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Die Loretokapelle im Ortsteil Bernau von Leibstadt im Kanton Aargau ist eine typologisch und historisch interessante Nachbildung der Casa santa Heiliges Haus im italienischen Wallfahrtsort Loreto aus dem Jahr 1672 Loretokapellen finden sich in vielen europaischen Landern Die Loretokapelle Bernau bei Leibstadt AargauSchloss Bernau im Aargau Federlithografie um 1840Seit dem 13 Dezember 1963 steht die Kapelle nach einem Beschluss des Aargauischen Regierungsrates unter Denkmalschutz Inhaltsverzeichnis 1 Ausstattung 2 Lokale Fama 3 Zeit und kunstgeschichtliche Einordnung 4 Spatere Nutzung 5 Restaurierungen 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 FussnotenAusstattung BearbeitenDie Bernauer Loretokapelle besteht im Ganzen aus zwei kleinen Kapellenraumen unter einem Dach Die eigentliche etwa 36 m grosse Loretokapelle Normmasse Lange 9 25 m Breite 4 1 m und Hohe 5 m befindet sich im Osten Sie wurde am 29 Oktober 1676 vom exilierten Basler Weihbischof und Titularbischof von Chrysopolis Kaspar Schnorf der Gottesmutter Maria geweiht Im Westen grenzt die durch einen vergitterten Durchgang angeschlossener Vorraum an Er wurde als Kapelle der 1846 abgegangenen Schloss Bernau genutzt Die hochbarocke Einrichtung im Knorpelwerk der beiden Kapellenraume ist in grossen Teilen bauzeitlich und wird durch hochwertige barocke Epitaphe und Bildnisse der in der Gruft bestatteten Mitglieder der Familie Roll von Bernau aus der Urner Linie bereichert Der Hochaltar mit dem Gnadenbild ist durch eine Schranke mit aufgesetztem holzernem Gitter und darauf sitzenden Engeln vom Chor abgetrennt Das Gnadenbild wurde von der Familie von Roll im 18 Jahrhundert der Kirche im gegenuberliegenden deutschen Dogern vermacht und wurde deshalb bei der letzten Renovation durch eine kleinere Fassung ersetzt Die Wande der Kapelle und das Tonnengewolbe wurden mit dem fur Loretokapellen typischen Backsteinmuster und dem Sternenhimmel bemalt Der ehemalige Eingang an der Nordwand ist nach Suden versetzt Er dient heute innenseitig als Nische fur eine Skulpturengruppe mit Maria Jesus und Josef Zu dem in Loretokapellen singularem Engelsfenster uber dem Altar wurden in spaterer Zeit zwei seitliche Fenster in Altarhohe eingebaut Bauzeitlich ist eine schlichte offene unterteilte Sakramentsnische Ein mit einer schweren Gittertur versehener Durchgang fuhrt in die eigentliche Schlosskapelle Auch sie enthalt zwei bauzeitliche Seitenaltare im Knorpelwerkstil Eine leere Altarnische enthalt eine neuzeitliche Messingtafel mit dem Stammbaum der Familie von Roll Den Raum erhellen zwei rechteckige Fenster Ein separater Eingang nach Westen in Richtung Schloss stammt ebenfalls aus spaterer Zeit In beiden Raumen befinden sich mehrere barocke Epitaphe der Familie von Roll von Bernau sowie die Portrats des letzten Schlossherren Karl Josef Antonius Sylverius Aloysius von Roll zu Bernau und seiner Ehefrau Lokale Fama BearbeitenDie lokale Fama behauptet der kinderlose Erbauer von Schloss Bernau Franz Ludwig von Roll 1622 1695 habe die Kapelle in der Hoffnung auf einen Stammhalter errichten lassen Nach daraufhin einsetzendem reichem Kindersegen habe er gelobt eine Kirche zu bauen wenn dieser ende Ein Blick auf die Stammtafel mit mehreren Geburten vor 1672 widerlegt die Fama Zeit und kunstgeschichtliche Einordnung BearbeitenTraditionell wird die Loretokapelle Bernau als kombinierte Schlosskapelle und Grablege der Familie von Roll angesehen 1 Diese Funktionen ergeben sich aber nicht zwingend aus der Bauweise und der Lage ostlich des eigentlichen Schlossareals Auch eine Funktion als Wallfahrtskirche wie in den regionalen Loretokapellen auf dem Achenberg oder in Stuhlingen ist nicht belegt Die Kapelle liegt ostlich des Schlosses jenseits des Schlossgrabens Der vermauerte bauzeitliche Haupteingang liegt rheinseitig er wurde Mitte des 18 Jahrhunderts auf die dem Schloss zugewandte Seite verlegt und mit dem Allianzwappen derer von Bernau und von Reinach versehen Die Nutzung der Kapelle als Grablege der Familie setzte erst 1686 ein Als erstes Mitglied wurde das am 13 Juli 1686 geborene und bereits am 18 Oktober 1686 verstorbene Enkelkind Katharina der Maria Agnes in der Kapelle beigesetzt Von grosser Bedeutung erscheint das Grundungsjahr 1672 zu dessen Beginn der Hollandische Krieg einsetzte Da 1415 der Bergfried von Burg Bernau die Grenze zwischen dem von den