www.wikidata.de-de.nina.az
Pierre Clastres 17 Mai 1934 in Paris 29 Juli 1977 in Gabriac Lozere war ein franzosischer Ethnologe Er ist vor allem fur seine Arbeiten zur politischen Anthropologie sein anarchistisches Engagement und fur seine Monographie uber die Guayaki in Paraguay bekannt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 2 1 La societe contre l Etat Die Gesellschaft gegen den Staat 2 2 Der Prophetismus der Tupi Guarani 3 Schriften 3 1 Bucher 3 2 Artikel 4 Sekundarliteratur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksLeben BearbeitenZunachst als Philosoph ausgebildet begann sich Clastres unter dem Einfluss von Claude Levi Strauss und Alfred Metraux fur die amerikanistische Anthropologie zu interessieren Zu einem zentralen Bezugspunkt seiner Arbeit wurde schon fruh der Discours de la servitude volontaire von Etienne de La Boetie Pierre Clastres hielt sich immer wieder zur Feldforschung in Sudamerika auf Das Jahr 1963 verbrachte er bei den Guayaki in Paraguay 1965 war er bei den Guarani abermals in Paraguay Zweimal forschte er bei den Chulupi zuerst 1966 dann 1968 1970 folgte ein kurzer Aufenthalt bei den Yanomami zusammen mit seinem Kollegen Jacques Lizot Schliesslich war er 1974 fur kurze Zeit bei den Guarani in Brasilien 1974 wurde er Forscher am CNRS und publizierte die Aufsatzsammlung La societe contre l Etat 1975 wurde er Forschungsdirektor directeur d etudes an der 5 Sektion der Ecole pratique des hautes etudes 1977 starb er bei einem Verkehrsunfall und hinterliess ein unvollendetes Werk Werk BearbeitenLa societe contre l Etat Die Gesellschaft gegen den Staat Bearbeiten In seinem bekanntesten Werk La societe contre l Etat kritisiert Clastres zugleich die evolutionistischen Theorien denen zufolge der Staat die Finalitat jeder Gesellschaft ist und die rousseauistischen die von einer naturlichen Unschuld des Menschen ausgehen Indem er dies tut vertreibt er paradoxerweise den Staat aus der zentralen Stellung die er bis dahin in der politischen Anthropologie innehatte um die Problematik seiner Entstehung neu um den Begriff der politischen Gewalt zu zentrieren Jede Gesellschaft kennt das Problem der Konzentration der politischen Gewalt was die naturliche Neigung des Menschen seine Autonomie gegenuber anderen Menschen zu wahren erklart Die Gesellschaften werden so als Strukturen verstanden die mittels eines Netzwerks komplexer Normen aktiv die Ausdehnung einer autoritaren und despotischen Macht verhindern Im Gegensatz dazu sei der Staat eine legislative Konstellation die auf einer hierarchischen Macht beruht die sie legitimiert Dies gelte ganz besonders in Gesellschaften die es nicht vermocht haben Mechanismen zu installieren die die Macht daran hindern diese Form anzunehmen Clastres stellt den grossen andinen Zivilisationen die kleinen politischen Einheiten mit Hauptlingen im Amazonasgebiet gegenuber bei letzteren sei die ganze Gesellschaft standig darum bemuht den Hauptling daran zu hindern sein Prestige in politische Macht zu verwandeln Clastres liefert so eine Theorie der Entstehung der altesten gesellschaftlichen Spezialisierung der Spezialisierung der Gewalt Debord 1 Die Hauptthese Clastres ist also dass die so genannten primitiven Gesellschaften nicht Gesellschaften sind die noch nicht die politische Gewalt und den Staat entdeckt haben sondern dass es sich im Gegenteil um Gesellschaften handelt deren Funktionsweise auf die Verhinderung der Emergenz des Staates gerichtet ist In der Archaologie der Gewalt wendet sich Clastres gegen die strukturalistischen und marxistischen Interpretationen der Kriege der Gesellschaften im Amazonasgebiet Ihm zufolge ist der Krieg zwischen den Stammen die Art und Weise wie grossere politische Einheiten und die mit ihnen verbundene Delegation der Macht verhindert werden Die so genannten primitiven Gesellschaften verweigern die okonomische und politische Differenzierung indem sie den materiellen Uberfluss und die soziale Ungleichheit verhindern Die Geschichte der Gesellschaften ohne Geschichte