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Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Die Rustungswunder These geht zuruck auf den Index der enorm angestiegenen deutschen Rustungsproduktion zwischen Anfang 1942 als Albert Speer Reichsminister fur Bewaffnung und Munition wurde und Sommer 1944 Das Rustungswunder fallt in die Phase des Totalen Krieges der Wirtschaft im Dritten Reich Danach kam es in dieser Zeit zu einer Verdreifachung der deutschen Rustungsproduktion trotz starker alliierter Bombardierungen denen die deutsche Rustungsproduktion in dieser Zeit ausgesetzt war Gestutzt wurde die These vom Wunder durch Berechnungen Rolf Wagenfuhrs ehemals Chefstatistiker des Rustungsministeriums wonach die Steigerung der Rustungsproduktion durch eine signifikante Steigerung der Arbeitsproduktivitat bei konstantem Kapitalstock zu Stande kam Als ein weiterer Indikator fur ein Wunder wurde die Tatsache angesehen dass die Relation zwischen produzierten Gutern und eingesetzten Rohstoffen erheblich erhoht wurde Erheblich dazu beigetragen diesen Mythos zu bewahren haben auch die Veroffentlichung des United States Strategic Bombing Survey USSBS das die Auswirkungen der alliierten Bombenangriffe auf die deutsche Wirtschaft untersuchte Die Wissenschaftler bezogen sich bei ihren Untersuchungen ebenfalls auf die Zahlen Wagenfuhrs und kamen zu demselben Ergebnis Albert Speer wird das Verdienst zugeschrieben nachdem sich nach den militarischen Ruckschlagen in Russland 1941 und der Kriegserklarung an die USA eine langwierige militarische Auseinandersetzung abzeichnete durch geeignete Rationalisierungsmassnahmen die deutsche Rustungsproduktion enorm ausgeweitet zu haben Inhaltsverzeichnis 1 Angebliche Massnahmen Speers 2 Hintergrunde 3 Wirksamkeit der Rationalisierungsmassnahmen 4 Erklarung fur die Steigerung 5 Fazit 6 Literatur 7 EinzelnachweiseAngebliche Massnahmen Speers BearbeitenTrotz Widerstand der Wehrmacht verzichtete er auf uberflussige Arbeitsschritte in der Produktion die die Kampfkraft der Waffe nicht erhohen z B durch das Weglassen des Lackierens und Polierens von Flugzeugen Dadurch soll es zu erheblichen Einsparungen in der Fertigungszeit gekommen sein Ausserdem habe man die Rustungsunternehmen zum systematischen Austausch ihres Fertigungs Know hows gezwungen Dazu wurden Ringe und Ausschusse gegrundet in denen die besten Firmen ihre Erfahrungen den weniger effizienten Firmen zur Verfugung stellen sollten Zudem sei es zu einer Reduktion der Typenvielfalt gekommen die es den Unternehmen ermoglicht habe die Vorteile einer Massenproduktion auszunutzen Die Verstetigung der Produktion d h die Abkehr von standigen Programmwechseln und kleineren Modifikationen an den einzelnen Waffentypen habe daruber hinaus zu einem Wegfall der Umrustprozesse gefuhrt wodurch erhebliche Einsparungen von Anpassungskosten moglich waren Durch die Einfuhrung von Festpreisvertragen statt Selbstkostenvertragen seien die Anreize zur Produktivitats und Effizienzsteigerung stark erhoht worden Bei Selbstkostenvertragen bekam der Produzent die angefallenen Produktionskosten erstattet plus einen prozentual auf die Kosten aufgeschlagenen Gewinn Bei solchen Vertragen hatte ein Unternehmer folglich keinen Anreiz seine Produktionskosten zu minimieren da dies auch eine Verringerung des absoluten Gewinns bedeutete Stattdessen hatte der Unternehmer einen Anreiz moglichst teuer zu produzieren Bei Festpreisvertragen hingegen handelten der Unternehmer und der staatliche Auftraggeber vor Produktionsbeginn einen fixen Preis aus der auf Grundlage der zu erwarteten Kosten gebildet wurde Falls es dem Unternehmer gelang die erwarteten Produktionskosten zu unterschreiten konnte er die Kostenersparnisse als Gewinn einstreichen Dies schuf einen erheblichen Anreiz fur Rationalisierungsmassnahmen Diese Massnahmen haben angeblich zu dem enormen Anstieg in der Rustungsproduktion gefuhrt und wurden Albert Speer zugute geschrieben Die neuere Literatur kommt jedoch unter anderem durch Konsultation von Unternehmensarchiven aus Flugzeugbau und Munitionsproduktion und dem privaten Nachlass von Rolf Wagenfuhr zu neuen Ergebnissen Sowohl gegen die Aussagekraft der makrookonomischen Indikatoren Rustungsindex und Arbeitsproduktivitat als auch gegen die Wirksamkeit der Rationalisierungsmassnahmen lassen sich erhebliche Einwande vorbringen 1 Hintergrunde BearbeitenSpeers konstruierter Rustungsindex unterschlagt dass es