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Maimadchen wurden im Brauchtum junge Madchen genannt die zum 1 Mai singend und mit einem Blumenkranz im Haar durch die Dorfstrassen zogen um Gaben zu sammeln 1 Zu den unterschiedlichen Gebrauchen gehorten das Maisingen das herumtragen geschmuckter Maibaumchen Birkenzweige oder in anderen Gebieten der Maikerl der ein Gestell mit Maigrun trug In Dannenbuttel wird dieser Brauch noch gepflegt 2 Eine weitere Bedeutung hat sich im Zusammenhang mit der zum Beginn des Fruhlings in vielen Gegenden uberlieferten Form der Jungfrauenversteigerung etabliert Das Maimadchen wird auch Maifrau oder Maibraut genannt 3 Geschmucktes Maimadchen Inhaltsverzeichnis 1 Mailien oder Mailehen Jungfernversteigerung 1 1 Mailien verbrennen 1 2 Wortherkunft 1 3 Ursprung des Brauches 2 Rezeption 3 Literatur 4 EinzelnachweiseMailien oder Mailehen Jungfernversteigerung BearbeitenIm Kolner Raum wurden Anfang Mai in den Wirtshausern Madchen versteigert Hierfur wahlten die jungen Burschen einen Vorsitzenden der die Versteigerung leitete Nun wurden die Madchen die dabei nicht anwesend waren feilgeboten Die Versteigerung begann mit der Verkundung dass jeder Anwesende sich nach altem Brauch eines der Maimadchen ersteigern musse Dabei erhielt derjenige den Zuschlag der die meisten Taler fur seine Favoritin bot Gezahlt wurde allerdings nicht in Talern sondern in Pfennigen die der Anzahl Taler entsprachen und in eine gemeinschaftliche Kasse flossen Dem Burschen wurde das ersteigerte Madchen feierlich zugesprochen was ihm die Gelegenheit einraumte sein Maimadchen ein Jahr lang zu allen Dorffestlichkeiten auszufuhren Er ersteigerte sich somit das Recht sich dem Madchen zu nahern Dasjenige Madchen das den hochsten Preis erzielte wurde fur das folgende Jahr zur Maikonigin erklart Mailien verbrennen Bearbeiten In einigen Ortschaften im Siebengebirge wurde am Ende der Versteigerung die Verbindung zu den Maimadchen aus dem Vorjahr in der Nacht auf einen Hugel durch einen Abgesang und die symbolische Verbrennung von Strohpuppen beschlossen Dies diente dazu das vorherige Recht an diesen Madchen sichtbar zu annullieren Anschliessend gingen die Burschen in den Wald um fur das neu ersteigerte Madchen einen Maibaum oder Maibaumreis zu schneiden und dem Madchen vor das Haus zu pflanzen 4 Wortherkunft Bearbeiten Der Namen Mailien stammt vom Monat Mai und lienen was leihen lehnen meint 5 Die Madchen wurden quasi von den Jungen nur auf Zeit gelient ausgeliehen d h als Lehn ubertragen weshalb es auch als Mailehen bezeichnet wurde Ursprung des Brauches Bearbeiten Carl Rademacher sah als Ursprung dieses Brauches die Madchenversteigerungen in Westafrika syrische Tochterhutten oder einen alten Brauch des Angebots kauflicher Frauen aus Altbabylon an der durch Herodot uberliefert 6 Herodot berichtet dass in Babylon die Madchen reiche und arme schone und hassliche offentlich versteigert wurden um so eine Ehe zu schliessen Dabei erzielten schone oder reiche Madchen hohere Preise als die anderen Fur jedes Madchen wurde ein Mindestgebot festgesetzt die Summe die daruber hinaus geboten wurde wurde den Madchen als Mitgift mitgegeben Im Mailien hat sich dies zum Teil uberliefert so ersteigert sich der junge Mann offentlich eine Art Recht auf das Maimadchen Dieser bietet dabei nur auf ein Madchen dessen Liebe er gewinnen mochte 4 Nachgewiesen ist die Jungfernversteigerung auch in der kolnischen Fastnacht des 16 Jahrhunderts Herrmann Weinsberg berichtet 1538 dass er in der Fastnacht eine Jungfrau gegen Geld zum Lehen bekam mit der er uber die Fastnachtszeit tanzen durfte Manche Lehen gingen auch langer ihr Ziel war die Eheanbahnung 7 Dieser Brauch der Madchenversteigerung der bis heute noch in einigen Dorfern im Kolner Raum durchgefuhrt wird wird von einigen sehr kritisch gesehen Er bedeutete eine Demutigung der Frauen deren Wert auf den Versteigerungen taxiert wurde Frauen die nur einen geringen Preis erzielt hatten wurden zum Gespott der Gemeinschaft Da dieser Brauch nicht mehr mit dem modernen Frauenbild vereinbar war wurde er in den meisten Orten abgeschafft 8 Rezeption BearbeitenMaimadchen im Gedicht Karl Gotthard Grass Die Pilgerin oder das Maimadchen Romanze aus einem rhapsodischen Gedichte Der Geist mit der Lampe oder die heiligen Nachte In Livona Ein historisch poetisches Taschenbuch fur die deutsch russischen Ostseeprovinzen Friedrich Meinshausen Riga Dorpat 1812 S 81 83 Textarchiv Internet Archive Mit Notenblatt auf S 80 Musik komponiert von A Preis Zum Thema der Jungfrauenversteigerung und dem Mailehen wurden unter anderem Erzahlungen oder Lustspiele verfasst W O von Horn Das Mailehen In Johannes Erler A Wiegand Hrsg Gesammelte Volkserzahlungen Band 3 S A Geibel Verlag Altenburg 1907 books google de Florentine Gebhardt Das Mailehen Ein heiteres Spiel f Volk u reifere Jugend Jugend und Volksbuhne Heft 448 A Strauch Leipzig 1926 OCLC 72527223 Heinrich Ruppel Mailehen Spiel in zwei Aufzugen Nach einem hessischen Volksbrauch Jungvolk und Vereinsbuhne Heft 68 Bernecker Melsungen 1939 OCLC 177177614 Literatur BearbeitenWilhelm Mannhardt Kapitel V Vegetationsgeister Maibrautschaft In Der Baumkultus der Germanen und ihrer Nachbarstamme mythologische Untersuchungen Borntraeger Berlin 1875 S 422 496 Textarchiv Internet Archive Carl Rademacher Maisitten am Rhein Das Mailien In Friedrich Salomon Krauss Hrsg Am Ur quell Monatschrift fur Volkskunde Band IV Heft IX X und XI G Kramer Hamburg 1893 S 227 232 und 237 241 Textarchiv Internet Archive Hans Sendling Maisitte und Mailehen In Velhagen und Klasings Monatshefte Jg 19 Band 2 Velhagen und Klasing Bielefeld 1905 OCLC 255027354 S 314 320 Friedrich Dierker Das rheinische Mailehen nach seinem Wesen seiner Verbreitung und seiner Stellung in der Gemeinschaft Beitrage zur rheinischen Volkskunde in Einzeldarstellungen Band 11 Martini amp Gruttefien Wuppertal Elberfeld 1939 OCLC 245696046 Mailehen In Eduard Hoffmann Krayer Hanns Bachtold Staubli Hrsg Handworterbuch des deutschen Aberglaubens 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