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Meeresstrand mit Fischer ist ein um 1807 datiertes Gemalde von Caspar David Friedrich Das Bild in Ol auf Leinwand im Format 33 5 cm 51 cm befindet sich im Belvedere Wien und ist dort zusammen mit dem Meeresstrand im Nebel als Bildpaar zu sehen die als fruheste in Dresden entstandene Olbilder des Malers gelten Meeresstrand mit FischerCaspar David Friedrich etwa 1807Ol auf Leinwand33 5 51 cmBelvedere WienVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Inhaltsverzeichnis 1 Bildbeschreibung 2 Bild und Natur 3 Struktur und Asthetik 4 Bilddeutung 5 Provenienz 6 Erwerbungsgeschichte 7 Einordnung im Gesamtwerk 8 Zeichnungen 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseBildbeschreibung BearbeitenDas Gemalde zeigt einen Fischer auf einem Grashugel an einem See Uber der Schulter tragt er mehrere Bugsierstangen mit denen die Fischerboote zwischen den Reusen bugsiert werden und uber dem rechten Arm ein Bundel Reusenschnure Links und rechts vom Fischer sind Reusen zum Trockenen aufgehangt Das mit Gras bewachsene Ufer wird von dem Abfluss des Sees durchschnitten der einen Bach mit braunlich gefarbtem Wasser bildet begrenzt von einer Holzfaschinierung Uber dem Bach ist eine Holzbohle als Ubergang gelegt der zu einer Schilfhutte fuhrt die nur noch zum Teil mit Schilf bedeckt ist Der See liegt im aufsteigenden Dunst der in Hochnebel ubergeht und am oberen Bildrand aufreisst etwas blauen Himmel durchschimmern lasst Nahe dem Ufer befinden sich rechts und links im Wasser aufgestellte Reusen Auf dem See fahrt ein Segelboot das im Dunst nur schemenhaft zu erkennen ist Bild und Natur BearbeitenDrei ursprunglich um 1805 entstandene und beschriftete Zeichnungen Friedrichs vom Tollensesee bei Neubrandenburg verorten das Gemalde am Nordufer des Tollensesees 1 Kurt Wilhelm Kastner und Friedrich Scheven erkannten den Abfluss des Tollensesees in den Oberbach So kann man dem Bild eine gewisse Naturtreue unterstellen Struktur und Asthetik Bearbeiten nbsp Caspar David Friedrich Der Monch am Meer 1810Das Gemalde ist das erste in Friedrichs Werk mit jenem radikalen Bildaufbau einer Landschaft wie sie spater beim Monch am Meer fortgeschrieben wird Der Himmel uber der wie mit einem Lineal gezogenen Horizontlinie fullt funf Sechstel der Bildflache aus Der Bildaufbau vollzieht sich in einer horizontalen Schichtung Der Fischer bildet das zentrale vertikale Moment Obwohl die Figur auf einer Teilung von 2 1 steht wirkt sie auf dem Hugel als das Zentrum der Komposition Der Abfluss des Sees in den Bach ist in den Goldenen Schnitt gelegt von dessen Harmonie das Arrangement der zentralen Bildgegenstande profitiert Der Maler belebt die Optik mit der Geometrie gegeneinander stehender Linien der linken Uferlinie des Baches und der Linie Reusen Strauch Schilfhutte Das kraftige Grun des Uferstreifens wird durch die Blasse des Sees und des dunstigen Himmels in seiner Farbwirkung uber die Massen verstarkt bekommt die Wirkung einer uberdrehten Naturheiterkeit Das Grun wirkt auch changierend in die Kleidung des Fischers hinein und macht ihn so zum Teil der dargestellten Landschaft die er auf dem Hugel stehend kront Den Hintergrund bildet eine grau blaue Fleckigkeit Der farblich dichte Ubergang vom Wasser zum Himmel lasst die Wolkenbildung als den aufsteigenden Dunst des Sees erscheinen als Bereich des Ungefahren im Kontrast zur elysischen Realitat der Uferzone Hier zeigt sich das Gespur des Malers fur den unuberschreitbaren Anspruchscharakter von Lichtstimmung und Farben 2 In der Harmonie und dem Kontrast liegt eine Fulle allegorischer Andeutungen 3 Bilddeutung Bearbeiten nbsp Caspar David