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Das Madchen aus dem Bareler Moor auch Frau aus dem Bareler Moor ist eine weibliche Moorleiche die 1784 im Bareler Moor bei Dotlingen im niedersachsischen Landkreis Oldenburg gefunden wurde Es handelt sich hierbei um den fruhesten Fund einer Moorleiche von der noch Teile des Korpers vorhanden sind Inhaltsverzeichnis 1 Bareler Moor 2 Fundgeschichte 3 Befunde 4 Literatur 5 EinzelnachweiseBareler Moor BearbeitenDas Bareler Moor ist das grosste unter einer Reihe von etwa 80 Kleinmooren sogenannten Schlatts in der Delmenhorster Geest etwa 15 Kilometer sudwestlich von Delmenhorst Die Umgebung der Moore war vollstandig kultiviert und bewirtschaftet Die meisten dieser Kleinmoore hatten einen mittleren Durchmesser von weniger als 100 Metern und wurden im Laufe der Zeit abgetorft und zur Ackerflachengewinnung eingeebnet Weitere Schlatts befanden sich in Waldern und wurden nicht bewirtschaftet Das Bareler Moor misst eine Flache von etwa 250 190 Metern und bildete eine flache etwa 179 Zentimeter tiefe Mulde im anstehenden Sandboden Die altesten Moorschichten wurden pollenanalytisch auf das 7 Jahrtausend vor Chr datiert Fundgeschichte Bearbeiten nbsp Schematische Darstellung der dokumentierten Korperteilerot noch existentgelb gefunden jedoch verschollenblau gefunden Verbleib unbekanntweiss nicht gefundenTorfstecher stiessen bei ihrer Arbeit im Bareler Moor in etwa 70 bis 80 Zentimeter Tiefe auf die ersten Uberreste des Madchens Sie bargen Teile des Rumpfes ein Bein mit Fuss sowie einen Unterarm mit der Hand und legten die Teile zum Trocknen in die Sonne Mit der Leichenschau wurde der Oldenburger Amtsarzt Kelp beauftragt der die ausgegrabenen Teile begutachtete Da zur Zeit und auch aus absehbarer Vergangenheit keine vermisste Person aus der Umgebung gemeldet oder bekannt war konnte er ein Verbrechen ausschliessen Die restlichen Teile der Moorleiche verblieben im Moor da es den Torfstechern nicht moglich war oder sie kein Interesse hatten diese weiter auszugraben Kelp nahm daraufhin die Leichenteile mit in seine private Kuriositatensammlung nach Oldenburg Kurze Zeit nach Bekanntwerden des Fundes reiste der naturhistorisch interessierte Forstmeister Ahlers an und liess die im Moor zuruckgebliebenen Teile der Leiche darunter der Hinterkopf die Haut des oberen Rumpfes bis zum Bauchnabel sowie ein halbes Lenden und Beinstuck bergen Alle diese Teile waren von den Arbeitern und neugierigen Bauern vollig zerstuckelt worden Auch Ahlers nahm alle Teile mit zu sich nach Hause Da das Hauptinteresse der Museen damals weniger den altertumswissenschaftlichen Aspekten als den konservierenden und gerbenden Eigenschaften des Moores galt sandte Ahlers die lederartig gegerbten Stucke als Anschauungsmaterial an zahlreiche Institute Der Hinterkopf mit den Haaren ging an die Konigliche Kunstkammer in Kopenhagen wo er aber 1953 nicht mehr auffindbar war Sie wurden vermutlich 1807 bei der englischen Belagerung Kopenhagens oder 1858 bei dem Schlossbrand vernichtet Das Lenden und Beinstuck sandte er nach Clausthal Diese Stucke wurden vermutlich bei der Einrichtung des Heimatmuseums 1927 in Zellerfeld zusammen