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Das Palais Neubrandenburg war Sommer und Nebenresidenz der herzoglichen Familie des Herzogtums Mecklenburg Strelitz in Neubrandenburg Es stand an der Ostseite des Neubrandenburger Marktplatzes und war neben dem Alten Rathaus pragend fur den zentralen Platz der Stadt Ab 1920 war es Sitz der stadtischen Ausstellungen der Reuter und Kunstsammlung Wahrend der letzten Kriegstage 1945 brannte das in traditioneller Fachwerkbauweise errichtete Palais bis auf die Grundmauern ab und wurde nicht wieder aufgebaut Nach grundlichen archaologischen Untersuchungen wurden 2008 durch den Marktplatzumbau mit Tiefgarage die letzten Reste der Palaisfundamente abgebaggert Westseite des Palais mit Haupteingang und Mittelrisalit um 1900 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Schicksal des Palais 1 1 Errichtung und Verwendung 1 2 Umbau um 1820 1 3 Stadtische Kunstsammlung Reuter Sammlung und Zerstorung 1 4 Ausgrabungen 2 Literatur Auswahl 3 Einzelnachweise 4 WeblinksGeschichte und Schicksal des Palais BearbeitenErrichtung und Verwendung Bearbeiten Ab der Jahrhundertmitte des 18 Jahrhunderts wurde Neubrandenburg neben Neustrelitz zur wichtigen Residenz des Teil Herzogtums Mecklenburg Strelitz wo sich die Hofgesellschaft alljahrlich wahrend der Sommermonate aufhielt Im Jahre 1774 plante Herzog Adolf Friedrich IV den Bau einer furstlichen Sommerresidenz in Neubrandenburg Direkt an der Ostseite des Marktplatzes in Neubrandenburg entstand das Palais als ein furstliches Residenzschloss fur die Sommermonate Veranlassung war die schone landschaftliche Lage in der Nahe des Tollensesees und landespolitische Interessen Neubrandenburg war ein wichtiges politisches Zentrum im 1701 gegrundeten Teil Herzogtum Mecklenburg Strelitz Als Vorderstadt vertrat Neubrandenburg die ubrigen landstandigen Stadte des Stargarder Kreises im Engeren Ausschuss der Mit und Gegenregierung der vereinten Landstande im mecklenburgischen Gesamtstaat Entgegen damaliger Ublichkeit liess Adolf Friedrich IV seine neue Sommerresidenz an einem der belebtesten Platze seines Herrschaftsgebietes erbauen Das Stadtschloss entstand in mehreren Bauphasen direkt auf dem Neubrandenburger Marktplatz und begrenzte zuletzt dessen Ostseite vollstandig Um genugend Platz fur das Bauvorhaben zu schaffen schenkte der Neubrandenburger Magistrat dem Herzog die Grundstucke der Waage und des Spritzenhauses 1775 wurde mit dem Bau des Palais begonnen Nach der Fertigstellung des Gebaudes zeigte sich dass die Raumlichkeiten zu wenig Platz fur die Hofhaltung boten Aus diesem Grund wurden fur eine Erweiterung 1785 die benachbarten Gebaude der Alten Ratsapotheke und das so genannte Rathkensche Haus angekauft Wahrend die Hofhaltung in Neubrandenburg abrupt mit dem Tod des Herzogs Adolf Friedrich IV 1794 endete blieb Neubrandenburg als Vorderstadt bis zum Ende der Monarchie die politisch bedeutendste Stadt in Mecklenburg Strelitz Hier fanden traditionell die Zusammenkunfte der Ritter und Landschaft des Landesteils Mecklenburg Strelitz statt Auch die Inthronisation neuer Herrscher erfolgte stets im Neubrandenburger Stadtschloss Umbau um 1820 Bearbeiten Um 1820 wurde das Palais nach den Entwurfen des Hofbaumeisters und Bildhauers Christian Philipp Wolff 1772 1820 im klassizistischen Stil umgebaut Das zweigeschossige etwa 86 m lange Gebaude erhielt in der Mitte einen schwach abgesetzten Mittelrisalit sowie an den Ecken etwa 7 5 m nach Westen vorspringende Seitenflugel Das Palais wurde