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Norbert Kricke 30 November 1922 in Dusseldorf 28 Juni 1984 ebenda war ein deutscher Bildhauer Sein Hauptwerk sind die so genannten Raumplastiken aus metallischen Linien die den Raum dynamisch durchfahren Kricke wollte durch die Darstellung von Raum und Bewegung dem Menschen ein Gefuhl von Freiheit vermitteln Ab den ersten abstrakten Plastiken in den fruhen 1950er Jahren bis zu seinem Tod ist er der Linie als Gestaltungsmittel treu geblieben Er gehort zu den wichtigsten Vertretern der deutschen Nachkriegsmoderne Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Werk 3 Ausstellungen Auswahl 4 Auszeichnungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenKricke studierte bis 1946 an der Hochschule der Kunste Berlin bei dem traditionellen Bildhauer Richard Scheibe dessen Meisterschuler er wurde und bei Hans Uhlmann der als einer der ersten deutschen Bildhauer abstrakte Drahtplastiken schuf 1947 zog Kricke nach Dusseldorf und wurde 1964 als Professor an die Kunstakademie Dusseldorf berufen deren Direktor er von 1972 bis 1981 war Als Gast des British Council machte er 1955 eine Studienreise nach England und Schottland 1958 besuchte er die Harvard University 1973 mit John A Thwaites Mladen Lipecki und anderen Agypten Nach ersten figurlichen Skulpturen fand Kricke im filigranen biegsamen Drahtgestell sein eigentliches plastisches Gestaltungsmittel Ab 1950 schuf er erste abstrakte Gebilde die er Raumplastiken nannte Sie bestehen aus filigranen Stahllinien die sich dynamisch durch den Raum zu bewegen scheinen Die immateriell und schwerelos wirkenden Raumplastiken stehen im Gegensatz zur traditionellen Korperplastik deren Massenvolumen aus Materialien wie Stein Marmor oder Bronze eine geschlossene Oberflache ausbildet und den umgebenden Raum ausgrenzt Mittels transparenter Materialien perforierter Oberflachen und verschiedener Ansichten wurden Raum und Bewegung zum Thema seiner modernen Plastik Kricke war ein Vertreter der modernen Vorstellung von Raum und Zeit die als allgegenwartige Grossen alles durchdringen Er selbst sagte dass er die Einheit von Raum und Zeit durch die suggerierte Bewegung seiner Raumplastiken darstellen will Bei der Umsetzung dieser Gedanken spielte auch Wilhelm Lehmbruck eine tragende Rolle Als Flieger der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg und als Zuchter von Brieftauben hatte Kricke einen spezifischen Zugang zum Begriffspaar Raum und Bewegung das ihn auch als Kunstler beschaftigte 1 Krickes erste abstrakte Plastiken sind noch geometrisch und rechtwinklig und stehen in der Tradition des Konstruktivismus von Naum Gabo und Antoine Pevsner der Vorkriegsmoderne deren plastische Gebilde auf einer technisch mathematischen Herangehensweise beruhen Zunehmend wurde Krickes Formsprache aber freier expressiver und dynamischer Nachdem er 1952 mit der Serie der Lutticher die diagonale Linie eingefuhrt hatte ahnelten seine Kurvigen Knoten und Knauel ab 1953 immer mehr gestenhaften Zeichen Sie wirken wie choreographische Spuren des Kunstlers die in Material festgehalten sind Diese Formtypen stehen im Verhaltnis zum Informel das in den funfziger Jahren international die wichtigste kunstlerische Stromung war Nach Gleichschaltung und Instrumentalisierung der Kunst als Propagandamittel im Dritten Reich wollte die junge Kunstlergeneration zu der Kricke gehort frei aus sich selbst heraus schaffen Der individuelle Ausdruck der Informellen manifestierte sich in impulsiven energetischen Linienschwungen die eine dynamische Raumvorstellung widerspiegeln Nach Kricke bedeutet Raum in der Plastik immer Freiheit Diese Freiheit soll bei der Betrachtung seiner Plastiken spurbar werden und sich auf den Menschen ubertragen Im offentlichen