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Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Das Prinzip der Doppelwirkung PDW ist ein von einigen ethischen Theorien akzeptiertes Prinzip Es besagt dass eine Handlung mit sowohl moralisch schlechten wie auch moralisch guten bzw moralisch neutralen Folgen dann moralisch erlaubt ist wenn die schlechten Folgen nur unbeabsichtigte Nebenfolgen sind Moralisch verboten ist sie immer dann wenn auch die schlechten Folgen beabsichtigt sind Dies ist vor allem dann der Fall wenn die schlechten Folgen als Mittel zur Erreichung der guten Folge eingesetzt werden Nach diesem Prinzip ist die schlechte Folge moralisch nur insoweit relevant als sie vom Akteur beabsichtigt und damit zum Gegenstand seines Wollens gemacht wird nicht aber sofern sie von ihm nur vorausgesehen wird Das Prinzip der Doppelwirkung wird gelegentlich herangezogen um die in vielen Rechtssystemen vorhandene normative Differenzierung zwischen aktiver und indirekter Sterbehilfe zu begrunden Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsgeschichte 2 Bekannte Beispiele 2 1 Mutter und Kind 2 2 Bomben auf unschuldige Zivilisten 3 Diskussion und Kritik 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenBegriffsgeschichte BearbeitenInnerhalb einer ethischen Theorie die einige Handlungen absolut verbietet kann das Dilemma auftreten dass dieses Verbot eine Handlung nicht zulasst die in einer bestimmten Situation sehr gute und wunschenswerte Konsequenzen hatte Im Gegensatz zum Konsequentialismus der bei der Beurteilung einer Handlung als moralisch richtig oder falsch ausschliesslich die Konsequenzen der Handlung betrachtet gelten in deontologischen Ethiktheorien bestimmte Werte absolut Ein gangiges Beispiel ist das absolute Totungsverbot innerhalb der christlichen Ethik welches allerdings durch das PDW eine gewisse Relativierung erfahrt Anhand des Beispiels der Totung eines Aggressors im Akt der Selbstverteidigung wurde die Frage zuerst im 13 Jahrhundert von Thomas von Aquin diskutiert 1 Es kann vorkommen so Thomas dass man in Notwehr einen Aggressor totet Dies kann erlaubt sein denn die mit dieser Handlung verknupfte moralisch gute Absicht ist die Rettung des eigenen Lebens Die Totung des Angreifers ist ebenso eine Wirkung der Handlung wie die Rettung des eigenen Lebens Wenn die Totung keine unverhaltnismassige Gewaltanwendung in Bezug auf die Schwere des Angriffs war dann ist der Tod des Angreifers vom Selbstverteidiger zwar in Kauf genommen worden aber trotz des absolut geltenden Totungsverbotes kein Grund die Selbstverteidigung als moralisch falsch erscheinen zu lassen 2 In seiner heutigen Form ist das PDW eine Sammlung von Bedingungen unter denen es erlaubt ist etwas Schlechtes zu bewirken Es lautet gemass den Ausfuhrungen von Friedo Ricken aus dem Jahr 2013 3 Es mussen die folgenden vier Bedingungen erfullt sein damit die Verursachung eines Ubels sittlich erlaubt ist 1 Die Handlung an sich abgesehen vom vorhergesehenen Ubel muss sittlich gut oder sittlich indifferent sein 2 Die handelnde Person beabsichtigt die gute Wirkung der Handlung die schlechte Wirkung wird nur vorhergesehen 3 Die schlechte Wirkung darf kein Mittel sein um die gute Wirkung hervorzubringen D h entweder 3a dass die schlechte Wirkung nur eine Folge der guten Wirkung ist oder 3b die schlechte Wirkung muss sich in gleicher Unmittelbarkeit wie die gute Folge ergeben 4 Das vorhergesehene Ubel muss durch einen entsprechend schwerwiegenden Grund aufgewogen werden Die Bedingung 2 bedeutet dass nur die gute Wirkung beabsichtigt werden darf Die Bedingung 3 verlangt verscharfend dass die schlechte Wirkung auch nicht als Mittel zu einem guten Zweck beabsichtigt werden darf 4 Nach Helga Kuhse und der New Catholic Encyclopedia wird das PDW folgendermassen formuliert 5 6 1 Die Handlung selbst muss gut oder zumindest moralisch neutral sein 2 Der Handelnde darf die schlechte Wirkung nicht positiv wollen darf sie aber zulassen Wenn er die gute ohne die schlechte Wirkung erzielen kann dann sollte er dies tun Von der schlechten Wirkung sagt man manchmal sie sei indirekt gewollt 3 Die gute Wirkung muss von der Handlung zumindest genauso unmittelbar ausgehen wie die schlechte in der kausalen Abfolge nicht notwendigerweise in zeitlicher Abfolge Mit anderen Worten Die gute Wirkung muss direkt von der Handlung verursacht sein nicht von