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Marino Berengo 8 November 1928 in Venedig 3 August 2000 ebenda war ein italienischer Historiker der sich vor allem mit der Republik Venedig und der Geschichte Luccas in der Neuzeit daruber hinaus mit der europaischen Stadt befasste Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Publikationen Auswahl 3 Literatur 4 AnmerkungenLeben BearbeitenBerengo wurde in eine bildungsburgerliche Familie geboren sein Vater war Pietro Abkommling einer alten venezianischen Familie seine Mutter war Diana Melli eine Judin aus Ferrara Er besuchte das Liceo classico Marco Polo und erlangte 1947 die Zulassung zur Scuola Normale Superiore di Pisa Doch musste er wegen einer Lungenkrankheit auf den Besuch des angesehenen Instituts verzichten und sich drei Jahre in ein Sanatorium begeben Er schrieb sich an der Universitat Padua ein wechselte aber nach Florenz wo er im Herbst 1953 seine Laurea bei Delio Cantimori unter dem Titel Saggio di ricerche sulla struttura sociale e l opinione pubblica degli Stati veneti 1770 1797 vorlegte Darin befasste er sich mit der Ausbreitung demokratischer Ideen gegen Ende der Republik Venedig Diese Arbeit baute er zu einer grundlegenden Arbeit zur Soziookonomie Dalmatiens aus 1 Bereits 1955 legte er sein erstes Uberblickswerk unter dem Titel La societa veneta alla fine del Settecento vor das 1956 gedruckt wurde Dabei entwickelte er keine Vorliebe fur die venezianische Kultur des 17 und 18 Jahrhunderts wie er in einem Brief schrieb eine Kultur in der er nur geringe Spuren der Aufklarung entdecken konnte Sein Werk hingegen wurde vielfach als grundlegend wahrgenommen Berengo wurde zu den corsi di perfezionamento an der Scuola Normale zu Pisa zugelassen wobei er ein Stipendium fur Zurich in den Jahren 1955 56 wahrnahm Aus diesem Aufenthalt ging sein Werk La via dei Grigioni e la politica riformatrice austriaca hervor 2 Im selben akademischen Jahr lernte er zudem am Istituto di studi storici zu Neapel bei Federico Chabod In Venedig beeinflusste ihn vor allem der 1964 gestorbene Wirtschaftshistoriker Gino Luzzatto dem er ein Profilo in der Rivista Storica Italiana widmete 3 1957 gewann er einen Wettbewerb concorso so dass er ab 1958 am Staatsarchiv Venedig arbeiten konnte Dort blieb er funf Jahre wobei er einerseits 1962 uber die Giornali veneziani del Settecento publizierte 4 andererseits zwei weitere Monographien verfasste Diese befassten sich 1962 mit Lucca Nobili e mercanti nella Lucca del Cinquecento 5 und 1963 mit Venetien L agricoltura veneta dalla caduta della Repubblica all Unita 6 Sein Spektrum reichte inzwischen von der Agrikultur und der Agronomie uber die Sozialgeschichte des Landes bis hin zu einzelnen Agronomen wie Francesco Tommasi di Colle Valdelsa 7 oder Africo Clementi 8 einerseits bis zur Geschichte der Presse und des Druckes andererseits In den 1960er und 70er Jahren befasste er sich daruber hinaus mit der Phase der Restauration und der osterreichischen Herrschaft Aus letzteren Interessen erwuchs die Arbeit Intellettuali e librai nella Milano della Restaurazione die 1980 erschien Sein Buch uber Lucca dessen Schwerpunkt die Zeit zwischen 1520 und 1560 bildete durfte das meistgelesene sein zudem wies es den Weg zur Geschichte der europaischen Stadt ein Thema das Berengo in den letzten 15 Jahren seines Lebens in Anspruch nahm 1959 wurde Berengo freier Dozent fur Moderne Geschichte also fur die Neuzeit lehrte aber auch in Padua Er wechselte ab 1963 auf eine Lehrstelle an der Universitat Mailand und verliess damit endgultig den Archivdienst Ende der 60er Jahre geriet er zunehmend in Distanz zum Kollegium da er Sympathien fur die Forderungen der Studenten ausserte und sich dazu bekannte die Kommunistische Partei gewahlt zu haben Angesichts der umfangreichen Lehraufgaben reduzierte sich allerdings Berengos forscherische Produktivitat doch immerhin gelang es ihm den Atlante storico italiano mit anzustossen der jedoch nie vollendet wurde 9 Auch wurde Berengo Mitglied im Wissenschaftlichen Rat der Rivista Storica Italiana Ab 1974 wiederum kehrte Berengo auf ein Angebot von Gaetano Cozzi nach Venedig zuruck um