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Paul Gerardy 15 Februar 1870 in Maldingen 1 Juni 1933 in Brussel war ein preussisch deutscher spater belgischer Schriftsteller Dichter und Verleger Paul Gerardy Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Rezension 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenGerardy wuchs als Sohn von Johann Nicolas Gerardy und dessen Ehefrau Anna Maria Deraideux in Maldingen einem heute zur Gemeinde Burg Reuland gehorenden Dorf auf das zu seiner Zeit noch zu Preussen gehorte und seit 1918 Teil von Ostbelgien ist Durch die Grenznahe zur franzosisch sprechenden Wallonie beherrschte er beide Heimatsprachen ebenso wie das Eifeler Platt Bereits mit 12 Jahren wurde Gerardy Vollwaise und zog daraufhin zu einem Bruder seines Vaters der in Luttich einen Weingrosshandel betrieb Nach dem Besuch der Jesuitenschule College St Servais in Luttich und eines Internats in St Truiden begann Gerardy 1890 mit einem Studium der Literatur und Philosophie an der Universitat Luttich das er jedoch ohne Abschluss nach zwei Jahren vorzeitig beendete Stattdessen pflegte er Freundschaften zu wallonischen Kunstlern und begann mit seinem schriftstellerischen Wirken Im Jahr 1892 legte Gerardy sein Erstlingswerk Les chansons naives dem Lyriker Stefan George zur Begutachtung vor und trat zugleich dem sich neu bildenden George Kreis bei der aus einer lockeren Gruppe von Intellektuellen bestand Daraus wurde spater um die Jahrhundertwende ein fester Anhangerkreis um George und die Mitglieder trugen durch ihre Beitrage in die von ihm 1892 erstmals herausgegebenen Blatter fur die Kunst zum anfanglichen Erfolg dieser Zeitschrift bei die mit gelegentlichen Unterbrechungen bis 1919 das literarisch intellektuelle Sprachrohr des Kreises gewesen war 1 Zwischenzeitlich hatte Gerardy 1892 die monatlich erscheinende Literatur und Kunstzeitschrift Floreal gegrundet in der er einen Teil seiner fruhen Dichtungen veroffentlichte und die im Jahr 1894 mit Le Reveil fusionierte Im Jahr 1896 zog Gerardy der zwei Jahre zuvor Louise Delvoie geheiratet hatte und mit ihr den 1895 geborenen Sohn Paul Marie Gerardy 1895 1974 bekommen hatte nach Brussel wo noch im gleichen Jahr der zweite Sohn Wilfrid Gerardy 1896 1917 geboren wurde Dort ubernahm er 1899 die Leitung der Wirtschaftszeitschrift La Gazette coloniale wofur ausschliesslich finanzielle Grunde sprachen da der Erlos seiner Schriften fur seine weiter wachsende Familie alleine nicht ausreichte In Brussel waren dem Ehepaar noch die Tochter Louise 1898 1976 und Genevieve 1900 1965 geboren worden Gerardy der verschiedene Schriften auch unter dem Pseudonym Tristan Maldange veroffentlichte und oftmals als kritischer Zeitzeuge mit seinen Ansichten in der Gesellschaft aneckte emigrierte zu Beginn des Ersten Weltkriegs mit seiner Familie nach England Nach dem Ende des Kriegs kehrte er nach Brussel zuruck konnte aber nicht mehr an seine schriftstellerischen Erfolge anknupfen und seine wirtschaftliche Lage blieb weiterhin prekar Gerardy war fortan vorwiegend als Wirtschaftspublizist tatig und grundete in den zwanziger Jahren mehrere Wirtschafts und Borsenzeitschriften Am 1 Juni 1933 starb Gerardy in Brussel und seine judische Schwiegertochter Alice Gerardy Reich sowie der Literaturwissenschaftler Jorg Ulrich Fechner sorgten sich um den Erhalt und die Erschliessung von Paul Gerardys geistigem Erbe In Gedenken an Gerardy wurde im Obergeschoss des Kulturhauses in Burg Reuland das Paul Gerardy Museum eingerichtet das 1986 im Beisein der damaligen Prinzessin Paola eroffnet worden war 2 Daruber hinaus wurde in Burg Reuland eine Schule nach ihm benannt und eine zweisprachige Gedenkplatte am Eingang zur Schule in seinem Geburtsort Maldingen dem Gerardy zeitlebens verbunden war befestigt die ursprunglich an seinem Geburtshaus angebracht worden war Rezension Bearbeiten nbsp Paul Gerardy 1904 Gemalde von James EnsorGerardy war ein bedeutender Mittler seiner Zeit zwischen dem franzosischen und deutschen Kulturraum und verweigerte sich dem zunehmend nationalistischen Uberschwang Es ist uberliefert dass er zur