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Das personalisierte Verhaltniswahlrecht englisch mixed member proportional representation MMP ist ein Mischwahlsystem englisch mixed electoral system das in den deutschen Bundestagswahlen und in Parlaments und anderen Wahlen verschiedener englischsprachiger Lander angewandt wird Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Anwendung in englischsprachigen Landern 2 1 Neuseeland 2 2 Lesotho 2 3 Schottland 2 4 Wales 3 Anwendung in anderen Landern 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenEine personalisierte Verhaltniswahl besteht aus zwei Teilen einer Verhaltniswahl und einer Mehrheitswahl Deshalb sind zwei Wahlstimmen pro Wahler zu vergeben Ein Teil der Abgeordneten wird uber aufgestellte Wahllisten der jeweiligen Parteien gewahlt Entsprechend der Stimmenanteile die die Parteien auf sich vereinigen konnten wird die Anzahl der Abgeordneten bestimmt die auf den jeweiligen Listen der Parteien als gewahlt gelten und damit ins Parlament einziehen durfen Ein anderer Teil der Abgeordneten wird direkt uber Wahlkreise gewahlt in denen sich Kandidaten zur Wahl stellen Dazu wird das Land in eine Anzahl von Wahlkreisen aufgeteilt in denen in der Regel jeweils nur ein Kandidat gewahlt werden kann Gewahlt ist wer die meisten Stimmen auf sich vereinigen konnte Anders als bei der Grabenwahl werden beide Systeme jedoch miteinander verrechnet sodass zwar alle per Mehrheitswahl direkt gewahlten Abgeordneten in das Parlament einziehen jedoch durch die Listenkandidaten die Mehrheitsverhaltnisse so angeglichen werden dass sie sich allein an den per Verhaltniswahl bestimmten Parteiergebnissen orientieren Die Bundesrepublik Deutschland war 1949 das erste Land in dem ein solches Wahlsystem eingefuhrt wurde und zwar bei den Wahlen zum Deutschen Bundestag Anwendung in englischsprachigen Landern BearbeitenNeuseeland Bearbeiten 1993 entschieden sich die Wahler in Neuseeland in einer Volksabstimmung dafur das traditionelle Mehrheitswahl System first past the post FPTP abzuschaffen und fur die nachste Parlamentswahl General Election das Mixed Member Proportional Wahlsystem einzufuhren Die Kritik an dem bestehenden Wahlsystem seinerzeit war dass die Zusammensetzung des Parlamentes nicht mehr dem Willen der Wahler entsprach 1 Bereits 1881 und von 1889 bis 1903 hatte es Abweichungen vom bestehenden Mehrheitswahl System gegeben Damals liess man um den Wahlerwillen mehr zu respektieren in einzelnen Wahlbezirken zwei oder sogar drei Kandidaten mit den zwei bzw drei hochsten Stimmenanteilen wahlen 2 Aufgrund der Entscheidung das MMP System einzufuhren wurden 1995 die Wahlbezirke in Neuseeland neu geordnet und das Land in 60 allgemeine Wahlkreise und zusatzlich funf Wahlkreise fur Maori aufgeteilt 1996 erfolgte dann die erste Parlamentswahl unter dem neuen Wahlsystem 3 Von 1996 bis 2011 gewann keine der neuseelandischen Parteien mehr die absolute Mehrheit der Parlamentssitze und es mussten Koalitionen gebildet werden Deshalb geriet das MMP System zunehmend in die Kritik die darauf fusste dass kleinere Parteien in notwendigerweise gebildeten Koalitionen zu viel Macht bekommen wurden Um der Kritik Rechnung zu tragen und den Wahlerwillen zu uberprufen wurde am 26 November 2011 ein Referendum durchgefuhrt in dem sich aber fast 58 der neuseelandischen Wahlberechtigten fur die Beibehaltung des MMP Systems aussprachen 4 Fur die General Election 2014 wurde das Land in 71 Wahlbezirke aufgeteilt 48 davon auf der Nordinsel 16 auf der Sudinsel und 7 fur Maori 5 Bei 120 ohne Uberhangmandate zur Verfugung stehenden Parlamentssitzen bleiben 49 Sitze fur die Verteilung uber die Verhaltniswahl Insofern weicht das aktuelle neuseelandische System von der ursprunglichen halftigen Aufteilung fur Direktmandate und Listenmandate ab und unterscheidet sich in diesem Punkt von dem deutschen Wahlsystem In der Parlamentswahl 2020 errang die Labour Party mit ihrer Spitzenkandidatin der amtierende Premierministerin Jacinda Ardern als erste Partei seit Einfuhrung des neuen Wahlsystems eine absolute Mandatsmehrheit Mit dem bisherigen Koalitionspartner der Green Party wurde ein Arbeitsubereinkommen abgeschlossen Lesotho Bearbeiten Die erste freie Wahl im spateren Lesotho wurde im April 1965 unter dem Mehrheitswahl System first past the post abgehalten Die erste Wahl nach der Unabhangigkeit erfolgte im Januar 1970 die Wahl wurde jedoch annulliert Erst im Marz 1993 erfolgten erneut freie Wahlen unter dem alten Wahlsystem Nachdem 1998 eine Partei 79 der 80 Sitze gewonnen hatte folgte eine langere Auseinandersetzung um die politische Reprasentation des Volkes und uber die Art des Wahlsystems 2001 endete die Diskussion in der Entscheidung eine neue Wahl unter einem gerechteren Wahlsystem abzuhalten Im Jahr 2002 erfolgte diese Wahl unter