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Die parametrisierte Algorithmik ist ein relativ junges Teilgebiet der theoretischen Informatik in dem genauer untersucht wird welche Instanzen von NP vollstandigen Problemen effizient zu losen sind Dabei wird untersucht von welchen Faktoren Parametern die Laufzeit der Algorithmen im Wesentlichen abhangt Zum Beispiel sind viele Graphen Probleme schnell losbar fur Graphen mit kleiner Baumweite Formal ist ein Problem parametrisierbar auch fixed parameter tractable oder FPT wenn ein Algorithmus existiert der es mit einer Laufzeit von f k p n displaystyle f k cdot p n lost wobei f eine berechenbare Funktion k der Parameter p ein beliebiges Polynom und n die Eingabelange z B bei Graphenproblemen die Anzahl der Knoten und Kanten ist Man beachte dass ein Problem mit unterschiedlichen Parametern sowohl FPT als auch nicht FPT sein kann Zum Beispiel ist das Cliquenproblem nicht FPT wenn der Parameter die Grosse einer maximalen Clique ist aber FPT wenn der Parameter die Baumweite oder der Maximalgrad ist Man sagt auch dass ein Problem parametrisierbar in dem entsprechenden Parameter ist z B Das Cliquen Problem ist parametrisierbar in der Baumweite Anschaulich ist ein Parameter in dem ein NP vollstandiges Problem parametrisierbar ist eine Eigenschaft die das exponentielle Wachstum der Laufzeiten verursacht da diese Probleme schnell losbar sind bis auf Instanzen bei denen dieser Parameter gross ist In der Praxis ist f oft eine unangenehme Funktion wie k k displaystyle k k man geht im Allgemeinen aber davon aus dass k sehr klein ist weil dies bei Instanzen die in der Praxis vorkommen haufig der Fall ist und n gross werden kann Parametrisierte Algorithmen sind in der Praxis wo k klein ist auch fur n 50 100 praktikabel wogegen z B gewohnliche Brute Force Algorithmen mit Laufzeiten wie O 2 n displaystyle O 2 n schon ab etwa n 20 nicht mehr praktikabel sind Das Gebiet wurde von Rod Downey und Michael Fellows in den 1990er Jahren begrundet Inhaltsverzeichnis 1 FPT Reduktion 2 Beschrankte Berechnungsbaume 3 Problemkern Reduktion 4 Interleaving 5 Color Coding 6 Courcelles Theorem 7 Literatur 8 WeblinksFPT Reduktion BearbeitenAhnlich der Polynomialzeitreduktion ist eine FPT Reduktion eine Funktion die selbst in FPT Zeit berechenbar ist und eine Instanz I 1 displaystyle I 1 nbsp eines Problems P 1 displaystyle P 1 nbsp und den Parameter k 1 displaystyle k 1 nbsp abbildet auf eine Instanz I 2 displaystyle I 2 nbsp eines Problems P 2 displaystyle P 2 nbsp und einen Parameter k 2 displaystyle k 2 nbsp mit der Einschrankung dass I 1 displaystyle I 1 nbsp eine positive Instanz fur P 1 displaystyle P 1 nbsp ist genau dann wenn I 2 displaystyle I 2 nbsp eine positive Instanz fur P 2 displaystyle P 2 nbsp ist und k 2 f k 1 displaystyle k 2 leq f k 1 nbsp wobei f N N displaystyle f colon mathbb N to mathbb N nbsp eine berechenbare Funktion ist Man schreibt dann P 1 F P T P 2 displaystyle P 1 preceq FPT P 2 nbsp Dies ist eine Einschrankung gegenuber Polynomialzeitreduktionen weil sich bei diesen Parameter beliebig verandern konnen So entspricht z B bei der Polynomialzeitreduktion des Independent Set Problems auf das Knotenuberdeckungsproblem der Parameter k 2 displaystyle k 2 nbsp Grosse der minimalen Knotenuberdeckung der Differenz zwischen der Anzahl n displaystyle n nbsp der Knoten und der Grosse k 1 displaystyle k 1 nbsp des maximalen Independent Set Hier kann also im Allgemeinen keine Funktion f displaystyle f nbsp existieren sodass k 2 n k 1 f k 1 displaystyle k 2 n k 1 leq f k 1 nbsp also handelt es sich um eine i A unerlaubte Veranderung der Parameter wodurch es sich hierbei nicht um eine FPT Reduktion in Hinsicht auf die Parameter k 1 displaystyle k 1 nbsp und k 2 displaystyle k 2 nbsp handelt Tatsachlich stellt sich heraus dass das Independent Set Problem W 1 schwierig ist