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37 518333333333 38 605555555556 Koordinaten 37 31 6 N 38 36 20 ONevali Cori Nevali Cori ist eine fruhe neolithische PPNB Siedlung am mittleren Euphrat in der Provinz Sanliurfa in der Turkei gelegen Die Siedlung liegt zu beiden Seiten des Kantara Bachs eines Zuflusses des Euphrats im hugeligen Taurusvorland sie ist seit 1992 vom Ataturk Stausee uberschwemmt Inhaltsverzeichnis 1 Grabung 2 Datierung 3 Hauser 4 Skulpturen 5 Funde 6 Bestattungen 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksGrabung Bearbeiten nbsp Fragment mit Ritzungen im Archaologischen Museum SanliurfaDie Siedlung wurde im Zuge einer Rettungsgrabung wegen des Baus des Ataturk Staudamms Ataturk Baraji unterhalb von Samsat in sieben Kampagnen 1983 1985 87 und 1989 1991 von einem Team der Universitat Heidelberg unter der Leitung des Prahistorikers Harald Hauptmann in Zusammenarbeit mit dem Archaologischen Museum Sanliurfa untersucht Datierung BearbeitenDie relativchronologische Zeitstellung von Nevali Cori ergibt sich aus dem Typenspektrum der Silexindustrie das aufgrund der hier auftretenden Byblosspitzen von schmaler Gestalt und fehlender Flachenretusche einen Ansatz der Siedlung in die Phase 3 nach Olivier Aurenche rechtfertigt was dem fruhen bis mittleren prakeramischen Neolithikum B PPNB ca 8800 7000 v Chr entspricht Verschiedene Gerateformen belegen jedoch eine Fortdauer der Besiedlung bis in Phase 4 die mit dem spaten PPNB gleichzusetzen ware Eine noch feinere chronologische Einteilung in der Phase 3 ergibt sich durch die Architektur der Siedlung da der fur die Schichten I IV typische Haustyp mit Unterbodenkanalen auch fur die Kanalplanphase in Cayonu charakteristisch ist wahrend der einzige Baubefund der Schicht V Haus 1 mit seinem abweichenden Grundrisstyp schon starker an den Gebauden der Zellplanschicht in Cayonu orientiert ist Zur absoluten Zeitstellung der Siedlung von Nevali Cori liegen vier 14C Daten vor Drei davon stammen aus der Schicht II und datieren diese mit einiger Sicherheit in die zweite Halfte des 9 vorchristlichen Jahrtausends 8600 8000 was den fruhen Daten aus Cayonu Mureybet IVA entspricht und die Einordnung in die Phase 3 nach Aurenche unterstutzt Das vierte dagegen datiert ins 10 Jahrtausend womit in Nevali Cori eine sehr fruhe Phase des PPNB belegt ware Hauser BearbeitenDie Siedlung weist funf Bauschichten auf Lange rechteckige Hauser mit zwei bis drei parallelen zellenartigen Raumfluchten werden als Magazine gedeutet Daran schliesst sich ein ebenfalls rechteckiger durch Mauervorsprunge gegliederter Vorbau an der als Wohnraum zu interpretieren ware Charakteristisch fur diese Hausform sind dicke mehrlagige Fundamentpackungen aus grossen Bruchsteinen mit kleineren Steinen in den Zwischenraumen als Auflage fur das aufgehende Mauerwerk Diese sind im Abstand von 1 1 5 m von quer zur Langsachse angeordneten steingedeckten Unterbodenkanalen durchzogen die nach aussen hin einer Beluftung offenstanden und moglicherweise zur Entwasserung Kuhlung oder Beluftung dienten Es wurden 23 dieser Gebaude ergraben die grosse Ahnlichkeit mit den sogenannten Kanalbauten channeled subphase aus Cayonu aufweisen Der Ausgraber nimmt leichte Flachdacher an Im nordwestlichen Teil der Siedlung fand sich eine in den Hang eingetiefte Kultanlage die aus drei ubereinander liegenden Bauten besteht von denen die jungste zur Bauschicht III die mittlere zu Schicht II und die alteste zu Schicht I gehoren durfte In den beiden jungeren Bauten wurde ein in Terrazzotechnik verlegter Zementfussboden freigelegt der in der altesten Bauphase nicht nachzuweisen war Parallelen finden sich in Cayonu und auf dem Gobekli Tepe Im Gebaude fanden sich monolithische Pfeiler die denen auf dem Gobekli Tepe ahneln und auch in ahnlicher Weise angeordnet sind und zwar zwei zentrale wobei die anderen rings um diese angeordnet und in eine Art umlaufender Sitzbank eingebaut sind In der Ostwand dieses Gebaudes der jungsten und mittleren Bauphase eingemauert fanden sich mehrere Bruchstucke grosser Kalkskulpturen siehe Skulpturen Auch die Westseite des Tals wurde mit einigen Grabungsschnitten untersucht wobei ebenfalls Architektur in Rechteckbauweise in 2 3 Bauschichten