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Oberndorf am Neckar beherbergte mit den Mauserwerken einen im Zweiten Weltkrieg sehr wichtigen Rustungsbetrieb mit bis zu 11 000 Beschaftigten Der Anteil der Zwangsarbeiter unter ihnen lag gegen Ende des Zweiten Weltkriegs bei uber 50 Prozent Insgesamt gab es im Raum Oberndorf rund 7 000 Zwangsarbeiter aus 19 Nationen etwa 700 Kriegsgefangene und rund 4 400 Menschen in so genannten Zwangsarbeiterlagern die allerdings unterschiedlicher Jurisdiktion und Verwaltung unterstanden Im Lautenbachtal unterhielt die Gestapo ein Arbeitserziehungslager in dem die Haftlinge fur die Mauserwerke fur die Maschinenfabrik in Aistaig fur eine Buntweberei in Sulz und fur weitere Betriebe arbeiten mussten Am Holocaust Gedenktag 2007 wurde ein Mahnmal eingeweiht das an die 7 000 Zwangsarbeiter erinnert die wahrend der NS Zeit in der Waffenfabrik der Firma Mauser arbeiteten Die Reaktionen auf das Mahnmal sind unterschiedlich ausgefallen Inhaltsverzeichnis 1 Gewinner und Opfer 2 Zustandige Behorden 2 1 Zwangsarbeiterlager 2 2 Arbeitserziehungslager im Lautenbachtal 3 Kriegsgefangene 4 Untersuchungen nach 1945 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGewinner und Opfer BearbeitenEin Teil der Lokalgeschichte des wurttembergischen Oberndorf und der dortigen Firma Mauser ist die Zwangsarbeit in der Zeit des Nationalsozialismus Diese ist vor dem Hintergrund des Auslander Einsatzes in der Kriegswirtschaft der NS Zeit zu sehen Deren ungeheures Ausmass liegt an der Bedeutung der Waffenproduktion vor Ort Das Thema wird erst seit den 1980er Jahren zunehmend auch in den Kommunen erforscht und vor allem im Zusammenhang mit der Entschadigung noch lebender ehemaliger Zwangsarbeiter in den Jahren 1999 und 2000 offentlich in Deutschland diskutiert Ein wichtiger Punkt im Hinblick auf die Situation der Fremdarbeiter waren die unterschiedlichen Interessen der Wirtschaft und der NS Ideologie Waren die Pragmatiker der Industrie daran interessiert die Arbeitskraft der Fremdarbeiter zu erhalten sahen viele Ideologen speziell in Arbeitern aus den Gebieten der Sowjetunion und Polen vor allem die Untermenschen Den ideologisch orientierten Entscheidungstragern waren zum Beispiel sowjetische Fremdarbeiter ein Dorn im Auge denn es waren nicht nur Slawen sondern auch Bolschewiken So wurden Behandlungsgrundsatze erarbeitet die eine Abstufung nach Herkunftslandern beinhalteten In Industriebetrieben der Ballungsraume waren die Lebensumstande der Fremdarbeiter wesentlich schlechter als in landlich gepragter Umgebung Oberndorf hatte hier eine Sonderstellung durch die kaum zu uberschatzende Bedeutung der Mauserwerke Die historische Aufarbeitung dieser Zeit steht erst am Anfang Zustandige Behorden BearbeitenNach Kriegsbeginn 1939 begann der vom NS Regime geplante Auslander Einsatz in der Kriegswirtschaft Zuerst wurden polnische Kriegsgefangene und Zivilisten zum Arbeitseinsatz ins Reich verschleppt Das Reichsministerium des Innern unter Heinrich Himmler ubernahm ihre Verteilung Fur die Durchsetzung staatlicher Anweisungen sorgten der Landrat die Gestapo die Polizeidienststellen Fur den Landkreis fuhlte sich vor allem der NSDAP Kreisleiter zustandig Er gab Anordnungen des Regimes an die Ortsgruppenleiter der Partei weiter Der Landrat wies die Burgermeister der Einzelgemeinden zur Durchfuhrung unterschiedlicher staatlicher Bestimmungen an Zwangsarbeiterlager Bearbeiten Die in Oberndorf vorhanden gewesenen Zwangsarbeiterlager sind heute nicht mehr alle lokalisiert Wer hat wann warum welche Lager einrichten lassen ist die Frage an die Lokalgeschichte Bekannt ist dass ursprunglich rassenmassig gleichartige Fremdarbeiter wie z B viele Niederlander eine Unterkunft fanden im Neckarheim einem grossen Gebaude auf dem Werksgelande der Mauserfabrik das auch als Kantine und Verwaltungsburo diente Ab 1943 wurden sie in verschiedene Lager und Heime untergebracht als Werkschutz und deutsche Arbeiter in das Neckarheim einzogen Es wurden fur Westarbeiter Barackenlager eingerichtet wie das Lager