wahrend das Knotenuberdeckungsproblem FPT ist d h dass keine FPT Reduktion von Independent Set auf das Knotenuberdeckungsproblem existiert sofern P N P displaystyle P not NP nbsp ist Aufgrund dieser Einschrankung gegenuber Polynomialzeitreduktionen liefert die FPT Reduktion eine feinere Abstufung der Komplexitatsklasse NP und ermoglicht genauere Aussagen uber die Komplexitat von NP vollstandigen Problemen So wie aus L p L displaystyle L preceq p L prime nbsp und L P displaystyle L prime in P nbsp folgt dass L P displaystyle L in P nbsp ist folgt aus L F P T L displaystyle L preceq FPT L prime nbsp und L F P T displaystyle L prime in FPT nbsp dass L F P T displaystyle L in FPT nbsp ist Umgekehrt folgt daraus dass L F P T L displaystyle L preceq FPT L prime nbsp und L displaystyle L nbsp W t schwierig ist dass L displaystyle L prime nbsp W t schwierig ist so wie aus L p L displaystyle L preceq p L prime nbsp und der NP Schwere von L displaystyle L nbsp die NP Schwere von L displaystyle L prime nbsp folgt Beschrankte Berechnungsbaume BearbeitenEine haufig benutzte Methode sind Berechnungsbaume deren Hohe und Verzweigung durch Funktionen in k beschrankt sind Die Verzweigung kann man haufig sogar durch Konstanten beschranken Einen solchen Algorithmus kann man z B fur das Knotenuberdeckungsproblem benutzen wobei der Parameter k die Grosse einer minimalen Knotenuberdeckung ist Eine Methode ware hier eine beliebige noch nicht uberdeckte Kante e zu wahlen und uber die beiden zu e inzidenten Knoten zu verzweigen in den beiden Zweigen des Berechnungsbaums wird je einer der Knoten in die Knotenuberdeckung aufgenommen Die Verzweigung ist also 2 und da man maximal k Knoten wahlt ist die Hohe des Berechnungsbaums durch k beschrankt Die Wahl einer noch nicht uberdeckten Kante und die Aufnahme eines Knotens in die Knotenuberdeckung sind je in O n displaystyle O n nbsp moglich womit die Laufzeit insgesamt aus O 2 k n displaystyle O 2 k cdot n nbsp ist Problemkern Reduktion BearbeitenEin entscheidbares Problem ist genau dann fixed parameter tractable wenn dafur eine Problemkern Reduktion existiert die in Polynomialzeit berechenbar ist und die eine Instanz mit Parameter k reduziert auf eine Instanz deren Grosse durch eine Funktion f k beschrankt ist Den Problemkern kann man dann mit einem Algorithmus losen der beliebige endliche Laufzeit h hat Damit erhalt man insgesamt eine Laufzeit von h f k was zusammen mit der Polynomialzeit fur die Reduktion immer noch eine FPT Zeitbeschrankung liefert Diese Methode lasst sich z B auf das Knotenuberdeckungsproblem anwenden Wenn ein Knoten einen grosseren Grad als k hat muss er in einer minimalen Knotenuberdeckung enthalten sein denn wenn ein Knoten v nicht enthalten ist mussen alle seine Nachbarn enthalten sein da alle zu v inzidenten Kanten uberdeckt werden mussen was aber mehr als k Knoten waren obwohl k als Grosse einer minimalen Knotenuberdeckung definiert war Nachdem auf diese Weise Knoten ausgewahlt wurden die definitiv in einer minimalen Knotenuberdeckung enthalten sein mussen konnen noch maximal k 2 k displaystyle k 2 k nbsp Knoten ubrig sein k Knoten fur die Knotenuberdeckung und jeweils maximal k Nachbarn aus denen man in 2 k p o l y n displaystyle 2 k cdot poly n nbsp Schritten eine Knotenuberdeckung auswahlen kann Die Grosse der Problemkerne liefert eine noch feinere Abstufung der Komplexitatsklasse FPT So ist zum Beispiel das Knotenuberdeckungsproblem leichter als das Min Multicut Problem auf Baumen obwohl beide FPT sind weil der Problemkern einer Instanz des Knotenuberdeckungsproblems nach Nemhauser und Trotter hochstens Grosse 2k hat wogegen die beste bekannte Problemkernreduktion fur Min Multicut auf Baumen Problemkerne liefert die hochstens Grosse k 6 displaystyle k 6 nbsp haben Interleaving BearbeitenDie Interleaving Methode ist vor jedem Rekursionsaufruf eine