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Minoritateneinfluss lat minor der Kleinere beschreibt den sozialen Einfluss einer Minderheit auf die Mehrheit In der Politik der Kunst und der Wissenschaft kann Minderheiteneinfluss Fortschritte und Erneuerungen bewirken Inhaltsverzeichnis 1 Numerische und Soziale Minderheiten 2 Verhaltensstile 3 Konversionstheorie 3 1 Zur Konversionstheorie in Widerspruch stehende Erkenntnisse 4 Theorie Mullens 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 LiteraturNumerische und Soziale Minderheiten BearbeitenMinderheiten konnen zwischen numerischen und sozialen Minderheiten unterschieden werden Numerische Minderheiten gehoren zur selben sozialen Kategorie wie die Mehrheit vertreten aber eine andere Meinung als diese Politiker die eine andere Meinung bezuglich bestimmter Sachverhalte z B Migrations Gesundheitspolitik als die Mehrheit ihrer Kollegen vertreten stellen zum Beispiel eine numerische Minderheit dar Soziale Minderheiten vertreten eine andere Meinung als die Mehrheit und gehoren einer anderen sozialen Kategorie als diese an Soziale Minderheiten sind beispielsweise Homosexuelle oder religiose Minderheiten Der Einfluss numerischer Minderheiten ist starker als der Einfluss sozialer Minderheiten Dies konnte in mehreren Untersuchungen nachgewiesen werden Verhaltensstile BearbeitenWenn die Minderheit ihren dem von der Mehrheit abweichenden Standpunkt konsistent und ausnahmslos vertritt kann dies bewirken dass die Mehrheit unsicher wird und bereit ist ihren Standpunkt aufzugeben Der Einfluss der Minderheit beschrankt sich nicht auf eine Verhaltensanpassung sondern beeinflusst auch latente Urteilsprozesse und fuhrt so zu echten Meinungs und Urteilsanderungen Herkner W 1996 S 463 Der latente Effekt ist starker als der im Verhalten gezeigte Effekt Ein latenter Effekt zeigt sich in diesem Zusammenhang dadurch dass die Mehrheitsangehorigen durch den Minderheiteneinfluss unbewusst ihre Meinung in Richtung der Minderheitsmeinung anpassen Moscovici Lage und Naffrechoux 1969 bestatigen diese Hypothesen mit einem Farbexperiment und den dazugehorigen Nachuntersuchungen Herkner W 1996 S 463 Den Versuchspersonen wurden in Gruppen blaue Dias gezeigt in den Gruppen in denen eine Minderheit konsistent angab dass das Dia grun sei obwohl es eindeutig blau war benannte ein Teil der Versuchspersonen die Farbe des Dias als grun Bei einem ahnlichen Experiment von Moscovici und Lage 1976 bei dem es noch drei andere Versuchsbedingungen gab wurde deutlich dass ein konsistentes von der Mehrheitsmeinung abweichendes Individuum genau so wenig Einfluss auf die Mehrheit hat wie eine inkonsistente Minderheit und dass eine konsistente Minderheit genau so viel Einfluss wie eine inkonsistente Mehrheit hat Eine Meinungsanderung auf latenter Ebene wurde nur erreicht wenn die Mehrheit auf eine konsistente Minderheit traf Die Angehorigen der konsistenten Minderheit wurden als urteilssicherer aber nicht kompetenter erlebt Herkner W 1996 S 465 Eine konsistente Minderheit kann allerdings auch abstossend wirken weil sie einen Eindruck von Rigiditat erweckt In einem Farbexperiment von Nemeth Swedlung und Kanki 1974 erreichten kompromissbereite Minderheiten im Experiment gab es eine konsistente Annaherung an das Urteil der Mehrheit einen grosseren Einfluss als eine sture konsistente Minderheit Man kann zwischen Verhaltensstil und Verhandlungsstil unterscheiden Der Verhaltensstil kann konsistent oder inkonsistent sein Beim konsistenten Verhaltensstil vertritt man im Gegensatz zum inkonsistenten Verhaltensstil ausnahmslos eine Meinung Der Verhandlungsstil kann flexibel oder rigid sein Ein rigider Verhandlungsstil ist durch das Beharren auf einem extremen Standpunkt ohne Zugestandnisse gezeichnet Ein flexibler Verhandlungsstil ist kompromissbereiter und gemassigter als ein rigider Verhandlungsstil Nicht immer aber haufig war eine konsistente flexible Minderheit einflussreicher als eine konsistent rigide Rigiditat kann keine Anderung einer direkt angesprochenen Meinung bewirken aber auf verwandte Einstellungen Einfluss nehmen Herkner W 1996 S 466 Bei hoher Gruppenkohasion der Gesamtgruppe ist der Einfluss der Minderheitsangehorigen auf die Mehrheitsangehorigen grosser als bei niedriger Gruppenkohasion Eine hohe Gruppenkohasion wird daruber gemessen dass sich die Mitglieder einer Gruppe gegenseitig positiv beurteilen Konversionstheorie BearbeitenMoscovicis Konversionstheorie versucht zu erklaren warum eine Mehrheit nur eine oberflachliche Verhaltensanpassung bewirkt und eine Minderheit eine echte Einstellungs anderung bewirkt Nach dieser Theorie lost die Mehrheitsmeinung einen interpersonellen zu sozialen Vergleichsprozessen