Raum war es Kricke ein Anliegen die funktionalistische streng rechtwinklige Architektur der Nachkriegsmoderne durch seine Plastiken aufzulockern In ihrer Dynamik wirkt die Grosse Mannesmann von 1959 gestaltet aus Edelstahlroren des Unternehmens Mannesmann 2 noch heute als Gegensatz zur strengen Geometrie des Burohauses von Paul Schneider Esleben am Dusseldorfer Rheinufer Eine grosse Flachenbahn aus dem gleichen Jahr befindet sich an der Stirnwand des Kleinen Hauses des Theaters in Gelsenkirchen von Werner Ruhnau Ein weiteres Werk das in einen Gegensatz zur strengen rechtwinkligen Architektur seiner Umgebung trat war die Space Sculpture die ab 1965 vor dem Los Angeles County Museum of Art aufgestellt war 3 Norbert Kricke war Teilnehmer der documenta II 1959 und der documenta III im Jahr 1964 in Kassel Ab Ende der 1960er Jahre kam es zwischen Beuys und Kricke der Beuys messianisches Auftreten und Jesus Kitsch vorwarf 4 zu einer der hartesten Auseinandersetzungen der deutschen Nachkriegskunstgeschichte Umgekehrt galt Kricke seinen Kritikern als Siegelbewahrer einer informellen Vergangenheit als Kunstler des Establishments und des Kapitals wahrend Beuys mit seinem Begriff der Sozialen Plastik und als Grunder der Freien Internationalen Hochschule fur Kreativitat und interdisziplinare Forschung sich als die wirkliche Avantgarde verstand 5 Als Direktor der Dusseldorfer Kunstakademie fuhrte Kricke 1972 die Tradition des Akademie Rundgangs ein einer offentlichen Ausstellung studentischer Semesterarbeiten im Akademiegebaude Gunter Grass Schriftsteller und Nobelpreistrager fur Literatur studierte 1948 1952 an der Kunstakademie Dusseldorf Grafik und Bildhauerei Er erwahnt in seiner 2006 erschienenen Autobiografie Beim Hauten der Zwiebel auch Norbert Kricke S 335 In der Klasse des Bildhauers Enseling stiess ich auf Norbert Kricke der naturgetreu seinem Meister nacheiferte und lebendige nackte Madchen in nackte Madchen aus Gips verwandelte bis er nur wenige Jahre spater von seinen Nackedeis genug hatte und fortan mit dekorativ gebogenen Drahtskulpturen dem Zeitgeist zu Diensten war Werk Bearbeiten nbsp Plastik 1959 am kleinen Haus des Musiktheaters im Revier Gelsenkirchen nbsp Plastik ca 1962 Gelsenkirchen Nahe Musiktheater nbsp Grosse Mannesmann 1958 1961 ausgestellt auf der documenta III heutiger Standort Platz am Mannesmann Haus und Vodafone Hochhaus Dusseldorf nbsp Grosse Mannesmann andere Perspektive nbsp Kraftebundel 1967 Rheinisches Landesmuseum Bonn nbsp Grosse Fliessende H 1969 am Museum Kunstpalast Dusseldorf nbsp Grosse Kurve I 1980 BottropWichtigste Grossplastiken und Wassergestaltungen 1955 1956 Grosse Raumplastik am Opernhaus Theater Munster Munster Westfalen 1957 1959 Relief Grosse Flachenbahn in zwei Ebenen am Stadttheater Gelsenkirchen 1958 Relief in der Halle der Lufttechnischen Gesellschaft Stuttgart 1958 1959 Raumplastik Grosse Kasseler Stadt Leverkusen 1958 1961 Raumplastik Grosse Mannesmann Dusseldorf 1961 Relief Flachenbahn Aula des Apostelgymnasiums Koln 1960 1963 Raumplastik Aggertalklinik Engelskirchen 1961 1963 Raumplastik Grosse Reux im Park von Chateau de Reux Normandie 1962 Raumplastik Gelsenkirchen 1963 1964 Wasserwald Innenhof der Rheinischen Girozentrale Dusseldorf 1964 1965 Grosse Raumplastik County Museum of Art Los Angeles 1965 1966 Raumplastik Grosse Fliessende Fondation Maeght St Paul de Vence 1966 Relief Flachenbahn Eingangshalle der Munchener Ruckversicherungs Gesellschaft Munchen 1966 Raumplastik Zentralbad Dusseldorf 1967 Raumplastik Physikalisch Technische Bundesanstalt Braunschweig 1967 1968 Raumplastik Rheinisches Landesmuseum Bonn 1968 Raumplastik Grosse Fliessende Duisburg Wilhelm Lehmbruck Museum Duisburg zerstort 1968 Raumplastik 1962 IV Stadt Monchengladbach 1969 