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Mangaas ist eine aufgegebene Siedlung und eine Ausgrabungsstatte an der Nordwestkuste von Efate im pazifischen Inselstaat Vanuatu Sie war bis in das 16 Jahrhundert Sitz des obersten Hauptlings Roi Mata Nach dem Tod des letzten Tragers dieses Titels Ende des 16 Jahrhunderts wurde der Ort verlassen und gilt seitdem als Tapu Seit 2008 ist Mangaas als Teil von Chief Roi Mata s Domain ein Weltkulturerbe der UNESCO Lage von Mangaas an der Nordkuste von Efate Inhaltsverzeichnis 1 Ausgrabungen 2 Geschichte 3 Beschreibung 3 1 Strand 3 2 Tanzplatz 3 3 Roi Matas Wohngrundstuck 3 4 Gartengrundstucke 3 5 Heilige Steine und Graber 4 Tourismus 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAusgrabungen BearbeitenEine erste wissenschaftliche Beschreibung von Mangaas veroffentlichte der franzosische Anthropologe Jean Guiart der 1957 die Region bereiste Er listete nach den Erzahlungen von Ortskundigen die Titel von Hauptlingen auf die Roi Mata als Untertanen verbunden waren und die Lage der damit verbundenen Wohn und Gartengrundstucke in der Siedlung Auf dieser Grundlage fuhrte der franzosische Archaologe Jose Garanger 1967 umfangreiche Vermessungen und Ausgrabungen durch mit denen die Besiedlung des Ortes zur Zeit von Roi Mata bestatigt wurde und die Hinweise auf eine sehr viel langere Siedlungsgeschichte erbrachten Zwischen 1996 und 2003 wurden gemeinsam vom Nationalmuseum von Vanuatu Vanuatu Cultural Centre und der Australian National University weitere Ausgrabungen unternommen die die Siedlungsgeschichte weiter aufklaren konnten Zuletzt fand 2005 im Zusammenhang mit der Bewerbung um den Welterbetitel noch einmal eine Vermessungskampagne statt Geschichte BearbeitenMangaas wurde erstmals vor etwa 2900 Jahren besiedelt etwa 200 Jahre nach der altesten bekanntesten Ortschaft auf Efate Aus Keramikfunden lassen sich die Bewohner mit der Lapita Kultur von Melanesien verbinden Mangaas blieb bis geschatzt um das Jahr 1000 unserer Zeitrechnung bewohnt Fur einen langeren Zeitabschnitt wird aus einer typischen und einmaligen Keramikform geschlossen dass sich dort eine eigenstandige Kultur entwickelte 1 Die Datierung von Funden ist dadurch moglich dass verschiedene Vulkanausbruche auf benachbarten Inseln Ascheablagerungen im Untergrund hinterlassen haben Daraus ist auch abzuleiten dass Mangaas vermutlich zwischen den Jahren 1000 und mindestens 1452 aus unbekannten Grunden verlassen war In der mundlichen Uberlieferung wird diese Zeit mit Kriegen und sozialen Umwalzungen verbunden 2 Das zweite Datum ist das Jahr des Ausbruchs des Kuwae einem Vulkan auf den nordlich gelegenen Shepherd Inseln Die dort angerichteten Zerstorungen fuhrten dazu dass viele Menschen nach Efate flohen Es liegt nahe anzunehmen dass damals auch Mangaas wieder besiedelt wurde Alle heute noch oberflachlich sichtbaren Spuren sind mit dieser zweiten Periode verbunden Sie ist auch die Zeit in der Hauptlinge unter dem Titel Roi Mata in Mangaas residierten Trockensteinmauern markieren bis heute sichtbar Grundstucke mehrere noch existente Baume wurden zu dieser Zeit gepflanzt und heilige Steine platziert Nach dem Tod des letzten Roi Mata und seiner Beerdigung auf der Insel Eretoka Ende des 16 Jahrhunderts wurde Mangaas endgultig verlassen Der Grund dafur war Angst vor der ubergrossen Macht Naflak des Hauptlings noch in seinem Tode Deswegen wurde er im Gegensatz zu sonstigen Gebrauchen auch nicht auf seinem eigenen Grundstuck bestattet und es wurde auch kein Nachfolger mehr ernannt Die vormalige Siedlung wurde zum Tapu zum heiligen und verbotenen Ort erklart Feste Hauser und Landwirtschaft waren verboten Auf dem fruheren Tanzplatz wurde lautes Reden das Beruhren heiliger Baume und Steine und der Besuch bei Sonnenauf