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Eine Lorica bezeichnet bei Einzellern Protisten Wimpertierchen und Flagellaten eine Form einer extrazellularen Hulle um die Zelle oder seltener eine Zellkolonie die diese einschliesst Eine Lorica besitzt an einem Ende gelegentlich an beiden eine Offnung sie kann entweder mit einer Stielregion am Substrat verankert sein oder vom frei schwimmenden Organismus mitgefuhrt werden Als Lorica bezeichnete Zellhullen konnen aus organischem Material bestehen als Grundbestandteil Kohlenhydrate oder Proteine aus abgeschiedenen mineralischen Bestandteilen wie Calciumcarbonat oder Siliciumdioxid aufgebaut sein oder in eine organische oft mucose Matrix konnen mineralische Bestandteile wie Eisenoxide Sandkorner organischer Detritus oder andere eingelagert sein Die verschiedenen als Lorica bezeichneten Strukturen sind weder in der Bildung noch in der Gestalt homolog der Ausdruck gibt lediglich eine gewisse morphologische Ahnlichkeit wieder Als Lorica bezeichnete Zellhullen werden alternativ mit zahlreichen anderen Ausdrucken wie Gehause oder Scheide bezeichnet 1 Viele Forscher fassen alle Formen von extrazellularen Hullen darunter auch die verschiedenen Formen einer Lorica zu einem Typ III zusammen 2 Lorica der Kragengeisseltierchen BearbeitenDie Kragengeisseltierchen Choanomonada oder Choanoflagellata der Ordnung Acanthoecida sind durch eine Lorica gekennzeichnet wahrend die zweite Ordnung Craspedida eine anders aufgebaute als Theca bezeichnete Hullstruktur besitzen Die Lorica der Acanthoecida besteht aus einzelnen Costae Rippen genannten vorwiegend aus Siliciumdioxid aufgebauten Streifen die eine korbartige Hulle um die Zelle bilden Dabei konnen die Costae mehr oder weniger weit hervorragen Normalerweise besteht dieser Korb aus zwei Lagen einer Schicht aus langs angeordneten Costae und eine Lage aus quer oder schraubig helikal angeordneten Costae die diese verbindet Die quer transversal angeordneten Costae sitzen normalerweise auf der Innenseite konnen aber bei einzelnen Taxa auch aussen auf die langs angeordneten folgen Die innere Oberflache der inneren Costae zur Zelle hin tragt eine dunne Hulle aus Fasern Mikrofibillen aus Kohlenhydraten Jede einzelne Costa ist aus stabchenformigen Faserelementen zusammengesetzt die in gegenlaufiger Orientierung aneinandergelagert sind ihre Anzahl kann je nach Art von 5 bis zu mehreren Hundert pro Costa variieren Diese werden intrazellular produziert zusammengefugt und dann nach aussen abgeschieden Die Lorica ist meist nur wenige Mikrometer lang bei Bicosta spinifera Acanthoecidae Choanoflagellida erreicht sie 100 Mikrometer Lange Die einzelnen Costae sind meist gleich aufgebaut bei wenigen Gruppen sind zwei oder mehr verschiedene Typen morphologisch unterscheidbar Sie sind entweder abgeflacht oder besitzen runden Querschnitt Bei der Zellteilung sind zwei verschiedene Varianten moglich Bei wenigen Gattungen z B Acanthoeca erbt eine Tochterzelle die Lorica die andere unbehullte nudiforme schwimmt davon und bildet spater eine eigene Lorica aus Bei anderen Gattungen wird eine tectiforme Tochterzelle in umgekehrter Orientierung aus der alten Lorica herausgeschoben und bildet bereits dabei eine neue Hulle aus vor der Zellteilung vorfabrizierten Costae aus 3 4 5 Lorica der Ciliaten BearbeitenBei den Ciliophora ist der Aufbau und die Gestalt der Lorica variabler Meist handelt es sich um eine mehr oder weniger lose Hulle die am Substrat verankert ist und am vorderen anterioren Ende eine Offnung besitzt Bei einigen Gruppen bilden die Zellen mit ihren Loricae eine baumchenartige Zellkolonie aus Die Lorica wird vom Organismus nach aussen abschieden und in verschiedenen Gruppen mit von aussen kommendem Fremdmaterial verstarkt Ihre Matrix kann aus faserigen Proteinen aufgebaut sein haufiger sind schleimige Hullen aus Mukopolysacchariden Sie konnen Chitin Tectin oder Pseudochitin enthalten Die Hulle ist manchmal verkalkt oder es sind Sandkorner oder andere Fremdmaterialien eingelagert 6 Eine Lorica kommt etwa bei Ciliaten der Unterklasse Peritrichia in den Familien Lagenophryidae und Vaginicolidae oder bei den zu den Heterotrichida gehorenden Folliculinidae vor Bei den Vaginicoidae kann sie mit einem Deckel Operculum versehen sein Ciliaten der Unterordnung Tintinnina der Tintinniden besitzen ebenfalls eine Lorica obwohl sie frei schwimmende Organismen des Mikrozooplanktons sind Viele Gattungen wie Tintinnopsis sind anhand der Gestalt der Lorica bestimmbar Diese ist meist rohren oder vasenformig Die Lorica ist bei diesen Organismen ein Schutz gegen Fressfeinde es konnte gezeigt werden dass Individuen mit grosser Lorica seltener von Ruderfusskrebsen gefressen werden 7 Einzelnachweise Bearbeiten H R Preisig O R Anderson J O Corliss O Meestrup M J Powell R W Robertson R Wetherbee 1994 Terminology and nomenclature of protist cell surface structures Protoplasma 181 1 28 Burkhard Becker The cell surface of flagellates In Barry S C Leadbeater amp J C Green editors The Flagellates Unity diversity and evolution Taylor amp Francis London und New York 2000 ISBN 0 7484 0914 9 Barry S C Leadbeater The Choanoflagellates Evolution Biology and Ecology Cambridge University Press 2015 350 Seiten ISBN 978 0 521 88444 0 H R Preisig 1994 Siliceous structures and silicification in flagellated protists In R Wetherbee R A Andersen J D Pickett Heaps edtors The Protistan Cell Surface Springer Verlag Wien amp New York 1994 ISBN 978 3 7091 9380 8 Abbildungen verschiedener Arten mit ihrer Lorica z B in Helge Abildhauge Thomsen amp Jette Buch Ostergaard 2017 Acanthoecid choanoflagellates from the Atlantic Arctic Region a baseline study Heliyon 3 7 e00345 doi 10 1016 j heliyon 2017 e00345 John O Corliss The ciliated Protozoa Characterization Classification and Guide to the Literature Pergamon Press Oxford etc 2nd edition 1979 ISBN 0 08 018752 8 John Dolan 2010 Morphology and Ecology in Tintinnid Ciliates of the Marine Plankton Correlates of Lorica Dimensions Acta Protozoologica 49 235 244 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lorica Einzeller amp oldid 197028385