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Die Ludwigsburger Maschinenbau GmbH war ein Werkzeugmaschinenhersteller in Ludwigsburg Sie wurde 1947 von Fluchtlingen aus der sowjetischen Besatzungszone gegrundet und ging 1976 in Konkurs 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Anfange 2 Aufstieg des Unternehmens 3 Krise 4 Insolvenz 4 1 Insolvenzantrag 4 2 Abwicklung des Unternehmens 4 2 1 Auftragsabwicklungen in der Sowjetunion 4 2 2 Programmverkaufe 4 2 3 Sozialplan 4 2 4 IHK Ludwigsburg ubernahm Lehrwerkstatt 4 3 Volle Befriedigung der Glaubiger und Zinskonkurs 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseAnfange BearbeitenDie Ludwigsburger Maschinenbau GmbH auch Lumag oder Burr genannt wurde am 1 November 1947 in Ludwigsburg durch die Oberingenieure Willi Burr und Walter Trampusch gegrundet Beide Grunder waren erfahrene und routinierte Fachleute des Werkzeugmaschinenbaus die in Plauen Vogtland bei der Vogtlandischen Maschinenfabrik AG ein Unternehmen von Weltruf die Fertigung von Feinstbohrwerken und Sondermaschinen leiteten 2 Bereits im Jahre 1947 entwickelten und baute die Ludwigsburger Maschinenbau neue Feinstbohrwerke und Sondermaschinen der verschiedensten Typen Ihr oberster Grundsatz fur den Maschinenbau war hochste Prazision Spater folgten Transferstrassen fur die motorbauende Industrie im In und Ausland Zu den grossen Kunden gehorten insbesondere die deutschen Autobauer die fur den Motorenbau prazise Werkzeugmaschinen benotigten Unter den ersten Beschaftigten des Unternehmens befinden sich ein Stab von Ingenieuren Meistern Vorarbeitern und Monteuren die mit den beiden Firmengrundern aus der sowjetischen Besatzungszone geflohen waren In gemieteten kleinsten Raumen in der Kepplerstrasse in Ludwigsburg begannen sie zunachst mit der Reparatur von kriegsbeschadigten Maschinen Ein Aufbaukredit der deutschen Bundesregierung erleichterte die finanzielle Entwicklung Bessere und grossere Raume fanden sie alsbald in der Konigin Olga Kaserne in Ludwigsburg Aufstieg des Unternehmens BearbeitenNach dem fruhen Tod des Firmengrunders Willi Burr im Jahr 1953 entwickelte Walter Trampusch das Unternehmen erfolgreich weiter Schon im Jahre 1955 wurden uber 500 Mitarbeiter beschaftigt und fur ein neues Werk in Ludwigsburg in der Morikestrasse 81 83 der Grundstein gelegt Es umfasste eine grosse Montagehalle mit circa 5 200 m Arbeitsflache und zwei grosse Hallen von zusammen etwa 6 000 m fur die gesamte mechanische Fertigung und eine Reihe von Zubehorraumen wie Harterei Nitrieranlage Messraume Versuchsstationen Laboratorien und sanitare Einrichtungen alles mit modernstem technischen Ausrustungen 2 Die die Ludwigsburger Maschinenbau GmbH ubernahm die Marktfuhrerschaft bei den Feinstbohrwerken Noch in den 1960er Jahren wurden numerisch gesteuerte Bearbeitungszentren entwickelt mit denen das Unternehmen richtungsweisend fur die gesamte Branche wurde Fuhrend wurde das Unternehmen bei der Herstellung von Sondermaschinen fur Hinterachsgehause und die Pleuel Fertigung Im Jahre 1970 beschaftigt das Unternehmen uber 1 100 Mitarbeiter Krise BearbeitenDie erste Olpreiskrise im Jahre 1973 Olschock fuhrte zu einer spurbar nachlassenden Nachfrage der Automobilfirmen und motorbauenden Industrie die durch eine steigende Nachfrage aus der Sowjetunion zunachst aufgefangen wurde So erhielt Ludwigsburger Maschinenbau einen grossen Auftrag fur Sondermaschinen und Transferstrassen vom Kamaz Lastkraftwagen Werk und einem LKW Werk in Noworossijsk am Schwarzen Meer Auch andere deutsche Maschinenbauer profitieren von der sowjetischen Nachfrage Sie konnte jedoch die stark nachlassende Nachfrage westlicher Unternehmen nach Werkzeugmaschinen nicht ausgleichen Zu diesem Zeitpunkt war der Werkzeugmaschinenbau in Wurttemberg durch funf