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Die ehemalige Synagoge in Bad Kissingen einer Stadt im bayerischen Regierungsbezirk Unterfranken wurde 1900 02 an der Maxstrasse fruher Promenadenstrasse 1 erbaut Beim Novemberpogrom 1938 wurde sie durch Brandstiftung beschadigt und 1939 trotz reparabler Schaden auf Beschluss des Bad Kissinger Stadtrats abgebrochen Die Neue Synagoge Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Bau 1 2 Pogromnacht 1 3 Gedenken 2 Architektur 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBau Bearbeiten nbsp Die Neue Synagoge Postkarte zwischen 1910 und 1920 Vor dem Bau der Neuen Synagoge 1 gab es zunachst das 1705 unweit des in der heutigen Bachstrasse befindlichen Judenhofes der Erthaler Schutzjuden erbaute Bet und Schulhaus 2 Dieses Bet und Schulhaus ist die alteste nachweisbare Synagoge Bad Kissingens 2 Sie ging auf die Initiative aller in Kissingen lebenden Juden zuruck 2 3 An gleicher Stelle entstand 1851 52 mit der sogenannten Alte Synagoge ein Neubau der jedoch auf Grund der schnell wachsenden Zahl der judischen Gemeindemitglieder zu klein wurde 2 Die Alte Synagoge wurde 1927 28 im Rahmen eines Strassendurchbruchs zwischen Bachstrasse und Theresienstrasse abgerissen 4 Deshalb wurde in den 1890er Jahren der deutsche Architekt Carl Krampf mit einem Neubau der Synagoge beauftragt und begann 1894 mit den ersten Skizzen 2 Der Neubau sollte nach dem Vorbild der Synagoge im Konkurrenzbad Baden Baden im neoromanischen Stil errichtet werden 5 Man beabsichtigte eine Synagoge zu bauen die einem Weltbad wurdig war und die judische Gemeinde reprasentierte ohne sich von ihrer christlichen Umwelt abzuheben 5 Im Jahr 1899 wurden Carl Krampfs Plane genehmigt Im Herbst desselben Jahres begannen die Bauarbeiten und endeten im Jahr 1902 Am 13 Juni 1902 erschien in der lokalen Saale Zeitung ein ausfuhrlicher Bericht uber die Baugeschichte der Synagoge 6 7 Die Baukosten fur die Synagoge beliefen sich auf 150 000 Mark 8 7 Am 14 Juni 1902 wurde die Neue Synagoge eingeweiht 9 10 Der entsprechende Bericht in der Saale Zeitung spricht von einer guten Integration der Bad Kissinger Juden in der Bevolkerung der Stadt da auch viele nichtjudische Burger an der Einweihung teilnahmen 9 10 Kantor an der Bad Kissinger Synagoge war Ludwig Steinberger Vater des Physik Nobelpreistragers Jack Steinberger Pogromnacht Bearbeiten nbsp Die Synagoge nach der Pogromnacht nbsp Gedenktafel am Standort der zerstorten Synagoge 2002 aufgestelltAm 10 November 1938 wurde die Neue Synagoge Opfer der Novemberpogrome 11 Bereits Mitte Oktober 1938 besichtigte Kreisleiter Heimbach mit zwei Begleitern die Synagoge und erkundigte sich wie Nathan Bretzfelder am 20 Oktober 1938 dem VBIG berichtete ob die Heizung in Ordnung und die Synagoge unterkellert sei 12 Auf Nachfrage von Hausmeister Hugo Albert erklarte er dass die Existenz der Synagoge nur eine Frage der Zeit sei 12 13 Am 10 November 1938 wurde die Synagoge um kurz nach 1 Uhr von Mannern des SA Sturms Bad Kissingen unter Anfuhrung des SA Obersturmbannfuhrers Emil Otto Walter in Brand gesetzt 14 Mutmasslich war auch der Bad Kissinger Kreisleiter der NSDAP Willy Heimbach an der Brandstiftung beteiligt dieser war seit Januar 1938 