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Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Der Realismus in Abgrenzung zum sogenannten Neorealismus in vielen Fallen genauer auch als Klassischer Realismus bezeichnet ist eine Denkschule innerhalb der politikwissenschaftlichen Disziplin Internationale Beziehungen die sich mit dem Charakter und der Verteilung der Macht im internationalen System auseinandersetzt Nach realistischer Auffassung ist das wichtigste Ziel jedes Staates das eigene Uberleben Das lasse sich am besten dadurch sichern dass er machtiger ist als seine potentiellen Gegner Durch diese Betrachtungsweise ist der Realismus dem uberwiegend optimistischen Ansatz des Idealismus entgegengesetzt Der Realismus begrundete die Internationalen Beziehungen als systematische Sozialwissenschaft und Forschungsgegenstand Die meisten nachfolgenden Theoriebildungen wurden entweder in modifizierender Anknupfung an ihn insbesondere der Neorealismus oder auf Basis seiner Ablehnung formuliert 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Theorie 2 1 Grundlegende Theorie des politischen Realismus 2 2 Die sechs Prinzipien des klassischen Realismus 2 3 Realismus in Deutschland 3 Literatur 3 1 Deutsche Literatur 3 2 Englische Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIn den 1930er Jahren begannen einige Wissenschaftler wie Frederick Sherwood Dunn Frederick L Schuman Georg Schwarzenberger und Nicholas J Spykman 2 einen in den Internationalen Beziehungen vorherrschenden Konsens anzuzweifeln den spatere Realisten als Idealismus geringschatzten Denn einem Grundungsmitglied des Institute of International Studies an der Yale University zufolge sollten sich die Internationalen Beziehungen vorwiegend mit der besonderen Art der Machtbeziehungen befassen die ein Gemeinwesen in Abwesenheit einer Autoritat 2 ausmachen wurden Im Gegensatz dazu standen die Internationalen Beziehungen zu dieser Zeit unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges und versuchten vorwiegend Wege zu einer friedlichen Weltordnung zu entdecken Ab dem Ende der 1930er diskreditierten sowohl das weltpolitische Geschehen wie auch darauf aufbauende Analysen den Idealismus Edward Hallett Carr ein ehemaliger britischer Diplomat veroffentlichte im Jahr 1939 sein einflussreiches Werk The Twenty Years Crisis wahrend Hans Morgenthau in seinem ebenso einflussreichen Werk Politics Among Nations deutsch Macht und Frieden als einer der ersten Theoretiker einen systematischen Gegenentwurf zum Idealismus entwickelte den er Realismus realism nannte Ihre Kritik begrundeten sie vor allem anthropologisch indem sie den Idealismus als mit der nach Macht strebenden menschlichen Natur fur unvereinbar erklarten Dabei beriefen sich Carr Morgenthau und andere vor allem auf die Schriften von Thukydides Thomas Hobbes und Niccolo Machiavelli 3 Durch diesen Ruckgriff auf klassische Schriften der politischen Theorie und Geschichtsschreibung und die lange wissenschaftliche Dominanz dieser Thesen kam wahrend der zunehmenden Facherung des Realismus der Begriff Klassischer Realismus fur diesen Erklarungsansatz der internationalen Politik auf Durch den Kalten Krieg und den Einzug behavioralistischer Methoden in die Internationalen Beziehungen verschob sich der Erklarungsansatz der internationalen Politik Hier ragte vor allem Kenneth Waltz hervor der die anthropologische Herleitung der klassischen Realisten als unzureichend empfand und in Man the State and War aus dem Jahr 1953 darlegte dass Kriege vor allem durch das Fehlen einer Hierarchie in der internationalen Politik zustande kamen eine These die sich an Rousseaus Fragment De l etat de guerre anlehnt Sein Opus Magnum Theory of International Politics veroffentlichte Waltz im Jahre 1979 Hierin konstatierte er dass die anarchische Struktur des internationalen Systems eine Logik der Selbsthilfe bedinge Da Waltz einen systemischen stark mikrookonomisch gepragten Ansatz bemuht