Unternehmen reprasentiert Neben der Ludwigsburger Maschinenbau GmbH waren dies die Karl Huller GmbH in Ludwigsburg als Marktfuhrer Cross Europa Werk GmbH in Wendlingen EX CELL O GmbH Eislingen sowie Burkhardt amp Weber GmbH Reutlingen Die Ludwigsburger Maschinenbau GmbH aber auch die benachbarte grossere Karl Huller GmbH waren nicht mehr voll ausgelastet gingen in Kurzarbeit und hatten finanzielle Schwierigkeiten Die Karl Huller GmbH suchte nach einem Ubernehmer und Kapitalgeber den sie schliesslich mit der Rheinstahl AG die zur Thyssen Gruppe gehorte fand Rheinstahl AG fusionierte ihr Hille Werk zum 1 Januar 1976 zur Firma Huller Hille GmbH mit Sitz in Ludwigsburg Auch die Ludwigsburger Maschinenbau GmbH hatte die Moglichkeit gehabt von der Rheinstahl AG ubernommen zu werden Die in Aussicht stehende Ubernahme der Karl Huller GmbH durch Rheinstahl fuhrte dazu dass die deutsche Automobilindustrie jetzt bevorzugt die Karl Huller GmbH mit Auftragen unterstutzte wahrend seit Sommer 1975 die Auftrage bei der Ludwigsburger Maschinenbau vollstandig ausblieben Ludwigsburger Maschinenbau baute zwar im Jahre 1975 280 Mitarbeiter ab konnte aber nicht verhindern dass Anfang Dezember 1975 nur noch 50 Prozent ihrer Kapazitaten ausgelastet waren und Zahlungsunfahigkeit eintrat Insolvenz BearbeitenInsolvenzantrag Bearbeiten Das Unternehmen stellte am Montag den 8 Dezember 1975 beim Amtsgericht Ludwigsburg Antrag auf Eroffnung des gerichtlichen Vergleichsverfahrens zur Abwendung des Konkurses Zum vorlaufigen Vergleichsverwalter wurde der Stuttgarter Rechtsanwalt Volker Grub bestellt Zu diesem Zeitpunkt beschaftigte das Unternehmen noch 800 Mitarbeiter und 106 Auszubildende Das Stammkapital der Gesellschaft betrug 5 6 Millionen DM von dem 76 4 Prozent die Familie Burr mit Alice Burr geb Assum ihrem Sohn Hartfried Burr sowie ihrer Tochter Gunde Maeker geb Burr hielt Der Firmenmitgrunder Walter Trampusch besass nur noch eine Minoritat von 24 4 Prozent Der Geschaftsfuhrer Hartfried Burr verfolgte den Vergleichsantrag fur die Firma Ludwigsburger Maschinenbau GmbH nicht weiter sondern erwarb bereits drei Tage nachdem er diesen Antrag stellte eine bestehende GmbH die er in Burr GmbH umbenannte und mit der er wieder ein Maschinenbauunternehmen aufbauen wollte Uber die Weihnachtsfeiertage 1975 wurde er von Mitarbeitern gesehen wie er im Hause der Ludwigsburger Maschinenbau GmbH Konstruktionszeichnungen vervielfaltigte und mitnahm 1 Weil selbst der Gesellschafter Geschaftsfuhrer nicht an den Fortbestand des Unternehmens glaubte wurde am 15 Januar 1976 vom Amtsgericht Ludwigsburg das Anschlusskonkursverfahren eroffnet und Volker Grub zum Konkursverwalter bestellt Dieser unternahm noch die letzten Versuche das Unternehmen im Ganzen zu erhalten und fuhrte Verhandlungen mit den letzten verbliebenen Interessenten fur eine Gesamtubernahme der Salzgitter AG und Buhrle Oerlikon Zurich Als diese fruchtlos blieben leitete er die endgultige Stilllegung des Unternehmens ein 1 Abwicklung des Unternehmens Bearbeiten Auftragsabwicklungen in der Sowjetunion Bearbeiten Die Prioritat lag darauf alle Auftrage vollstandig abzuwickeln Dazu gehorten insbesondere die Auftrage aus der Sowjetunion Die bestellten Maschinen waren bereits ausgeliefert mussten jedoch in Russland montiert werden Dazu waren 28 Monteure in die Sowjetunion entsandt worden Fur die Montagezeit war ein Jahr geplant Die Vergutungen die fur diese Montage vereinbart waren waren bei weitem nicht kostendeckend Grub verhandelte deshalb im Februar 1976 eine ganze Woche in Moskau mit den Geschaftsfuhrern der beiden russischen Kunden um neue Vergutungssatze zu vereinbaren Die russischen Partner bezogen sich auf die bestehenden Liefervertrage und konnten nicht verstehen dass diese vom Konkursverwalter nicht