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Das Ludgate war ein westlich gelegenes Stadttor der mittelalterlichen Stadtmauer Londons und wurde zu Mitte des 18 Jahrhunderts abgerissen Der Name ist noch erhalten in dem Strassennamen Ludgate Hill und der von ihr abgehenden Ludgate Square wie auch im Namen der Kreuzung Ludgate Circus Ludgate stand auf der Hohe der heutigen St Martin s Church in der Strasse Ludgate Hill auf halbem Weg zwischen der Kreuzung Ludgate Circus und der St Paul s Cathedral Die Stelle des Tores ist durch eine Gedenktafel an der Kirche markiert Eine alte Illustration des Stadttores circa 1650Lud Gate und Umgebung im 16 Jahrhundert wie man es sich 1895 vorstellte Eine Plakette markiert den genauen Ort des ehemaligen Stadttores Inhaltsverzeichnis 1 Wortherkunft 2 Geschichte 3 Das Gebaude 4 In der Literatur 5 EinzelnachweiseWortherkunft BearbeitenEntgegen der Behauptung des normannisch walisischen Geoffrey von Monmouth in seiner Historia regum Britanniae Ludgate Porth Llydd sei von einem alten britischen Konig Lud son of Heli erbaut worden siehe auch die mythische Figur Lludd wurde der Name von spateren Schriftstellern wahlweise eher von Flood gate Fluttor oder nach dem nahe dieser Stelle fliessenden heute unterirdisch gefuhrten River Fleet Fleetgate 1 herruhrend oder von ludgeat oder altenglisch hlid geat abgeleitet angesehen was Hintertor oder Ausfalltor bedeutet 2 3 4 5 6 7 Geschichte BearbeitenDie Romer bauten entlang des Nordufers der Themse eine Strasse nach Westen die vermutlich durch ein Tor fuhrte das spater als Lud Gate bezeichnet wurde und Teil der Befestigungen von Londinium gewesen sein soll Das Tor soll uber die Strasse nach Westen gewacht haben welche zu den Grabfeldern der Romer an der heutigen Fleet Street fuhrte Jedoch archaologische oder anderweitig dokumentierte Beweise dafur dass die Romer hier ein Tor gebaut haben gibt es nicht 8 John Stow der im 16 Jahrhundert seine Survey of Londoin niederschrieb erwahnt das Tor erstmals in der Forschung So zahlte er grossere Reparaturen am Tor Jahr 1216 1260 und 1586 auf ebenso wie eine grosse Erweiterung des implementierten Gefangnisses im Jahr 1463 9 Eine Erwahnung fand das Ludgate im Ersten Krieg der Barone als die Konigsgegner das Tor ausbesserten oder neu aufbauten Sie nutzten dazu Steine von abgebrochenen judischen Hausern Einer der Mauerstucke trug die hebraische Inschrift This is the ward of Rabbi Moses the son of the honourable Rabbi Isaac 1260 wurde das Tor erneut restauriert Auf der innerstadtischen Ostseite St Paul s Cathedral zugewandt wurden Skulpturen mit Darstellungen von Konig Lud und seinen Sohnen angebracht und im 16 Jahrhundert wurde die westliche Seite mit einer Darstellung Konigin Elisabeths geschmuckt 10 Der Stadtturm wurde wie in vielen Stadten Europas ublich auch als Schuldgefangnis genutzt Neben Ludgate war es in London noch das Newgate was Gefangene beherbergte Die Ehre dort zur Erzwingung seiner Schuldenbegleichung einsitzen zu mussen kam in Ludgate vorwiegend den Freemen Londons zu Auch Geistliche sassen hier fur kleinere Vergehen ein 10 1419 wurde das Schuldgefangnis geschlossen und die Gefangenen wurden ins Newgate Gefangnis uberfuhrt Der Grund lag in der Aufhebung des Status als Gefangnis fur Freemen durch die zunehmende Aufnahme weniger ehrbarer Burger false persons of bad disposition Innerhalb nur weniger Monate verstarb eine nicht uberlieferte Anzahl der versetzten Gegangenen im Newgate Prison ihr Tod wurde der stinkenden und verderbten Umgebung fetid and corrupt atmosphere in Newgate zu Lasten gelegt sodass es fur einige Jahre geschlossen wurde und dafur das Ludgate reaktiviert wurde 11 12 Der Turm hatte ein bleigedecktes Dach auf dem die Gefangenen sich an der frischen Luft bewegen konnten und einen grossen Raum in Bodenhohe wo ein Umherlaufen moglich war In den 1450er und 1460er Jahren wurde das Tor von Sir Stephen Foster dem Lord Mayor of London von 1454 erweitert Er und seine Frau Agnes begannen noch im Jahr seines Burgermeisteramtes das Tor wie das Schuldgefangnis zu renovieren und zu erweitern Nach seinem Tode 1458 fuhrte seine Witwe das Projekt bis zu dessen Fertigstellung im Jahr 1463 fort und erreichte zudem beim zustandigen Lord Mayor jenen Jahres Matthew Philip die Abschaffung der bisherigen Verordnung wonach Schuldner ihre