Kreisleiter in Bad Kissingen Das Landgericht Schweinfurt konnte Heimbach 1949 die Beteiligung an der Inbrandsetzung der Synagoge allerdings nicht nachweisen Die Synagoge brannte im Innern von 1 Uhr nachts bis zum fruhen Morgen des 10 November 1938 vollstandig aus Die Feuerwehr war seit Ausbruch des Feuers zugegen loschte aber vermutlich auf Walters Befehl hin den Brand nicht sondern achtete nur darauf dass das Feuer nicht auf benachbarte Grundstucke ubergriff 14 Durch die Hitzeentwicklung barsten die Fenster der Synagoge In unmittelbarer Nahe der Synagoge befand sich eine Tankstelle Um 4 Uhr fruh loschte die Feuerwehr auf den Befehl eines anwesenden Stadtbaurats hin die Synagoge dann doch 14 Am 17 Marz 1939 beschloss der Bad Kissinger Stadtrat auf Betreiben des 2 Burgermeisters Willy Messerschmidt wegen angeblicher Baufalligkeit den Abriss obwohl Landrat Conrath auf die hohen Abrisskosten hinwies und laut Brandversicherung eine Reparatur der Schaden ausgereicht hatte 15 Zum Zweck des Abrisses der Synagoge kaufte die Stadt Bad Kissingen das Anwesen Maxstrasse 10 im April 1939 fur 16 500 RM 16 Das Baumaterial der Synagoge wurde zunachst bei der Bad Kissinger Sudbrucke gelagert und spater grossteils fur den Bau des Burgermeister und des Kreisleiterhauses am Staffels sowie fur Behelfsheime verwandt 16 Die Fundamente der Synagoge fanden spater beim Ausbau eines Luftschutzkellers Verwendung 16 Die Vorgange fanden nicht in der ganzen Bevolkerung Zustimmung Einer derjenigen die offen Kritik ausserten war der katholische Stadtkaplan Franz Hartinger der in einer Religionsstunde an der Bad Kissinger Berufsschule die Zerstorung der Synagoge kritisierte 17 Spater bestritt Hartinger offentlich Kritik geubt zu haben 18 so dass das Landgericht Bamberg Ende April 1939 das Verfahren gegen ihn einstellte 17 Vom Oberstaatsanwalt in Schweinfurt bekam Hartinger lediglich eine eindringliche Verwarnung 18 Mitte Februar 1949 schliesslich begann beim Landgericht Schweinfurt der Prozess gegen 14 Beteiligte der Pogromnacht vom 9 November 1938 19 Am 21 Dezember 1949 fiel das Urteil Emil Otto Walter Hauptangeklagter im Verfahren wurde am 21 Dezember 1949 vom Landgericht Schweinfurt wegen Anstiftung zur Brandstiftung zu einer leichten Gefangnisstrafe von 2 5 Jahren Gefangnis sowie wegen seiner niedrigen Gesinnung zu zwei Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt 19 Fur 12 Angeklagte unter ihnen den damaligen Kreisleiter und den 2 Burgermeister der Stadt Bad Kissingen gab es mangels Schuld bzw mangels Beweises Freispruche 19 20 Nach langen Verhandlungen beglich der Stadtrat von Bad Kissingen schliesslich am 25 Juni 1951 Ruckerstattungsanspruche in Hohe von 165 000 RM an die die Rechte der Holocaust Uberlebenden wahrnehmenden Organisation Jewish Restitution Successor Organization 16 21 Gedenken Bearbeiten Am Platz der ehemaligen Synagoge befindet sich seit 1967 eine Gedenktafel 2002 wurde dort ein neues Denkmal aufgestellt Architektur BearbeitenDie Plane entwarf der Architekt Carl Krampf aus Bad Kissingen in neoromanischem Stil Die Synagoge hatte eine Lange von 33 Meter eine Breite von 18 Meter und mit der Kuppel eine Hohe von 33 Metern Der Mannerbetsaal hatte 200 Sitzplatze die Frauenempore bot fur 