wurde sein Erklarungsmodell nicht nur als Neorealismus sondern auch als struktureller Realismus structural realism bekannt Verschiedene Autoren darunter die in Deutschland fur ihre kontroverse Veroffentlichung The Israel Lobby and U S Foreign Policy bekannten John J Mearsheimer und Stephen M Walt entwickelten innerhalb des Neorealismus eine theoretische Zweiteilung Mearsheimer wie in The Tragedy of Great Power Politics aus dem Jahre 2001 dargelegt und andere offensive Realisten nehmen an dass sich ein Staat erst dann relativ sicher wahnen kann wenn er das internationale System hegemonial dominiert Damit bestreiten sie die These defensiver Realisten wie Waltz und Walt die das Streben nach Hegemonie grundsatzlich fur zu riskant und zu weit entfernt vom unmittelbaren Uberleben im Staatensystem halten Auch Henry Kissinger wird der realistischen Schule zugerechnet Theorie BearbeitenGrundlegende Theorie des politischen Realismus Bearbeiten Der Realismus fusst auf zwei Grundannahmen Zum einen betrachtet er Staaten als monolithischen Block Black Box Theorie die Innenpolitik spielt keine Rolle bei der Formulierung der Aussenpolitik Die Realisten gehen zum anderen davon aus dass der Mensch in die Widerspruche von Norm und Realitat von schopferischen und zerstorerischen Verwirklichungsmoglichkeiten der Freiheit eingebunden ist Aus diesen Widerspruchen resultiert Angst aus der Angst der Versuch durch Machterwerb Sicherheit zu gewinnen Es herrscht ein offenes multipolares Staatensystem ohne zentrale Entscheidungs oder Sanktionsinstanz Die souveranen Nationalstaaten befinden sich so in einem permanenten Uberlebenskampf untereinander und ihre Aussenpolitik ist ausschliesslich von diesem Kampf bestimmt Das internationale System ist anarchisch und nicht in der Lage dauerhafte ubergeordnete Machtstrukturen auszubilden Das wichtigste Staatsziel ist das eigene Uberleben und das lasst sich am besten dadurch erreichen dass ein Staat machtiger ist als die anderen die potentiellen Gegner Deshalb streben die Staaten nach Macht Die zentralen Variablen fur die Machtposition eines Staates sind seine Grosse bei einigen Autoren auch die territoriale Beschaffenheit seine Wirtschaftskraft und seine militarische Kraft Eine wichtige Annahme des Realismus ist dass Macht auf internationaler Ebene ein Nullsummenspiel ist Der Realismus stellt ebenfalls eine politische Ethik zur Verfugung deren minimalistische Prinzipien die Selbstentwicklungsfahigkeit von Gesellschaften betonen und teleologische politische Praktiken als gefahrlich einordnen Die sechs Prinzipien des klassischen Realismus Bearbeiten Ab der zweiten Auflage des Werks Politics Among Nations definierte Hans Morgenthau die sechs Prinzipien des Politischen Realismus die als integraler Bestandteil dieser Denkschule interpretiert werden 4 Existenz objektiver sozialer Gesetze in der Politik Das politische Verhalten und die Gesellschaft werden von objektiven Gesetzen bestimmt Ihre Wurzel liegt in der Natur des Menschen Um die Gesellschaft zu verbessern muss man diese Gesetze verstehen denen sie gehorcht So stellt die Beachtung der objektiv betrachteten Gesetze politischen Handelns die sicherste Strategie fur politischen Erfolg dar Die Theorie besteht darin Tatsachen zu untersuchen und ihnen durch Vernunft Sinn zu verleihen Macht und Interesse als Prinzipien des Politischen Der Leitfaden und Wegweiser durch die Internationale Politik sowie durch die historisch politische Wirklichkeit ist der im Sinne der Macht verstandene Begriff des Interesses Der Begriff stellt das Bindeglied zwischen der Vernunft und den Tatsachen dar Die Vernunft versucht die Internationale Politik sowie die historisch politische Wirklichkeit zu begreifen Das nationale Interesse Der Begriff des Interesses welches als Macht definiert wird ist fur den Realisten eine objektive Kategorie von universeller Validitat Diese Kategorie bleibt sowohl von zeitlichen als auch von raumlichen Umstanden