Unterbringung und Verkostigung selber zu zahlen hatten Eine Messingtafel erinnerte dort an ihr gonnerhaftes Wirken 13 Im 17 Jahrhundert vermutlich bedingt durch den Stadtbrand und Wiederaufbau gab es sie aber nicht mehr 14 Devout souls that pass this way For Stephen Foster late mayor heartily pray And Agnes his spouse to God consecrate That of pity this house made for Londoners in Ludgate So that for lodging and water prisoners here nought pay As their keepers shall answer at dreadful doomsday Gleichwohl hatten die Warter weiterhin ein leichtes Spiel wenn es um die eigene Vorteilnahme ging So wurde Essen teuer an die Gefangenen verkauft und zur Unterstutzung ihrer Gier wurden Gefangene auch gefoltert bisweilen auch im Auftrage ihrer Glaubiger die hierfur bezahlten Dies erfolgte etwa mit schweren Eisen die an oder auf die Gefangenen gelegt wurden Stocken oder Schlafentzug 15 16 Es kam aber vor dass sich die Warter bei Aufdeckung hierfur vor Gericht rechtfertigen mussten und auch bestraft wurden 17 Das Gebaude BearbeitenDer Turm wie er nach Abriss und Neubau zwischen 1454 und 1468 entstand bemass 13 6 m in der Lange und 11 Meter in der Breite Bei einer Wandstarke von je 0 9 Metern verblieben den Gefangen nach damaligen Massstaben ausreichend Raum sich zu bewegen was vor dem Umbau nicht so moglich war Oberhalb befanden sich die Zellen und Treppen fuhrten in das oberste Geschoss wo die Gefangenen Sonnenlicht und frische Luft bekamen Die Hohe des Ludgate ist nicht bekannt 1554 hatte das Ludgate Prison 30 Gefangene 1586 wurde es abgerissen und zu Kosten von 1 500 neu errichtet 18 nbsp Das Ludgate im Great Fire of London 1666Wahrend des Grossen Brands von London 1666 wurde das Tor stark beschadigt brannte innen aus und musste wieder neu aufgebaut werden Dabei erhielt es ein dreistockiges Gefangnis einen Wachraum und einen Glockenturm 18 Eine Beschreibung des Gefangnisses von 1725 enthalt folgende Angaben frei ubersetzt mit Weglassungen Das Tor erhebt sich mit einer einfachen Bogendurchfahrt fur Kutschen und Fuhrwerke An jeder Seite befinden sich Eingange fur Fussganger Die Frontseite ostwarts zu St Paul gewandt ist geschmuckt mit den Statuen von Konig Lud und seinen zwei Sohnen gegenuber schmuckt die Statue von Queen Elizabeth der Fleet Street zugewandt Das Dach ist mit Blei gedeckt was von einem Turm gekront wurde in dem sich eine Uhr mit zwei Zifferblattern befindet jeder Seite eines zugewandt An der Sudseite befindet sich ein von Dame Agnes Foster errichtetes Gebaude ebenfalls bleigedeckt auf welchem die Gefangnisinsassen die Freiheit haben umherzugehen um sich zu erfrischen dieser Teil wird nun die Common Side genannt hierzu spater mehr Die Aussenseite haben wir gesehen gehen wir nun in das Innere dies tun wir durch eine grosse Ture die sich direkt am sudlichen Seiteneingang fur die Fussganger befindet Als wir 6 Stufen emporgestiegen sind sehen wir als erstes einen grossen Kasten mit einer aufgemalten Inschrift There are to satisfy all that are willing to give their Charity to this House that the Money is put into this Box which hath Three Locks one Key being kept by the Keeper another by the Master of the Box and the third by the Assistant of the Day and no Money to be taken out without their mutual Consent to be justify destributed among the Prisoners Gegenuber auf der linken Seite ist eine kleine Ture welche in das Buro offnet welches so heisst weil alle Gefangenen dort erfasst werden Dahinter schliesst sich ein weiterer Raum an in welchem sich die Gefangenen frei bewegen durfen Das nachste was zu erkennen ist ist eine Luke die in das Gefangnis offnet worin wenn man sich nach rechts wendet man in einen Raum namens Lumbry kommt wo gleich zur Linken eine Tur zu den Stocken fuhrt mit denen Zuwiderhandelnde bestraft werden An einem grossen Fenster steht der eine oder andere Gefangene um die Vorbeigehenden um Geld anzubetteln Etwas weiter befindet sich eine Ture zur Rechten wo die Treppe ist die in den Keller fuhrt in welchem an die Insassen Getranke und Tabak verkauft werden jedoch ohne die Moglichkeit anschreiben zu lassen Allerdings ist zu sagen dass der der reichlich trinkt und andere ermuntert es ihm gleich zu tun Kredit erhalt aber wenn er aus Not heraus danach fragt soll er kein Pint Bier erhalten um ihm hieraus zu helfen Gegenuber der Kellertreppe befindet