bereits 1940 zu einer erheblichen Ausweitung der Rustungsproduktion gekommen war Hinzu kommt dass auf Veranlassung Speers als Basis des Index die ersten beiden Monate des Jahres 1942 zugrunde gelegt wurden in denen die Rustungsproduktion aussergewohnlich niedrig war Die Stagnation des gesamten Rustungsindex in den Jahren 1940 und 1941 erklart sich zudem hauptsachlich aus der massiven Drosselung der Munitionserzeugung die erfolgte weil der Munitionsverbrauch im Frankreichfeldzug wesentlich geringer ausfiel als man erwartet hatte ca 35 Die Auswirkungen auf den Rustungsindex waren erheblich da allein Munitionsproduktion und Luftrustung zusammen fast 70 der gesamten Rustung ausmachten Die vergleichsweise geringe Rustungsproduktion der Jahre 1940 und 1941 geht folglich auf bewusste politische Entscheidungen zuruck die aus der militarischen Lage resultierten und nicht aus einer mangelnden Produktionseffizienz Durch statistische Tricks wurde der Index ausserdem kunstlich aufgeblaht bzw verfalscht So wurde fur Juli 1944 als der Hochststand im Rustungsindex zu verzeichnen war auch die erste Augustwoche mit eingerechnet um Hitler zu imponieren Ausserdem erfasste der vom USSBS verwendete Index nur Mengen so wurden bspw auch Reparaturen an Flugzeugen als neue Flugzeuge gezahlt Der Rustungsindex kann folglich nicht als exaktes Mass fur die Rustungsproduktion verwendet werden Wirksamkeit der Rationalisierungsmassnahmen BearbeitenDie angebliche Wirksamkeit der von Albert Speer in Auftrag gegebenen Rationalisierungsmassnahmen lasst sich widerlegen da die ihm zugeschriebenen Reformmassnahmen zum Teil wesentlich fruher andere wieder sehr spat und wieder andere nicht konsequent umgesetzt wurden Es lasst sich eine Steigerung der Rustungsproduktivitat in den Bereichen die Albert Speer gar nicht unterstanden feststellen Die Luftwaffen und Heeresrustungsproduktion stiegen beispielsweise gleich schnell an Die Luftrustung kam jedoch erst ab Fruhsommer 1944 in den Aufgabenbereich Speers der zuvor lediglich fur das Heer zustandig gewesen war es kam also auch ohne Speers Zutun zu einer Erhohung der Luftrustung Den Erfahrungsaustausch zwischen den Unternehmen gab es bereits fruher so wurde beispielsweise der betriebliche Erfahrungsaustausch im Flugzeugbau bei der Junkers Ju 88 bereits Ende der 1930er Jahre angeordnet Seit 1939 bestand generell die Moglichkeit beim Heereswaffenamt Antrage auf Erfahrungsaustausch zu stellen Unternehmensakten belegen daruber hinaus dass der Abschluss von Festpreisvertragen bereits seit Mitte der 1930er Jahre die Regel war Es trifft nicht zu dass Selbstkostenvertrage vor 1942 generell dominierten Selbstkostenvertrage wurden in den 1930er Jahren nur mit Unternehmen abgeschlossen deren Produktion sich noch in der Anlaufphase befand und die noch keinen Uberblick uber die ihnen entstehenden Kosten hatten Fur die Luftrustung waren bereits seit 1937 Festpreisvertrage die Regel Die Typenreduktion erfolgte zudem erst sehr spat wenn uberhaupt dann erst im Sommer 1944 als der Hohepunkt der Rustungsproduktion bereits erreicht war Ausserdem verursachte die Typenvereinfachung zunachst oft erst einmal Kostensteigerungen wegen der Umstellungen und Verschrottungen Zu der Verstetigung der Produktion kam es nur in begrenztem Umfang zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls eine interne Studie des Planungsamtes Anlass fur die Studie war der chronische Arbeitskraftemangel in der deutschen Rustungswirtschaft Hans Kehrl Chef des Planungsamtes jedenfalls beklagte in einem Memorandum 1944 dass noch ein sehr grosses Potential zur Effizienzsteigerung bestanden habe Bei der Halfte der 300 Rustungsproduzenten sei Arbeitskraft verschwendet worden Nach Kehrls Schatzung war in der Rustungsproduktion seit 1942 keine Verbesserung der Effizienz erreicht worden 15 der Beschaftigten also 750 000 Arbeiter produzierten Schrott Der Bericht vermittelt nicht den Eindruck dass es seit Speers Amtseinfuhrung zu einer nennenswerten Verbesserung gekommen ware Erklarung fur die Steigerung BearbeitenDer seit Speers Antritt beobachtbare enorme Produktions und Effizienzanstieg lasst sich in erster Linie auf den gestiegenen Lerneffekt zuruckfuhren Viele Produktionen waren 1939 40 angelaufen Mit Beginn der Produktion waren die Kosten zunachst am hochsten danach sanken sie durch Lerneffekte und Produktivitatssteigerungen Die Manager und Beschaftigten in den neu gegrundeten Rustungsbetrieben brauchten