Buche nahe am Werkgelande Es gab auch ein Lager Eiche etwa 1 2 km von den Mauser Werken entfernt ein Barackenkomplex der eigentlich aus drei verschiedenen Lagern bestand Von denen war Lager III nur fur Arbeiterinnen bestimmt Fur polnische und sowjetische Arbeiter und Kriegsgefangene waren die Lager Birke und Linde bestimmt Diese standen unter dauerhafter Aufsicht des Werkschutzes und waren ausdrucklich getrennt von den anderen Wohnlagern Dass im Laufe der Jahre rund 12 000 Fremdarbeiter in Oberndorf tatig gewesen sind lasst sich durch verschiedene Listen belegen Arbeitserziehungslager im Lautenbachtal Bearbeiten Das Arbeitserziehungslager AEL im Lautenbachtal bei Oberndorf wurde 1941 eingerichtet und unterstand der Staatspolizeileitstelle Stuttgart Der Zweck der offiziell auf maximal 56 Tage beschrankten AEL Haft bestand in der Disziplinierung der deutschen und auslandischen Arbeiterschaft durch brutale Schikanen und Misshandlungen sowie schwerste korperliche Arbeit In nicht wenigen AEL unterschieden sich die Haftbedingungen nur unwesentlich von denen in den KZ Die Haftlingszahl im Lautenbachtal stieg von 180 auf schliesslich etwa 400 Insgesamt durchliefen 4 500 bis 5 000 Haftlinge das Lager 1 Kriegsgefangene BearbeitenNeben Zivilarbeitern wurden auch Kriegsgefangene aus Lagern in Frontnahe uber Durchgangslager in Mannschaftsstammlager Stalags nach Deutschland verlegt um dort als Zwangsarbeiter eingesetzt zu werden Das Deutsche Reich entzog ihnen den Schutz des Volkerrechts indem es z B erklarte die Staaten Polen oder Jugoslawien haben aufgehort zu existieren siehe Verbrechen der Wehrmacht Fur die Bewachung war die Wehrmacht zustandig deren Kommandanturen die Gefangenen Arbeitskommandos zuteilten Eigentlich standen sie unter dem Schutz der Genfer Konventionen die eine Beschaftigung in der Kriegsproduktion ausschliessen Untersuchungen nach 1945 BearbeitenUber die Untersuchung der Tatigkeiten der ortlich Verantwortlichen durch alliierte oder deutsche Gerichte ist nichts bekannt geworden Die offizielle Geschichte der Stadt blendet die Epoche aus Vor Ort gibt es seit langem ca 1955 eine private Initiative eines ehemaligen SS Angehorigen die an die Zwangsarbeiter in der Nachbarschaft erinnert Mit einem Mahnmal das am 27 Januar 2007 dem Holocaust Gedenktag eingeweiht wurde erinnert die Stadt an Zwangsarbeiter in der NS Zeit Der Rottweiler Bildhauer Jurgen Knubben hat dazu ein fast mannshohes Buch der Erinnerungen mit Stahlseiten geschaffen auf dem die 308 Zwangsarbeiter namentlich genannt werden die in Oberndorf gestorben sind Literatur BearbeitenCarsten Kohlmann Erinnerungen ehemaliger polnischer Zwangsarbeiter an Oberndorf am Neckar In Schwabischen Heimat 56 2005 2 177 Klaus D Rack Monica Kingreen Dirk Richhardt Fern der Heimat unter Zwang Der Einsatz fremdlandischer Arbeitskrafte wahrend des Zweiten Weltkrieges in der Wetterau Geschichtsverein f Butzbach Butzbach 2004 ISBN 3 9802328 8 3 hier S 584 Karin Anne Bottcher Schuld daran sind nur Faschismus und der verfluchte Krieg Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Reutlingen wahrend des Zweiten Weltkrieges in Reutlinger Geschichtsblatter NF 34 1995 S 29 102 LG Stuttgart 25 Oktober 1951 In Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen 1945 1966 Bd VIII bearbeitet von Adelheid L Ruter Ehlermann H H Fuchs C F Ruter Amsterdam University Press 1972 Nr 295 S 783 788 Haftstattenpersonal AEL Oberndorf Aistaig Misshandlung von Haftlingen zum Teil mit TodesfolgeWeblinks BearbeitenSWR Fernsehen Landesschau Baden Wurttemberg Oberndorf am Neckar gedenkt NS Zwangsarbeiter 13 Februar 2007 27 01 Oberndorf erinnert an seine Zwangsarbeiter Evangelischer Pressedienst Sudwest 22 Januar 2007 archiviert vom Original abgerufen am 1 Januar 1970 Einzelnachweise Bearbeiten Ingrid Bauz Sigrid Bruggemann Roland Maier Die Geheime Staatspolizei in Wurttemberg und Hohenzollern Schmetterling Verlag Stuttgart 2013 S 148 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title NS Zwangsarbeit im Bereich Oberndorf am Neckar amp oldid 221421088