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Unter Plussymptomatik wird die Beschreibung klinischer Bilder in der Psychiatrie verstanden die man sich als aktive und produktive neuartige Leistungen der psychischen Organisation vorstellt Aktive Leistungen wie etwa die Kontaktfreudigkeit beim zyklothymen Charakter sind allerdings auch Gegenstand der Psychologie Diese Bilder werden von der sog Minussymptomatik abgegrenzt Die Entstehung von Plusphanomenen wird in psychodynamischer Hinsicht auf die Aufwendung eines hohen Masses an seelischer Energie zuruckgefuhrt Minusphanomene sind nach dieser Auffassung durch dynamische Entleerung bedingt vgl auch Organo dynamische Theorie Dabei stellt sich die Frage nach dem Anlass bzw nach der Ursache der Energieaufwendung vgl dazu den von Eugen Bleuler 1911 gepragten Begriff der Primarsymptome Die Bezeichnungen Plus und Minussymptomatik gehen zuruck auf Walter Birkmayer der sie zuerst 1962 gebraucht hat 1 Inhaltsverzeichnis 1 Plussymptome 2 Plussymptomatik 3 Kritik 4 EinzelnachweisePlussymptome BearbeitenAn Plussymptomen werden unterschieden 1 Geistige Plussymptome Unrast Antriebssteigerung vermehrte Einfalle Erregung Affektive Plussymptome Gereizte Stimmung Unruhe Angst innere Gespanntheit Vegetative Plussymptome Schlaflosigkeit Herzrasen Schweissausbruche Bluthochdruck Spasmen im Magendarmdrakt Verkrampfung der AtemwegeDiese Symptome sprechen als Krankheitsanzeichen nicht notwendig fur die Diagnose eines bestimmten Krankheitsbildes sondern sind als diagnostisch unspezifisch anzusehen Sie konnen als noch innerhalb der physiologischen Schwankungsbreite psychischer Funktionen liegend angesehen werden oder u U als Anzeichen fur Storungen aus dem Formenkreis der kleinen Psychiatrie gewertet werden Plussymptomatik BearbeitenAnders verhalt es sich bei der Plussymptomatik Hierunter werden eindeutig einige Symptome der Schizophrenie verstanden 1 gesteigerte affektive Erregung und Spannungpsychotische Erlebnisproduktionen wie Wahnideen Wahnwahrnehmungen Halluzinationen meist akustischer Art Erlebnisse des Gemachtwerdens bzw der Ichbeeinflussung wie z B Willensentzug Gedankeneingebung Gedankenentzug oder Gedankenausbreitung Diese Symptomatik ist weitgehend identisch mit den Symptomen ersten Ranges nach Kurt Schneider 2 Kritik BearbeitenAuch wenn das Auftreten einer Plussymptomatik etwa in Form von Halluzinationen als Indikation fur eine Behandlung mit Medikamenten Neuroleptika angesehen wurde 2 3 so liefert das dem Begriff der Plussymptomatik zugrundeliegende psychodynamische Konzept doch auch Zugang zu einem psychotherapeutischen Behandlungsansatz 4 Der Begriff der Plussymptomatik lasst die Frage der Entstehung offen Das Verhaltnis von Psychogenese und Somatogenese bleibt ungeklart Beim Gebrauch des Begriffs der Primarsymptome wird jedoch die unmittelbare Folge eines hypothetischen Korperprozesses angenommen 1 Die Entstehung der Plus und Minussymptomatik kann u U nach dem allgemeinen Anpssungssyndrom erklart werden das auch nach Hans Selye 1907 1982 benannt wird Die Annahme eines Missverhaltnisses zwischen ausserem und innerem Reiz als Ausloser der Alarmreaktion Plussymptomatik und die Entsprechung der Minussymptomatik mit dem Erschopfungsstadium kann jedoch keine objektivierende Bedeutung beanspruchen Vielmehr bleibt die individuelle Bedeutung dessen was als Stress erlebt wird unbeantwortet 5 Das Verstandnis der Plus und Minussymptomatik ergibt sich aber auch nach der Theorie einer als Plussymptom auffallenden Enthemmung niedriger Zentren durch den Ausfall oder Wegfall der Kontrolle hoherer Zentren Minussymptom Beide bedingen sich demnach gegenseitig 6 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Peters Uwe Henrik Worterbuch der Psychiatrie und medizinischen Psychologie Urban amp Schwarzenberg Munchen 31984 Wb Lemmata Plussymptomatik Plussymptome Seite 417 Minussymptomatik Minussymptome Seite 352 Entleerung psychodynamische Seite 163 Primarsymptome Seite 424 a b Hans Joachim Haase Therapie mit Psychopharmaka und anderen seelisches Befinden beeinflussenden Medikamenten F K Schattauer Stuttgart 41977 ISBN 3 7945 0490 9 S 166 f Bleuler Eugen Lehrbuch der Psychiatrie Springer Berlin 151983 bearbeitet von Manfred Bleuler unter Mitarbeit von J Angst et al ISBN 3 540 11833 0 Seite 173 Benedetti Gaetano Psychosentherapie Hippokrates Verlag Stuttgart 1983 ISBN 3 7773 0562 6 Diskussion der Theorie des psychischen Defekts und des Problems der Primarsymptome Seite 32 Hoffmann Sven Olav und Hochapfel G Neurosenlehre Psychotherapeutische und Psychosomatische Medizin 1999 CompactLehrbuch Schattauer Stuttgart 62003 ISBN 3 7945 1960 4 Anwendbarkeit der Stresstheorie Seite 209 ff Jean Delay Pierre Pichot Medizinische Psychologie Ubersetzt und bearbeitet von Wolfgang Bocher Georg Thieme Verlag Stuttgart 41973 ISBN 3 13 324404 3 S 274 f zu Stw hierarchische bio psychologische Theorie Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Plussymptomatik amp oldid 218058714