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Polyorthoester sind gekennzeichnet durch die allgemeine Struktur R O C R1 OR2 O R3 n wobei der Rest R2 auch Teil eines heterocyclischen Rings mit dem Rest R sein kann Sie entstehen durch Umesterung von Orthoestern mit Diolen oder durch Polyaddition zwischen einem Diol und einem Diketenacetal wie z B 3 9 Diethyliden 2 4 8 10 tetraoxaspiro 5 5 undecan 1 Inhaltsverzeichnis 1 Anwendungen 2 Darstellung 2 1 1 Generation der Polyorthoester POE I 2 2 2 Generation der Polyorthoester POE II 2 3 3 Generation der Polyorthoester POE III 2 4 4 Generation der Polyorthoester POE IV 3 Literatur 4 EinzelnachweiseAnwendungen BearbeitenPolyorthoester finden Verwendung als hydrophobe Implantatmaterialien fur Wirkstoffdepots zur kontinuierlichen Wirkstofffreisetzung durch Oberflachenerosion englisch surface erosion 2 Dabei soll der in einer Matrix aus Polyorthoester homogen verteilte Wirkstoff moglichst gleichmassig uber einen langeren Zeitraum in einer Freigabekinetik nullter Ordnung in den menschlichen oder tierischen Organismus abgegeben werden Am besten als bioabbaubare Polymere fur Wirkstoffimplantate charakterisiert sind vier Klassen von Polyorthoestern POE I IV im Wesentlichen durch Arbeiten von Jorge Heller 1927 2009 3 Darstellung Bearbeiten1 Generation der Polyorthoester POE I Bearbeiten Der Polymertyp PEO I wird durch Umesterung eines in der Regel a w Diols mit 2 2 Diethoxytetrahydrofuran aus g Butyrolacton und Orthoameisensauretriethylester 4 erhalten 5 nbsp Bei Umesterungsreaktionen kommt es generell zur Abspaltung kleiner Molekule in diesem Fall von Ethanol die zur Erreichung einer fur die Handhabung als Implantatmaterial notwendigen Molmasse des Polymers moglichst vollstandig aus dem Gleichgewicht entfernt werden mussen Die festen POE I Materialien sind hydrophob und besonders saureempfindlich In wassriger Umgebung erleiden sie eine unkontrollierte autokatalytische Hydrolyse und mussen daher durch Zugabe eines basischen pharmazeutischen Hilfsstoffes engl excipient als Implantatmaterial stabilisiert werden Beim Abbau der Polymerkette entsteht das Diol und g Butyrolacton das weiter zur g Hydroxybuttersaure GHB hydrolysiert GHB ist fur die lokale Absenkung des pH Werts beim Polymerabbau verantwortlich nbsp Der erforderliche Basenzusatz z B Natriumcarbonat die schwierige Synthese und die unbefriedigenden mechanischen Eigenschaften haben die Kommerzialisierung des Polyorthoestertyps POE I verhindert 2 Generation der Polyorthoester POE II Bearbeiten Der Polymertyp PEO II entsteht durch Polyaddition zwischen einem a w Diol und dem Diketenacetal 3 9 Diethyliden 2 4 8 10 tetraoxaspiro 5 5 undecan DETOSU Die Polyreaktion verlauft wesentlich schneller als die Umesterung zu hohen Molmassen und es werden keine kleinen Molekule wie bei dem Typ POE I abgespalten Dazu werden die Monomeren in Tetrahydrofuran gelost und geringe Mengen eines sauren Katalysators z B p Toluolsulfonsaure zugesetzt Die Molmasse der Polymeren kann uber die Molverhaltnisse der Reaktanden gesteuert werden Der Zusatz von Triolen fuhrt zu vernetzten Polymeren wobei die Vernetzungsdichte vom Verhaltnis Triol Diol bestimmt wird Die Polyreaktion erfolgt