unberuhrt Jedoch muss der Begriff des Interesses immer unter den jeweils aktuellen politischen Umstanden verstanden werden In Betrachtung gezogen werden mussen hierfur die Ziele welche von Staaten in ihrer Aussenpolitik angestrebt werden und fur deren Umsetzung sie Macht benotigen Angestrebt werden kann eine militarische bisweilen barbarische Eroberungspolitik oder auch eine aufgeklarte Ordnungspolitik Die Grenzen universaler Moral Problem der Anwendbarkeit eines universalen Moralbegriffs in der komplexen Welt der Internationalen Politik Staaten konnen nicht nach einer individuellen Moral handeln Staatsmanner konnen sich nicht auf moralische Tugenden wie Vertrauen Treue und Ehrlichkeit verlassen Jedoch gibt es auch eine moralische Bedeutung im politischen Handeln Diese Verfolgung von moralischen Zielen birgt oft die Gefahr dass das Gegenteil dessen was erreicht werden sollte erreicht wird Moralische Ziele mussen in der Politik in realistischer Weise verfolgt werden Die Differenz zwischen nationaler und der universalen Moral Grosstes politisches Unrecht ist wenn sich Nationen anmassen ihren Moralbegriff fur universell zu erklaren Moralische Ambitionen der Nationen sind oft vorgeschoben deshalb mussen die dahinterstehenden Interessen analysiert werden erst dann kann die Wertung uber positive oder negative Folgen dieser Politik gefallt werden Autonomie der politischen Sphare Die politische Sphare soll als autonome Sinnsphare gesehen werden Diese Autonomie zahlt mehr als das Okonomische Die Politik zahlt also mehr als die Okonomie So werden die Gesetzmassigkeiten der Politik mit der gleichen methodischen Strenge beurteilt und untersucht wie Okonomen die Wirtschaft untersuchen Realismus in Deutschland Bearbeiten In Deutschland bemuhen sich Carlo Masala Werner Link und Christian Hacke um eine empirische Anwendung des Realismus Gottfried Karl Kindermann Alexander Siedschlag und Christoph Rohde erweitern den monovariablen Ansatz Morgenthaus mithilfe revisionsoffener Analysekategorien Literatur BearbeitenDeutsche Literatur Bearbeiten Ludwig Dehio Gleichgewicht oder Hegemonie Betrachtungen uber ein Grundproblem der neueren Staatengeschichte Scherpe Krefeld 1948 Christoph Frei Hans J Morgenthau Eine intellektuelle Biographie Haupt Bern 1994 Gert Krell Weltbilder und Weltordnung Einfuhrung in die Theorie der internationalen Beziehungen 4 uberarb und akt Auflage Nomos Baden Baden 2009 Andreas Jacobs Realismus In Siegfried Schieder Manuela Spindler Hrsg Theorien der internationalen Beziehungen 3 Auflage Verlag Barbara Budrich Opladen 2010 S 39 64 Gottfried Karl Kindermann Hans Morgenthau und die theoretischen Grundlagen des politischen Realismus In Hans Morgenthau 1963 Macht und Frieden Gutersloh 1963 S 19 47 Alexander Reichwein Morgenthau Vietnam und die Sorge um Amerika Zum Staats und Demokratieverstandnis eines ziemlich deutschen liberalen Realisten In Jodok Troy Christoph Rohde Hg Macht Recht Demokratie zum Staatsverstandnis Hans J Morgenthaus Nomos Reihe Staatsverstandnisse Baden Baden 2015 S 95 140 Alexander Reichwein Hans J Morgenthau und die Twenty Years Crisis Eine kontextualisierte Interpretation des realistischen Denkens in den Internationalen Beziehungen Dissertation Frankfurt am Main 2013 erscheint bei VS Springer Christoph Rohde Hans J Morgenthau und der Weltpolitische Realismus Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2004 Christoph Rohde Der Staat als Mythos und Religion Hans Morgenthaus Kritik am nationalistischen Universalismus und Imperialismus In Jodok Troy Christoph Rohde Hg Macht Recht Demokratie zum Staatsverstandnis Hans J Morgenthaus Nomos Reihe Staatsverstandnisse Baden Baden 2015 S 73 94 Alexander Siedschlag Hrsg Realistische Perspektiven internationaler Politik Leske amp Budrich Opladen 2001 Jodok Troy amp Christoph Rohde Hg Macht Recht Demokratie zum Staatsverstandnis Hans J Morgenthaus Nomos Reihe 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