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Der Milchharnstoffgehalt beschreibt in der Milchproduktion den Gehalt von Harnstoff in Milligramm je Liter mg l Milch Vereinzelt wird er auch in ml 100 ml oder in ppm angegeben Der Harnstoffgehalt hilft die Ernahrungssituation der Kuh zu uberwachen Er lasst als Abfallprodukt des Aminosaurenstoffwechsels Ruckschlusse auf die Eiweiss und Energieversorgung der Tiere zu Futterungsbedingt wird der Harnstoffgehalt vor allem durch die Rohproteinmenge je Tier und Tag den Gehalt an Durchflussprotein USD und die im Pansen fermentierbaren Kohlenhydrate Zucker Starke bestimmt und dient somit als Mass fur die Verwertung des Futterrohproteins Halbautomatischer Probenehmer zur MilchkontrolleSeit Beginn der 1980er Jahre wurde die Untersuchung der Milch auf Harnstoffgehalts zur Kontrolle des Gesundheitsstatus und der Futterung als preisgunstige Methode empfohlen Bis nach der Jahrtausendwende wurde sie von manchen Landeskontrollverbanden nur als kostenpflichtige Zusatzleistung im Rahmen der Milchleistungsprufung angeboten 1 Mittlerweile 2016 gehort sie schon seit einigen Jahren zu den standardmassig mituntersuchten Parametern in Deutschland Im Rahmen der von der Dungemittelverordnung genannten nahrstoffangepassten Futterung mit welcher ein einzelbetrieblich hoherer Tierbestand pro ha ermoglicht wird bei nachgewiesener geringerer durchschnittlicher N Ausscheidung von Bestands eignet sich die Analyse des Harnstoffgehalts zur Uberprufung der Futterung 2 Inhaltsverzeichnis 1 Analysemethoden 2 Zusammenhange 2 1 Rohproteinmenge 2 2 Abbaubarkeit des Rohproteins 2 3 Energieversorgung 2 4 Ruminale Stickstoffbilanz rNB 3 Mogliche Ursachen fur Extremwerte 3 1 Zu hoher Harnstoffgehalt mehr als 300 mg pro Liter 3 2 Zu niedriger Harnstoffgehalt weniger als 150 mg pro Liter 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseAnalysemethoden Bearbeiten nbsp ISO 14637Titel Milch Bestimmung des Harnstoffgehaltes Enzymatisches Verfahren mit pH Anderung Referenzverfahren Letzte Ausgabe Oktober 2004Nationale Normen EN ISO 14637 DIN EN ISO 1463 OENORM EN ISO 1463 SN EN ISO 1463Die Referenzmethode ISO 14637 IDF 195 2004 zur Bestimmung von Milchharnstoff ist eine enzymatische Bestimmung mit einem Differential pH metrischen Verfahren Harnstoff wird in der Reaktion durch Urease katalytisch hydrolysiert dadurch OH Ionen im Reaktionspuffer produziert Die Variation des pH Wertes zwischen Start der Reaktion und Ende Testdauer 35 Sekunden ist proportional zur Harnstoff Konzentration in der Probe Harnstoff 3 H2O 2 NH4 CO2 2 OH H2O CO2 HCO3 H Alternativ erfolgt die Bestimmung von Milchharnstoff mit Hilfe von Analysatoren im kontinuierlichen Durchflussverfahren mit luftsegmentierter Probentrennung Dabei wird die Milchprobe nach Verdunnung in einer Natriumchloridlosung gegen ein Farbreagenz dialysiert und anschliessend mit einem Saurekatalysator versetzt Der Reagenzienstrom wird auf 90 Grad Celcius aufgeheizt wobei aus dem Harnstoff und dem Farbreagenz in Gegenwart von Thiosemicarbazid ein Farbkomplex entsteht dessen Absorption photometrisch gemessen wird Der Harnstoffgehalt der Probe wird dann uber eine entsprechende Software unter Mitfuhrung von Harnstoffstandards in mg pro Liter ausgewiesen Zusammenhange BearbeitenRohproteinmenge Bearbeiten Je mehr Rohprotein die Kuh mit dem Futter aufnimmt desto hoher wird in der Regel der Harnstoffgehalt der Milch sein 3 Abbaubarkeit des Rohproteins Bearbeiten Je hoher der Anteil des pansenverfugbaren Rohproteins umso hoher ist auch die im Pansen freigesetzte