zunachst einige Zeit um die Anlaufschwierigkeiten zu uberwinden und Produktionserfahrung zu sammeln Da Lerneffektrealisierung Zeit benotigt und die Anzahl der Beschaftigten zwischen 1939 und 1941 um etwa 150 stieg sank die Arbeitskrafteproduktivitat um etwa 30 Der in den ersten Kriegsjahren zu beobachtende Ruckgang der Arbeitseffizienz ist auch auf die Erweiterung durch neue Rustungsunternehmen und den verstarkten Einsatz ungelernter Arbeitskrafte zuruckzufuhren Zu erwarten ist demnach ein u formiger Verlauf der durchschnittlichen Arbeitsproduktivitat Nach Uberwindung der Anlaufschwierigkeiten in den neuen Betrieben setzte dann seit Mitte 1941 der Wiederanstieg der Arbeitsproduktivitat ein Die Lerneffekte fanden vor allem im Management statt bei den Arbeitern war die Fluktuation zu gross welches versuchte die Produktionsschritte zu vereinfachen Der Hohepunkt der Lerneffekte setzte 1942 ein Die Zeit vor 1942 war folglich vor allem durch Produktionsaufbau gekennzeichnet Ab 1942 konnte dann die volle Effizienz abgeschopft werden Ein Beispiel fur den Lerneffekt in den Jahren vor Speer ist die Produktion des Junkers 88 Bombers zwischen August 1939 und August 1941 Hier kam es durch Lernprozesse zu einer massiven Steigerung der Arbeitsproduktivitat Die Zahl der Arbeitsstunden fur die Herstellung einer Maschine verringerte sich von 50 000 auf 15 000 Stunden Fazit BearbeitenDas Rustungswunder war demnach Ergebnis einer Entwicklung die lange zuvor eingesetzt hatte Der Mythos vom Rustungswunder geht zuruck auf eine falsche Interpretation der zu Grunde liegenden makrookonomischen Daten namentlich des Rustungsindex und der Arbeitsproduktivitat nach Wagenfuhr bzw auf falsche Zahlen die letztendlich die historische Realitat zugunsten Albert Speers verzerrten Die Entwicklung der deutschen Rustungsproduktion verlief weitaus weniger sprunghaft als es die Zahlen suggerieren Die Speer schen Rationalisierungsmassnahmen hatten keinen Einfluss auf die Produktionssteigerungen da bei genauer Betrachtung des jeweiligen Zeitpunkts an dem die Rationalisierungsmassnahmen tatsachlich eingefuhrt wurden festzustellen ist dass ein Grossteil der ergriffenen Massnahmen bereits deutlich fruher bzw deutlich spater eingefuhrt wurde als dass sie Einfluss gehabt haben konnen Entscheidend war der Hohepunkt des Lerneffekts der sich in der Rustungsproduktion 1942 einstellte und so zu einem Anstieg in der Produktion fuhrte Demnach ware es auch ohne Albert Speer zu der beobachteten Leistungssteigerung in der Rustungsproduktion gekommen Dabei ist die Hinterfragung des angeblichen Rustungswunders keine neuere Entwicklung innerhalb der Geschichtswissenschaft Kritik auf wissenschaftlicher Grundlage an den Speer schen Zahlen hatte bereits Willi A Boelcke 1969 erhoben 2 Auch Adam Tooze stellt sich bezogen auf Albert Speer gegen eine Zweiteilung in verruckte Ideologen auf der einen und unpolitische Unternehmer und Technokraten auf der anderen Seite 3 Literatur BearbeitenJonas Scherner Jochen Streb Das Ende eines Mythos Albert Speer und das so genannte Rustungswunder In Vierteljahrschrift fur Sozial und Wirtschaftsgeschichte Nr 93 2006 ISSN 0340 8728 S 172 196 J Adam Tooze Okonomie der Zerstorung Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus Siedler Munchen 2007 ISBN 978 3 88680 857 1 englisch The Wages of Tyranny The Making and Braking of the Nazi Economy Willi A Boelcke Hrsg Deutschlands Rustung im Zweiten Weltkrieg Hitlers Konferenzen mit Albert Speer 1942 1945 Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion Frankfurt am Main 1969 DNB 456445579 Wilhelm Treue Spiel mit falschen Zahlen Ein Rustungswunder wird entlarvt Speers Konferenzprotokolle In Die Zeit Nr 44 31 Oktober 1969 zeit de Einzelnachweise Bearbeiten Interview von Jan Feddersen Stefan Reinecke und Christian Semler mit J Adam Tooze Speer war ein PR Genie In taz am Wochenende 23 Juni 2007 abgerufen am 22 August 2017 Willi A Boelcke Hrsg Deutschlands Rustung im Zweiten Weltkrieg Hitlers Konferenzen mit Albert Speer 1942 1945 Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion Frankfurt am Main 1969 DNB 456445579 passim insbes S 8 und 25 J Adam Tooze Okonomie der Zerstorung Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus Siedler Munchen 2007 ISBN 978 3 88680 857 1 S 634 635 englisch The Wages of Tyranny The Making and Braking of the Nazi Economy Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rustungswunder amp oldid 233739113