ist die Geschichte ihres Kampfes gegen den Staat La societe contre l Etat Der Prophetismus der Tupi Guarani Bearbeiten Pierre Clastres hat sich intensiv fur die Kultur der Tupi Guarani interessiert Fur sie ist das Auftauchen einer besonderen Form des Prophetismus charakteristisch Sie unterscheidet sich vom Schamanismus der bei den Tupi Guarani auch vorkommt Clastres analysiert diese Form des Prophetismus als eine Antwort auf die Entwicklung des Hauptlingtums Clastres zufolge war die Gesellschaft der Tupi Guarani zur Zeit der Eroberungen im Begriff ihren Status als primitive Gesellschaft zu verlieren da der Einfluss der Hauptlinge zunahm und diese langsam wirkliche politische Macht gewannen Der Prophetismus fuhrte zu einer Reihe von Wanderbewegungen in Richtung des Landes ohne Ubel Terre sans mal ein besonderes Phanomen bei den Tupi Guarani Schriften BearbeitenBucher Bearbeiten Chronique des indiens Guayaki Plon 1972 dt Chronik der Guayaki d sich selbst Ache nennen nomad Jager in Paraguay Munchen Trickster Verlag 1984 La Societe contre l Etat Minuit 1974 dt Staatsfeinde Studien zur politischen Anthropologie Frankfurt am Main Suhrkamp 1976 Neuausgabe Konstanz University Press 2020 mit einem Nachwort von Andreas Gehrlach und Morten Paul Le Grand Parler Mythes et chants sacres des Indiens Guarani Seuil 1974 Recherches d anthropologie politique Seuil 1980 Mythologie des indiens Chulupi Bibliotheque de l Ecole des Hautes Etudes 1992 Archeologie de la violence la guerre dans les societes primitives La Tour d Aigues Aube 1999 dt Archaologie der Gewalt Zurich Berlin diaphanes 2008 ISBN 3 03 734017 7Artikel Bearbeiten Les Marxistes et leur anthropologie in Recherches d anthropologie politique Paris Seuil 1980 pp 157 170 Liberte malencontre innommable in Etienne de La Boetie Le Discours de la servitude volontaire Petite Bibliotheque Payot Paris 2002 ISBN 2 228 89669 1 Archeologie de la violence La guerre dans les societes primitives 1997 Wiederveroffentlichung ursprunglich in der Zeitschrift in Libre Nr 1 1977 Archaologie der Gewalt Die Rolle des Krieges in primitiven Gesellschaften Autonomie Nr 8 August 1977 S 25 42 Vorwort zur franzosischen Ubersetzung von Stone Age Economics Age de Pierre age d abondance 1976 von Marshall Sahlins Uber die Folter in primitiven Gesellschaften in Curare Bd 11 Nr 1 1988 S 45 50 Uber die Entstehung von Herrschaft ein Interview Unter dem Pflaster liegt der Strand Bd 4 1977 Die Marxisten und die Ethnologie Unter dem Pflaster liegt der Strand Bd 7 1980 Freiheit Fatalitat Namenlos Unter dem Pflaster liegt der Strand Bd 8 1981 Sekundarliteratur BearbeitenL esprit des lois sauvages Pierre Clastres ou une nouvelle anthropologie politique hrg von Miguel Abensour Seuil 1987 Helene Clastres La terre sans mal Le prophetisme Tupi Guarani Seuil 1975 L anti autoritarisme en ethnologie actes du colloque ethnologique de Bordeaux du 13 avril 1995 Presse universitaire de Bordeaux 1997 Heike Delitz Bergson Effekte Aversionen und Attraktionen im franzosischen soziologischen Denken Weilerswist Velbruck 2015 S 385 400 Geertz Clifford Deep Hanging Out The New York Review of Books Vol xlv no 16 Oct 22 1998 pp 69 72Einzelnachweise Bearbeiten Guy Debord Die Gesellschaft des Spektakels Berlin 1996 23 S 21Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Pierre Clastres im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek La question du pouvoir dans les societes primitives Artikel von Pierre Clastres Commentaire de lecture de archeologie de la violence PDF Datei 18 kB Ein langes Interview mit einer anarchistischen Zeitschrift PDF Datei 93 kB Pierre Clastres et l anthropologie anarchiste Normdaten Person GND 118871293 lobid OGND AKS LCCN n81019936 VIAF 109202371 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Clastres PierreKURZBESCHREIBUNG franzosischer EthnologeGEBURTSDATUM 17 Mai 1934GEBURTSORT Paris FrankreichSTERBEDATUM 29 Juli 1977STERBEORT Gabriac Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pierre Clastres amp oldid 219345552