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Als Maya Tolteken wird eine hypothetische Volksgruppe bezeichnet die als die Schopfer der an Vorbilder in Tula erinnernden Motive und Darstellungen in Chichen Itza betrachtet werden Die Existenz dieser Volksgruppe die toltekischen Ursprungs sein soll wird aus den Ahnlichkeiten in Architektur und bildlichen Darstellungen gefolgert Sie wird mit einer mythischen Wanderung unter Fuhrung des Topiltzin Quetzalcoatl in Verbindung gebracht Ein direkter Nachweis fur ihre Existenz oder Herkunft existiert nicht Inhaltsverzeichnis 1 Der Befund 2 Die Theorien 2 1 Die Datierung der Ankunft des Quetzalcoatl Kukulkans nach den Textquellen 2 2 Die archaologische Datierung 2 3 Das Distanz Problem 3 Literatur 4 EinzelnachweiseDer Befund BearbeitenDie Ahnlichkeiten zwischen Darstellungen auf Bauwerken und Gebaudegrundrisse in Tula und solchen in Chichen Itza sind seit den Ausgrabungen in Tula Ende der 1930er Jahre bekannt Sie sind nicht nur thematisch sondern auch in der Ausfuhrung so deutlich dass die Vermutung nicht abwegig ist dass die Vorbilder an dem einen Ort den Ausfuhrenden an dem anderen Ort selbst bekannt gewesen sein mussen Zu den wichtigsten zahlen Saulenhallen mit skulptierten Pfeilern Tempel mit grossem von Pfeilern getragenem Innenraum auf getreppter Pyramide eingefugt in Saulenhallen Der Tlahuizcalpanteuctli Tempel in Tula wurde in den 1950er Jahren nach dem Muster des Krieger Tempels von Chichen Itza rekonstruiert die Ahnlichkeit ist deshalb nicht vollig echt dd Saulenhallen mit offener Front mit gemauerten Banken entlang den Wanden und Sitzplattformen dort Relief von Krieger Prozession obere Kante Schlangenmuster Tzompantli Schadelgerust im Westen des zentralen Hofes Grosser Ballspielplatz am westlichen Rand des zentralen Hofes Altarplattform nahe der Mitte des zentralen Hofes mit Treppen auf allen vier Seiten Relief mit Vogel Mensch Darstellung in charakteristischer Haltung Reliefs mit Prozessionen von Jaguaren Reliefs mit Adlern die Herzen fressen Darstellungen von Kriegern mit toltekischer Bewaffnung Speerschleuder Schild und TrachtSogar die raumliche Anordnung der einer entsprechenden Bauten in Tula und Chichen Itza weist Ahnlichkeiten auf wobei die Ausmasse in Chichen Itza erheblich grosser sind nbsp Schematischer Plan des Zentrums von Chichen Itza nordlicher Teil nbsp Schematischer Plan des Zentrums von TulaDie Theorien Bearbeiten nbsp Vogel Mensch in Tula nbsp Vogel Mensch in Chichen Itza Venus Plattform nbsp Jaguar Prozession nbsp Vogel Mensch Chichen Itza Tausendsaulenkomplex nbsp Jaguar Prozession und Adler fressen Menschenherzen Tula nbsp Jaguar Prozession Chichen Itza Jaguar Tempel nbsp Adler frisst menschliche Herzen Chichen Itza Adler Plattform nbsp Krieger Prozession Chichen Itza Tausendsaulenkomplex nbsp Sitzplattform mit Krieger Prozession Tula Palacio Quemado Die Datierung der Ankunft des Quetzalcoatl Kukulkans nach den Textquellen Bearbeiten Das Ende Tollans lag zum Zeitpunkt der Abfassung der Texte in der fruhen Kolonialzeit mehr als ein halbes Jahrtausend zuruck Historische Information werden von mythischen Vorstellungen beinahe unkenntlich uberdeckt 1 Das Ende von Tollan steht nach den meisten dieser Texte in direkter Verbindung mit dem Auszug oder der Flucht des Topiltzin Quetzalcoatl Schon der fruheste historische Bericht die nur elf Jahre nach der Eroberung von Tenochtitlan von nicht genannten Franziskaner Monchen auf der Grundlage einheimischer Traditionen abgefasste Doppelquelle Relacion de la Genealogia und Origen de los Mexicanos schildert in kurzen Worten dass Topiltzin aus Tollan vertrieben und in ein Land namens Tlapallan zog von dem die Quelle sagt dass die einheimischen Informanten nicht wussten wo es liege Dort sei er bald gestorben Ahnlich heisst es in den von Bernardino de Sahagun gesamten Texten 2 dann kam er an der Kuste an wo er ein Floss aus Schlangen entstehen liess Darauf liess er sich nieder als ob es sein