Problemkern Reduktion durchzufuhren Im Allgemeinen wird die Laufzeit dadurch stark reduziert von O s n k t n displaystyle O s n k cdot t n nbsp auf O s n k t n r n displaystyle O s n k t n r n nbsp wobei s n k displaystyle s n k nbsp die Anzahl der Knoten im Berechnungsbaum ist t n displaystyle t n nbsp die Laufzeit der Expansion eines Knotens im Berechnungsbaum die Generierung der Nachfolger und r n displaystyle r n nbsp die Laufzeit der Problemkernreduktion ist Interleaving ist vor allem in Kombination mit Memoisation eine starke Methode zur Beschleunigung von Programmen fur NP schwierige Probleme Dies liegt daran dass die Instanzen die weiter unten im Berechnungsbaum auftreten kleine Parameter haben weswegen die Problemkerne klein sind und sich deshalb mit hoher Wahrscheinlichkeit oft wiederholen wodurch die Memoisation viele Teilbaume des Berechnungsbaums abschneiden kann Color Coding BearbeitenEine weitere Methode ist das Color Coding bei dem man die n Objekte in der Probleminstanz mit k Farben farbt Wenn eine Losung aus k Objekten aus der Instanz besteht kann sie haufig schnell gefunden werden wenn diese k Objekte unterschiedlich gefarbt sind Man sagt dann dass die Losung farbenfroh engl colorful ist Da es perfekte Hash Funktionen gibt mussen hochstens O c k log n displaystyle O c k cdot log n nbsp verschiedene Farbungen probiert werden bis eine Losung farbenfroh ist wobei c eine Konstante ist Mit dieser Methode ist z B die Suche in einem Graphen nach einem Weg der Lange k parametrisierbar Sind die Knoten auf einem Weg der Lange k unterschiedlich gefarbt dann konnen die Farbklassen auf k Arten angeordnet werden alle Kanten entfernt werden die zwischen nicht benachbarten Farbklassen verlaufen woraufhin z B mit dem Algorithmus von Floyd und Warshall in O n 3 displaystyle O n 3 nbsp gepruft werden kann ob es noch einen Weg von einem Knoten der ersten Farbklasse zu einem Knoten der letzten Farbklasse gibt falls es einen gibt hat er mindestens Lange k Die Laufzeit dieses Algorithmus ist in O c k k n 3 log n displaystyle O c k cdot k cdot n 3 cdot log n nbsp also ist es ein FPT Algorithmus Courcelles Theorem BearbeitenCourcelles Theorem besagt dass jedes Graphenproblem welches durch eine erweiterte M S 2 displaystyle mathrm MS 2 nbsp logische Formel beschrieben werden kann parametrisierbar ist mit der Baumweite als Parameter Eine erweiterte M S 2 displaystyle mathrm MS 2 nbsp logische Formel ist dabei eine logische Formel mit Existenz und Allquantor die Mengen von Knoten oder Kanten quantifizieren konnen erweitert um einen min und einen max Quantor Formeln aus erweiterter M S 2 displaystyle mathrm MS 2 nbsp Logik fur folgende Probleme auf einem Graphen G V E sind z B Minimale Knotenuberdeckung min U V e E v U inc v e displaystyle min U subseteq V forall e in E exists v in U operatorname inc v e nbsp Minimale dominierende Knotenmenge min U V v V v U v U adj v v displaystyle min U subseteq V forall v in V v in U vee exists v in U operatorname adj v v nbsp Maximale Clique max U V v v U adj v v displaystyle max U subseteq V forall v v in U operatorname adj v v nbsp Literatur BearbeitenRod Downey M Fellows Parameterized complexity Springer 1999 ISBN 0 387 94883 X springer com Flum J Grohe M Parameterized Complexity Theory Springer 2006 ISBN 978 3 540 29952 3 springer com Rolf Niedermeier Invitation to Fixed Parameter Algorithms Oxford University Press 2006 ISBN 0 19 856607 7 oup com Marek Cygan Fedir V Fomin Lukasz Kowalik Daniel Lokshtanov Daniel Marx Marcin Pilipczuk Michal Pilipczuk Saket Saurabh Parameterized Algorithms Springer International Publishing 2016 ISBN 978 3 319 21274 6 doi 10 1007 978 3 319 21275 3 Weblinks BearbeitenWiki uber Parametrisierte Komplexitatstheorie Compendium of Parameterized Problems Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Parametrisierter Algorithmus amp oldid 218101986