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In der theoretischen Informatik bezeichnet der Problemkern engl problemkernel den algorithmisch schwierig entscheidbaren Teil einer Instanz eines NP Schweren Problems Viele Instanzen NP schwerer Probleme enthalten Teilprobleme die leicht entscheidbar sind Zum Beispiel in vielen Instanzen von Problemen bei denen eine Teilmenge S von einer Menge M gewahlt werden soll haben Elemente x von M gewisse Eigenschaften durch die man effizient entscheiden kann dass x in S sein muss oder nicht in S sein kann Die Methode solche Elemente zu suchen und aus der Instanz zu entfernen bezeichnet man als Problemkern Reduktion engl kernelization Die Elemente die solche Eigenschaften nicht haben und nach Problemkern Reduktionen ubrig sind bilden den Problemkern der Instanz Inhaltsverzeichnis 1 Beispiele 2 Formale Definition 3 Obere Schranken fur die Grosse 4 Feinere Abstufung von FPT 5 LiteraturBeispiele BearbeitenBei Instanzen G des q Farbungsproblems konnen sukzessive Knoten x entfernt werden deren Grad kleiner als q ist weil in einer q Farbung des Restgraphen die Nachbarschaft von x hochstens q 1 Farben enthalt womit mindestens eine Farbe fur x ubrig ist Dadurch ist G genau dann q farbbar wenn der Graph G der sich aus G nach Entfernung des Knotens x ergibt q farbbar ist Bei Instanzen G k des parametrisierten Knotenuberdeckungsproblems d h bei der Suche nach einer Knotenuberdeckung der Grosse k kann man sukzessive Knoten x auswahlen deren Grad grosser als k ist Diese mussen Teil der Knotenuberdeckung sein weil die zu x inzidenten Kanten uberdeckt werden mussen wofur anderenfalls nur noch die gesamte Nachbarschaft von x in Frage kame Dies waren aber mehr als k Knoten womit sofort das Limit fur die Grosse der Knotenuberdeckung uberschritten ware Dadurch besitzt G genau dann eine Knotenuberdeckung der Grosse k displaystyle leq k nbsp wenn G x eine Knotenuberdeckung der Grosse k 1 displaystyle leq k 1 nbsp besitzt Bei Instanzen G des q Cliquenproblems konnen sukzessive Knoten x entfernt werden deren Grad kleiner als q 1 ist weil die Knoten einer q Clique mit den anderen q 1 Knoten der Clique benachbart sind woraus fur diese Knoten ein Grad von mindestens q 1 folgt Dadurch besitzt G genau dann eine q Clique wenn G x eine q Clique besitzt Das vorausgesetzte Problem muss nicht notwendig entscheidbar oder semi entscheidbar sein Zum Beispiel entspricht auch die Entfernung von unerreichbaren Zustanden einer Turingmaschine der Definition einer Problemkern Reduktion fur die nicht semi entscheidbare Frage ob die Turingmaschine eine partielle Funktion berechnet Formale Definition BearbeitenSei P M N displaystyle P subseteq M times mathbb N nbsp ein parametrisiertes Problem mit einer Norm displaystyle nbsp auf M displaystyle M nbsp Eine Problemkern Reduktion ist eine Funktion f M N M N displaystyle f colon M times mathbb N rightarrow M times mathbb N nbsp mit den Eigenschaften I k P I k f I k P displaystyle I k in P Leftrightarrow I prime k prime f I k in P nbsp Aquivalenz I I displaystyle I prime leq I nbsp und k k displaystyle k prime leq k nbsp Simplifikation f ist in Polynomialzeit berechenbar Problemkern Reduktionen definieren je eine transitive wohlfundierte Ordnungsrelation R auf M N displaystyle M times mathbb N nbsp Ein Problemkern einer Instanz I k ist eine R Normalform von I k bezuglich einer Problemkern Reduktionsrelation R Problemkern Reduktionen sind haufig konfluent wodurch ihre Normalformen dann eindeutig sind Daher spricht man oft auch von dem Problemkern einer Instanz wobei man aber ausser Acht lasst dass andere moglicherweise noch unbekannte Problemkern Reduktionen zu noch kleineren Instanzen fuhren konnten Obere Schranken fur die Grosse BearbeitenJedes entscheidbare parametrisierte Problem fur das man garantieren kann dass die Grosse des Problemkerns jeder Instanz I k beschrankt ist durch g k fur eine beliebige Funktion g ist fixed parameter tractable da man nach einer Problemkern Reduktion einen Algorithmus mit beliebiger endlicher Laufzeit h auf den Problemkern anwenden kann womit sich eine Laufzeit von p o l y n h g k displaystyle poly n h g k nbsp ergibt Umgekehrt hat jede Instanz I k eines Problems das fixed parameter tractable ist einen Problemkern der in Polynomialzeit berechenbar ist und dessen Grosse durch g k beschrankt ist fur eine Funktion g Beweisskizze Gegeben sei ein parametrisiertes Problem das fixed parameter tractable ist fur das also ein Algorithmus existiert der jede Instanz I k mit einer Laufzeit von f k I c displaystyle f k I c nbsp lost Eine Problemkern Reduktion ist nun wenn I lt f k ist dann ist I k selbst ein geeigneter Problemkern dessen Grosse durch f k beschrankt ist Anderenfalls kann man den FPT Algorithmus benutzen um zu ermitteln ob I k P displaystyle I k in P nbsp ist Darauf basierend wahlt man als Problemkern eine beliebige aber fest gewahlte Instanz I ja P displaystyle I text ja in P nbsp oder I nein P displaystyle I text nein not in P nbsp womit die Grosse jedes Problemkerns beschrankt ist durch g k max f k I ja I nein displaystyle g k max f k I text ja I text nein nbsp Entscheidend ist hierbei Im Fall dass f k lt I ist ist die Laufzeit des Algorithmus f k I c I c 1 displaystyle f k I c leq I c 1 nbsp womit die polynomielle Laufzeit folgt Damit stellt sich heraus dass die Komplexitatsklasse FPT genau der Klasse von parametrisierten Problemen entspricht deren Problemkerne durch eine Funktion des Parameters beschrankt sind Trotzdem ist es auch bei Problemen die nicht fixed parameter tractable sind wo also nicht garantiert werden kann dass der Problemkern relativ klein ist sinnvoll Problemkern Reduktionen am Anfang jedes Rekursionsaufrufs anzuwenden da sie in der Praxis auch dort grosse Verbesserungen der Laufzeiten bringen Feinere Abstufung von FPT BearbeitenDie unterschiedlichen Schranken fur die Grosse des Problemkerns liefern eine feinere Abstufung der Komplexitatsklasse FPT Zum Beispiel ist das Knotenuberdeckungsproblem leichter als das Min Multicut Problem auf Baumen obwohl beide in FPT sind weil der Problemkern einer Instanz des Knotenuberdeckungsproblems nach Nemhauser und Trotter hochstens Grosse 2k hat wogegen die beste bekannte Problemkern Reduktion fur Min Multicut auf Baumen Problemkerne liefert deren Grosse durch k 6 displaystyle k 6 nbsp beschrankt ist Beide befinden sich aber in der wichtigen Klasse POLYKERNEL welche die Probleme enthalt deren Instanzen Problemkerne haben deren Grosse durch ein Polynom in k beschrankt ist Literatur BearbeitenRolf Niedermeier Invitation to Fixed Parameter Algorithms Oxford University Press Oxford 2006 ISBN 0 19 856607 7 Oxford Lecture Series in Mathematics and its Applications 31 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Problemkern amp oldid 232800962