von aussen verputzt und bekam ein Mansarddach An der reprasentativen Westseite des Gebaudes befand sich der architektonisch geschmuckte Mittelrisalit mit dem Haupteingang Oberhalb des Portals hatte Christian Philipp Wolff einen Balkon erbaut der auf vier romisch dorischen Saulen ruhte Der erhohte Vorbau diente dem Landesherren und seiner Regierung als offentliche Plattform Hier nahm unter anderem der Grossherzog von Mecklenburg Strelitz bei Amtsantritt die Huldigung der Stande und Burger entgegen Die Raume des Palais waren ebenfalls im klassizistischen Stil gestaltet Eine besondere Erwahnung verdienen in diesem Zusammenhang die reich dekorierten vier Sale das furstliche Arbeitszimmer und die Kapelle Stadtische Kunstsammlung Reuter Sammlung und Zerstorung Bearbeiten Siehe auch Kunstsammlung Neubrandenburg nbsp Marktplatz von Sudwesten mit altem Rathaus dahinter das Palais um 1900 nbsp Sudflugel des Palais Eingang zur Stadtischen Kunstsammlung 1920Nach dem Ende der Monarchie in Mecklenburg Strelitz ging das Palais 1919 in stadtischen Besitz uber und in dem nun offentlichen Gebaude wurden Buroraume der Stadtverwaltung eingerichtet 1920 stellte der Magistrat der Stadt Neubrandenburg den Sudflugel fur die Unterbringung der 1890 begrundeten Stadtischen Kunstsammlung zur Verfugung Die Grundung der Kunstsammlung war 1890 durch die Schenkung der Kunstsammlung des Malers Henry Stoll 1822 1890 an seine Vaterstadt ermoglicht worden und 1911 durch Schenkung des Kunsthandlers August Schmidt 1825 1911 erweitert worden Die Sammlung umfasste mehr als 700 Gemalde und uber 3000 Grafiken darunter kostbare Werke von Blechen Durer van Dyck Murillo Piranesi und Rembrandt wertvolles Meissner Porzellan Skulpturen und Plastiken kunsthandwerkliche Erzeugnisse sowie eine Kunstbibliothek und Antiquitaten In zwei Raumen des gleichen Flugels erhielt vier Jahre spater die von Karl Theodor Gaedertz 1855 1912 gestiftete Reuter Sammlung mit zahlreichen Briefen Gedichten Reden Aufsatzen Pressebeitragen Fotos und Devotionalien des niederdeutschen Dichters Fritz Reuter ihr neues Domizil Entsprechend Reuters Dorchlauchting Humoreske von 1866 wurde das grossherzogliche Palais vom Volksmund bisweilen auch als Dorchlauchtings Palais bezeichnet Wahrend der letzten Kriegstage 1945 brannte das Palais bis auf die Grundmauern nieder Angeblich soll die Kunstsammlung kurz zuvor ausgelagert und in Richtung Schwerin abtransportiert worden sein und ist seitdem bis heute verschollen Nachforschungen uber den Verbleib des Bestandes blieben bislang ohne Erfolg Aufgefundene Inventarlisten in den Nachlassakten der Stoll schen Sammlung ermoglichten erstmals detailliertere Aussagen uber den Bestand und die gezielte Suche nach den einzelnen verschollenen Werken Ausgrabungen Bearbeiten Seit dem 15 Mai 2006 wurde der Neubrandenburger Marktplatz durch das Landesamt fur Kultur und Denkmalpflege archaologisch untersucht Anlass der Massnahme war der Bau einer Tiefgarage Im Herbst 2006 wurden dabei in zwei Kellerraumen unter dem ehemaligen Sudflugel des Palais unmittelbar in jenem Bereich wo bis von 1920 bis 1945 die Kunstsammlung untergebracht war Uberreste der Stadtischen Kunstsammlung aufgefunden 1 Dabei handelt es sich insbesondere um stark brandgeschadigte Reste qualitatsvoller Statuetten aus Bronze Porzellan und Terrakotta Diese sind zum Teil identifiziert und provisorisch zusammengefugt worden Das Landesamt fur Kultur und Denkmalpflege prasentierte den Fund gemeinsam mit der Kunstsammlung Neubrandenburg in