mit anderen Knochen unbekannter Herkunft entsorgt Weitere getrocknete Hautstucke erhielt die Gesellschaft zur Beforderung der Kunste und nutzlichen Gewerbe deren Sammelbestande zur Jahrhundertwende 1900 an die Staatsbibliothek und von dort an verschiedene Hamburger Museen ubergingen Die Aktenbestande der Patriotischen Gesellschaft wurden 1943 durch Kriegseinwirkungen vollstandig vernichtet und der Verbleib der Hautstucke liess sich in den Hamburger Museen ebenfalls nicht mehr klaren Weitere Hautstucke erhielten Institute in Gottingen und St Petersburg die ebenfalls keine Angaben zu dem Verbleib der Stucke machen konnten Noch im Jahre 1791 befanden sich einige Teile der Moorleiche in Dr Kelps Privatbesitz Das Hautstuck der rechten Brust gab Dr Kelp spater an die Oldenburger Apothekerin Dugend deren Erben das Bruststuck 1883 an das Museum Oldenburg ubergaben Der Verbleib der restlichen Stucke aus Kelps Privatbesitz liess sich nicht mehr ermitteln Der Fund wurde erstmals durch Martin Friedrich Pitiscus ausfuhrlich in der Oldenburgischen Zeitschrift Blatter vermischten Inhalts publiziert 1 Fundort 53 0 4 5 N 8 25 58 9 O 53 001239 8 433015 Koordinaten 53 0 4 5 N 8 25 58 9 O 2 Befunde BearbeitenAmtsarzt Kelp beschrieb die frisch gefundenen Leichenteile als weich wie Lumpen von brauner Farbe und ohne Faulnisgeruch die sich mit einem Messer glatt schneiden liessen Fett und Muskelgewebe waren vergangen Die Knochen waren weich und entkalkt lagen aber noch in ihrer naturlichen Form vor Haare Fingernagel Knorpel und Sehnen waren gut erhalten Das Lebensalter des Madchens schatzte Kelp aufgrund der anatomischen Merkmale und erfahrungsbedingter Vergleiche auf etwa 14 bis 16 Jahre ohne jedoch moglicherweise die durch die Lagerung erfolgte Schrumpfung des Gewebes zu berucksichtigen Bei der Leiche wurden keine weiteren Gegenstande wie Kleidung oder Schmuck beobachtet Das einzige heute noch erhaltene Teil ist ein Hautstuck das nach den fruhen Publikationen von der rechten Brust der Moorleiche stammt und unter der Inventarnummer 1687 im Oldenburger Landesmuseum fur Natur und Mensch aufbewahrt wird Alle ubrigen Teile gingen uber die Jahre verloren Das erhaltene Bruststuck ist heute 35 cm lang Es reicht etwa von der Schulter uber einen geraden Schnitt uber dem ehemaligen Brustbein bis kurz unter die Brustfalte Die lederartig gegerbte Haut hat eine Starke von etwa 1 5 mm und ist von braunlich schwarzer Farbe Durch die Trocknung entstanden Risse die sichtbar genaht wurden Die Brustwarze ist nicht mehr erkennbar 3 Die bisherige geschlechtliche Zuordnung als weiblich sowie die Lokalisierung des Hautstucks als Teil der Brust erfolgten primar auf Basis der alten Publikationen Jedoch liessen sich diese Befunde nach neueren Untersuchungen durch das Institut fur Rechtsmedizin am Universitatsklinikum Hamburg Eppendorf im Jahre 2010 nicht mehr mit absoluter Sicherheit bestatigen da weder eine Brustwarze noch ein Warzenhof sicher auf dem Hautstuck identifiziert werden konnten An seiner Ruckseite waren an einer Stelle Strukturen erkennbar die als Reste von Milchdrusen gedeutet werden konnen 4 Die ursprungliche Lage der jungen Frau im Moor lasst sich heute nur