Friedrich Meeresstrand im Nebel um 1807Helmut Borsch Supan erkennt in dem Bild beziehungsreiche Vanitassymbole Der grune Uferstreifen bedeute die begrenzte diesseitige Welt im Gegensatz zum Meer als Sinnbild der Ewigkeit Der Fischer mit seinem Arbeitsgerat verkorpere die Bedingungen der irdischen Existenz Der Maler thematisiere damit Todessehnsucht und menschliche Verganglichkeit 4 Der Biograf Detlef Stapf unterstellt einen historischen Bezug zur Landschaft mit der Friedrich vertraut gewesen war Der Uferstreifen an dieser Schilfhutte war im Dreissigjahrigen Krieg am 15 Marz 1631 Schauplatz erbitterter Gefechte zwischen angreifenden den kaiserlichen katholischen und Truppen unter dem Grafen von Tilly und den schwedisch protestantischen Verteidigern von Neubrandenburg Nach tagelanger Abwehr fiel die Bevolkerung einem grausamen Massaker zum Opfer Bis ins 19 Jahrhundert gab es zum Gedenken einen Tilly Tag in der Stadt In der Zeit der Napoleonischen Kriege konnte der Maler ein Anti Kriegs oder Friedensbild im Sinn gehabt haben Erst im Bildpaar wurde die Bedrohung der Idylle offensichtlich Die Angreifer die Invasoren die mit einem Boot zum unwirtlichen Ufer ubersetzen sind im Gegenstuck des Fischer Bildes mit dem Titel Meeresstrand im Nebel sichtbar gemacht 5 Werner Hofmann betrachtet das Gemalde unter bildstrukturellen Aspekten und sieht ein Nebelbild das den Schwebezustand der menschlichen Existenz beschreibt Verschleierung und Entschleierung bilden eine komplementare Schwebelage in der mehrere Ungewissheiten zusammentreffen Zum ersten Mal proklamiert Friedrich einen seiner desorientierenden Kunstgriffe Die tastbaren begehbaren Sinnesdaten sind auf schmale Uferstreifen zuruckgenommen Werner Hofmann 6 Provenienz BearbeitenDas Werk wurde 1808 vom Graf von Medem erworben Bis nach 1817 war es im Besitz der Grafen von Medem auf dem Gut Elley Kurland Nach 1818 wurde es verkauft an den Kunsthandler Paul Rusch Dresden und als Leihgabe an die Dresdner Galerie ubereignet 1925 fand es sich vom Bankier Hugo Simon Berlin erworben 1939 erfolgte durch die Kunsthandlung Theodore Fischer Luzern eine Versteigerung Im selben Jahr gelangte es durch einen Tausch mit anderen Werken an die Galerie des XIX Jahrhundert Wien 1953 wurde es dem Kunsthistorischen Museum Wien ubergeben wo es sich seither befindet Im Zusammenhang mit als NS verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgutverlust befindet es sich in der Lost Art Datenbank 7 Erwerbungsgeschichte BearbeitenVermittelt wurde der Verkauf an den Graf von Medem von Friedrichs Malerfreund Gerhard von Kugelgen zusammen mit drei weiteren Gemalden Nebel Der Sommer und Der Winter Kugelgens aus Kurland stammende Frau Zoege von Manteuffel war mit den Grafen von Medem verwandt Friedrich wurde mit dem Grafen von Medem bereits zwischen 1802 und 1804 bekanntgemacht als sich dieser mit seiner Familie in Dresden aufhielt Der Graf von Medem kannte die Landschaft am Tollensesee auf die alle vier erworbenen Gemalde Bezug nehmen Als Vertrauter der spateren Konigin Louise von Preussen besuchte er als preussischer Offizier 1795 in deren Entourage das Schloss Hohenzieritz am Sudende des Tollensesees 8 Einordnung im Gesamtwerk BearbeitenDer Meeresstrand mit Fischer bekommt in der Friedrich Rezeption eher wenig Beachtung stellt jedoch in mehrerer Hinsicht eine Zasur dar Mit dem Gemalde begann Friedrich seine Laufbahn als Olmaler 9 und erprobte damit eine neue Technik indem er Arbeitsgange aus der Sepia Zeichnung anwendet die eine grossere farbliche Transparenz ermoglichen Daruber hinaus bieten die Farben eine Erweiterung der Bildsymbolik des Malers Das Bild ist auch die erste Arbeit die man