bereits bei Raumtemperatur und Umgebungsdruck schnell und ermoglicht den Aufbau einer Polymermatrix in Gegenwart empfindlicher pharmazeutisch aktiver Wirkstoffe nbsp Die festen POE II Polymeren sind sehr hydrophob im Trockenen lagerfahig und deutlich weniger saureempfindlich als der Typ POE I Die pH Empfindlichkeit und damit die Abbaugeschwindigkeit in physiologischem Milieu kann ebenso wie die Glastemperatur des Polymers und damit die mechanischen und thermischen Eigenschaften durch Einsatz von Diolen unterschiedlicher Kettenflexibilitat kontrolliert werden 6 Die erhaltenen Polymeren des Typs POE II mit Molmassen bis uber 100 000 haben daher eine glasartig harte z B bei Verwendung des starren Diols 1 4 Cyclohexandimethanol bis halbweiche Konsistenz bei Einsatz des flexibleren 1 6 Hexandiols 7 Im wassrigen Milieu findet eine zweistufige nicht autokatalytische Polymerhydrolyse statt die zunachst neutrale Bruchstucke Pentaerythritdipropionat und Diol erzeugt nbsp Die im zweiten Schritt erzeugte Propionsaure wird so rasch verstoffwechselt dass es nicht zu einer lokalen Absenkung des pH Werts fuhrt Deshalb mussen zur Beschleunigung des Polymerabbaus saure Zusatzstoffe wie Suberinsaure Adipinsaure oder Itaconsaure zugefugt werden Mit dem Cytostatikum 5 Fluoruracil als eingelagertem Wirkstoff konnte eine Freisetzungskinetik nahezu nullter Ordnung engl zero order release realisiert werden 8 In Toxizitatstests nach den Vorgaben des US Arzneibuch USP erwiesen sich POE Praparate als akut untoxisch in zellularen intrakutanen systemischen und intramuskularen Implantaten 9 3 Generation der Polyorthoester POE III Bearbeiten Der Polymertyp POE III wird wie POE I durch Umesterung in diesem Fall eines Triols bevorzugt 1 2 6 Hexantriol mit einem Orthoester wie Orthoessigsauretriethylester Triethylorthoacetat hergestellt 6 nbsp Das Triethylorthoacetat reagiert zunachst mit den vicinalen Hydroxygruppen des 1 2 6 Hexantriols zum entsprechenden cyclischen Orthoester der durch Reaktion mit der 6 standigen Hydroxygruppe zum Polyorthoestertyp POE III umgeestert wird Polyorthoester des Typs POE III sind wegen des sehr flexiblen Polymerruckgrats bei Raumtemperatur halb fest bis salbenartig und erlauben die Einarbeitung von thermolabilen und losemittelempfindlichen Wirkstoffen bei Raumtemperatur ohne organische Losemittel Die erhaltenen Wirkstoffimplantate eignen sich besonders fur Anwendungen am Auge wobei keine schlagartige Wirkstofffreisetzung durch Diffusion engl initial burst release sondern eine dem Polymerabbau folgende kontinuierliche Freigabe erfolgt 10 11 Der Polymerabbau erfolgt auch bei POE III durch Spaltung der hydrolytisch labilen Bindungen im Polymerruckgrat im Sinne einer Oberflachenerosion nbsp Abhangig von der initialen Bindungsspaltung am quartaren Kohlenstoffatom entstehen 1 2 oder 6 Acetoxy hexantriol die weiter zu 1 2 6 Hexantriol und Essigsaure abgebaut werden Die langwierige Synthese zum Aufbau von Polymeren mit brauchbaren Molmassen und die mangelhafte Reproduzierbarkeit schranken die Verwendung des Typs POE III fur biomedizinische Anwendungen stark ein 4 Generation der Polyorthoester POE IV Bearbeiten Der Polymertyp POE IV ist eine Weiterentwicklung des