zutage kam Skulpturen BearbeitenAus dem ortlich anstehenden Kalkstein wurden zahlreiche Statuen und Kleinplastiken angefertigt sie waren bei ihrer Entdeckung die ersten Grossplastiken aus dem Neolithikum In der Ostwand des Sondergebaudes jungste Bauphase vermauert wurden unter anderem ein uberlebensgrosser Kopf mit Schlange am Hinterkopf und abgeschlagenem Gesicht und ein Vogel gefunden dessen Schnabel in einem menschlichen Gesicht endet 1 Aus der mittleren Bauphase des Gebaudes stammen eine pelikanahnliche Vogelskulptur der Korper eines weiteren Vogels und fragmentarisch ein merkwurdiges Wesen mit menschlichem Kopf und vogelartigem Korper In einem der Hauser wurden Skulpturenfragmente gefunden deren Einzelteile sich zu einer totempfahlartigen aus Vogel und Vogel Mensch Mischfiguren bestehenden Skulptur zusammensetzen liessen Auch einige der Pfeiler tragen Reliefs Die T formigen Pfeiler analog zu Funden in Gobekli Tepe werden als menschengestaltige Wesen vielleicht Gotter Ahnen uberirdische Wesen gedeutet wobei das T Stuck den Kopf darstellt der kurzere Teil als Hinterkopf Mitunter sind auf den Breitseiten des Schafts abgewinkelte Arme als Hochrelief dargestellt die auf der vorderen Schmalseite in die Hande ubergehen Dort findet man auch zwei gerade parallel zueinander herabhangende Bander die von den Ausgrabern als stolaahnliches Kleidungsstuck interpretiert werden Funde BearbeitenWeiterhin wurden uber 700 Keramikfiguren gefunden wobei Darstellungen von Menschen uberwiegen nur 30 zoomorphe Darstellungen sind bekannt Auffallig ist dass mannliche und weibliche Figurinen in fast gleicher Anzahl nachweisbar sind Die Darstellung der beiden Gruppen erfolgte bis auf sehr wenige Ausnahmen immer nach demselben Schema 2 Bestattungen BearbeitenEinige der Hauser enthalten Schadeldeponierungen und unvollstandige Skelette Literatur BearbeitenBadisches Landesmuseum Karlsruhe Hrsg Die altesten Monumente der Menschheit Vor 12 000 Jahren in Anatolien Begleitbuch zur Ausstellung im Badischen Landesmuseum vom 20 Januar bis zum 17 Juni 2007 Theiss Stuttgart 2007 ISBN 978 3 8062 2072 8 MediaCultura Hrsg Die altesten Monumente der Menschheit Vor 12 000 Jahren in Anatolien DVD ROM Theiss Stuttgart 2007 ISBN 978 3 8062 2090 2 Harald Hauptmann Nevali Cori Architektur 1988 Anatolica 15 99 110 Harald Hauptmann Nevali Cori Eine Siedlung des akeramischen Neolithikums am mittleren Euphrat 1991 92 Nurnberger Blatter zur Archaologie 8 9 15 33 Harald Hauptmann Ein Kultgebaude in Nevali Cori In Marcella Frangipane u a Hrsg Between the Rivers and over the Mountains Archaeologica Anatolica et Mesopotamica Alba Palmieri dedicata Rom 1993 S 37 69 Harald Hauptmann Fruhneolithische Steingebaude in Sudwestasien In Karl W Beinhauer et al Studien zur Megalithik Forschungsstand und ethnoarchaologische Perspektiven The megalithic phenomenon recent research and ethnoarchaeological approaches Weissenbach Beier amp Beran 1999 Beitrage zur Ur und Fruhgeschichte Mitteleuropas 21 M Morsch Magic figurines A view from Nevali Cori In H G K Gebel Bo Dahl Hermansen und Charlott Hoffmann Jensen Hrsg Magic Practices and Ritual in the Near Eastern Neolithic Ex Oriente Berlin 2002 SENEPSE 8 K Schmidt Sie bauten die ersten Tempel dtv Munchen 2008 ISBN 978 3 423 34490 6 Einzelnachweise Bearbeiten Vogel Mensch Mischwesen sind fur die gesamte Region noch bis in die Antike typisch Vogel die Kopfe angreifen oder sogar abtrennen finden sich auch in Abbildungen in Catal Huyuk Eventuell liegt hier ein Zusammenhang mit einem besonderen Totenkult vor M Morsch Magic figurines A view from Nevali Cori In H G K Gebel Bo Dahl Hermansen und Charlott Hoffmann Jensen Hrsg Magic Practices and Ritual in the Near Eastern Neolithic Ex Oriente Berlin 2002 SENEPSE 8 Weblinks BearbeitenHalvo Projekt Nevali Cori Die Schwelle zur Zivilisation In Der Spiegel Nr 33 1991 S 160 165 online Video Nevali Cori Forschungen zum akeramischen Neolithikum im Vorderen Orient Institut fur den Wissenschaftlichen Film IWF 1996 zur Verfugung gestellt von der Technischen Informationsbibliothek TIB doi 10 3203 IWF G 264 Normdaten Geografikum GND 7610563 5 lobid OGND AKS VIAF 241905436 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nevali Cori amp oldid 217567450