sich die grosse Zisterne welche aus der Themse versorgt wird Fruher geschah dies noch aus einer Quelle wie es Dame Agnes verfugte Etwas weiter ist ein eisernes Gitter was zur Sudpforte offnet wo einige Gefangene die Passanten ebenfalls um Geld anbetteln In der Ecke der Kellertreppe ist ein schmuckes Treppenhaus beleuchtet durch ein grosses Oberlicht nach 11 oder 12 Stufen kannst du einen kleinen Raum uber der Seitenpforte sehen welcher XVIII genannt wird und manchmal als Trinkstube dient daran anschliessend zwei andere Raume die nun vom Kellerwachter belegt sind Einige Stufen hoher befindet sich der dritte Stock welcher sobald du ihn erreicht hast sich eine Ture in eine grosse Raumlichkeit offnet die White Room genannt wird mobliert mit einem langen Tisch und Banken und einen grossen Kamin wo jeden Sonntag Fleischbruhe mit ganzen Stucken eine besondere Vergunstigung fur die Gefangenen darstellt 14 nbsp Die erhaltene Statue Queen Elizabeth I wie sie bis 1760 an der Westseite des Ludgate angebracht warWie die meisten Stadttore Londons wurde auch das Ludgate 1760 abgetragen Die angebrachten Statuen von Konig Lud seinen Sohnen und Konigin Elisabeth I wurden in die Kirche St Dunstan in the West in der Fleet Street verbracht wo sie noch heute zu sehen sind Die Reste des Tores wurden am 30 Juli 1760 fur 148 Pfund verkauft 19 In der Literatur BearbeitenLudd s Gate wird erwahnt in Bernard Cornwells historischen Roman Schwertgesang welcher in der Regierungszeit Alfred des Grossen angesiedelt ist Das pseudohistorische Werk Geoffrey of Monmouths Historia Regum Britanniae verfasst um 1136 behauptet die Namensherkunft von einem walisischen Konig namens Lud Son of Heli welcher auch London seinen Namen gegeben haben soll 20 21 In seinem fiktiven Roman A New Wonder a Woman Never Vexed von 1631 beschreibt William Rowley die Geschichte des Kennenlernens von Stephen und Agnes Fo r ster in Schuldgefangnis von Ludgate Ludgate erscheint in Walter de la Mares Gedicht Up and Down aus Collected Poems 1901 1918 Band II Songs of Childhood Peacock Pie 1920 Das Gefangnis wird in Daniel Defoes Roman Roxana The Fortunate Mistress von 1724 erwahnt Einzelnachweise Bearbeiten Walter Thornbury Ludgate Hill In Old and New London Band 1 Institute of Historical Research 1878 abgerufen am 30 Juli 2020 Gillian Bebbington London Street Names Batsford Books heute Pavilion Books London 1972 ISBN 978 0 7134 0140 0 207 online Charters of Abingdon Abbey Volume 2 Susan E Kelly Published for the British Academy by Oxford University Press 2001 ISBN 0 19 726221 X 9780197262214 Seiten 623 266 Geographical Etymology Christina Blackie S 88 English Place Name society Band 36 The University Press 1962 S 205 Middle English Dictionary University of Michigan Press 1998 S 972 ISBN 0 472 01124 3 William Kent An encyclopaedia of London Dent 1951 Seiten 402 ff excavations at 42 6 Ludgate Hill and 1 6 Old Bailey London EC4 PDF 8 19 MB John Stow Survey of London Hrsg C L Kingsford 1908 Seiten 38 39 a b John Timbs Curiosities of London London 1867 online London Metropolitan Archives Journal 1 f 57v CCR 1409 1413 S 215 LBI S 215 Memorials Seiten 673 674 London Metropolitan Archives Journal 1 f 65 LBI S 227 Memorials S 677 Caroline M Barron Forster Agnes d 1484 Oxford Dictionary of National Biography Oxford University Press 2004 online edn Jan 2008 abgerufen am 21 Dezember 2022 a b The Present State of the Prison of Ludgate 1725 in der Google Buchsuche The National Archives C1 67 142 1483 1485 Robert Fossell a debtor in Ludgate was loaded with irons and prevented from sleepin R Baldwin The London Magazine Or Gentleman s Monthly Intelligencer Band 29 London 1760 online in der Google Buchsuche London Metropolitan Archives Rep 10 f 71b 1538 a b Kings hills and prisons The story behind Ludgate in the City of London Blog Thomas Pennant Some Account of London 1790 5 Auflage 1813 S 318 Neil Wright The Historia Regum Britannie of Geoffrey of Monmouth Boydell and Brewer Woodbridge 1984 ISBN 978 0 85991 641 7 Seiten xvii xviii Zitat the Historia does not bear scrutiny as an authentic history and no scholar today would regard it as such London Memento vom 15 April 2009 im Internet Archive 51 51396 0 102261 Koordinaten 51 30 50 3 N 0 6 8 1 W Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludgate Stadttor amp oldid 236837686