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Das Pinassschiff im Original Pinas genannt war im Ursprung ein aus den Niederlanden stammender dreimastiger Schiffstyp des 17 Jahrhunderts der vorwiegend als schwer bewaffnetes Handelsschiff im Ostindienhandel oder bei Dreiecksfahrten im Amerikahandel eingesetzt wurde Da die Pinassschiffe 1 oft auch fur die Handelsfahrt in sud und sudostasiatische Gewasser eingesetzt waren zahlt das Pinassschiff zu den alteren Schiffstypen die unter dem Sammelbegriff Ostindienfahrer zusammengefasst werden Da Pinassschiffe sehr schnelle wendige Segler mit geringem Tiefgang waren und uber ein Kanonendeck verfugten wurde dieser Schiffstyp aber auch fur militarische Zwecke genutzt und von Piraten oder Freibeutern eingesetzt Abbildung einer alteren hollandischen Pinas Replik des hollandischen Pinassschiffes Kalmar Nyckel von 1625 Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung und Einsatz 2 Entwicklung und Merkmale 3 Bekannte Schiffe dieses Typs 4 Literatur 5 EinzelnachweiseVerbreitung und Einsatz BearbeitenMit dem verstarkt aufkommenden Uberseehandel im Goldenen Zeitalter der Niederlande im 17 Jahrhundert wuchs die Notwendigkeit fur okonomische aber gleichzeitig wehrhafte und fur die warmen aquatorialen Gewasser geeignete Handelsschiffe Die europaische Fahrt dominierte der Schiffstyp der Fleute als effektivstes und am meisten verbreitetes Handelsschiff Allerdings war dieser Schiffstyp durch den stark gewolbten Rumpf und das Rundgatt weniger gut fur den Einsatz in den warmen aquatorialen Zonen geeignet Mit dem Pinassschiff wurden die technischen Vorteile der Fleute an diese Notwendigkeit angepasst Konstruiert als schnelles schwer bewaffnetes Transport und Handelsschiff das in der Lage ist sich selbst gegen kleinere Kriegsschiffe Freibeuter und Piraten zu verteidigen wurden die Pinassschiffe zum bevorzugten Handelsschiff im uberseeischen Stuckgut und Sklavenhandel Die Niederlandische Ostindien Kompagnie V O C benutzte anfanglich yachtahnliche Pinassen Diese kleineren aber hochseetauglichen Schiffe wurden als Begleitschutz zu Kurierdiensten und fur Transportfahrten auch in den uberseeischen Gebieten eingesetzt Dieser Schiffstyp wurde schrittweise vergrossert und weiterentwickelt so dass mit der Zeit grosse Pinassschiffe die Vorlaufer der Spiegelretourschiffe entstanden Die Pinassschiffe wurden im 16 und 17 Jahrhundert vor allem von den Niederlanden England und Frankreich aber auch von den Seefahrernationen an der Nord und Ostseekuste gebaut und eingesetzt Entwicklung und Merkmale Bearbeiten nbsp Hollandisches Pinassschiff in aufgewuhlter See Cornelis Verbeeck 1625Als Ubersee Handelsschiff war das Pinassschiff stark nach okonomischen Gesichtspunkten konstruiert In weiten Teilen lehnt sich die Konstruktion an den Aufbau einer Fleute dem erfolgreichsten Schiffstyp der damaligen Zeit an Aus diesem Grund wird das Pinassschiff je nach Betrachtungsweise auch als Unterklassifizierung der Fleute gefuhrt 2 Bei den Anpassungen dieser Konstruktion an die Notwendigkeiten im Uberseehandel bedienten sich die Konstrukteure allerdings auch Merkmalen der englischen Galeone So hat dieser Schiffstyp ein Spiegelheck das bis unter die Wasserlinie reicht und eine deutlich weniger konkav ausgepragte Bordwand hin zu den Aufbauten Aus diesem Grund wird das Pinassschiff auch gerne mit einer Galeone jungerer Bauart verwechselt Dass es sich bei dem Pinassschiff jedoch nicht um eine Weiterentwicklung der Galeone handelt sieht man am deutlichsten am Querschnitt des Schiffes der bis zum Ansatz der konkaven Seitenwande der Aufbauten nahezu rund ist Gleich der Fleute hatte das Pinassschiff einen geringen an die flachen niederlandischen Hafen angepassten Tiefgang Dennoch besass dieser Schiffstyp im Verhaltnis zur Gesamtgrosse