Typs POE II in dem das Diketenacetal DETOSU mit einem Diol das kurze Sequenzen aus Polyglycolid oder Polylactid aufweist 12 13 POE IV kann je nach Art des eingesetzten Diols als Gel mit niedriger Glastemperatur Tg also niedriger Molmasse oder als Feststoff synthetisiert werden Auch unter den sehr milden Bedingungen der Grenzflachenpolykondensation sind POE IV Typen zuganglich 14 nbsp POE IV vermeidet den bei POE II erforderlichen Zusatz von sauren Exzipientien die oft unkontrolliert aus der Polymermatrix herausdiffundieren und so zu erratischen Abbaukinetiken fuhren Beim Abbau von Polyorthoestern des Typs POE IV in wassrigen Medien entsteht Glycolsaure bzw Milchsaure die die weitere Hydrolyse katalysieren nbsp Die Abbaurate kann durch den Anteil an Glycol bzw Milchsauresequenzen gesteuert werden Implantate aus POE IV zeigen Oberflachenerosion bei hoher Biokompatibilitat mit Abbauzeiten zwischen Tagen und Monaten und konnen somit auch als Langzeitwirkstoffdepots z B fur das Cytostatikum 5 Fluoruracil 15 verwendet werden 16 Polyorthoester des Typs POE IV werden fur die aussichtsreichsten Vertreter dieser Stoffklasse als Implantatmaterialien zur kontrollierten Wirkstofffreisetzung gehalten 1 Literatur BearbeitenM Chasin R Langer Hrsg Biodegradable Polymers as Drug Delivery Systems in Drugs and the Pharmaceutical Sciences Band 45 Marcel Dekker Inc 1990 ISBN 0 8247 8344 1 K E Uhrich S M Cannizzaro R S Langer K M Shakesheff Polymeric Systems for Controlled Drug Release In Chem Rev Band 99 Nr 11 26 Oktober 1999 S 3181 3198 doi 10 1021 cr940351u J Heller Biopolymers I Poly ortho esters In Advances in 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Zignani E Varesio J Heller J L Veuthey C Tabatabay R Gurny Concomitant and controlled release of dexamethasone and 5 fluorouracil from poly ortho ester In Int J Pharm Band 185 Nr 2 20 August 1999 S 189 198 doi 10 1016 S0378 5173 99 00149 0 S Einmahl F Behar Cohen F D Hermies S Rudaz C Tabatabay R Gurny A New Poly Ortho Ester Based Drug Delivery System as an Adjunct Treatment in Filtering Surgery In IOVS 42 Nummer 3 Marz 2001 S 695 700 S Y Ng T Vandamme M S Taylor J Heller Synthesis and erosion studies of self catalyzed poly ortho ester s In Macromolecules Band 30 Nr 4 24 Februar 1997 S 770 772 doi 10 1021 ma9610626 J Heller J Barr Poly ortho esters from concept to reality In Biomacromolecules Band 5 Nr 5 17 August 2004 S 1625 1632 doi 10 1021 bm040049n K Bonchemal S Briancon P Chaumont H Fessi N Zydowicz Microencapsulation of dehydroepiandrosterone DHEA with poly ortho ester polymers by interfacial polycondensation In J Microencapsulation Band 20 Nr 5 2003 S 637 651 doi 10 1080 0265204031000148040 S Y Ng H R Shen E Lopez Y Zherebin J Barr E Schacht J Heller Development of a poly ortho ester prototype with a latent acid in the polymer backbone for 5 fluorouracil delivery In J Control Release Band 65 Nr 3 2000 S 367 374 doi 10 1016 S0168 3659 99 00218 7 J Heller J Barr Poly ortho esters Some recent developments in Polymeric Drug Delivery II In ACS Symposium Series Band 924 9 Marz 2006 Kap 3 S 29 43 doi 10 1021 bk 2006 0924 ch003 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Polyorthoester amp oldid 212748064