der schlechten Wirkung Andernfalls wurde der Handelnde ein schlechtes Mittel zu einem guten Zweck benutzen was niemals erlaubt ist 4 Die gute Wirkung muss hinreichend wunschenswert sein so dass sie das Zulassen der schlechten Wirkung aufwiegt Bei dieser Entscheidung mussen viele Faktoren abgewogen und verglichen werden und zwar mit einer Sorgfalt und Umsicht die der Wichtigkeit des Falls angemessen ist In dieser Definition ist der zweite Satz der 2 Klausel Wenn er die gute ohne die schlechte Wirkung erzielen kann dann sollte er dies tun von Bedeutung Durch diese Formulierung wird verhindert dass der Eindruck entsteht dass schlechte Nebenwirkungen die vielleicht vermeidbar gewesen waren ohne weiteres in Kauf genommen werden konnten solange sie nur nicht direkt beabsichtigt waren Bekannte Beispiele BearbeitenSamtliche Beispiele sind so konstruiert dass die Handlung im Fall A in einer ethischen Theorie mit absolut geltendem Totungsverbot moralisch verboten ist wahrend der Fall B in einer solchen Theorie gemass dem PDW moralisch erlaubt sein kann vorausgesetzt die Bedingungen 1 4 sind erfullt Mutter und Kind Bearbeiten Fall A Bei der Geburt eines Kindes gibt es Komplikationen Das Leben der Mutter kann nur gerettet werden wenn das Kind durch die Zertrummerung des Schadels getotet wird Andernfalls sterben Mutter und Kind In diesem Fall ware der gute Effekt nur die Nebenwirkung der direkten schlechten Handlung was unerlaubt ist Fall B Bei einer schwangeren Frau wird Gebarmutterkrebs diagnostiziert Die einzige Moglichkeit ihr Leben zu retten ist die Entfernung der Gebarmutter wobei der Fotus getotet wird Es handelt sich also nicht um eine direkt beabsichtigte Totung des Fotus Bomben auf unschuldige Zivilisten Bearbeiten Fall A In einem gerechten Krieg kann durch die einmalige Bombardierung der Zivilbevolkerung der Krieg schneller beendet werden Fall B In einem gerechten Krieg kann durch die Bombardierung eines militarischen Ziels der Krieg schneller beendet werden Bei der Bombardierung werden Zivilisten sterben In der Literatur 7 werden die Falle des Strategischen Bombardements und das Terror Bombardement unterschieden Strategisches Bombardement Ein Pilot bombardiert in einem gerechten Krieg ein militarisches Ziel des Feindes Er sieht dabei voraus dass in der Nahe des Zieles befindliche unschuldige Zivilisten getotet werden Terror Bombardement Ein Pilot bombardiert in einem gerechten Krieg unschuldige Zivilisten um den Feind zu schwachen Nach dem PDW kann ein strategisches Bombardement unter den Bedingungen 1 4 ethisch erlaubt sein Beim strategischen Bombardement ist jedoch die Bedingung 4 problematisch unter welchen Umstanden ist es in diesen Fallen moralisch berechtigt den Tod von Unschuldigen in Kauf zu nehmen 8 Ein Terror Bombardement verstosst gegen 2 und 3 ware also Mord 9 Fur die Losung der Falle wird eine kontrafaktische Hilfsuberlegung nahegelegt wurde der Pilot wenn er konnte die Totung der Zivilisten vermeiden Dies ist nur beim strategischen Bombardement der Fall 10 Diskussion und Kritik BearbeitenKritiker des Prinzips behaupten dass es fur die moralische Beurteilung einer Handlung keinen erheblichen Unterschied mache ob eine schlechte Folge nur erwartet oder auch beabsichtigt wird 11 Dem PDW wird entgegengehalten dass im juristischen und auch alltaglichen Bereich auch das bewusst in Kauf Genommene als Schuld angerechnet werde vgl auch dolus eventualis 12 Weiterhin sei die Differenzierung zwischen dem Beabsichtigten und dem nur In Kauf Genommene intersubjektiv kaum durchfuhrbar 13 Siehe auch BearbeitenTrolley Problem fontes moralitatisLiteratur BearbeitenPhilippa Foot The Problem of Abortion and the Doctrine of the Double Effect in Philippa Foot Virtues and Vices ans Other Essays in Moral Philosophy Oxford 1978 S 19 32 englisch Raymond Gillespie Frey The Doctrine of Double Effect in Ders Christopher Heath Wellman Hgg A companion to applied ethics Wiley Blackwell Oxford 2003 ISBN 1557865949 S 464 474 Google Books Martin Klein Sterbehilfe und das Prinzip der Doppelwirkung in Wiener klinische Wochenschrift 2002 114 10 11 S 415 421 PDF derselbe Aktive Sterbehilfe und das Prinzip der Doppelwirkung Wurzburger medizinhistorische Mitteilungen 23 2005 S 51 62 Peter Knauer Handlungsnetze Uber das Grundprinzip der Ethik Frankfurt am Main 2002 ISBN 3 8311 0513 8 PDF S 27 33 Friedo Ricken Allgemeine Ethik 5 