Eidgenossen annektierten Aargau und dem Osterreichischen Fricktal markierte lag das 1646 bezogene Schloss genau auf der Grenzlinie und stand somit auch unter dem Schutz der Eidgenossenschaft Franz Ludwig von Roll selbst stand im Dienst des Kaisers und wurde am 24 Januar 1690 in den Reichsfreiherrenstand mit dem Pradikat von Bernau erhoben Verehelicht war er mit Maria Agnes von Schonau Oeschgen der Tochter des Osterreichischen Statthalters der Waldstadte Marx Jakob von Schonau Oeschgen Seit 1634 flohen die Bewohner der rechtsrheinischen Stadt Waldshut bei Einfallen der Schweden und Franzosen in eine Huttenstadt die linksrheinisch bei Full hinter dem Gasthof Goldenes Kreuz auf eidgenossischen Territorium lag Die ebenfalls der Waldshuter Stadtpatronin Maria geweihte Loretokapelle durftedie spirituelle und seelsorgerische Betreuung der Fluchtlinge erleichtert haben Maria Agnes von Schonau uber deren Geistesreichtum 1647 der Florentiner Geograf Giovanni Battista Nicolosi spottete 2 war eine fromme und der Kirche zugetane Dame die 1654 aus ihrem eigenen Vermogen den grossten Betrag fur das Waldshuter Kapuzinerkloster gespendet hatte 3 Ihren rechtsrheinischen Bindungen und einem drohenden Einfall der Franzosen wird man daher die Initiative zum Kapellenbau zuschreiben durfen Ein interessanter Bezug ergibt sich durch den Vergleich der architektonischen Details der Schlosskapelle mit den von Probus Heine angefertigten Planen fur das Kapuzinerkloster Waldshut Die Proportionen der Dachaufbau die Tur und Nischenfassungen sowie die rechteckigen Fenster sind so eng an die eigenwillige Kapuzinerarchitektur angelehnt dass die Planung einem Fabriciarius der Kapuziner wenn nicht gar Probus Heine selbst zugeschrieben werden kann Auftragsentwurfe durch Kapuzinerfabriciarii fur die Donatoren ihrer Kloster waren im 17 Jahrhundert gelaufige Praxis 4 Die Altare gleichen im Stil und Aufbau der Inneneinrichtung der Waldshuter Gottesackerkapelle Sie durften daher dem uberregional erfolgreichen Waldshuter Altarbauer Johann Christoph Feinlein und seinen zuarbeitenden Handwerksbetrieben zuzuschreiben sein nbsp Loretokapelle Leibstadt Fenster mit uberputzter unterer Facette nbsp Probus Heine Fensterentwurf nbsp Loretokapelle Leibstadt Sakramentsnische nbsp Probus Heine Entwurf Fensterlaibung nbsp Loretokapelle Leibstadt Westfassade nbsp Probus Heine Entwurf fur einen ChorabschlussesSpatere Nutzung BearbeitenEnde des 18 Jahrhunderts misslang dem letzten Freiherren Karl Josef Antonius Sylverius Aloisius von Roll zu Bernau der Einstieg in die industrielle Kleider und Kurzwarenfertigung Innerhalb des Konkursverfahrens wurden Schloss Bernau und die Kapelle versteigert Das zu Wohnungen umgebaute Schloss brannte 1847 bis auf die Grundmauern ab Die Gemeinde Leibstadt konnte die Kapelle und den umliegenden Grund erwerben und richtete 1859 einen Friedhof auf dem Gelande ein Restaurierungen BearbeitenErst in den 1950er Jahren wurde der kunstgeschichtliche Wert der Kapelle erkannt Eine erste Renovierung mit neuzeitlichen Materialien erfolgte 1955 56 Eine materialgerechte erneute Restaurierung erfolgte 1987 88 mit Mitteln der Gemeinde Leibstadt und der Stiftung Pro Leibstadt Siehe auch BearbeitenListe der Kulturguter in LeibstadtWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Loretokapelle Leibstadt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Loretokapelle Leibstadt in Horizonte Aargau Loretokapelle Leibstadt Flyer der Romisch Katholischen Kirche im Aargau Loretokapelle Leibstadt im Denkmalschutzinventar des Kantons AargauFussnoten Bearbeiten Vgl Abschnitt Geschichte auf der Online Seite der Gemeinde Leibstadt Archivierte Kopie Memento des Originals vom 14 Juli 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www bv aktuell ch Robert Hilgers Hrg Giovan Battista Nicolosi Brief vom 29 Januar 1646 in Die Deutschlandreise Schauble Rheinfelden 1977 Vgl Romualdus Stockacensis Monasterium Waldishuttanum In Historia provinciae anterioris Austriae fratrum minorum capucinorum Andreas Stadler Kempten 1747 S 236f Vgl Walther Hummerich Ordensbaumeister und Profanbauten in Kapuzinerarchitektur in den Rheinischen Ordensprovinzen Selbstverlag der Gesellschaft fur Mittelrheinische Kirchengeschichte Mainz 1987 S 99 47 59597 8 17237 Koordinaten 47 35 45 5 N 8 10 20 5 O CH1903 655186 271956 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Loretokapelle Leibstadt amp oldid 236059378