durch die historische Anspielung in einen politischen Kontext stellen kann 10 Vorweggenommen wird in der Bildkomposition auch jene Radikalitat der Raumaufteilung die man beim Monch am Meer als kunstgeschichtliche Innovation wahrnimmt Genaugenommen stellt der Monch am Meer ein konstruktives Negativ des Meeresstrandes mit Fischer dar wobei Gegenstande und Farben ausgeraumt sind 11 Der Meeresstrand mit Fischer zeigt dass bedeutende Werke Friedrichs einen konkreten Natur und Ortsbezug haben Wie in mehreren Werken in denen der Nebel als Bildinszenierung eine Rolle spielt gilt auch hier Friedrichs asthetische Absicht Wenn eine Gegend sich im Nebel hullt erscheint sie grosser und erhabener und erhoht die Einbildungskraft und spannt die Erwartung gleich einem verschleierten Madchen Caspar David Friedrich 12 Zeichnungen BearbeitenDas Gemalde beruht auf drei nachweisbaren der Landschaft zuordenbaren Zeichnungen die um 1805 entstanden sind und als Motiv noch einmal 1837 zum Thema in Friedrichs Werk wurden In der preisgekronten Zeichnung Sommerlandschaft mit abgestorbener Eiche findet sich die Reuse aus dem Fischer Bild wieder nbsp Caspar David Friedrich Tollense See um 1806 Sepia Zeichnung 24 5 39 cm nbsp Caspar David Friedrich Tollense See bei Neubrandenburg 1837 Bleistift 25 3 39 0 cm nbsp Caspar David Friedrich Sommerlandschaft mit abgestorbener Eiche 1805 16 24 5 cmLiteratur BearbeitenHelmut Borsch Supan Karl Wilhelm Jahnig Caspar David Friedrich Gemalde Druckgraphik und bildmassige Zeichnungen Prestel Verlag Munchen 1973 ISBN 3 7913 0053 9 Werkverzeichnis Detlef Stapf Caspar David Friedrich Die Biographie Okapi Verlag Berlin 2019 ISBN 978 3 947965 02 1 Hilmar Frank Aussichten ins Unermessliche Perspektivitat und Sinnoffenheit bei Caspar David Friedrich Akademie Verlag Berlin 2004 Weblinks BearbeitenMeeresstrand mit Fischer im Belvedere WienEinzelnachweise Bearbeiten Christina Grummt Caspar David Friedrich Die Zeichnungen Das gesamte Werk 2 Bde Munchen 2011 Bd 2 S 893 Hilmar Frank Aussichten ins Unermessliche Perspektivitat und Sinnoffenheit bei Caspar David Friedrich Akademie Verlag Berlin 2004 S 29 Christian August Semler Klinsky s allegorische Zimmerverzierungen und Friedrichs Landschaften in Dresden In Journal des Luxus und der Moden 23 Jg 1808 H 3 S 183 Helmut Borsch Supan Karl Wilhelm Jahnig Caspar David Friedrich Gemalde Druckgraphik und bildmassige Zeichnungen Prestel Verlag Munchen 1973 ISBN 3 7913 0053 9 Werkverzeichnis S 295 Detlef Stapf Caspar David Friedrich Die Biographie Okapi Verlag Berlin 2019 ISBN 978 3 947965 02 1 S 204 Werner Hofmann Caspar David Friedrich Naturwirklichkeit und Kunstwahrheit C H Beck Munchen 2000 ISBN 3 406 46475 0 S 33 1 Abruf 3 April 2023 Detlef Stapf Caspar David Friedrich Die Biographie Okapi Verlag Berlin 2019 ISBN 978 3 947965 02 1 S 213 Werner Hofmann Caspar David Friedrich Naturwirklichkeit und Kunstwahrheit C H Beck Munchen 2000 ISBN 3 406 46475 0 S 33 Detlef Stapf Caspar David Friedrich Die Biographie Okapi Verlag Berlin 2019 ISBN 978 3 947965 02 1 S 203 Helmut Borsch Supan Bemerkungen zu Caspar David Friedrichs Monch am Meer In Zeitschrift des deutschen Vereins fur Kunstwissenschaft XIX 1965 S 63 ff Gerhard Eimer Friedrich Caspar David Ausserungen bei Betrachtung einer Sammlung von Gemahlden von grosstentheils noch lebenden und unlangst verstorbenen Kunstlern Bearbeitet von Gerhard Eimer in Verbindung mit Gunther Rat In Kritische Edition der Schriften des Kunstlers und seiner Zeitzeugen Teil 1 Frankfurter Fundamente der Kunstgeschichte XVI Frankfurt am Main 1999 S 126 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Meeresstrand mit Fischer amp oldid 236368762