dort uber die Geschichte der Institutionen und zur Sozialgeschichte zu lehren 1975 heiratete er Renata Segre mit der er bereits seit 1963 zusammengearbeitet hatte Die an der Ca Foscari weniger umfangreiche Zahl der Abschlussarbeiten die er zu betreuen hatte liess Berengo wieder mehr Zeit fur Publikationen Mit seiner bereits in Mailand begonnenen Arbeit Intellettuali e librai nella Milano della Restaurazione wurde er zu einem der Begrunder der Buchgeschichte in Italien Daneben befasste er sich mit den Beziehungen zwischen Padua und Venedig vor der Schlacht bei Lepanto 1571 sowie mit Venedigs Herrschaft uber Ravenna und mit der Geschichte der Juden und der venezianischen Kultureinrichtungen nach der Einigung Italiens Er scheute sich aber auch nicht ins Osmanenreich oder nach Sudamerika auszugreifen Auch betatigte er sich politisch So wurde er 1985 zum consigliere comunale gewahlt und zwar fur den Bezirk Mestre als Unabhangiger auf der Liste des PCI Darin befasste er sich vorrangig mit dem Bibliothekswesen eine Beschaftigung die Anlass gab 1993 eine Konferenz uber Sulle biblioteche pubbliche statali abzuhalten uber die offentlichen staatlichen Bibliotheken Diese fand an der Accademia dei Lincei statt zu deren Mitgliedern er bereits seit 1988 zahlte Als sein Opus magnum gilt neben Nobili e mercanti das 1999 in Turin erschien sein gewaltiges L Europa delle citta das beinahe 900 Seiten umfasst und dazu eine 76 seitige Bibliografie beinhaltet Berengo erlebte nach einem Schlaganfall die Veroffentlichung ohne letzte Hand anlegen zu konnen Er starb am 3 August 2000 Beigesetzt wurde er auf seinen Wunsch auf dem judischen Friedhof von Ferrara Seine Bibliothek und die seines Freundes Lucio Gamba vermachte er der Biblioteca Classense von Ravenna Dank seiner weit ausgreifenden didaktischen Tatigkeit hatte er zahlreiche Schuler die seine Arbeit fortsetzen Publikationen Auswahl BearbeitenLa societa veneta alla fine del Settecento Sansoni Florenz 1956 L agricoltura veneta dalla caduta della Repubblica all Unita Mailand 1963 Nobili e mercanti nella Lucca del Cinquecento Einaudi Turin 1965 Intellettuali e librai nella Milano della Restaurazione Einaudi Turin 1980 erneut Franco Angeli Mailand 2012 L Europa delle citta Il volto della societa urbana tra Medioevo ed Eta moderna Einaudi Turin 1999 Cultura e istituzioni nell Ottocento italiano Il Mulino Bologna 2004 Citta italiana e citta europea Ricerche storiche hgg v Marco Folin Collana Cliopoli 6 Diabasis 2010 Neuauflage Viella Rom 2017 Literatur BearbeitenCarlo Capra Berengo Marino in Dizionario Biografico degli Italiani 2018 Corrado Vivanti Ricordo di Marino Berengo in Studi Storici 41 2000 593 604 Eine Bibliographie findet sich in Citta italiana e citta europea Ricerche storiche auf den Seiten 275 bis 290 Anmerkungen Bearbeiten Marino Berengo Problemi economico sociali della Dalmazia veneta alla fine del Settecento in Rivista storica italiana LXVI 1954 469 510 Marino Berengo La via dei Grigioni e la politica riformatrice austriaca in Archivio storico lombardo s 8 VIII 1958 5 111 Marino Berengo Profilo di Gino Luzzatto in Rivista storica italiana LXXVI 1964 879 905 Marino Berengo Giornali veneziani del Settecento Mailand 1962 Marino Berengo Nobili e mercanti nella Lucca del Cinquecento erschienen 1962 dann uberarbeitet Turin 1965 Marino Berengo L agricoltura veneta dalla caduta della Repubblica all Unita Mailand 1963 Marino Berengo Un agronomo toscano del Cinquecento Francesco Tommasi di Colle Valdelsa in Studi di storia medievale e moderna per Ernesto Sestan Florenz 1980 S 495 518 Marino Berengo Africo Clementi agronomo padovano del Cinquecento in Miscellanea Augusto Campana Padua 1981 S 27 69 Alberto Caracciolo Il grande atlante storico che non si fece mai in Quaderni storici XXX 1995 253 260 Normdaten Person GND 122983874 lobid OGND AKS LCCN n80158721 VIAF 59097327 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Berengo MarinoKURZBESCHREIBUNG italienischer HistorikerGEBURTSDATUM 8 November 1928GEBURTSORT VenedigSTERBEDATUM 3 August 2000STERBEORT Venedig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marino Berengo amp oldid 239246844