dem modifizierten Mixed Member Proportional System das seit dieser Zeit fur Parlamentswahlen in Lesotho gilt 6 Dabei werden 80 Abgeordnete direkt gewahlt und 40 nach dem Verhaltniswahlrecht an bezogen auf 120 Sitze unterproportional mit Mandaten versehene Parteien verteilt Jeder Wahler hat dabei nur eine Stimme Schottland Bearbeiten Im Jahr 1999 bekam Schottland erstmals in seiner Geschichte sein eigenes selbst gewahltes Parlament Seit der Unterzeichnung des Act of Union im Jahr 1707 in dem Schottland seine Souveranitat aufgab und sich mit dem Konigreich England zum Konigreich Grossbritannien vereinigte hatte Schottland kein eigenes Parlament Zuvor war das Parlament nicht vom Volk gewahlt 7 Zu der Wahl im Jahr 1999 entschieden die schottischen Wahler nicht das Mehrheitswahl System first past the post des britischen Westminster Systems zu ubernehmen sondern wahlten ihr eigenes System das sie Additional Member System AMS nannten was im Kern aber das Mixed Member Proportional System darstellt In Abweichung von dem deutschen Wahlsystem bei dem Direktmandate und Listenmandate je zur Halfte zur Parlamentsbildung beitragen vergibt das schottische System bei 129 Parlamentssitzen 73 als Direktmandate uber die einzelnen Wahlkreise und 56 Sitze uber die Verhaltniswahl Hierzu ist Schottland in acht Regionen unterteilt aus denen je sieben Kandidaten nach dem Verhaltniswahlrecht uber die Listen der Parteien gewahlt werden Auch in Schottland gilt die Erststimme dem Direktmandat und die Zweitstimme dem Listenmandat Eine Regelung fur Uberhangmandate ist nicht vorgesehen 7 Wales Bearbeiten Auch Wales bekam im Jahr 1999 sein erstes selbst gewahltes Parlament So wie auch in Schottland entschieden sich die walisischen Wahler fur das Additional Member System siehe oben In Wales werden seitdem 40 von den 60 Sitzen des Welsh Parliament Walisisches Parlament direkt gewahlt Die restlichen 20 Sitze werden uber die Verhaltniswahl vergeben Hierzu wurde Wales in funf Regionen aufgeteilt in denen jeweils vier Kandidaten uber die Listen der Parteien nach dem Verhaltniswahlrecht gewahlt werden 8 Anwendung in anderen Landern BearbeitenDas Personalisierte Verhaltniswahlrecht das erstmals in Deutschland bei der Grundung der Bundesrepublik zu Anwendung kam wurde u a auch in Bolivien Venezuela und Ungarn eingefuhrt 9 Literatur BearbeitenJanine Hayward Hrsg New Zealand Government and Politics 6 Auflage Oxford University Press Melbourne 2015 ISBN 978 0 19 558525 4 englisch Weblinks BearbeitenInformationsseite der Bundeszentrale fur politische Bildung Franz Urban Pappi Anna Sophie Kurella Thomas Brauninger Die personalisierte Verhaltniswahl Begriff Einfuhrung in Deutschland Wirkung in Franz Urban Pappi Anna Sophie Kurella Thomas Brauninger Hrsg Parteienwettbewerb und Wahlerverhalten im deutschen Mischwahlsystem Springer VS Wiesbaden 2021 Karl Rudolf Korte Personalisiertes Verhaltniswahlrecht Wahlen in Deutschland Grundsatze Verfahren Analysen Bundeszentrale fur politische Bildung The road to MMP Introduction In New Zealand History Ministry for Culture amp Heritage 5 August 2014 abgerufen am 26 Oktober 2015 englisch Electoral systems In Te Ara The Encyclopedia of New Zealand Ministry for Culture amp Heritage 17 Februar 2015 abgerufen am 26 Oktober 2015 englisch The Electoral System The Scottish Parliament abgerufen am 27 Oktober 2015 englisch Einzelnachweise Bearbeiten The road to MMP Introduction In New Zealand History New Zealand Ministry for Culture amp Heritage 5 August 2014 abgerufen am 26 Oktober 2015 englisch The road to MMP First past the post In New Zealand History New Zealand Ministry for Culture amp Heritage 20 Dezember 2012 abgerufen am 26 Oktober 2015 englisch The road to MMP 1996 and beyond the road to MMP In New Zealand History New Zealand Ministry for Culture amp Heritage 10 Juni 2014 abgerufen am 26 Oktober 2015 englisch Electoral systems MMP in practice In Te Ara The Encyclopedia of New Zealand New Zealand Ministry for Culture amp Heritage 17 Februar 2015 abgerufen am 26 Oktober 2015 englisch Therese Arseneau Nigel S Roberts The MMP Electoral System In New Zealand Government and Politics 2015 Kapitel 5 1 S 276 englisch The National Assembly Nicht mehr online verfugbar Lesotho Government archiviert vom Original am 20 Februar 2015 abgerufen am 26 Oktober 2015 englisch a b The Electoral System for the Scottish Parliament The Scottish Government abgerufen am 27 Oktober 2015 englisch The National Assembly Election 2011 PDF 598 kB Welsh Government abgerufen am 27 Oktober 2015 englisch Mixed Member Proportional Voting Nicht mehr online verfugbar Mount Holyoke College Massachusetts archiviert vom Original am 24 Januar 2001 abgerufen am 26 Oktober 2015 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Personalisiertes Verhaltniswahlrecht amp oldid 237508819