einer Sonderausstellung Die Fundamente und Kellergewolbe der 1945 zerstorten Sommerresidenz der Herzoge von Mecklenburg Strelitz wurden fast vollstandig ergraben Es zeigte sich dass die Fundamentierung und die Bauweise des Palais nicht aus den erhaltenen Planen der Zimmerunterteilung erschlossen werden konnte Die archaologischen Untersuchungen lieferten erstmals einen genauen Plan der Grundmauern Die Funde z B zahllose Austernschalen reich verzierte Ofenkacheln Reste diverser Einrichtungsgegenstande bieten einen interessanten Einblick in das Leben am Strelitzschen Hofe Die baulichen Reste des Palais und der teilweise Jahrhunderte alteren Vorgangerbauten wurden nach Abschluss der archaologischen Untersuchungen entfernt Eine oberirdische Markierung der ehemaligen Gebaudekonturen erfolgte nicht Literatur Auswahl BearbeitenReinhard Wehden Pfusch am Bau anno 1785 ausgegraben die Fundamente des herzoglichen Palais an der Stargarder Strasse sind beinahe freigelegt bei einer offentlichen Fuhrung sind Details zu erfahren In Nordkurier 2006 Nr 145 S 20 Helmut Borth Neubrandenburg Markt Dorchlauchtings Sommerresidenz In Belvedere und andere schone Aussichten 2003 S 131 138 Helmut Borth Neubrandenburg Kleine Wollweberstrasse das Palais des Theatergrafen In Belvedere und andere schone Aussichten 2003 S 114 119 Helmut Borth Eine Sommerresidenz fur Dorchlauchting Neubrandenburg Palais In Anzeigenkurier Band 11 2001 Nr 51 S 7 Annalise Wagner Rathaus Marktplatz und Palais In Aus dem alten Neubrandenburg 1998 S 5 10 Volker Schmidt Palais In Neubrandenburg 1997 S 80 Joachim Milster Dorchlauchtings Palais und die Palaisstrasse In Anzeigenkurier Band 7 1997 Nr 52 S 9 Joachim Milster Prunkvolles Paleh am Markt Dorchlauchting musste sich Geld fur den Bau leihen Sommerhaus des Herzogs 1945 zerstort In Nordkurier 1995 Nr 156 S 14 Georg Alexander Herzog zu Mecklenburg Das Haus Mecklenburg Strelitz und seine Schlosser In Burgen Schlosser Gutshauser in Mecklenburg Vorpommern 1993 S 59 65 Annalise Wagner Rathaus Marktplatz und Palais In Aus dem alten Neubrandenburg 1972 S 9 16 Neubrandenburg Palais Belvedere In Georg Kruger Hrsg Kunst und Geschichtsdenkmaler des Freistaates Mecklenburg Mecklenburg Strelitz Band 1 Das Land Stargard Teil 3 1929 S 115 122 Jurgen Brandt Neubrandenburg In Alt Mecklenburgische Schlosser und Herrensitze 1925 S 29 Karl Wendt Die Huldigung des Grossherzogs Adolf Friedrich V seitens der Landstande Stargardischen Kreises im Palais zu Neubrandenburg am 21 Juli 1904 und sein Einzug in die Stadt am 1 Juni 1906 In Geschichte der Vorderstadt Neubrandenburg in Einzeldarstellungen 1922 S 240 242 Einzelnachweise Bearbeiten Pressemitteilung der Stadt Neubrandenburg vom 30 November 2007Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Palais Neubrandenburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur uber Palais Neubrandenburg in der Landesbibliographie MV Historie der Stadtischen Kunstsammlung 1890 1945 auf den Seiten der Kunstsammlung Neubrandenburg Bilder der wiederentdeckten Porzellanen und Skulpturen der Stadtischen Kunstsammlung 1890 1945 auf den Seiten der Kunstsammlung Neubrandenburg Ergebnisse und Funde der Ausgrabungen mit Bildern auf den Seiten der BIG STADTEBAU MECKLENBURG VORPOMMERN GmbH Bilder und Presseerklarung der Stadt Neubrandenburg zu den Ausgrabungen der Stadtischen Kunstsammlung53 557444444444 13 260694444444 Koordinaten 53 33 26 8 N 13 15 38 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Palais Neubrandenburg amp oldid 234962929