Frage nach seiner Nationalitat feststellte Ich komme aus meinem Dorf das genugt mir Seine Verbundenheit zur Heimat zeigte sich in seinem zeitweise benutzten Pseudonym Tristan Maldange der Tristan von Maldingen Kunstlerisch galt Gerardy mit seiner nonkonformistischen Geisteshaltung als Linksintellektueller der mit seinen Schmah und Streitschriften viel Aufmerksamkeit erregen wollte In seinem Erstlingswerk Les chansons naives das mit Illustrationen von Auguste Donnay ausgestattet war passte er sich noch den folkloristischen und anarchischen Tendenzen der Lutticher Symbolisten an und wurde dafur im George Kreis vielfach geschatzt Stefan George selbst stellte Gerardy anfangs mit Hugo von Hofmannsthal gleich der mit Gerardy befreundet war Da Gerardy aber nicht nur Lyriker und Kunstfreund war sondern auch zunehmend ein kuhler Analytiker des politischen Zeitgeschehens wurde wurde er von anderen Zeitgenossen kritischer gesehen Dazu vermerkte beispielsweise der Schriftsteller Oskar A H Schmitz in seinem Tagebuch Er beobachtet einzelnes Treffliche hat gute Einfalle aber welche Kalte Seinen Hang zur politischen Satire lebte Gerardy vor allem in seiner 1903 in Paris erschienenen anonymen Schrift Carnets du roi aus in der er den belgischen Konig Leopold II und dessen Kolonialpolitik scharf attackierte Die rund 300 Seiten starke satirische Publikation loste in Belgien einen Skandal aus und wurde daraufhin in Belgien verboten Erst 1908 bekannte sich Gerardy offentlich zur Autorenschaft Eine ahnlich satirisch formulierte kritische Schrift gegen den deutschen Kaiser Wilhelm II erschien 1904 unter dem Titel Le Grand Roi Patacake in der er diesen als den grossen Konig Patacake als den Einzigen Unermudlichen Allwissenden den Uberallzugleichseienden und Mirabiliskribifax bezeichnete und ihm unterstellte viele Gebarden fur wenig Handlungen viel Larm um nichts viele Worte fur wenig Gedanken zu machen Mehrere seiner Schriften wurden in spateren Jahren unter anderem von Mario Zanucchi immer wieder neu aufgelegt und in verschiedene Sprachen ubersetzt sowie auf verschiedenen Ausstellungen der Offentlichkeit prasentiert Schriften Auswahl BearbeitenLes chansons naives Gnuse Liege 1892 Pages de joie Floreal Luttich 1893 Les petits essais d enthousiasme Floreal Luttich 1895 A la gloire de Bœcklin Gnuse Luttich 1896 Roseaux Paris Mercure de France 1898 Les Carnets du Roi L Genonceaux Paris 1903 Le Chinois tel qu on le part L Genonceaux Paris 1903 Le grand roi Patackake L Genonceaux Paris 1904 Quatorze extraits du bestiaire d Hortensius Collection Pamphila Brussel 1920Literatur BearbeitenPaul Delforge Paul Gerardy in Connaitre la Wallonie Dezember 2013 franzosisch Jorg Ulrich Fechner Paul Gerardy 1870 1933 Der Freund Stefan Georges Ein belgisch deutscher Mittler Katalog zur Ausstellung im Belgischen Haus Vaillant Carmanne Luttich 1985 Heinz Warny Paul Gerardy als Mittler zwischen den Kulturen spat geehrt In Lebensbilder aus Ostbelgien Band 1 Grenz Echo Verlag Eupen 2017 S 56 57 ISBN 978 3 86712 131 6 Werner Miessen Kabarett im Labyrinth der Vaterlander ostbelgische Prosa von Paul Gerardy bis heute Helios Verlag Aachen 2004 Hubert Roland Marnix Beyen Greet Draye Deutschlandbilder in Belgien 1830 1940 Waxmann Verlag 2011 digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Paul Gerardy Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Spitzzungiger Geist galt als Vermittler zwischen den Kulturen in Grenz Echo vom 15 Februar 2020 Tag des Offenen Denkmals wurdigt Paul Gerardy Audiobeitrag uber Paul Gerardy auf BRF vom 7 September 2011 Gregor Bran Paul Gerardy in Eifel Mosel Zeitung vom 18 Januar 2017Einzelnachweise Bearbeiten Paul Gerardy Geistige Kunst in Blatter fur die Kunst Band 1 1894 Paul Gerardy MuseumNormdaten Person GND 123535700 lobid OGND AKS LCCN n98002789 VIAF 12445131 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gerardy PaulKURZBESCHREIBUNG belgischer Schriftsteller und DichterGEBURTSDATUM 15 Februar 1870GEBURTSORT MaldingenSTERBEDATUM 1 Juni 1933STERBEORT Brussel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paul Gerardy amp oldid 224358118