Raumplastik Grosse Hatje Stuttgart 1969 1970 Raumplastik Grosse Fliessende H 69 Kunstmuseum Dusseldorf 1972 1973 Grosser Wasserwald vor der Bundesanstalt fur Arbeit Nurnberg 1973 Stabplastik in der Eingangshalle der Firma Knauber Bonn 1974 Raumplastik 1959 60 Hirshhorn Museum Skulpturengarten Washington D C 1976 Entwurfsarbeit Wasserwande fur Platzgestaltung der Rundfunkanstalten Koln 1977 Raum Zeit Plastik Grosse Giedion 1977 Skulpturenpark Schmela Dusseldorf Lohausen 1978 1979 Wasserwald im Gebaude des Europaparlaments StrassburgAusstellungen Auswahl Bearbeiten1975 Kunsthalle Dusseldorf Dusseldorf 1976 1977 Staatsgalerie Stuttgart 1980 Stadtische Galerie im Stadel Frankfurt am Main 2006 2007 museum kunst palast Dusseldorf 2008 Edith Wahllandt Galerie Stuttgart 2013 Emil Schumacher Museum Hagen 2022 2023 Norbert Kricke Bewegungen im Raum Museum Kuppersmuhle DuisburgAuszeichnungen Bearbeiten1970 Bundesverdienstkreuz am Bande 1971 Wilhelm Lehmbruck Preis der Stadt Duisburg 1975 Bundesverdienstkreuz 1 KlasseLiteratur BearbeitenEduard Trier Norbert Kricke Recklinghausen 1963 Jurgen Morschel Norbert Kricke Ausstellungskatalog Stuttgart 1977 Stephan von Wiese Sabine Kricke Guse Hrsg Norbert Kricke Plastiken und Zeichnungen Eine Retrospektive museum kunst palast Dusseldorf 2006 ISBN 3 937572 62 7 Hannelore Kersting Bearb Kunst der Gegenwart 1960 bis 2007 Stadtisches Museum Abteiberg Monchengladbach 2007 ISBN 978 3 924039 55 4 Kunstkalender In Die Zeit Nr 31 1975 Dusseldorf und Duisburg Norbert Kricke Jubilaumsschau zum 50 Geburtstag Helmut Schneider Raum heisst Freiheit Skulpturen zum Denken und Erfahren In Die Zeit Nr 46 1980 H Schneider Die Linie als Form von Zeit und Raum In Die Zeit Nr 30 1984 Nachruf Walter Biemel Die Raum Zeit Thematik im Werk von Norbert Kricke In Walter Biemel Gesammelte Schriften Band 2 Schriften zur Kunst Frommann Verlag Gunter Holzboog Stuttgart Bad Cannstatt 1996 S 287 315 mit Abbildungen Ulrich Schumacher Rouven Lotz Hrsg Norbert Kricke und Emil Schumacher Positionen in Plastik und Malerei nach 1945 Emil Schumacher Museum Hagen 2013 ISBN 978 3 86206 315 4 Kricke Norbert In Oberste Baubehorde Munchen Hrsg Bildwerk Bauwerk Kunstwerk 30 Jahre Kunst und Staatliches Bauen in Bayern Bruckmann Munchen 1990 ISBN 3 7654 2308 4 S 72 88 89 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Norbert Kricke Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Biografie und Werke von Norbert Kricke auf Galerie m Bochum Literatur von und uber Norbert Kricke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Materialien von und uber Norbert Kricke im documenta Archiv Die Welt des Norbert Kricke Portrat mit seinen Arbeiten im offentlichen Raum Welt der Form Manifest der Professoren der Kunstakademie Dusseldorf vom 12 November 1968 gegen Joseph Beuys Gunter Engelhard Der Zeus vom Rhein PDF 1 1 MB In art magazin 9 2006Einzelnachweise Bearbeiten Gunter Engelhard Der Zeus vom Rhein In art 09 2006 S 50 PDF In Merian Dusseldorf 9 September 1996 Hoffman amp Campe Verlag Hamburg S 126 Christopher Knight LACMA s Space Sculpture shot from center stage to oblivion Artikel vom 11 April 2015 im Portal latimes com abgerufen am 25 April 2015 Heiner Stachelhaus Joseph Beuys Verlag Claassen Dusseldorf 1987 ISBN 3 546 48680 3 S 119 Gunter Engelhard Der Zeus vom Rhein Memento vom 3 Februar 2015 im Internet Archive In art magazin Heft 9 2006Normdaten Person GND 118724398 lobid OGND AKS LCCN n50043961 VIAF 72188941 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kricke NorbertKURZBESCHREIBUNG deutscher Bildhauer und HochschullehrerGEBURTSDATUM 30 November 1922GEBURTSORT DusseldorfSTERBEDATUM 28 Juni 1984STERBEORT Dusseldorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Norbert Kricke amp oldid 233633342