Auflage Kohlhammer Stuttgart 2013 ISBN 978 3 17 022583 1 S 303 308 Weblinks BearbeitenAlison McIntyre Doctrine of Double Effect In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Kategorie The Doctrine of Double Effect auf philpapers org Jorg Schroth Verschiedene Formulierungen des PDW inklusive Literaturangaben PDF mit chronologischer Bibliographie zum PDW 172 kB Anmerkungen Bearbeiten Suzanne Uniacke Principle of Double Effect In Routledge Encyclopedia of Philosophy 1998 doi 10 4324 9780415249126 L017 1 Thomas von Aquin Summa theologica 2 2 q 64 a 7 Respondeo dicendum quod nihil prohibet unius actus esse duos effectus quorum alter solum sit in intentione alius vero sit praeter intentionem Morales autem actus recipiunt speciem secundum id quod intenditur non autem ab eo quod est praeter intentionem cum sit per accidens ut ex supradictis patet Ex actu igitur alicuius seipsum defendentis duplex effectus sequi potest unus quidem conservatio propriae vitae alius autem occisio invadentis Actus igitur huiusmodi ex hoc quod intenditur conservatio propriae vitae non habet rationem illiciti cum hoc sit cuilibet naturale quod se conservet in esse quantum potest Potest tamen aliquis actus ex bona intentione proveniens illicitus reddi si non sit proportionatus fini Et ideo si aliquis ad defendendum propriam vitam utatur maiori violentia quam oporteat erit illicitum Si vero moderate violentiam repellat erit licita defensio nam secundum iura vim vi repellere licet cum moderamine inculpatae tutelae Nec est necessarium ad salutem ut homo actum moderatae tutelae praetermittat ad evitandum occisionem alterius quia plus tenetur homo vitae suae providere quam vitae alienae Sed quia occidere hominem non licet nisi publica auctoritate propter bonum commune ut ex supradictis patet illicitum est quod homo intendat occidere hominem ut seipsum defendat nisi ei qui habet publicam auctoritatem qui intendens hominem occidere ad sui defensionem refert hoc ad publicum bonum ut patet in milite pugnante contra hostes et in ministro iudicis pugnante contra latrones Quamvis et isti etiam peccent si privata libidine moveantur freie Ubersetzung Ich antworte dass eine Handlung mit einer doppelten Wirkung nicht verboten ist bei der nur eine Wirkung beabsichtigt in intentione die andere aber ausserhalb der Absicht praeter intentionem ist Die Art der Moralitat einer Handlung bestimmt sich aber nach dem was intendiert wird nicht nach dem was ausserhalb der Intention steht da dies unwesentlich per accidens ist wie aus dem Vorhergesagten deutlich wird Eine Verteidigungshandlung kann eine doppelte Wirkung haben die eine die Erhaltung des eigenen Lebens die andere die Totung des Angreifers Eine solche Handlung ware zulassig weil es naturlich ist sich im Rahmen des Moglichen am Leben zu erhalten Eine Handlung aus guter Intention kann jedoch unerlaubt sein auf Grund ihrer Unverhaltnismassigkeit 1 Vgl Friedo Ricken Allgemeine Ethik 5 Auflage Kohlhammer Stuttgart 2013 ISBN 978 3 17 022583 1 S 304 Friedo Ricken Allgemeine Ethik 5 Auflage Kohlhammer Stuttgart 2013 ISBN 978 3 17 022583 1 S 305 Helga Kuhse Die Heiligkeit des Lebens in der Medizin Eine philosophische Kritik Erlangen 1994 S 118 New Catholic Encyclopedia Vol 4 New York S 1020 22 Principle of Double Effect Friedo Ricken Allgemeine Ethik 5 Auflage Kohlhammer Stuttgart 2013 ISBN 978 3 17 022583 1 S 306 Friedo Ricken Allgemeine Ethik 5 Auflage Kohlhammer Stuttgart 2013 ISBN 978 3 17 022583 1 S 308 Zuruckhaltender Friedo Ricken Allgemeine Ethik 5 Auflage Kohlhammer Stuttgart 2013 ISBN 978 3 17 022583 1 S 306 der sich eines Urteils enthalt und lediglich die Intuition einer grosseren Verwerflichkeit des Terror Bombardement hervorhebt selbst wenn beides sittlich nicht erlaubt ware Friedo Ricken Allgemeine Ethik 5 Auflage Kohlhammer Stuttgart 2013 ISBN 978 3 17 022583 1 S 307 f Vgl Dieter Birnbacher Analytische Einfuhrung in die Ethik Berlin 2 Aufl 2007 S 180f Michael Quante Einfuhrung in die Allgemeine Ethik 4 Auflage Darmstadt Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2011 ISBN 978 3 534 24595 6 S 133 Michael Quante Einfuhrung in die Allgemeine Ethik 4 Auflage Darmstadt Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2011 ISBN 978 3 534 24595 6 S 133Normdaten Sachbegriff GND 4503156 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Prinzip der Doppelwirkung amp oldid 237501955