120 Personen Platz Siehe auch BearbeitenListe der im Deutschen Reich von 1933 bis 1945 zerstorten SynagogenLiteratur BearbeitenIsrael Schwierz Steinerne Zeugnisse judischen Lebens in Bayern Eine Dokumentation Hrsgg von der Bayerischen Landeszentrale fur politische Bildungsarbeit Munchen 1988 ISBN 3 87052 393 X S 38 40 Hans Jurgen Beck Rudolf Walter Die Synagoge In Judisches Leben in Bad Kissingen Herausgegeben von der Stadt Bad Kissingen Bad Kissingen 1990 Die Glaubensgemeinschaften in Bad Kissingen Die israelitische Gemeinde In Thomas Ahnert Peter Weidisch Hrsg 1200 Jahre Bad Kissingen 801 2001 Facetten einer Stadtgeschichte Festschrift zum Jubilaumsjahr und Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung Sonderpublikation des Stadtarchivs Bad Kissingen Verlag T A Schachenmayer Bad Kissingen 2001 ISBN 3 929278 16 2 S 308 ff nicht ausgewertet Strafprozessakte des Emil Otto Walter das Verfahren am Landgericht Schweinfurt um die Inbrandsetzung der Bad Kissinger Synagoge am 10 November 1938 Februar Dezember 1949 Staatsarchiv WurzburgWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Neue Synagoge Bad Kissingen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Geschichte der Synagogen in Bad Kissingen bei Alemannia Judaica mit Fotos Virtuelle Rekonstruktion der Neuen Synagoge in Bad Kissingen In Architectura Virtualis de Virtuelle Rekonstruktion der Neuen Synagoge in Bad Kissingen In Biografisches Gedenkbuch BK de Video 13 16 Min Einzelnachweise Bearbeiten Hans Jurgen Beck Rudolf Walter Judisches Leben in Bad Kissingen S 20 26 a b c d e Hans Jurgen Beck Rudolf Walter Judisches Leben in Bad Kissingen S 20 Walter Mahr Geschichte der Stadt Bad Kissingens Ein Abriss Bad Kissingen 1959 S 117 Hans Jurgen Beck Rudolf Walter Judisches Leben in Bad Kissingen S 20 Fussnote 26 S 199 a b Hans Jurgen Beck Rudolf Walter Judisches Leben in Bad Kissingen S 20 und 23 24 Hans Jurgen Beck Rudolf Walter Judisches Leben in Bad Kissingen S 24 25 a b Saale Zeitung 13 Juni 1902 Hans Jurgen Beck Rudolf Walter Judisches Leben in Bad Kissingen S 25 a b Hans Jurgen Beck Rudolf Walter Judisches Leben in Bad Kissingen S 24 25 a b Saale Zeitung 16 Juni 1902 Hans Jurgen Beck Rudolf Walter Judisches Leben in Bad Kissingen S 124 136 a b Hans Jurgen Beck Rudolf Walter Judisches Leben in Bad Kissingen S 124 125 Baruch Zvi Ophir Pinkas Hakehillot Encyclopaedia of Jewish Communities from their Foundation till after the Holocaust Germany Bavaria In Collaboration with Shlomo Schmiedt and CHasia Turtel Aberzhanska Jerusalem S 423 a b c Hans Jurgen Beck Rudolf Walter Judisches Leben in Bad Kissingen S 127 Hans Jurgen Beck Rudolf Walter Judisches Leben in Bad Kissingen S 129 und 133 a b c d Hans Jurgen Beck Rudolf Walter Judisches Leben in Bad Kissingen S 133 a b Hans Jurgen Beck Rudolf Walter Judisches Leben in Bad Kissingen S 136 a b Sta Wu Gestapo 443 Hartinger a b c Hans Jurgen Beck Rudolf Walter Judisches Leben in Bad Kissingen S 133 134 Sta Sch Strafverfahren KLs 43 49 Sta Wu LRA BK 112150 201785 10 075386 Koordinaten 50 12 6 4 N 10 4 31 4 O Normdaten Geografikum GND 4714352 6 lobid OGND AKS VIAF 238138766 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neue Synagoge Bad Kissingen amp oldid 236135947