und untergang untersagt Die Bewohner siedelten sich vornehmlich auf der vor der Kuste gegenuber liegenden Insel Lelepa an Erst in den 1980er Jahren wurde auf Grund des Bevolkerungsdruckes dort das Dorf Mangaliliu auf Efate etwa 2 Kilometer sudwestlich von Mangaas gegrundet Seit dem spaten 19 Jahrhundert wurden Grundstucke im weiteren Umfeld des Ortes an europaische Siedler verpachtet Das Nutzungsverbot fur Mangaas wurde bis 1927 eingehalten Der Hauptling Masia Kalotiti hatte sich zum Christentum bekehrt und eine presbyterianische Bibelschule besucht Als er nach Efate zuruckkehrte betatigte er sich als Prediger und versuchte auch den Bann uber Mangaas zu brechen Er verbrannte eine Bibel verstreute ihre Asche im Bereich der ehemaligen Siedlung und begann den seit dreihundert Jahren wild gewucherten Wald zu beseitigen Stattdessen pflanzte er Kokospalmen fur die Kopraproduktion an Das Sendungsbewusstsein des Hauptlings fand im Grossen jedoch nur wenig Widerhall Seit dieser Zeit wird aber der weitere Bereich wieder landwirtschaftlich genutzt Heute werden vor allem Kassawa Bananen und Taro angebaut Der unmittelbare Bereich von Roi Matas Hausgrundstuck der offentliche Tanzplatz und der Landungsplatz des Hauptlings am Strand blieben jedoch bis auf ein paar von Kalotiti angelegte Gemusebeete unberuhrt Deshalb blieb in diesem Bereich ein Kustenwald erhalten der viel ursprunglicher ist als an den meisten anderen Kustenabschnitten von Efate und in dem einige seltene Pflanzen gedeihen So wurden mindestens zehn endemische Pflanzen identifiziert Beschreibung Bearbeiten nbsp Zwei der drei Tamanu Baume am Strand von MangaasMangaas liegt auf einem schmalen aber fruchtbaren Kustenstreifen der nach Suden durch steil auf 200 Meter Hohe ansteigende Klippen aus Tuff und Riffkalk begrenzt wird Der aus Korallen bestehende Untergrund wurde im Laufe der Zeit immer weiter uber die Wasseroberflache angehoben und dadurch immer breiter und die Besiedlung konnte sich nach Nordwesten ausdehnen Von den Klippen ergiessen sich mehrere Bache deren grosster die westliche Grenze von Roi Matas Grundstuck bildet Strand Bearbeiten Der als Mwalakot bekannte Strandabschnitt neben dem o g Bach war als Landestelle fur das Kanu des Hauptlings vorbehalten Fur die Einfahrt von See muss eine Riffkante passiert werden deren schmale Offnung von massiven Korallenstocken flankiert wird die uber die Wasseroberflache ragen Sie werden Likanas Haifischbruste genannt Uber dem Strand erheben sich mehrere grosse und alte Baume darunter drei Tamanu Baume Calophyllum inophyllum von denen erzahlt wird dass sie Roi Mata selbst gepflanzt habe Tanzplatz Bearbeiten Direkt landeinwarts befindet sich der offentliche Tanzplatz Mwalasayen Er wird von einem riesigen Banyanbaum Ficus subcordata auf Bislama Nambanga dominiert der direkt uber eine alte Steinmauer gepflanzt wurde Heute verschwindet diese Mauer vollstandig unter dem Geflecht der Luftwurzeln die einen Durchmesser von 20 Metern erreichen Da nicht anzunehmen ist dass der Baum nach dem Verlassen der Siedlung gepflanzt wurde muss er uber vierhundert Jahre alt sein An einer Seite des Platzes waren aufrecht stehende Schlitztrommeln Napwea oder auf Bislama Tamtam genannt aufgestellt mit denen die Gemeinschaft zusammen gerufen und Tanze begleitet werden konnten In den letzten Jahren wurden dort wieder neue Trommeln aufgestellt Roi Matas Wohngrundstuck Bearbeiten Hinter dem Tanzplatz schliesst sich das Wohngrundstuck von Roi Mata an Dessen vorderer Bereich Mwalafaum wurde bis 1976 von einem weiteren Banyan dominiert der jedoch einem Feuer zum Opfer fiel Vermutlich entzundete sich bei den Aufraumarbeiten nach einem Zyklon Strandgut an einer weggeworfenen Zigarette Im hinteren Bereich stand das Wohnhaus Sumwantuk die Grundstucksgrenze