Boot ware Dann fuhr er uber das Meer Keiner weiss wie er dort in Tlapallan ankam Zitat direkt aus dem Nahuatl ubersetzt Wie wenig auch die indianischen Zeitgenossen mit dem Begriff Tlapallan anzufangen wussten lasst der indianische Autor Chimalpahin erkennen 3 Quetzalcoatl ware von Tollan aus nach Osten bis ans Meer den Golf von Mexiko gezogen wo er sich in Rauch und rote Farbe Tlapallan aufloste direkt aus dem Nahuatl ubersetzt Traditionell wird Tlapallan auch in der Form Tlillan Tlapallan beides in der Gestalt von Ortsnamen als Land der schwarzen und roten Farbe verstanden und mit dem Land der Maya gleichgesetzt vielleicht weil die Schriftzeichen der Maya Codices in den Farben rot und schwarz gemalt sind obwohl die Quellen ausdrucklich bekunden dass man die Lage nicht kenne Uber die Datierung des Auszuges des Topiltzins sind sich die Quellen nicht einig Chimalpahin nennt das Jahr 1051 n Chr Die von unbekannten Indianern in Nahuatl verfassten Anales de Cuauhtitlan bieten 895 oder 883 an Die ersten beiden Jahre entsprechen im aztekischen Kalender einem Jahre 1 acatl was auch der kalendarische Beiname Topiltzins ist so diese Daten aus dem Namen abgeleitet und nicht authentisch sein durften 4 Das dritte Datum wird als Tradition von Tetzcoco bezeichnet Nach dieser Quelle hatte sich Topiltzin selbst verbrannt Die Datierung spielte eine wesentliche Rolle bei der Interpretation des toltekischen Einflusses in Yucatan Alfred M Tozzer hat die von den Quellen gegebenen Daten willkurlich durch Verschieben des Auszuges von Topiltzin um mehrere Kalenderrunden von 52 Jahren nach denen dasselbe aztekische Datum wiederkehrt auf das Jahr 999 verlegt 5 Dennoch lasst er den toltekischen Einfluss in Chichen Itza schon fruher einsetzen sieht einen historischen Kukulkan allerdings erst ab ca 1150 n Chr Dem gegenuber hat John Eric Thompson die Auffassung vertreten 6 dass die Itza in denen er eine nicht den Maya angehorige Bevolkerungsgruppe sieht von der Insel Cozumel her kommend sich um 918 n Chr in Chichen Itza niedergelassen haben Diese Annahme stutzt sich auf eine etwas verworrene Wanderungsgeschichte im Chilam Balam Buch von Chumayel 7 die ein Jahre im Tun 11 Ahau nennt eine Bezeichnung die allerdings alle 13 Jahre wiederkehrt und deshalb wenig prazis ist Ihnen folgte nach Thompson Kukulkan das Maya Aquivalent von Quetzalcoatl im Katun 4 Ahau also in der Zeitspanne zwischen 967 und 987 n Chr Er stutzt sich dafur auf eine prophetische Angabe im Chilam Balam Text von Chumayel 8 die er als historisch interpretiert und begrundete die Auswahl des absoluten Zeitansatzes denn ein Katun gleichen Namens tritt alle 256 Jahre auf damit dass dies das erste Katun dieses Namens nach dem Aufhoren der Hieroglypheninschriften ware Wie Nigel Davies 9 erlautert beruht das von Thompson gewahlte Datum 987 auf der Umrechnung des zentralmexikanischen Datums 1 acatl nach dem von Wigberto Jimenez Moreno definierten mixtekischen Kalender den dieser hypothetisch auf die Ereignisse in Tollan anwandte 10 Darin bestarkte ihn wie er betont die Vermutung Thompson womit ein klassischer Zirkelschluss gegeben ist Da es sich bei dem Datum 1 acatl aber um einen Teil des Namens von Topiltzin Quetzalcoatl handelt ist jede darauf beruhende Datierung zweifelhaft Wahrend die genannten Autoren eine Ubertragungsrichtung von Tula nach Chichen Itza als gegeben ansahen hat George Kubler die Gegenrichtung favorisiert Er betont dass nichts in Tula den fruhen Phasen toltekischer Kunst in Chichen Itza entspreche so dass Tula eher ein kolonisatorischer Vorposten von Chichen Itza gewesen sei 11 Fur diese Annahme ist ein sehr spater Ansatz des Untergangs von Tula um 1260 erforderlich der aus historischen wie archaologischen Grunden nicht aufrechtzuerhalten ist Die archaologische Datierung Bearbeiten Die Situation der archaologischen Datierung fur beide Orte ist nicht befriedigend 12 Fur Tula sind nur wenige Radiokarbon Datierungen verfugbar Zusammen mit der keramischen