fuhrenden Konflikt aus der zu einer oberflachlichen Verhaltensanpassung fuhrt Dies geschehe ohne tieferes Nachdenken uber das sachliche Problem Die Minderheitsmeinung fuhre zu einem kognitiven Konflikt der einen Validierungsprozess auslost Dies bedeute dass man daruber nachdenkt welcher Standpunkt der richtige ist und dabei entwickelte Argumente und Gegenargumente in Bezug auf die Meinung der Minderheit gegeneinander abwagt Je starker der kognitive Konflikt ist desto wahrscheinlicher sei eine Anderung der Einstellung in Richtung der Minderheitsmeinung Zur Konversionstheorie in Widerspruch stehende Erkenntnisse Bearbeiten Untersuchungsergebnisse Mackies 1987 widersprechen Moscovicis Konversionstheorie Die Konversionstheorie besagt dass gerade Minderheiteneinfluss eine grundliche Informationsverarbeitung auslost Die Untersuchungsergebnisse von Mackie belegen dass vor allem Mehrheitsmeinungen grundlich verarbeitet werden In ihrer Untersuchung operationalisierte sie Variablen wie Konfliktstarke und Qualitat der Argumente Die Mehrheit stellt die Meinung die am wahrscheinlichsten zutrifft und eine positive Identifikation dar Dadurch kommt es zu einer grundlichen Informationsverarbeitung der Mehrheitsmeinung Wenn dieselbe Meinung von einer Minderheit stammt findet sie nur wenig Beachtung Voraussetzungen fur eine grundliche Informationsverarbeitung sind dass der Empfanger uber die notwendige Fahigkeit und Motivation zur Verarbeitung der Information verfugt und die Qualitat der Argumente hoch ist Theorie Mullens BearbeitenDiese Theorie thematisiert Unterschiede im Verhalten und Erleben von Mehrheits und Minderheitsangehorigen Das Verhaltnis der Grosse der Teilgruppe Minderheit oder Mehrheit der man nicht angehort zur Gesamtgruppe Other Total Ratio ist der entscheidende Faktor fur die Auspragung der Selbstaufmerksamkeit und der Verhaltenskontrolle bei Minderheits und Mehrheitsangehorigen Die Theorie besagt dass die Selbstaufmerksamkeit und die Kontrolle des eigenen Verhaltens von Minderheitsangehorigen steigt je grosser die Mehrheit im Vergleich zur Minderheit ist Die Selbstaufmerksamkeit und die Kontrolle des eigenen Verhaltens von Mehrheitsangehorigen sinkt je kleiner die Minderheit im Vergleich zur Mehrheit ist Ausserdem konnte nachgewiesen werden dass die Bereitschaft zu sozial erwunschtem Verhalten wie Konformitat und Altruismus bei Minderheitsangehorigen steigt je kleiner die Minderheit im Verhaltnis zur Mehrheit ist und dass die Bereitschaft zu sozial unerwunschtem Verhalten wie Faulheit und Aggressivitat bei Mehrheitsangehorigen steigt je grosser die Mehrheit im Vergleich zur Minderheit ist Zwei Beispiele Trifft eine Minderheit die zum Beispiel aus funf Personen besteht auf eine Mehrheit die aus funfzehn Personen besteht ist bei den Minderheitsangehorigen eine hohere Selbstaufmerksamkeit ein kontrollierteres eigenes Verhalten und eine hohere Bereitschaft zu sozial erwunschtem Verhalten zu beobachten als wenn die Mehrheit aus nur zehn Personen bestehen wurde Trifft eine Mehrheit die zum Beispiel aus zwolf Personen besteht auf eine Minderheit die aus vier Personen besteht ist bei den Mehrheitsangehorigen eine geringere Selbstaufmerksamkeit ein unkontrollierteres eigenes Verhalten und eine hohere Bereitschaft zu sozial unerwunschtem Verhalten zu beobachten als wenn die Minderheit aus sieben Personen bestehen wurde Siehe auch BearbeitenListe der klassischen Experimente in der Psychologie Majoritateneinfluss Konformitat Mindermeinung Serge MoscoviciWeblinks BearbeitenSoziale Einflusse von Minoritaten in Gruppen Artikel auf psychonomie deLiteratur BearbeitenW Herkner Sozialpsychologie Huber Bern 1996 S 463 468 Kapitel 6 314 Minoritateneinfluss D M Mackie Systematic and nonsystematic processing of majority and minority persuasive communication In Journal of Personality and Social Psychology 53 1987 S 41 52 S Moscovici E Lage Studies in social influence III Majority versus minority influence in a group In Europ J Soc Psychol 6 1976 S 149 174 S Moscovici E Lage M Naffrechoux Influence of a consistent minority on the response of a majority in a color perception task In Sociometry 32 1969 S 365 379 C Nemeth M Swedlung B Kanki Patterning of the minority s responses and their influence on the majority In Europ J Pers Soc Psychol 4 1974 S 53 64 B Mullen Operationalizing the effect of the group on the individual A self attention perspective In J Exp Soc Psychol 19 1983 S 295 322 B Mullen Self attention theory The effect of group composition on the individual In B Mullen G R Goethals Hrsg Theories of group behavior Springer New York 1987 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Minoritateneinfluss amp oldid 229255907