markieren zwei grosse Canarium Baume Canarium indicum Bislama Nangae Gartengrundstucke Bearbeiten Der gesamte Siedlungsbereich wird durch Trockensteinmauern aus Korallenbruchstucken in einzelne Wohn und Gartengrundstucke aufgeteilt Im Zentrum haben diese unregelmassige Formen weiter aussen sind die vermutlich spater angelegten Grundstucke eher rechtwinklig Auch heute noch tragen die Grundstucke individuelle Namen die mit Hauptlingstiteln am Hofe von Roi Mata korrespondieren Viele der Mauern sind jedoch verfallen und nur noch an ihren Fundamenten zu erkennen Eine weitere Form der Markierung sind zermahlene Korallenstucke die als Kiesbelag traditionell uber das gesamte Grundstuck verteilt wurden Wo nicht im 20 Jahrhundert wieder Landwirtschaft betrieben wurde ist dieser jedoch unter einer Humusschicht verschwunden Heilige Steine und Graber Bearbeiten Verteilt uber den Bereich von Mangaas finden sich Steine denen besondere magische Krafte zugesprochen werden Es handelt sich meist um runde Steine die klein genug sind um sie transportieren zu konnen aus meist auffalligem und ungewohnlichem Material Acht dieser Steine wurden in dem engeren Bereich zwischen Tanzplatz und Roi Matas Wohngrundstuck identifiziert Sie werden von der lokalen Bevolkerung immer noch mit Respekt behandelt Einer der neben dem Banyan auf dem Tanzplatz liegt gilt als Roi Matas personlicher heiliger Stein In der westlichen Pazifik Region ist es ublich Tote auf ihren Wohngrundstucken zu beerdigen Auch in Mangaas wurden solche Graber identifiziert funf von ihnen wurden 1967 ausgegraben Weitere Grabstatten werden durch grosse Steine markiert Dabei handelt es sich wahrscheinlich um die Ruhestatten von Hauptlingen Auch wenn sich keine lokale Uberlieferung dazu erhalten hat ist anzunehmen dass sich darunter auch fruhere Trager des Titels Roi Mata befinden Tourismus BearbeitenDie Bewohner von Mangaliliu und Natapau haben mit der Roi Mata Cultural Tour eine Moglichkeit zur gefuhrten Besichtigung von Mangaas geschaffen Am Strand wird dabei die Geschichte des Hauptlings mit einem kleinen Theaterstuck vorgestellt danach kann der Tanzplatz besucht werden Allerdings wird darauf geachtet dass sich niemand dem Banyan mehr als 15 Meter nahert 2006 wurde in Mangaas eine Episode der franzosischen Fernsehshow Koh lanta gedreht ein Ableger der amerikanischen Reality Show Survivor Im Gegenzug legte das Fernsehteam fur die Gemeinde einen leichten Fahrweg nach Mangaliliu an Literatur BearbeitenJean Guiart Systeme des titres electifs ou hereditaires dans les Nouvelles Hebrides centrales d Efate aux iles Shepherd Paris Institut d ethnologie Musee de l Homme 1973 franzosisch Jose Garanger Archeologie des Nouvelles Hebrides contribution a la connaissance des iles du centre Publications de la Societe des Oceanistes No 30 Paris ORSTOM 1972 franzosisch Nominierungsunterlagen PDF 43 MB der Republik Vanuatu fur die Eintragung von Chief Roi Mata s Domain in die Welterbeliste 2006 07 englisch Weblinks BearbeitenEintrag auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO englisch und franzosisch Roi Mata Cultural Tour auf der Seite des Nationalmuseums von VanuatuEinzelnachweise Bearbeiten Jose Garanger Incised and applied relief pottery its chronology and development in southeastern Melanesia and extra areal comparisons In R C Green and M Kelly eds Studies in Oceanic Culture History Volume 2 Pacific Anthropological Records No 12 Honolulu Department of Anthropology Bernice Pauahi Bishop Museum 1971 pp 53 66 David Luders Retoka revisited and Roimata revised In The Journal of the Polynesian Society 2001 Vol 110 Nr 3 S 247 287 englisch 17 631388888889 168 21416666667 Koordinaten 17 37 53 S 168 12 51 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mangaas amp oldid 238979158