ungewohnlich hohe Masten Die Rahen waren im Vergleich zu einer Galeone kurzer und die Segel damit erkennbar schmaler und hoher An den beiden Vormasten trug das Pinassschiff zwei Rahsegel auf dem Achtermast ein Rah und ein Lateinersegel und auf dem Bugspriet eine Blinde Spater bekam das Pinassschiff ein drittes Rahsegel und der Bugspriet eine Oberblinde Im Gegensatz zur Fleute verfugte das Pinassschiff uber ein durchgehendes Haupt und Kanonendeck mit Stuckpforten Die Bewaffnung bestand aus 18 bis 36 Geschutzen Ausgefuhrt als Kriegsschiffe oder Piratenjager verfugten sie uber ein zusatzliches Batteriedeck unter dem Hauptdeck Allerdings wurden die Pinassschiffe auf der Handelsfahrt oft zugunsten der Ladung nicht voll bewaffnet Das bedeutete dass ein Angreifer erst beim Offnen der Stuckpforten wusste wie schwer die Bewaffnung des Pinassschiffs tatsachlich war nbsp Modell einer jungeren hollandischen Pinas im Deutschen MuseumIn Richtung Heck stieg das Deck an wie in der damaligen Zeit bei vielen Schiffstypen ublich Abgeschlossen wurde das Pinassschiff mit einem Heckaufbau der bis unter die Wasserlinie mit einer dekorativen Spiegelwand mit Heckgalerie versehen war Achtern verfugten die Pinassschiffe meist uber ein zusatzliches Halbdeck Konstruktiv waren die Aufbauten jedoch deutlich starker in die Rumpfkonstruktion integriert als die blockhaft aufgesetzten Kastelle der Karavellen oder Galeonen Im Vergleich zur Fleute waren die Decks jedoch weniger nach innen verjungt und damit breiter Das Verhaltnis von Lange uber alles zur Breite betrug bei einem Pinassschiff gleich der Fleute in etwa 4 6 1 wahrend es sich bei einer Galeone etwa 4 0 1 belief bei einer Karacke sogar nur auf 3 0 1 Faktisch war es damit ein fur seine Zeit sehr schlankes Schiff Dieser Eindruck durfte durch die hohen Masten und die schmalen Segel noch verstarkt worden sein Die Lange eines Pinassschiffes betrug in der Regel zwischen 22 und 48 m und die Tonnage 50 bis 1 200 Tonnen Sie hatten je nach Bewaffnung eine Besatzung von 20 bis 250 Mann Bekannte Schiffe dieses Typs BearbeitenDie Kalmar Nyckel auch Calmare Nyckel war ein 1625 in Holland gebautes bewaffnetes Handelsschiff das hauptsachlich schwedische Siedler in die Neue Welt brachte Siehe auch Kalmar Nyckel Das englische Schiff Whydah ˈwɪdɑ wurde 1716 als Sklaventransporter gebaut und beforderte unter dem Seerauber Sam Bellamy den grossten bekannten Piratenschatz aller Zeiten Siehe auch Whydah Schiff Das franzosische Schiff La Concorde wurde 1709 als Freibeuterschiff gebaut spater als Sklavenschiff genutzt Es erlangte unter dem Namen Queen Anne s Revenge als Flaggschiff des Piraten Blackbeard weltweite Bekanntheit Die Berlin war ein 1674 in Seeland Niederlande fur Benjamin Raule gebautes und an Kurfurst Friedrich Wilhelm v Brandenburg den Grossen Kurfursten verchartertes Pinassschiff das als Kriegsschiff Dienst tat Das Schiff wird oft falschlich als Fregatte gefuhrt Literatur BearbeitenWolfgang Althof u a BI Taschenlexikon Schiffbau Schiffahrt 2 Auflage Bibliographisches Institut Leipzig 1982 Rainer Dabritz Wolfgang Quinger Von der Fregatte zum Vollschiff Hedewig Eleonora und Alt Mecklenburg Lizenzausgabe Delius Klasing Verlag Bielefeld 1987 ISBN 3 7688 0592 1 Clas Broder Hansen Peter Knuth Lexikon der Segelschiffstypen Urbes Verlag Grafelfing 1987 ISBN 3 924896 10 0 Ab J Hoving Nicolaes Witsens Scheeps bouw konst open gestelt Franeker 1994 ISBN 90 5194 109 9 Einzelnachweise Bearbeiten Scheepstypen van de VOC Jacht en of Pinas amp Spiegelretourschip Hagedorn Bernhard Die Entwicklung der wichtigsten Schiffstypen bis ins 19 Jahrhundert Veroffentlichungen des Vereins fur Hamburgische Geschichte Band Berlin Curtius 1914 Seite 102 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pinassschiff amp oldid 235565565