noch anhand der Beobachtungen und Aufzeichnungen von Kelp und dem Forstmeister Ahlers sowie an der Reihenfolge der gefundenen Korperteile vage rekonstruieren Eine an dem Fund durchgefuhrte 14C Untersuchung ergab eine Datierung in den Zeitraum zwischen 260 und 395 nach Chr folglich lebte das Madchen in der Romischen Kaiserzeit 5 Literatur BearbeitenLandesmuseum fur Natur und Mensch Hrsg Museumsjournal Natur und Mensch Naturkunde Kulturkunde Museumskunde Nr 6 Isensee 2010 ISSN 1862 9083 Aktuelle Untersuchungsergebnisse der Uberreste des Hautstuckes Seiten 159 186 Frank Both Mamoun Fansa Hrsg Faszination Moorleichen 220 Jahre Moorarchaologie Zabern Philipp von Darmstadt 2011 ISBN 978 3 8053 4360 2 S 87 94 Wijnand van der Sanden Mumien aus dem Moor Die vor und fruhgeschichtlichen Moorleichen aus Nordwesteuropa Batavian Lion International Amsterdam 1996 ISBN 90 6707 416 0 S 19 32 39 40 48 81 niederlandisch Originaltitel Vereeuwigd in het veen Ubersetzt von Henning Stilke Hajo Hayen Die Moorleichen im Museum am Damm In Veroffentlichungen des Staatlichen Museums fur Naturkunde und Vorgeschichte Oldenburg Band 6 Isensee Oldenburg 1987 ISBN 3 920557 73 5 S 13 20 Hajo Hayen Zur Kenntnis des Bareler Moores Gem Dotlingen Landkreis Oldenburg Oldb und des dortigen Moorleichen Fundes von 1784 In Oldenburger Jahrbuch Nr 60 1961 ISSN 0340 4447 S 69 73 Martin Friedrich Pitiscus Etwas von den Eigenschaften des Torfmoore insonderheit Mumien zu bereiten uber die antiseptischen Heilkrafte desselben und uber die Kunst Leder darin zu gerben In Blatter vermischten Inhalts Band 4 1791 S 52 72 uni bielefeld de Erstpublikation des Fundes Einzelnachweise Bearbeiten Martin Friedrich Pitiscus Etwas von den Eigenschaften des Torfmoore insonderheit Mumien zu bereiten uber die antiseptischen Heilkrafte desselben und uber die Kunst Leder darin zu gerben In Blatter vermischten Inhalts Band 4 1791 S 52 72 uni bielefeld de Erstpublikation des Fundes Hajo Hayen Zur Kenntnis des Bareler Moores Gem Dotlingen Landkreis Oldenburg Oldb und des dortigen Moorleichen Fundes von 1784 In Oldenburger Jahrbuch Nr 60 1961 ISSN 0340 4447 S 73 Falk Georges Bechara Histologische elektronenmikroskopische immunhistologische und IR spektroskopische Untersuchungen an der Haut 2000 Jahre alter Moorleichen Medizinische Fakultat der Ruhr Universitat Bochum Bochum 2001 S 32 33 ruhr uni bochum de PDF abgerufen am 21 Dezember 2009 Dissertation Frank Both Mamoun Fansa Hrsg Faszination Moorleichen 220 Jahre Moorarchaologie Zabern Philipp von Darmstadt 2011 ISBN 978 3 8053 4360 2 S 87 94 Johannes van der Plicht Wijnand van der Sanden A T Aerts H J Streurman Dating bog bodies by means of 14C AMS In Journal of Archaeological Science Band 31 Nr 4 April 2004 ISSN 0305 4403 S 471 491 doi 10 1016 j jas 2003 09 012 englisch ub rug nl PDF 388 kB abgerufen am 2 Juni 2010 PersonendatenNAME Madchen aus dem Bareler MoorALTERNATIVNAMEN Frau aus dem Bareler Moor Bareler Moor 1784KURZBESCHREIBUNG MoorleicheGEBURTSDATUM 3 Jahrhundert oder 4 JahrhundertSTERBEDATUM zwischen 260 und 395STERBEORT bei Dotlingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Madchen aus dem Bareler Moor amp oldid 229262956