einzuhalten waren Grub konnte sie schliesslich uberzeugen als die russische Justiziarin eine deutsche Konkursordnung aus dem Jahre 1931 in ihren Bestanden fand Schliesslich gelang es neue Vergutungssatze zu vereinbaren und bis Ende 1975 mit den Monteuren der Ludwigsburger Maschinenbau alle in Russland stehenden Maschinen in Betrieb zu nehmen 1 Programmverkaufe Bearbeiten Im April 1976 verausserte Grub das Programm der numerisch gesteuerten Bearbeitungszentren an die Deutsche Industrieanlagen GmbH ein bundeseigenes Unternehmen das es im Fritz Werner Werk in Berlin zum Einsatz brachte In Ludwigsburg wurde noch mit den Mitarbeitern der Ludwigsburger Maschinenbau GmbH ein Konstruktionsburo unterhalten Die Huller Hille GmbH ubernahm von Grub einen Monat spater das gesamte spanabhebende Programm der Sondermaschinen insbesondere das Programm der Feinstbohrwerke Sozialplan Bearbeiten Im Konkurs der Ludwigsburger Maschinenbau GmbH machte man hierzulande das erste Mal Bekanntschaft mit einem umfassenden Sozialplan 3 Im November 1976 vereinbarte Grub mit dem Betriebsrat einen Sozialplan fur die 800 von der Kundigung betroffenen Mitarbeiter Er sah Abfindungen in Hohe von insgesamt 7 Millionen DM vorsah Dieser Umfang wurde von der wurttembergischen Industrie mit gewisser Sorge gesehen Die Abfindungen kamen noch Weihnachten 1976 zur Auszahlung Den Abschluss der Verwertungen brachte der Verkauf des Betriebsanwesens in der Morikestrasse 81 83 an die Firma Stihl in Waiblingen die dort ein Zentrallager einrichtete 1 IHK Ludwigsburg ubernahm Lehrwerkstatt Bearbeiten Ludwigsburger Maschinenbau verfugte uber eine ausgezeichnete Lehrwerkstatt die mit modernen Maschinen und zwei Meistern besetzt war die fur eine optimale Ausbildung der Lehrling diente Sie wurde im gesamten Bezirk geschatzt weil das Unternehmen nicht nur fur seinen eigenen Bedarf ausbildete Zum Zeitpunkt der Konkurseroffnung waren 106 Lehrlinge beschaftigt Die Ausbildung sollte unbedingt fortgefuhrt und auch die Lehrwerkstatt nach Moglichkeit erhalten werden Dafur setzte sich die ortliche Industrie und Handelskammer Ludwigsburg aber auch der Ministerprasident von Baden Wurttemberg Hans Filbinger ein indem er das Vorhaben finanziell unterstutzte Unter Fuhrung und Finanzierung der Industrie und Handelskammer Ludwigsburg gelang es die Lehrwerkstatt fortzufuhren und alle Lehrverhaltnisse ordnungsgemass zu beenden Nur fur die dauerhafte Fortfuhrung dieser Lehrwerkstatt gab es keine Unterstutzung 3 Volle Befriedigung der Glaubiger und Zinskonkurs Bearbeiten Die Ergebnisse der Verwertung fuhrten bis zum Jahre 1979 zu einer vollstandigen Befriedigung aller Konkursverbindlichkeiten die sich auf 52 2 Millionen DM beliefen Ein Betrag von 1 3 Millionen DM wurde fur die Befriedigung der Konkursglaubiger nicht benotigt dieser wurde jedoch einem sogenannten Zins Konkursverfahren zugefuhrt indem die Konkursglaubiger ihre Zinsforderungen ab Konkurseroffnung bis zu ihrer Befriedigung anmelden konnten Hier wurde nochmals ein Betrag von 2 3 Mio DM an Forderungen angemeldet sodass auf die Zinsforderungen nochmals eine Quote von 45 Prozent ausgeschuttet werden konnte 1 Siehe auch BearbeitenListe von WerkzeugmaschinenbauernEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Wilfried Simonis Funf Jahre nach dem Konkurs von Lumag In Ludwigsburger Kreiszeitung Nr 49 Ludwigsburg 28 Februar 1981 S 3 4 a b c Chronik der Ludwigsburger Maschinenbau GmbH 1958 Druckerei Ernst Klett Einsehbar im Wirtschaftsarchiv Hohenheim a b Bezirkskammer Ludwigsburg der IHK Region Stuttgart Jochen Haller Hrsg 50 Jahre IHK in Ludwigsburg Ludwigsburg 1996 S 55 Normdaten Korperschaft GND 1058623605 lobid OGND AKS VIAF 310692710 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwigsburger Maschinenbau amp oldid 238819425