Stickstoffmenge Wenn jedoch zu viel Ammoniak in kurzer Zeit im Pansen entsteht so sind die Pansenmikroben nicht in der Lage dieses so schnell zu verarbeiten Es geht mehr Ammoniak ins Blut und wird in Harnstoff umgewandelt Dieser wird uber die Milch ausgeschieden 3 Diesem Problem versucht man uber pansenbestandiges Protein UDP entgegenzuwirken 4 Energieversorgung Bearbeiten Je mehr Rohprotein eine Ration im Verhaltnis zur verfugbaren Energiemenge hat desto hoher ist der Milchharnstoffgehalt Ruminale Stickstoffbilanz rNB Bearbeiten Bei einer maissilagebetonten Ration ist Stickstoffmangel moglich Man spricht dann auch von einer negativen RNB Der Milchharnstoffgehalt ist dann meist niedrig lt 150 mg 1000 ml Bei einer Weideration liegt meist Proteinuberschuss vor Der Milchharnstoff betragt dann meist uber 300 Milligramm je Liter Bei reiner Weidehaltung Vollweide kann er sogar Werte von 500 bis 700 Milligramm je Liter erreichen Mogliche Ursachen fur Extremwerte BearbeitenGrundsatzlich sollten Einzeltierwerte nicht uberinterpretiert werden beim Harnstoffgehalt in der Milch Einen groben Uberblick zum Status der Herde erhalt der Landwirt schon uber die mehrmals monatlich von der Molkerei mitgeteilten Durchschnittswerte der gesamten abgelieferten Herdenmilch Die aus der Einzelprobe der Milchkontrolle mitgeteilten Werte mussen dann im Zusammenhang mit dem Eiweissgehalt der Milch betrachtet werden und sollten in erster Linie zu Managemantverbesserung fur die Gesamtherde genutzt werden 5 Zu hoher Harnstoffgehalt mehr als 300 mg pro Liter Bearbeiten Ein hoher Harnstoffgehalt signalisiert einen Uberschuss an abgebautem Futterprotein im Verhaltnis zur Energie Die Pansenmikroben konnen nicht alles Rohprotein bzw Ammoniak zur Bildung von mikrobiellem Eiweiss umsetzen Der nicht verwertete Ammoniak wird in der Leber zu Harnstoff umgewandelt In Verbindung mit sehr hohen Eiweissgehalten deutet er auf einen Protein und Energieuberschuss hin Zu niedriger Harnstoffgehalt weniger als 150 mg pro Liter Bearbeiten Niedrige Harnstoffwerte weisen auf eine unzureichende Proteinversorgung hin Die Pansenmikroben konnen trotz Energieuberschuss schlecht wachsen und sich vermehren Deshalb wird in der Leber wenig Ammoniak zu Harnstoff umgewandelt Bei mittleren und hohen Eiweissgehalten wird ein Proteinmangel und Energieuberschuss angezeigt Je besser die mikrobielle Proteinsynthese und der Stickstoffabbau im Pansen aufeinander abgestimmt sind desto niedriger sind die Stickstoffverluste in Form von ausgeschiedenem Harnstoff uber die Milch Einen genauen fur eine bestimmte Milchleistung anzustrebenden Harnstoffgehalt gibt es aus physiologischen Grunden nicht Als normal gelten Harnstoffgehalte zwischen 150 und 300 mg pro Liter Milch wobei Werte zwischen 200 und 250 mg pro Liter anzustreben sind Weblinks BearbeitenLandeskontrollverband mit weitergehenden Informationen Memento vom 21 Dezember 2013 im Internet Archive Inhaltsverzeichnis der DIN EN ISO 14637 2007 03 beim Beuth VerlagEinzelnachweise Bearbeiten Mathias Schafers Untersuchungen zur Korperkonditionsbeurteilung bei Milchkuhen der Rasse Fleckvieh unter den Haltungsbedingungen des nordlichen Oberbayerns 2000 Dissertation an der Ludwig Maximilians Universitat Munchen S 48 49 pdf DLG Arbeitskreises Futter und Futterung Erganzung zur Broschure Bilanzierung der Nahrstoffausscheidungen landwirtschaftlicher Nutztiere Arbeiten der DLG Band 199 Memento des Originals vom 12 Oktober 2016 imInternet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde 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