Datierung wird von einem Beginn der Entstehung einer Stadt um 700 n Chr ausgegangen wobei die Beeinflussung durch Teotihuacan unverkennbar ist Die heute erhaltenen Bauten des Zeremonialzentrums von Tula werden in das Fruhe Postklassikum zwischen 900 und 1200 n Chr datiert Das Ende von Tula ist durch bewusste Zerstorungen gekennzeichnet so das Niederbrennen der Saulenhallen und die Bestattung der grossen Figurensaulen in einem eigens angelegten Graben in der Pyramide 13 Chichen Itzas Geschichte beginnt nun beinahe gleichzeitig um 750 n Chr und dauerte bis gegen das Jahr 1000 Die datierten Monumente reichen von 864 bis 998 n Chr die jungsten Daten sind auf Steinpfeilern im Tempel des so genannten Hohenpriestergrabes zu finden die zugleich Reliefs im Stil der Kolonnaden tragen diese also mittelbar datieren Radiokarbondatierungen liegen bei grossen Unsicherheitsfaktor zwischen 835 und 900 n Chr Es herrscht gegenwartig weitgehend Konsens dass die hauptsachliche Bauaktivitat in Chichen Itza damit zeitlich fruher als jene in Tula liegt Im hauptsachlichen Datierungsmedium der Archaologie der Keramik zeichnet sich ein fremdes Element uberhaupt nicht ab 14 Das Distanz Problem Bearbeiten Die Entfernung zwischen Tula und Chichen Itza betragt gut 1400 km ohne dass auf dieser Strecke andere archaologische Funde gemacht worden waren die zweifelsfrei dieselben Charakteristika aufweisen und einer Wanderung oder Kontakt Route von Tolteken zum nordlichen Yucatan zuzuordnen waren Dieser Schwierigkeit versuchen Ansatze aus dem Weg zu gehen die Chichen Itza wie Tula und andere Orte einem Internationalen Stil zuordnen in dem sich ein Kult der Gefiederten Schlange Quetzalcoatl manifestierte 15 Literatur BearbeitenHenri Stierlin Die Kunst der Maya von den Olmeken zu den Maya Tolteken Belser Stuttgart 1997 ISBN 3 7630 2348 8 Einzelnachweise Bearbeiten Susan Gillespie Toltecs Tula and Chichen Itza the development of an archaeological myth In Twin Tollans Chichen Itza Tula and the Epiclassic to Early Postclassic Mesoamerican World Jeff Karl Kowalski Cynthia Kristan Graham Hrsg Dumbarton Oaks Research Library and Collection Washington DC 2007 S 85 128 Bernardino de Sahagun Florentine Codex Bd 3 Arthur J O Anderson Charles E Dibble Hrsg School of American Research Santa Fe 1952 S 36 Domingo de San Anton Munon Chimalpahin Quauhtlehuanitzin Das Memorial Breve acerca de la fundacion de la ciudad de Culhuacan Walter Lehmann Gerdt Kutscher Hrsg Kohlhammer Stuttgart 1958 S 11 Hanns J Prem Los reyes de Tollan y Colhuacan In Estudios de Cultura Nahuatl Bd 30 1999 ISSN 0071 1675 S 23 70 Alfred M Tozzer Chichen Itza and its Cenote of Sacrifice Peabody Museum Cambridge MA 1957 S 30 John Eric Thompson Maya history and religion University of Oklahoma Press Norman 1970 ISBN 0 8061 0884 3 S 10 11 Ralph L Roys The Book of Chilam Balam of Chumayel University of Oklahoma Press Norman 1967 S 70 73 Ralph L Roys The Book of Chilam Balam of Chumayel University of Oklahoma Press Norman 1967 S 161 Nigel Davies The toltecs until the fall of Tula University of Oklahoma Press Norman 1977 ISBN 0 8061 1394 4 S 218 Wigberto Jimenez Moreno Sintesis de la historia precolonial del Valle de Mexico In Revista Mexicana de Estudios Antropologicos Bd 14 1954 55 S 219 236 S 224 George Kubler Chichen Itza y Tula In Estudios de Cultura Maya Bd 1 1961 ISSN 0185 2574 S 47 80 online Memento des Originals vom 5 Marz 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www iifilologicas unam mx PDF 6 4 MB Michael E Smith Tula and Chichen Itza are we asking the right questions In Twin Tollans Chichen Itza Tula and the Epiclassic to Early Postclassic Mesoamerican World Jeff Karl Kowalski Cynthia Kristan Graham Hrsg Dumbarton Oaks Research Library and Collection Washington DC 2007 S 579 618 Alba Guadalupe Mastache Robert H Cobean Tula in The Oxford encyclopedia of Mesoamerican cultures Oxford University Press New York 2001 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