 100 Abgerufen am 6 September 2023 deutsch The Times Ausgabe 45413 Freitag 17 Januar 1930 S 14 Third Flight of R100 The Times Ausgabe 45424 Donnerstag 30 Januar 1930 S 11 Return of R 100Britische Starrluftschiffe HMA No 1 R34 R37 R38 ZR 2 R80 R100 R101 Auswahl Weitere in der Liste britischer Starrluftschiffe Abgerufen von https de wikipedia org w index php title R100 amp oldid 237499329