Marie d’Orléans (1457–1493)

Marie d’Orléans (* 19. Dezember 1457 im Schloss Blois; † 1493 in Mazères) war die Schwester König Ludwigs XII. von Frankreich und durch Heirat Gräfin von Étampes und Vizegräfin von Narbonne.

Leben

Marie wurde 1457 in Blois als älteste Tochter des Herzogs Charles d’Orléans und dessen dritter Ehefrau Maria von Kleve geboren. Ihre Geburt wurde von ihren Zeitgenossen als erstaunliches Ereignis angesehen, da die Ehe ihrer Eltern 16 Jahre lang kinderlos geblieben war und ihr Vater bereits 63 Jahre alt war. Als einzige Tochter des Herzogs wurde sie als dessen Erbin angesehen, weshalb die Wahl ihres Ehemanns von großer Wichtigkeit war. Am 30. September 1461 wurde sie schließlich Pierre de Beaujeu, dem jüngeren Bruder des Herzogs Jean II. de Bourbon, versprochen, der seit 1447 am Hof des Herzogs von Orléans lebte. Die feierliche Verlobung fand am 23. März 1464 in der Kirche Saint-Sauveur in Blois statt, König Ludwig XI. gab dem Heiratsprojekt zudem am 8. November 1465 seine Zustimmung.

Da jedoch in der Zwischenzeit Maries jüngere Geschwister Ludwig (1462) und Anne (1464) geboren worden waren, wurde die Attraktivität der Heiratsvereinbarungen mit Pierre de Beaujeu in Frage gestellt, die den Großteil der Besitztümer des Herzogs von Orléans der kleinen Marie versprochen hatten. Am 24. April 1467 protestierte Maria von Kleve, die nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1465 die Vormundschaft über ihre Kinder übernommen hatte, offiziell gegen diese Ehe, die ihrer Meinung nach König Ludwig XI. auf Kosten ihrer anderen Kinder Ludwig und Anne durchführen wollte. Schließlich wurde die Verlobung aufgelöst und Pierre de Beaujeu heiratete 1473 Anne, die älteste Tochter König Ludwigs XI.

Marie heiratete am 8. September 1476 Johann von Foix, Vizegraf von Narbonne und späterer Graf von Étampes, ein Sohn von Königin Eleonore von Navarra und Gaston IV. von Foix. Das Paar hatte mehrere Kinder, von denen zwei das Erwachsenenalter erreichten.

Laut dem Historiker Père Anselme starb Marie d’Orléans 1493 in Mazères, fünf Jahre bevor ihr Bruder Ludwig König von Frankreich wurde. Über ihre Grabstätte gibt es widersprüchliche Aussagen. Laut Père Anselme wurde Marie in der Pfarrkirche der Stadt Mazères beigesetzt, wo sie auch starb. Laut anderer Quellen wurde sie stattdessen in der Kirche Notre-Dame in Étampes beigesetzt, wo ihr Ehemann im Jahr 1500 beigesetzt wurde.

Nachkommen

Aus ihrer Ehe mit Johann von Foix hatte Marie mehrere Kinder, von denen zwei das Erwachsenenalter erreichten:

• Totgeburt (*/† Juli 1477 im Schloss Blois)
• Kind (* um 1478)
• Germaine (1488–1538), ⚭ Ferdinand II. von Aragon
• Gaston de Foix (1489–1512), Herzog von Nemours

Vorfahren

Karl V. von Frankreich (1338–1380)

Louis de Valois, duc d’Orléans (1372–1407)

Jeanne de Bourbon (1338–1378)

Charles de Valois, duc d’Orléans (1394–1465)

Gian Galeazzo Visconti (1351–1402)

Valentina Visconti († 1408)

Isabelle de Valois (1348–1372)

Marie d'Orléans (1457–1493)

Adolf I. von Kleve († 1394)

Adolf II. von Kleve (1373–1448)

Margarethe von Berg († 1425)

Maria von Kleve (1426–1486)

Johann Ohnefurcht (1371–1419)

Maria von Burgund (1393–1463)

Margarete von Bayern (1363–1423)

Einzelnachweise

1. Pierre Champion: Vie de Charles d'Orléans (1394-1465). 2. Auflage. Honoré Champion, Paris 1969, S. 531. 
2. Pierre Champion: Les "nobles ordonnances" du banquet de Marie d’Orléans. In: Mélanges de philologie et d’histoire offerts à M. Antoine Thomas. Slatkine Reprints, Genf, 1973, Paris 1927, S. 95. 
3. Pierre Champion: Vie de Charles d'Orléans (1394-1465). 2. Auflage. Honoré Champion, Paris 1969, S. 568. 
4. René de Maulde La Clavière: Histoire de Louis XII. Band 1. Ernest Leroux, Paris 1889, S. 288. 
5. Père Anselme: Histoire généalogique et chronologique de la maison royale de France. Band 3. Paris 1674, S. 377. 
6. Léon Marquis: Les seigneurs d'Etampes (1901). Abgerufen am 31. Oktober 2022. 
7. René de Maulde La Clavière: Histoire de Louis XII. Band 2. Ernest Leroux, Paris 1890, S. 34–35. 

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